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Forum: "Geschichte zum Weiterschreiben (bitte höchstens 10 Sätze)"
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| 5 -6. | | von: aloevera
erstellt: 04.05.2006 23:07:38 geändert: 05.05.2006 10:53:32 |
er immer noch nicht wusste, wie er sich weiter verhalten sollte.
Als Nadine von Marions permanenter Überlkeit erfuhr, wurde sie kurz nachdenklich. Sofort sprach die angehende Ärztin aus ihr. "Es gibt eine gute und eine schlechte Diagnose. Die gute - für Marion, vielleicht nicht für dich - wäre, Marion ist schwanger. Die schlechte, es könnte eine ernst zu nehmende Krankheit sein. Ich habe ja durch dich viel mitbekommen, was Lehrer leisten und auch einstecken müssen. Viel Stress und viel Frust können leicht zu einer Gastritis oder zu Magengeschwüren führen. Deshalb hab ich dir immer gesagt: LEBE! Es gibt auch ein Leben außerhalb der Schule. Feiere die Feste, wie sie fallen und lass nichts anbrennen.
Aber im Ernst, sorge dafür, dass Marion sich gründlich untersuchen lässt. Überzeuge sie davon und ich mache einen Termin für sie in der Uniklinik klar".
So war Nadine, klar in ihren Gedankenstrukturen und konsequent. Max erinnerte sich plötzlich an viele Gespräche aus der Zeit, als ihre Eltern, die vor sechs Jahren bei einem tödlichen Verkehrsunfall ums Leben kamen, noch lebten.
Nadine wusste schon früh, dass sie in die Fußstapfen ihres Vaters, einem bedeutenden Chirurgen der Uniklinik, treten würde. Ihr Wissensdrang war unerschöpflich und während Max und die Mutter nur die Augen rollten, wenn Nadine beim gemeinsamen Essen ihre Fragen an den Herrn Papa stellte, antwortete dieser mit einer Ruhe und Geduld, die ihresgleichen suchte.
Nadines Fragen bewegten sich altersmäßig aufwärts. Von den einfachen Kopfläusen über den weiblichen Zyklus bis hin zur Blaseninkontinez und dem Erreger Gardnerella Vaginalis reichte die Palette in jüngeren Jahren, solange Nadine selbst noch die Schule besuchte.
Kurz vor Beginn ihres Studiums war die Diagnostik ihr Steckenpferd und neue Wege in der Behandlung.
Der jähe Tod der Eltern war daher ein Verlust, den Nadine nur schwer verkraften konnte.
Obwohl Max und Nadine nach dem Tod der Eltern finanziell gut versorgt waren, arbeitete Nadine nebenher in der Rettungsstelle der Uniklinik, in der der Name ihres Vaters immer noch ehrfürchtig genannt wurde.
Max war medizinisch aus anderem Holz geschnitzt. Der Anblick einer Spritze bewirkte schon einen halben Ohnmachtsanfall. Wenn er zum Check-Up musste, litt er am Abend vorher schon an Durchfall und pfiff sich zwei Baldriantabletten ein. Und wenn er einen weißen Kittel sah, reagierte sein Blutdruck wie bei einem Halbmarathon.
Bei Nadine wäre Marion in den besten Händen und er war fest entschlossen, sie zu einer Untersuchung zu überreden.
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| 5.7. | | von: keinelehrerin
erstellt: 05.05.2006 08:16:46 geändert: 05.05.2006 08:37:11 |
Marion stand unentschlossen vor ihrem Kleiderschrank. Viele Fragen, wenig Antworten marterten ihr Gehirn.
Was soll ich anziehen? Was mach ich, wenn Jack früher nach Hause kommt? Wie sieht Freddy wohl jetzt aus? Was soll ich anziehen? Wie reagiert Jack, wenn er hört, dass er Vater wird? Wie reagiert Max, wenn er hört, dass Jack Vater wird? Was soll ich anziehen? Seh ich auch bald so aus wie Sabine? Mit einem Elefantenbaby unterm Pulli?
Unförmig aufgedunsen? In Stoffbahnen gehüllt wie ein Fesselballon? Die Füße in Birkenstocks, weil die Absätze der Pumps dem Gewicht nicht mehr standhalten?
An diesem Punkt ihrer Überlegungen hielt ihr arg strapaziertes Nervenkostüm nicht mehr: haltlos strömten die Tränen. Vor der Pracht ihres Kleiderschrankes, die sie nie wieder anziehen würde können, brach sie in die Knie und schluchzte los.
Nach zweiminütigem haltlosem Selbstmitleid, kam dann aber doch die Kämpferin - und die Frau - in Marion wieder zum Vorschein.
Noch sah sie ja nicht aus, wie eine Littfass-Säule!
Noch konnte sie ihr kupferrotes Stretchkleid anziehen!
Noch konnte sie auf den beängstigend hohen Pfennigabsätzen stolzieren!
Na denn, also los!!
Sorgfältig schminkte und frisierte sie sich, ständig dabei auf die Straße vorm Haus lauschend, ob sie Jacks klapprigen Peugeot hörte.
Ihn wollte sie heute abend nicht sehen!
Nie wieder wollte sie ihn sehen! Nie nie wieder! Und schon schossen die Tränen in die perfekt aufgetragene Mascara.
Dieser Mistkerl, musste er jetzt auch noch ihr Make-up runinieren, reichte ihr Leben nicht?!
Sie schnappte sich ein Kleenex, schneuzte herzhaft hinein, streckte ihrem Spiegelbild die Zunge heraus, schnappte sich die kleine CC-Tasche und nach einem letzten prüfenden Blick, ging sie zur Tür hinaus.
Sie freute sich darauf, den früheren Mitstudent wiederzusehen. Ob er ihr die Auskunft geben konnte, die sie sich erwartete?
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| 5 - 9 | | von: lebensformen
erstellt: 05.05.2006 16:47:56 geändert: 05.05.2006 16:56:43 |
und öffnete. Draußen stand... JACK! Voll bepackt mit riesigen Tüten und nicht in der Lage, den Schlüssel zu benutzen, stand er da, die Zeitung aus dem Briefkasten im Mund. Wieso hat man nie die Digital-Kamera zur Hand, wenn man sie braucht? In diesem Moment rissen die überladenen Tüten auf. Windeln, Gläschen, ein Babyphon, ein Badethermometer, eine Kuscheldecke, ein Teddy und unendlich mehr fielen ihr entgegen. Eine Nuckelflasche kullerte in die Diele und sie sah ihn an. In der Hand hielt er BÜCHER! Sie las einen der Titel: "Wie man ein guter Vater wird". Sie hatte ihn niemals etwas lesen sehen, außer den Sportteil der Zeitung, die immer noch in seinem Mund steckte wie in einem Briefschlitz. Ohne ein Wort herauszubringen, sackten ihr die Knie weg, die Schmerzen und dieser Anblick übermannten sie... |
| 5.11. | | von: keinelehrerin
erstellt: 05.05.2006 18:04:20 geändert: 05.05.2006 18:13:48 |
"Kommen sie....! Schnell!! Ich ... Wir .... Hilfeeee!!!" Der Dame an der Rezeption war dieses Gestammel nichts Neues. Professionell lockte sie die Adresse aus dem Anrufer heraus, beruhigte den aufgelösten Mann und informierte gleichzeitig die Sanitäter im Rettungswagen.
Für Jack waren die nächsten Minuten die längsten an die er sich erinnern konnte. Er wuchs über sich hinaus, hielt seine Marion fest umschlungen, um ihr Halt und Stütze zu sein, streichelte ihr beruhigend über die Arme, tupfte ihr den Schweiß von der Stirn - oder tupfte er die Arme und streichelte die Stirn?
Das zusamengerollte Bündel am Boden, das sich vor Schmerzen wand hatte seine ganze Liebe.
"Aaahhhh........ oh.......nein......" Marion hatte das Gefühl glühende Messer würden in ihren Gedärmen gedreht, wie ..... Oh Gott!!!! Das Baby!!!!! SIE VERLOR IHR BABY!!! NEIN, das durfte nicht geschehen. NICHT IHR BABY!!!!
Das war der letzte Gedanke, den sie hatte, bevor die gnädige Dunkelheit sie umfing. |
| 6 -2. | | von: aloevera
erstellt: 05.05.2006 23:27:53 geändert: 06.05.2006 09:47:10 |
flüsterte "Was ist passiert?"
Sie hatte das Gefühl, aus einem riesigen Klumpen Blei zu bestehen, unfähig, sich auch nur millimeterweise zu bewegen. Als sie in ihrer rechten Hand eine Kanüle registrierte, fielen ihr die Augen schon wieder zu.
Ihr war speiübel, und sie hatte das Gefühl zu verdursten.
Ganz weit entfernt hörte sie die resolute Stimme einer Frau. "Meine Herren, ich hatte gesagt, nur fünf Minuten. Bitte gehen sie jetzt. Die Patientin braucht absolute Ruhe."
"Frau Schäfer, hören sie mich?" Marion wollte antworten, nickte aber nur unmerklich mit dem Kopf.
"Ich bin Doktor Reimann, die Stationsärztin. Sie sind in der Uniklinik und ihnen wurde heute der Blinddarm in einer Notoperation entfernt. Sie hatten einen Blinddarmdurchbruch."
Marion stand noch zu sehr unter der Wirkung der Vollnarkose, als dass die Worte der Ärztin sie erreichen konnten und fiel in einen tiefen Schlaf. |
| 6 - 3. | | von: aloevera
erstellt: 06.05.2006 10:08:46 geändert: 06.05.2006 22:13:05 |
Als Max und Jack betreten das Krankenzimmer verließen, wartete vor der Tür eine dunkelhaarige Schönheit im weißen Kittel, die nach einem kurzen "Hallo ihr zwei", zielstrebig auf Max zusteuerte und ihn liebevoll in den Arm nahm. Sein Gesichtsausdruck deutete einen nahenden Ohnmachtsanfall an. Kreidebleich und mit der blanken Angst im Gesicht ließ er sich in Nadines Arme sinken, froh darüber, jeglicher Konfrontation mit Jack aus dem Weg gehen zu können. "Wir sehen uns", kam ihm gerade noch Richtung Jack über die Lippen, der etwas unbeholfen nach dem Ausgangsschild suchte und wortlos verschwand.
"Ich habe eine halbe Stunde Pause. Lass uns in die Cafeteria gehen. Du sieht aus, als könntest du einen starken Kaffee gebrauchen." Ohne eine Antwort abzuwarten, hakte sich Nadine bei Max ein und führte ihn in Richtung Cafeteria.
Als der Rettungswagen die fast bewußtlose Marion brachte, hatte Nadine Dienst in der Rettungsstelle. Nach Aufnahme der Personalien und dem jämmerlichen Gesichtsausdruck von Jack, wusste Nadine schnell, um wen es sich handelte. Dass sie Max´ Herzensdame so schnell und auf diese Weise kennenlernen sollte, hätte sie in ihren kühnsten Träumen nicht erwartet. Nach Einleitung aller erforderlichen Notfallmaßnahmen informierte sie Max per SMS und bat ihn, möglichst schnell in die Uniklinik zu kommen.
Dass beide Männer mit ihren Rosen nach der OP wie begossene Pudel darauf warteten, dass Marion von der Wachstation in ihr Zimmer zurückgebracht wurde, amüsierte sie. Manchmal muss man dem Schicksal eben auf die Sprünge helfen.
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