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Forum: "III. Geschichte zum Weiterschreiben"
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| 20.9 | | von: ines
erstellt: 13.08.2008 11:18:30 geändert: 15.08.2008 15:43:27 |
Gott war das peinlich. Florian trat einen Schritt zurück und atmete tief ein. Was sollte er jetzt bloß tun? Langsam beugte er sich vor und spähte erneut durch den offenen Spalt. Er spürte die Röte in seinem Gesicht aufsteigen. Was zum Kuckuck ging hier vor? Völlig in seiner Beobachtung vertieft, lugte er neugierig ins Lehrerzimmer, als er ein dezentes Räuspern hinter sich vernahm und wie vom Blitz getroffen herumfuhr. Sein Ellbogen rammte die Tür und ließ sie krachend ins Schloss fallen. Florians Kopf schnellte kurz zurück, seine Hand fuhr zum Griff, doch zu spät. Sie war zu! Und damit alle gewarnt. Deckung aufgeflogen! Immer noch spürte er die Blicke der fremden Frau, die sich so gemein an ihn herangeschlichen hatte, in seinem Nacken, während er das Schloss anstarrte. Er atmete tief durch, um Fassung bemüht, immerhin war er ja Lehrer hier und kein ertappter Dieb, dann straffte er die Schultern und wandte sich an die Dame, die ihn mit überraschtem Gesichtsausdruck musterte.
„Ja, bitte, kann ich Ihnen weiterhelfen?“, fragte er säuerlich und überlegte noch im selben Moment weshalb sie ihm so bekannt vorkam. Was sie sagte hörte er gar nicht, denn er musterte sie bereits eingehend. Die Haare wunderbar zurechtgemacht, ein adrettes Kostüm in dieser tollen Farbe, die er nie benennen konnte - da sie irgendeinem Modeheini im Anflug geistiger Umnachtung eingefallen sein musste und der damit nun Generationen von Männern in Ehekrisen stürzen konnte ohne es zu ahnen - und passend dazu die Schuhe. Florian stutzte. „Die Schuhe?“, dachte er verwirrt und rieb sich die Stirn. Sein Blick war auf ein Paar ausgeblichene Crocs gefallen, helltürkis oder mintgrün, das konnte man nicht genau sagen. Auf jeden Fall waren sie hässlich, potthässlich und Florians Mund entwich ein seltsamer Laut. Sein Gegenüber unterbrach ihre Erklärung und senkte ebenfalls den Blick. „Es ist…Ich hatte…“, stammelte sie verlegen. Florian hob seinen Kopf und nahm erleichtert zur Kenntnis, dass es nun ihr Gesicht war, das in einem rötlichen Schimmer erstrahlte. Sein Mund verzog sich zu einem breiten Grinsen. „Elegantes Schuhwerk.“, stellte er in einem leichten Anflug von Zynismus fest. „Schön, dass Sie sich so um mein Auftreten sorgen, Herr…?“
„Brenner.“, antwortete Florian schnell, „Mein Name ist Brenner.“ „Aber meinen Sie nicht auch, dass es vielleicht wichtiger wäre herauszufinden wo sich meine Töchter aufhalten, die schon seit einer Stunde daheim sein sollten?“, fuhr die Frau belehren fort, „Ich störe Sie doch nicht etwa bei etwas Wichtigem?“ Florian wollte gerade etwas schlagfertig erwidern, als sein Handy läutete. Schnell griff er in seine Hosentasche um das Getöse, das die Melodie von „Fluch der Karibik“ nun einmal machte, abzudrehen, doch es war nicht seines. Sein Gegenüber aber kramte ebenso hektisch in ihrer Tasche, zog rasch ein flaches Hightechgerät hervor und hob ab. Die Musik endete abrupt. „Wo um alles in der Welt steckt ihr beiden!“, hörte er sie aufgeregt ins Telefon rufen, dann hob sie ihre Hand, legte sie über ihr Handy und meinte, „Hat sich erledigt.“ Im Nu eilte sie davon und er schaute ihr perplex nach. Neben der Eingangstüre blieb sie plötzlich stehen, zog sich umständlich umherhüpfend ihre Schuhe von den Füßen und schleuderte sie achtlos in den Mülleimer, dann riss sie die Türe auf und verließ bloßfüßig das Schulgebäude. Florian aber grinste wie ein Honigkuchenpferd. Nun wusste er wo er sie schon einmal gesehen hatte.
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| 20.10 | | von: keinelehrerin
erstellt: 01.09.2008 08:49:07 |
Doch wie das Leben nunmal so ungerecht spielt..... Dieses Lächeln wurde von Florians Gesicht weggewischt, als wiederum eine hübsche Melodie durch die Flure klang. Diesmal war es wirklich sein Mobilteil. „Brenner“, meldete er sich etwas mürrisch. „Guten Morgen, mein Sohn. Hier spricht deine Mutter.“ Florian sackte in sich zusammen. ‚Was hatte er denn heute Morgen den Göttern nur getan?‘ „Hallo Mama. Was gibt’s?“ „Du hast auch schon freundlicher geklungen, mein Lieber“, kam es säuerlich aus dem Lautsprecher. „Ich wollte mich nur erkundigen wie es dir geht. Aber wenn das schon zu viel für dich ist....“ Florian, an die Vorwürfe und Halbsätze seiner Mutter gewöhnt, beeilte sich zu versichern, dass es ihn freue, wenn sie an ihn denke. Nur sei er davon völlig überrascht worden, und er müsse nun auch sofort auflegen, weil er noch ein Elterngespräch habe. „Hach, du lügst! Nicht am ersten Tag. Aber gut.“ Rumms, durch den High-Tech-Lautsprecher konnte er das Scheppern des Höhrers auf die Telefongabel im elterlichen Dielenzimmer sehr deutlich mitbekommen. Florian verzog die Lippen, als er sein Handy wieder in die Hosentasche steckte. Er log wahrlich nicht gerne, aber Mama hatte eine Art die ständig Widerspruchsgeist in ihm auslöste.
Das Schicksal meinte es heute aber besonders gut mit Florian und war der Meinung, er könne noch etwas vertragen.
Durch das Gespräch auf dem Flur waren die beiden Kollegen im Lehrerzimmer jetzt wohl vorgewarnt, und er konnte es wagen einzutreten ohne sich und andere in kompromittierende Situationen zu bringen. Aber da hatte er weit gefehlt! Er öffnete die Tür und sah.... Nichts! Ein leerer Raum. Niemand drin. Wo waren die beiden hin verschwunden?
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| 21.1 | | von: dzenata5
erstellt: 29.08.2009 19:25:16 geändert: 29.08.2009 19:30:47 |
Die Röntgenbilder von Timmys Bein ergaben: Oberschenkelhalsbruch. Ja, wenn Timmy was macht, dann richtig!
„Aber was meinen Sie damit Hr. Doktor? Was bedeutet das genau?“, fragte Gerti den Pfleger, der die Röntgenbilder auf Timmys Bett legte.
„ Ich bin kein Arzt, ich bin Pfleger hier und werde mich um Timmy kümmern. Wie bereits gesagt, wir werden Ihren... Timmy jetzt gipsen und dann auf die Kinderstation verlegen“, antwortete er etwas unsicher, weil er zum einen nicht wusste ob die Frau vor ihm die Mutter oder Oma ist, was ihn schon mal in eine blöde Situation gebracht hat, und zum anderen hatte er selbst auch nicht viel mehr Informationen zu diesem Fall.
„Wie lange muss er denn hier bleiben? Ich mein, ich muss ihm doch dann noch Wechselkleidung, seine Lieblingsspielsachen und Bücher und so was alles bringen?“
„Das kann ich Ihnen nicht sagen, aber ich denke eine Weile schon. Das fragen Sie dort am besten die Stationsärtin. Wir haben hier eine sehr schöne Kinderstation und Timmy wird auch in ein Zimmer mit 3 anderen Kindern kommen. Da wird es ihm schon nicht langweilig!“
Gerti trat an Timmys Bett, in dem der Junge ein wenig benommen lag und zerbrechlich aussah. Liebevoll strich sie ihm über seine Haare: „du brauchst dir keine Sorgen machen! Du kriegst jetzt einen Gips und dann darfst du mit anderen Kindern in ein Zimmer. Während dessen fahr ich schnell heim und hol dir deine Sachen. Was soll ich dir denn unbedingt mitbringen?“
„Ich will da nicht hin! Nimm mich mit heim, bitte!“, flehte Timmy leise. „Lass mich nicht allein!“ „Hm, ich such mal die andere Ärztin, vielleicht kann die uns helfen, ok? Bin gleich wieder da!“
„Das sind die Momente, die ich hasse“, brummelte Gerti vor sich hin, während sie sich auf die Suche von Dr. Walk machte. Vor 3 Jahren, als ihre Tochter und ihr Mann diesen tödlichen Unfall hatten, während sie auf den kleinen Timmy aufgepasst hatte, musste sie keinen Moment überlegen, als die Frage aufkam, ob sie das Sorgerecht für ihren Enkel übernehmen würde.
Dr. Walk stand mit einer Tasse Kaffee neben der Stationsschwester und besprach gerade eine Neuaufnahme, als Gerti weniger resolut als noch vor einpaar Stunden an die geöffnete Tür klopfte und dazwischen redete.
„Ah, Fr. Doktor, ich hab da ein Problem! Der Pfleger da vorne hat mir erklärt, dass mein Enkel hier bleiben müsse, aber er will nicht! Ich kann ihn doch nicht hier allein lassen! Das geht gar nicht!“
Carolin schob Gerti sanft ein wenig zur Seite. „Ich hab gleich für Sie Zeit, ok? Kleinen Augenblick bitte!“
Carolin blätterte die Untersuchungsberichte aus Timmys Krankenakte durch, die mit dem Kind auf die Kinderstation gebracht werden sollten, überflog sie und nahm sie an sich.
„Veranlassen Sie bitte das Gipsen, ich bring die Akte selbst auf die Station 4“, erklärte sie der Schwester.
„Kommen Sie, ich zeig Ihnen mal unsere Kinderstation. Es wird Ihnen und Ihrem Enkel gefallen!“
„Ich schau mir mal eben was an. Bin gleich wieder da Schatz!“, sagte Gerti, als sie am Bett ihres Enkels vorbei kamen, und bestieg mit der Ärztin den Fahrstuhl.
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