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Forum: "III. Geschichte zum Weiterschreiben"
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| 18.3 | | von: dzenata5
erstellt: 16.10.2007 11:14:15 geändert: 16.10.2007 11:48:24 |
„Mensch, was machst du denn hier?“, rief Caroline, als sie den doch seltsam wirkenden, über alle Backen grinsenden Constantin in der Krankenhauscafeteria erblickte.
„Ich hab Urlaub, und da dacht ich mal….“ „Hättest wenigstens vorher anrufen können, oder habt ihr so was nicht in eurem Kaff?“, unterbrach sie ihn, während sie prüfend und peinlich berührt ihren Cousine von oben bis unten betrachtete.
„Aber das hab ich doch! Gleich zwei mal und ich hab mich auch ganz lieb mit deinem Anrufbeantworter unterhalten! Und als du dann nicht dran bist, dachte ich, dass du vielleicht arbeitest und dann…. „ sprudelte es aus ihm heraus, sichtlich erleichtert, seine Cousine endlich vor sich zu sehen. Bevor Caroline etwas antworten konnte, erzählte er ihr von seiner Reise und seinem Glück, dass sich diese nette Unbekannte seiner erbarmte.
„Glück muss der Mensch haben! Und was treiben wir jetzt? Ich würde gern mal…“
„Langsam, langsam junger Mann“, ich hab hier erst noch einiges zu tun!“
Es war wirklich eine gute Idee gewesen, ihn ins Krankenhaus zu lotsen. Ihre Wohnung, so fürchtete sie, hätte er nie gefunden!
Der Piepser an ihrer Seite unterbrach jäh ihre Gedanken.
„Sorry, die Arbeit ruft! Ich hab hier noch ne Weile zu tun. Vielleicht trinkst du noch einen Kaffee, isst was oder schaust dir die nähere Umgebung an, aber bitte nicht weg laufen! Bin ja froh, dass das so gut geklappt hat bisher“, sagte sie, während sie zwar ruhig, aber doch zügig die Cafeteria verließ.
Gedankenverloren stieg sie in den Aufzug.
„Hm, ich freu mich ja, ihn wieder zu sehen, aber… falsches Timing! Wenn ich’s rechtzeitig gewusst hätte, hätte ich ja Urlaub…“
Auf ihrer Station angekommen, öffnete sich die Aufzugtüre und eine ältere Dame überfiel sie förmlich:
„Mensch, so klein ist die Welt! Da freu ich mich aber! Erinnern sie sich an mich? Gerda Dietze! Mein Enkel… er hatte einen Fahrradunfall.. das erleichtert mich aber, dass sie Dienst haben! Könnten sie vielleicht gleich mal nach ihm sehen? Ich komm mit!“
Sie dirigierte die völlig überraschte Caroline in den Nebengang, wo das provisorische Bett von Timmy stand. Gerda nahm die Hand ihres Enkels und streichelte sie liebevoll. „Keine Angst, Oma Gerdi ist ja da! Und schau wen ich gefunden hab! Das ist ne gute Ärztin! Ich kenn sie schon! Sie hilft dir jetzt! Wird alles wieder gut! Mach dir keine Sorgen!“
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| 18.4 | | von: aloevera
erstellt: 16.10.2007 11:58:48 geändert: 20.10.2007 17:01:10 |
Während Carolin alles in die Wege leitete, damit Timmy erst einmal geröngt wurde, strebte Constantin, versorgt mit einem großen Becher mit dampfendem Kaffee und zwei belegten Schrippen, dem Ausgang zu. Auf einer Bank genoss er die wärmenden Sonnenstrahlen und frühstückte genüsslich. Er hatte den gesamten Krankenhausvorplatz im Blickfeld und bestaunte das rege Treiben. Krankenwagen mit Blaulicht fuhren vor, Besucher strömten ins Krankenhaus oder verließen es wieder, ein Polizeiwagen mit Blaulicht hielt vor dem Eingang.
Er hatte hohen Respekt vor den Menschen, die hier tagtäglich alles taten, um Kranke zu versorgen und zu pflegen. Insgeheim war er sehr stolz auf seine Cousine. Aber mit ihr tauschen wollte er nicht. Obwohl er sich darauf freute, Berlin mal wieder zu sehen, sein erster und einziger Besuch lag zwanzig Jahre zurück, als er mit seinem Pfarrer und seiner Ministrantengruppe eine Reise nach Berlin machte. Damals durften sie per Visum nach Ost-Berlin reisen und wohnten einer Messe mit dem Berliner Bischof in der St.- Hedwigs - Kathedrale bei. Das Getümmel auf dem Krankenhaus-Vorplatz beobachtend, dachte er zufrieden an seinen kleinen schmucken Bauernhof, der inmitten der österreichischen Berge auf einer einsamen Alm lag.
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| 18.5 | | von: ines
erstellt: 20.10.2007 15:55:48 geändert: 22.10.2007 18:29:55 |
Er war uralt und hatte fast sein ganzes Lehrergehalt der letzten zehn Jahre aufgefressen. Die Erhaltung alleine war schon teuer, aber die Renovierung des Gehöfts hätte ihn beinahe an den Rand des finanziellen Ruins getrieben und die Scheidung von Sam war finanziell auch nicht gerade zu seinen Gunsten verlaufen.
„I hoit des nimma aus do bei die Viecher!“, hatte sie ihm entgegengebrüllt und sich mit dem Fitnesstrainer aus dem Wellnesshotel im Ort davon gemacht.
„In die Stadt zurück!“, das war es was Sam schon nach wenigen Wochen gewollt hatte, doch Constantin war in den Bergen erst richtig aufgeblüht. Er wollte sich nicht mehr erinnern an das psychisch aufreibende Arbeitsleben in der stadtbekannten Otto Glöckel WHS im 10. Wiener Gemeindebezirk. Selbst jetzt, da er weit weg von alledem vor einem Krankenhaus saß, mit einem Pappbecher in der Hand und an dem viel zu seichten großen Braunen nippte, kroch ihm bei dieser Erinnerung noch die Gänsehaut in den Nacken. Er war eben so anders gewesen, hatte neue Methoden im Umgang mit den Schülern gesucht und gefunden und dafür Mobbing der Kollegen geerntet.
Wie lange man das aushält? Er hätte nie gedacht, dass er es so lange schaffen würde, doch eines Morgens war er aufgewacht, hatte die fluoreszierenden Klebesterne an seiner Zimmerdecke bestaunt und das Dröhnen der Stadtautobusse versucht zu verdrängen, als er erkannte, wie weit er sich von seinen Idealen entfernt hatte und dass es an der Zeit wäre etwas Grundlegendes zu verändern. Keine zwei Wochen später war er Besitzer des Lindacherhofs am Beginn des Küthais und der erste akademisch ausgebildete Turn und Zeichenlehrer in der HS Imst, der kein staatliches Skilehrerdiplom vorweisen konnte. Es war ein Genuss! Genau so hatte er sich das vorgestellt!
Ja, er war ein Freak für die traditionelle Tiroler Gesellschaft, aber trotzdem haben sie ihn akzeptiert und nach und nach vereinnahmt. Tja und da saß er nun und trug 160 Jahre alte Krachlederne und Wandersocken. Mitten in einer Großstadt und plötzlich fühlte sich Wien gar nicht mehr so weit weg und Berlin nicht mehr so bedrohlich an.
Constantin hob seinen Blick. An der automatischen Eingangstüre hingen unzählige Plakate, einige Hinweisschilder und ein großes weißes Poster mit vielen bunten Linien darauf. „Des is a Idee!“, rief er spontan und als er alles zusammengepackt hatte, stand er auf und kehrte dem Krankenhaus den Rücken. Das Abenteuer Großstadt konnte beginnen und sein erstes Ziel war die U8 – Rathaus Reinickendorf. Das war die blaue Linie gewesen.
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| 19.1 | | von: dzenata5
erstellt: 22.10.2007 08:58:12 geändert: 22.10.2007 09:56:36 |
Nach der Visite packte Lena ihre wenigen Habseligkeiten, die sie sich im Krankenhausshop gekauft hatte, ein und verließ das Krankenhaus.
Ihr Schädel brummte zwar noch, aber sie hatte das Gefühl, dass das Krankenhaus sie nur noch kranker machte. Allein der Geruch…
Zu Hause angekommen, sammelte sie die Tageszeitungen vor der Türe auf, leerte den Briefkasten, setzte sich mit den „gesammelten Werken“ an den Wohnzimmertisch und atmete tief durch. Ein Kaffee wäre jetzt nicht schlecht. Dieser Krankenhauskaffee...!“
Sie erhob sich und ihr Blick fiel auf den Anrufbeantworter, der ihr freudig entgegen blinkte:
„Sie haben 2 neue Nachrichten. 1. Nachricht, empfangen….“
„Hallo Süße, deinen Kids geht’s gut! Hab gerade im Krankenhaus angerufen und dort erfahren, dass du wieder heim gegangen bist. Wir wollen jetzt in den Zoo. Ich komme mit ihnen dann am Nachmittag vorbei. Ist das ok? Hab dich lieb, Elli“
„Zum Speichern der Nachricht….“
„2. Nachricht, empfangen…“
Guten Tag Herr Cravellioni, hier spricht Frau Tellmann von der ABC-Bank. Ich hoffe, es geht Ihrer Frau wieder besser. Leider muss ich ihnen mitteilen, dass sie nun mit der Ratenrückzahlung ihres Hauses 5 Monate im Rückstand sind und keine weiteren Geldeingänge gebucht werden konnten. Bitte vereinbaren Sie umgehend einen Termin! Wünsche Ihnen trotzdem noch einen schönen Tag.“
„Zum Speichern der Nachricht….“
Lena ließ sich zurück aufs Sofa plumpsen und vergaß alles um sich herum. Wie versteinert saß sie da, starrte auf das Papiergewirr auf dem Tisch und heulte wie ein Schlosshund. Es schien, als müsse ihr Körper nachholen, was er monatelang unterdrückt hatte.
„Dieser Mistkerl! Dieses …. , ich könnt ihn umbringen!“
Tränen benetzten das oberste Kuvert der Briefe und Reklamezettel, die sie aus dem Briefkasten genommen hatte und verschleierten ihren Blick.
So konnte sie den gold gestanzten Absenderdruck oben in der linken Ecke des Kuverts zwar sehen, nicht aber begreifen:
„Siegfried Mayer Immobilien
Damaschkestr.5
10711 Berlin“
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| 19.3 | | von: dzenata5
erstellt: 31.10.2007 08:26:36 geändert: 31.10.2007 08:48:13 |
Sie hörte ihr Herz klopfen, während sie den Brief mit beiden Händen krampfhaft festhielt, als befürchte sie, es könnte gleich jemand herein kommen und ihn ihr abnehmen.
„ … um Sie persönlich kennen zu lernen … am … um… zu einem Gespräch …“
Immer und immer wieder las sie die freundlichen Zeilen, als könne sie es nicht glauben.
Plötzlich sprang sie auf. „Du lieber Himmel, den wievielten haben wir heut eigentlich?“
Mit dem Brief noch immer in der Hand versuchte sie sich am Familienplaner an der Pinnwand ihrer Küche zu orientieren.
„Ach herrje!“
Sie spürte Panik in sich aufsteigen.
„Ganz ruhig! Tief durchatmen!“, versuchte sie sich erst einmal selbst zu beruhigen und griff zum Telefon:
„ Hallo Elli, hab befürchtet, dass ihr schon unterwegs seid und ich hoffe du hörst die Mailbox deines Handys noch mal ab, bevor du die Kinder bringst.
Kannst du bitte die Beiden erst heute Abend bringen? Ich habe um 15 Uhr ein Vorstellungsgespräch und ich weiß nicht, wie lange ich dann unterwegs bin! Bis später und obwohl ichs dir schon öfter gesagt hab: ich bin echt so froh, dass du immer für mich da bist!
Danke!“
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| 19.5 | | von: ines
erstellt: 18.11.2007 19:41:45 geändert: 18.11.2007 19:43:56 |
jemand ganz anderen. „Frau Cravellioni? Hier spricht Fink von Siegfried Mayer Immobilien Sie waren heute bei uns zu einem Vorstellungsgespräch.“, eine kurze Pause und Lena wartete gespannt was denn da nun kommen würde. Schließlich ertönte die Stimme erneut. Die Dame räusperte sich und sprach: „ Fr. Cravellioni, ich bin die stellvertretende Geschäftsführerin und hatte heute leider einen wichtigen Termin. Naja, und demnach ich unsere Chefs kenne…wollte ich ihnen einen Vorschlag machen….ach nein, das ist nichts das man am Telefon besprechen sollte.“, eine weitere Pause folgte und Lena blickte erwartungsvoll auf ihren Anrufbeantworter. Was für ein Vorschlag?
„Wie auch immer. Ich habe ihre Unterlagen gesehen und würde sie gerne treffen. Würden sie mich bitte unter der Klappe 22 zurückrufen. Danke.“
Lena fackelte nicht lange und wählte. Das Signal ertönte und Lena wollte gerade einen Rückzieher machen und auflegen, da hörte sie auch schon die Stimme von Fr. Fink. „Mayer Immobilien, sie sprechen mir Fr. Fink. Was kann ich für sie tun?“ Lena schwieg. Was sollte sie jetzt sagen? „Cravellioni, hier...“, meinte sie schließlich leise, doch weiter kam sie nicht. „Oh wie schön, dass sie zurückrufen. Einen Moment bitte, ich schließe nur schnell die Türe.“, Lena hörte das Geräusch eines Stuhls der zurückgeschoben wurde und dann das Einschnappen eines Schlosses. „Hier bin ich wieder. Gut, dass sie mich anrufen. Ich hätte da ein Angebot für sie.“ Unwillkürlich begann Lenas Herz schneller zu schlagen, wieso wusste sie nicht. „Also gut. Ich habe ihre Unterlagen studiert und demnach ich mich schon länger mit dem Gedanken tragen selbst etwas auf die Füße zu stellen und dafür aber dringend Unterstützung brauche, dachte ich mir, wie wäre es wenn du diese Fr. Cravellioni einfach fragst. Ja, und da sind wir nun. Ich weiß Selbständigkeit ist ein gewagter Schritt, aber irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, das könnte mit ihnen passen.“, Lena schluckte. Bot ihr hier wirklich eine wildfremde Frau eine Partnerschaft in ihrem noch nicht eröffneten Immobilienbüro an? War das nicht genau das was sie eigentlich wollte? Aber war das nicht ein ziemlich großes Risiko? Würde das gut gehen? Und noch während ihr all diese Fragen durch den Kopf zischten, hörte sie sich weit entfernt sagen: „Ja, klingt interessant!“
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| 19.6 | | von: dzenata5
erstellt: 20.11.2007 08:43:51 |
„Ok, dann bis morgen um 11Uhr im Cafe´ Möhring“!
„Was für ein Tag! Schon merkwürdig, wie das Leben so manchmal spielt…“ während Lena sich eine frische Tasse Kaffee eingoss und sinnierte, klingelte erneut das Telefon. Für heute hatte sie eigentlich genug und wollte sich nur einwenig Ruhe gönnen, bevor ihre beiden Töchter die Bude wieder mit Leben füllen und ihrer Mutter die ganzen Eindrücke des sicher aufregenden Tages mit Elli erzählen wollten.
Deshalb ließ sie den Anrufbeantworter seinen gerechten Dienst tun. Sie stand daneben und schaute ihn an, als erwarte sie, dass da gleich der Anrufer zu sehen sei.
„Ähm, Lena, bist du da?“
Pause
„Geh bitte dran!“, erklang Ronaldos unsicher wirkende Stimme aus dem Apparat.
„Lass mich in Ruh!“, antwortete Lena, dabei ignorierend, dass ihr „Noch-Mann“ sie gar nicht hören konnte.
„Ich wollte hören, wie es dir geht.
Ist alles in Ordnung?“, fragte er mit sanfter Stimme.
„Wir müssen reden!“
Pause
„Das kann doch so nicht weiter gehen! Ich habe mir wirklich Sorgen um dich gemacht, als du im Krankenhaus lagst!“
„Und dich vermutlich gleich nach deinem Besuch von deiner Nutte trösten lassen!“, brüllte sie den Anrufbeantworter an.
„Wenn du glaubst, ich lass alles mit mir machen hast du dich getäuscht! Ich hab so was von die Nase voll von dir! Du wirst schon sehen!“
„… an die Kinder! Schon für sie müssen wir eine Lösung finden“
Die Haustürklingel unterbrach jäh ihren vermeintlichen Dialog mit Ronaldo.
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