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Forum: "Geschichte zum Weiterschreiben (bitte höchstens 10 Sätze)"
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| 7 - 3. | | von: aloevera
erstellt: 07.05.2006 12:02:04 geändert: 07.05.2006 12:15:08 |
Jack überlegte fieberhaft, wie er ein wenig Zeit herausschinden konnte, um seine Gedanken zu ordnen.
"Ich koche dir erst einmal deinen Lieblingstee. Setz dich, du musst ja von der langen Reise ganz erschöpft sein." "Ich bin noch lange kein Fossil und fit wie ein Turnschuh, mein lieber Sohn", donnerte sie zurück, setzte sich aber auf das mit Resten von Erdnussflips bekrümelte Sofa.
In Windeseile setzte Jack Wasser auf, verschwand im Bad und suchte verzweifelt nach Marions Nagellackentferner, um wenigstens die Schrift auf dem Badezimmerspiegel zu entfernen. "Verdammt, was haben Frauen alles für ein Zeugs", entfuhr es ihm, als er Marions Kulturbeutel hastig durchsuchte. "Das sieht ja aus, wie in einem Beischlaf-Utelsilien-Koffer", fluchte er leise. Resigniert zuckte er zusammen, als er zwischen Tampons, Mascara, Nagellack, Zahnseide, Kopfschmerztabletten und Deospray eine Flasche mit Nagellackentferner herauszog.
Ihm stockte der Atem - die Flasche war l e e r. |
| 7 - 6. | | von: aloevera
erstellt: 07.05.2006 16:23:14 geändert: 07.05.2006 16:36:02 |
Der Grüne Tee mit Zitrone war vergessen, statt dessen tranken Hildegunde und Jack einen doppelten Wodka. Jack begriff schnell, dass es keinen Sinn hatte, seiner Mutter etwas vorzumachen und begann zu erzählen. Er ließ nichts aus, beschönigte auch nichts, denn seine Mutter - das wusste er - würde auch mit Marion reden.
"Das habt ihr ja prima hinbekommen, in einer Ehekrise auch noch ein Kind anzusetzen! Konntet ihr nicht besser aufpassen, zuerst eure Probleme lösen und dann Familienzuwachs planen?". Wortlos reichte Hildegunde ihm ihr Glas hin, und er schenkte nach.
Jack wußte, worauf seine Mutter anspielte. Der wunde Punkt in ihrem Leben war sein Vater, der sich zeitig im Verlauf der Schwangerschaft abgeseilt und den Jack nie kennengelernt hatte. |
| 7 - 7 | | von: lebensformen
erstellt: 07.05.2006 16:41:03 geändert: 07.05.2006 16:51:56 |
Zur gleichen Zeit lag Marion in ihrem unbequemen Krankenhausbett und dachte nach. Sie hatten unendliches Glück gehabt, sie und das Baby. Doch was wollte das Schicksal ihr damit sagen? Bleib bei deinem Mann, er ist schließlich der Kindsvater? Oder, dein Leben ist so kurz, höre auf deinen Bauch und nimm Max, er passt so viel besser zu dir? Auf der anderen Seite hast du doch Jack mal ein Versprechen gegeben, dazu zählen auch die schlechten Zeiten...
Doch wie lange dürfen schlechte Zeiten gehen? Marion sah ein Eichhörnchen auf den Baum springen und ihr stiegen Tränen in die Augen. Sie konnte einfach nicht mehr. In ihrem Inneren spürte sie, dass Max rein theoretisch ihr Traummann war. Doch stimmte das auch? Was wusste sie eigentlich über ihn? Sie nahm sich einen Block aus der Schublade ihres Krankenhaustisches und malte zwei Tabellen auf, wie immer in Krisenzeiten: MAX und JACK waren die Überschriften und unten stand "pro" und "contra". Als sie mit dem Ausfüllen fertig war, fühlte sie sich nicht besser, denn bei Max stand auf der Contra-Seite nichts, dafür bei Jack umso mehr. So schlau war sie vorher auch schon gewesen. Auf diese Art konnte sie das Problem dieses Mal offenbar nicht lösen. Sollte sie ein Mindmap zeichnen? Und dann noch diese blöde Bettpfanne, die sie drückte. Sie klingelte nach der Schwester, aber ... |
| 7.9 | | von: ines
erstellt: 07.05.2006 21:55:23 geändert: 07.05.2006 22:03:28 |
Der Name allein bürgte für "Widerrede ist zwecklos". Marion nahm einen Schluck Kaffee und stellte sich dann den unangenehmen Fragen ihrer Schwiegermutter.
"Ein Schwindelanfall, nein besser eine plötzlich Ohnmacht", Marion jagte nach der besten Lösung, aber ihr war bewusst, dass jede Ausflucht nur eine Verzögerung gewesen wäre. Schlussendlich gab sie auf. Besser in diesem mitleidserregendem Zustand zum Verhör, als topfit auf Konfrontation mit der "Mutter der Nation" Eine lange vorwurfsvolle Standpauke erwartend lehnte sie sich, das Kaffeeheferl auf der Brust abgestützt, an ihren Polster. Aber es wurde keine Auflistung all ihrer Fehler, ganz im Gegenteil.
"Schau mein Kind, es ist nicht leicht mit meinem Sohn. Ich weiß das nur zu gut!", Marion blinzelte ungläubig über den Becherrand und lauschte interessiert den Eingeständnissen ihrer Schwiegermutter. "Er ist halt so ein Kindskopf. Ihm hat immer der Vater gefehlt, jemand den er schon als Junge mit seinem Sport beeindrucken hätte können.", sie rieb sich nachdenklich die Stirn, "Ja, und der fehlenden Anerkennung läuft er eben immer noch nach." Marion war baff. So selbstkritisch und einsichtig hatte sie Hildegunde noch nie erlebt.
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| 7.11 | | von: ines
erstellt: 07.05.2006 22:04:41 geändert: 08.05.2006 14:14:00 |
Das nervöse Zucken in ihrem kleinen Finger, dass sie seit seit dem Eintreten Hildegundes in ihr Zimmer verspürt hatte, hätte Marion richtigerweise als ihr altbekanntes Warnzeichen deuten sollen, denn Hildegundes Verständnis nahm ein jähes Ende. Die Schwiegermutter per excelance mutierte nach ihrer hoffnungsvollen Einsicht, schlagartig zur "The best upcoming grandma ever!"
"Weißt du Marion, die kommenden Monate werden Hochs und Tiefs mit sich bringen. Aber du darfst das nicht alles an meinem Sohn auslassen", tadelte sie Marion mahnend, dann schwenkte sie schnell um, wissend dass Jack auch so seine Fehler hatte.
"Naja er kann ja jetzt nachholen was ihm in seiner Jugend gefehlt hat, wo er nun für mein erstes Enkelkind gesorgt hat!" Schon setzte sie ihr bekanntes fürsorgliches Lächeln auf und begann Namensvorschläge zu machen. Marion rief die letzten Übungen ihres autogenen Trainings ab und versetzte sich bewusst in einen seeligen Dämmerzustand, während Hildegunde ihre enthusiastische Auflistung weiterführte "...Karl - Heinz, wie der fesche Minister in Wien.." schnappte sie noch auf, dann schlief sie endlich ein und träumte von einem kleinen Mädchen. |
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