|
Forum: "Geschichte zum Weiterschreiben (bitte höchstens 10 Sätze)"
Bitte beachte die Netiquette! Doppeleinträge werden von der Redaktion gelöscht.
|
| 9-6 | | von: izzzy
erstellt: 11.05.2006 20:21:58 geändert: 11.05.2006 20:48:16 |
Als Marion wieder in ihrem Zimmer saß, überschlugen sich ihre Gedanken. Sie fing an zu realisieren, dass sie auch schwanger war und ihr das gleiche Erlebnis wie Sabine bevorstand. Diese kleinen Hände und dieser winzige Kopf, wie er sich schutzsuchend instinktiv an die Brust seiner Mutter angeschmiegt hat. Nie wird sie den Anblick vergessen, als dieses kleine Bündel aus Sabine herauskam und ein neues Leben begonnen hat. Sie war derart gerührt, dass ihr nun der Gedanke an ein kleines Wesen in ihrem Bauch nicht mehr so absurd vorkam.
Doch leider war da immernoch ihr "kleines" Problem mit den zwei Männern. Sie wusste beim besten Willen einfach nicht was sie tun sollte. Ganz klar sie musste auf jeden Fall mit beiden reden. Nur bisher ist zwischen ihr und Max nie ein Wort gefallen, dass ihre Beziehung in irgendeiner Art und Weise definiert hätte. Ja klar, sie war sich sicher, dass sie ihm gefiel und er sie schätzte, aber reicht das denn? Wie konnte sie sicher sein, dass auch er etwas für sie empfand und vor allem, was würde er über ihre Schwangerschaft und das aprupte Ende ihrer Ehe sagen. Am liebsten hätte sie sich unter ihrer Decke verkrochen und gewartet bis sich alle Probleme in Luft auflösten.
Da sie schon wieder ganz in ihre Gedanken versunken war, merkte sie auch nicht, wie sich die Tür zu ihrem Zimmer öffnete und ... |
| 9. 7 | | von: ishaa
erstellt: 11.05.2006 22:52:16 geändert: 11.05.2006 23:22:06 |
...fuhr erschreckt zusammen, als plötzlich eine vertraute Stimme am Fußende ihres Bettes ertönte: "Na, meine Liebe, diesmal hattest du ja anscheinend tatsächlich eine gute Ausrede." Doch als sie in das vertraute Gesicht schaute, entspannte sie sich wieder. Freddy, der gute, alte Freddy. Der sein Gesicht gleich in mitleidige Kummerfalten legte und ihr einen Kuss auf die Wange gab. "Entschuldige, wie geht's dir? Du bist reichlich blass um die Nase."
"Ach, Freddybär! Diesmal wollte ich wirklich absolut pünktlich sein ..." begann Marion, sah sein Grinsen und brach in Lachen aus. Sie konnte gerade noch ein "...da kam mir der dumme Blinddarm dazwischen" keuchen, bevor sie ihn anflehte, gefälligst ernst zu bleiben, da ihre frische Narbe die Lachanfälle nicht verkraftete. Wie oft hatte der arme Mann sich den Anfang dieses Satzes schon anhören müssen! Marion bemerkte, wie wohl ihr seine Gegenwart tat. Er war so vertraut, er kannte sie, sie musste sich nicht verstellen. Oh je, sollte sie jetzt über drei Männer nachdenken?
"Du wirst ja abgeschirmt wie die Queen! Zu Hause ein feuerspeiender Drache und im Sekretariat eine sich geheimnisvoll gebende Madame 'Ich-kann-Ihnen-leider-nichts-Genaues-sagen.' Wenigstens sind deine Kollegen noch halbwegs normal. Ich hab' im Lehrerzimmer angerufen, der Kollege Karl, dem du auf der letzten Fortbildung wichtige Unterlagen versprochen hattest. Da haben sie mir wenigstens verraten, wo ich dich finde. Wenn du dich schon mal endlich bei mir meldest..."
Warum hatte sie ihn eigentlich angerufen. Sei ehrlich, Marion, das weißt du doch selbst nicht. Oder doch?
Er schaute so erwartungsvoll. Tja, warum hatte sie ihn angerufen? Hilfe, Freddy, ich kann mich nicht entscheiden, leih mir dein Ohr, deine Schulter, dein Sofa, deine Fürsorge? Oder: Finnland, Freddy, ich hab's mir überlegt, ich mach's doch, du hast gesagt, das könnte klappen. Aber leider muss ich mich jetzt erst mal erkundigen, wie und wo Frauen in Finnland ihre Kinder kriegen und wie das mit der Betreuung von Säuglingen ist und überhaupt...
Der erwartungsvolle Ausdruck in Freddys Gesicht wechselte ins Sorgenvolle. Marion räusperte sich. |
| 9-8 | | von: janneke
erstellt: 11.05.2006 22:53:50 geändert: 12.05.2006 21:10:58 |
Jack hatte währenddessen die Abwesenheit seiner Mutter für eine intensive Suche nach seinem Adressbuch genutzt. Doch, ja, der Gedanke an Frank und seine große Wohnung war verlockend. Außerdem hätte Frank ja wohl Verständnis für ihn und seine Situation. Weiber! Ob nun Hildegunde, Marion oder Simone, eine schlimmer als die andere! Einen Versuch war´s also wert - und ungestört nur unter Männern die WM-Spiele sehen zu können hatte seinen ganz eigenen Reiz.
Jack wählte die Nummer. "Steinmetz!", bellte Frank ins Telefon. Jack umriss seine missliche Lage kurz. "Sicher, klar kannst du ´ne Weile bei mir bleiben. Wird ja wieder wie in alten Studium-WG-Tagen! Du, beeil dich aber, ich muss in einer Stunde weg. Dann kann ich dir vorher alles zeigen und dir die Schlüssel geben."
Dank der durch Hildegunde angezettelten Reinigungsaktion fiel es Jack nicht allzu schwer, Klamotten für die nächsten Tage zu finden und zu packen. Er schrieb seiner Mutter noch einen Zettel , dass sie die Wohnung für sich haben könne. Seine Handynummer hätte sie ja. Eilig machte er sich auf den Weg zu Frank........... |
| 9.9 | | von: keinelehrerin
erstellt: 12.05.2006 00:40:39 |
"Freddy. Ich möchte dir mal etwas zeigen. Und dann reden wir." "Nun ja. Äh, klar. Aber was willst du mir hier zeigen?" "Überraschung," geheimnissvoll lächelnd zog Marion den Freund hinter sich her. Sie wollte ihm, dem fast einzigen Mann der ihrer Meinung nach auch ein Zartgefühl besaß, das Wunder des letzten Tages zeigen.
Behutsam klopfte sie an Sabines Tür, um das kleine Würmchen nicht im Schlaf zu stören. Vorsichtig streckte sie den Kopf durch die Tür. Die Freundin winkte. Der kleine Schatz lag friedlich schlafend neben ihr im Bett. Marion kam mit Freddy ins Zimmer. "Uh, Was machen Sie denn hier?", entfuhr es Freddy überrascht. "Liegen." Sabines Schlagfertigkeit war wieder zurückgekehrt und sie hatte wirklich schon originellere Begrüßungen gehört. "Ihr kennt euch?" stellte Marion verwundert fest. "Nein, eigentlich nicht", stellte Sabine klar. "Wir haben nur im gleichen Lokal gegessen. Damals als ich ... den Vater meines Kleinen in die spanische Wüste zurückgeschickt habe", informierte Sabine. Die Geschichte kannte Marion ja. Das kleine Fäustchen neben Sabine bewegte sich, ein niedliches Maunz erklang, dass aber in sekundenschnelle zu einem schon stimmigeren Huwähh anschwoll. Behände nahm Sabine ihren Sohn und legte ihn an. Irgendwelche Scham hatte sie dabei vor dem fast völlig Fremden nicht, sie tat die natürlichste Sache der Welt, wie vor ihr jahrtausendelang alle Frauen dieser Erde.
Marion flüsterte Freddy zu: "Ist er nicht zauberhaft? So niedlich, so süß? Ich könnte ihn stundenlang nur betrachten." "Ja, sicher ist der Kleine süß. Aber warum sollte ich mir ein Neugeborenes ansehen?" So ganz verstand Freddy nicht. "Damit du dir ein Bild machen kannst, wie so was aussieht", erklärte ihm Marion. "Dachtest du ich hätte noch nie ein Baby gesehen?! Oder was?" "Doch, schon. Ja weist du.... Ich bin ... ich will.... kannst du ...." Verflixt, war das schwer zu sagen. Und Freddy half ihr auch kein kleines bisschen, wie sollte er auch. Im Laufe von ein, zwei Tagen musste er sich aus dem Gestammel von Frauen soviel zusammenreimen und konnte doch gar nichts wissen. Er war heillos überfordert. Und so schenkte er seine Aufmerksamkeit der Sache, die ihm im Moment willkommener war. Er wandte sich der frischgebackenen Mama zu und gratulierte zu dem gesunden Kind. Sabine in ihrer unproblematischen Art hatte ihn gleich in ein Gespräch über die Verdauungstrakte eines 48 Stunden alten Babys verwickelt. Und Marion stand daneben, so schlau wie vor einer Viertelstunde. War wohl doch eine blöde Idee gewesen!
|
| 9 - 10 | | von: oblong
erstellt: 12.05.2006 16:50:44 geändert: 12.05.2006 22:26:34 |
Nein, so doof war ihre Idee vielleicht doch nicht gewesen. Jahrelang hat sie zu Freddy keinen Kontakt mehr gehabt, nicht einmal mehr angerufen hatte sie. Aber in ihrem Denken, so musste sie sich jetzt mit Bedauern eingestehen, hatte sie Freddy immer als den netten, unbekümmerten, hilfsbereiten und liebenswerten Jungen im Kopf behalten; natürlich war Freddy eigentlich der Alte geblieben - aber sie selbst hatte sich mit ihrer Situation eben geändert.
Mit dem frischen, unbekümmerten Freddy konnte sie sich ein flottes, ungebundenes Leben vorstellen, nicht aber ein Leben mit Windeln, Fläschchen und gestörter Nachtruhe.
"Hach, nee", entfuhr es ihr, als sie daran dachte, dass Freddy auch nicht der Typ war, das Kind eines anderen Mannes mitsamt einer Frau in die Arme zu schließen, die so lange keinen Kontakt zu ihm aufgenommen hatte.
Das Einfachste wäre wohl, Freddy um Hilfe in einem Bereich zu bitten, der ihm leicht fiel bei seinen guten Verbindungen.
Und so schloss Marion ihre Grübelphase ab und wandte sich, bevor sie es sich noch einmal überlegen konnte, an ihn direkt mit der Bitte... |
| 9.11. | | von: keinelehrerin
erstellt: 12.05.2006 19:44:06 geändert: 12.05.2006 20:04:56 |
"Besorg mir eine Stelle als Lehrerin an einer Schule in Helsinki. Das kann ja nicht so schwer sein, mit deinen Verbindungen. so was kleines, schnckliges, mit deutscher Schulleitung. Wo man richtig gut einsteigen kann, nicht zu abgelegen. Und am besten direkt in der Nähe von einem Hort. Eine Wohnung brauch ich natürlich auch noch." Etwas ungeordnet kamen ihre Wünsche, aber so gab es wenigstens kein Zurück mehr. Freddy war das personifizierte Verblüfftsein. Mit großen Augen starrte er seine alte Freundin an und glaubte nicht recht gehört zu haben. Er vergewisserte sich: "Du willst nach Finnland? In einen Hort? Und dort wohnen? Gehts dir gut oder tut dein Kopf noch sehr weh?" "Nein, quatsch. Du hast mich schon richtig verstanden. Ich will weg aus Deutschland. In ein Land, in dem die Situation für Lehrer nicht hoffnungslos verfahren ist, wo man noch Zeit für das einzelne Kind hat." Und nach kurzem Zögern setzte sie hinzu: "Und wo man als berufstätige Alleinerziehende nicht im Stich gelassen wird." Das kam allerdings nur noch ganz leise, so dass Freddy eigentlich glaubte, nicht richtig gehört zu haben. "Wiederhole mal den letzten Satz, den, den du so in den Bart gemurmelt hast. Ich hatte doch glatt was von Alleinerziehenden gehört." "Nee, war schon richtig. Ich bin schwanger. Ich bekomm ein Kind. Ein Baby." "Ähhh.....", fiel Freddy darauf als einzige Antwort ein. Unter der Decke knuffte ihn Sabine an, und gab ihm mit den Augen ein Signal auf Marion zuzugehen. Freddy war vielleicht nicht der allerschnellste Gedankenleser, aber ein gefühlloser Rohling war er nun wahrlich nicht und als er seinen ersten Verblüffungs-Upps von sich gegeben hatte, stand er auf, umarmte Marion und drückte sie herzlich. "Ach, das ist aber schön. Das finde ich richtig toll. Du wirst Mama. Was meint denn Jack dazu?" Sabines verzweifeltes Kopfschütteln sah außer ihrem satten Sohn keiner.
"Jack ist der Erzeuger. Aber der Vater von meinem Kind wird er nicht!" So, jetzt war es draußen! Vor Zeugen hatte sie die Trennung von Jack vollzogen. Puh, der Stein, der von ihr abgefallen war, wog Tonnen.
Verblüfft zog Sabine die Augenbrauen hoch. Ganz was Neues, eine Entscheidung. Und nun?
Freddy hielt sie auf Armeslänge von sich. "Wie soll ich das verstehen? Er ist der Erzeuger, aber nicht der Vater? Willst du mich veräppeln, oder was?" Und so begann Marion zu erzählen, von Jack und sich und Max und..... |
| 9-12 | | von: janneke
erstellt: 12.05.2006 21:22:25 geändert: 12.05.2006 21:39:40 |
Trotz Feierabendverkehrs hatte Jack es pünktlich zu Frank geschafft - pünktlich genug für: "Hier ist der Schlüssel, der Kühlschrank, das Klo, sorry, ich muss los, bis später!"........und fort war Frank.
Das gab Jack Gelegenheit, sich in aller Ruhe umzusehen. Wieso hatte er Frank bisher eigentlich so sehr bedauert, dass seine Frau ihn verlassen hatte? Der schien doch nach der Scheidung gar nicht so übel dazustehen: große Wohnung mit modernen hellen Möbeln, geschmackvolle Teppiche und Bilder (die hatte es hier zu Silkes Zeit nicht gegeben....), in der Küche Töpfe und Messer, die Tim Mälzer neidisch gemacht hätten. Jack schlenderte weiter und zögerte - nur kurz - vor der Schlafzimmertür. "Was soll´s", dachte er, "ich bin ja allein hier." Und auch hier: ein neues französisches Bett mit Satinwäsche, japanische Dekoration ("Der Kerl hat Pflanzen im Haus und sie leben noch?!?!?"), direkter Durchgang zum neugestalteten Bad. Jack war sich fast sicher, im Schränkchen über dem Waschbecken zwei Zahnbürsten und deutliche Hinweise auf eine neue Frau in Franks Leben zu finden. So richtete sich doch kein Mann von allein ein! Nach einem wohlwollenden Blick in den Spiegel öffnete Jack die kleine Tür. Bingo, Volltreffer, komplette Kosmetikserie. Jack musste grinsen und sah sich die Tuben und Tiegel genauer an. Clarins for men??? Wie bitte???? Marion hatte ihm mal zum Geburtstag `eine Freude machen wollen´ und ihm eine Pflegecreme von Clarins geschenkt. Erst als er Wochen später in der City eher zufällig den Preis der Creme entdeckt hatte, hatte er sich Marions leicht unterkühlte Stimmung der Tage nach seinem Geburtstag erklären können.
Frank, sein alter Studienkumpel, war also zum Liebhaber von Wohnungsdesign und Tuckencreme geworden. Auf den Schock brauchte Jack erstmal ein Bier. Also zurück in die Küche und hinter der Edelstahlfassade des Kühlschranks Hoffnung finden. Doch statt der ersehnten Erlösung durch ein Pils strahlten ihm Möhren, Kohlrabi, Gurken und Quark entgegen. Auch eine gründliche Suche brachte nicht hochprozentigeres als Mineralwasser zutage. "Morgen Kiste Bier kaufen", notierte Jack innerlich. Gut, dann eben einen Whisky. Jack erinnerte sich genau, dass er Frank zu dessen Geschäftseröffnung (wann war die nochmal gewesen?) eine gute Flache Auchentoshan geschenkt hatte. Die musste doch noch irgendwo sein. Er machte sich auf die Suche im durchgestylten Wohnzimmer. |
| 9 -13. | | von: aloevera
erstellt: 13.05.2006 09:35:57 geändert: 13.05.2006 10:40:34 |
Jacks suchender Blick blieb an einem in Silber gerahmten Foto hängen. Es zeigte Frank in einer schwarzweißen Badehose vor einem türkisfarben leuchtenden See. Rechts neben ihm ein junger, gut gebauter, schlanker Mann, mindestens zehn Jahre jünger als Frank mit einem Handtuch um die schlanken Hüften.
Das tief gebräunte Gesicht mit den strahlend blauen Augen und den Lachfältchen um Augen und Mund hatte Jacks Aufmerksamkeit erregt. Wer war das? Frank hatte keine Brüder. Ähnlichkeit zwischen den beiden gab es absolut nicht. Jack durcheilte gedanklich alle Studienfreunde ihrer gemeinsamen Unizeit, nein, auch da passte dieses Gesicht mit den kurzen, schwarzen Haaren nicht hinein. Dafür war der Mann an Franks Seite auch zu jung. Mit ein wenig Phantasie hätten die femininen Züge im Gesicht des rätselhaften Begleiters auch zum Gesicht einer Frau passen können. Die Erinnerung an die zweite Zahnbürste im Badezimmer brachte Jack die Erleuchtung. Konnte das sein? Konnte Frank seine Aufmerksamkeit plötzlich einem Mann zuwenden? Er, der immer das Bild eines Machos von sich gab, konnte doch nicht plötzlich schwul sein??
Jack hatte kein Problem mit Schwulen, solange sie in sicherer Entfernung blieben. Aber Frank?? Er dachte über die gestylte Wohnung nach, die ihm im Gegensatz zu früher völlig fremd vorkam, an den mit Bio gefüllten Kühlschrank, in dem früher immer ein kaltes Bier war..
In geistiger Vorausschau merkte er, dass er hier nicht bleiben konnte, das war ihm zu heiß. Noch mehr Verwicklungen konnte er nun wirklich nicht gebrauchen.
Aber vielleicht war er ein Opfer seiner Phantasie geworden. Er musste erst einmal mit Frank reden und wissen, was hier eigentlich gespielt wurde.
Er nahm den Wohnungsschlüssel und machte sich auf zur nächsten Kneipe. |
| 10 -1. | | von: aloevera
erstellt: 13.05.2006 09:54:58 geändert: 13.05.2006 10:29:42 |
Hildegundes Sturz hatte Folgen. Prof. Dr. Hegebrecht konnte auf dem Röntgenbild keinen Bruch diagnostizieren, erkannte aber eine schmal Linie, die ihm nicht so recht gefiel. Da der Fuß in Windeseile rapide angeschwollen war, verordnete er der armen Hildegunde eine Gipsschiene, zwei Krücken und absolute Bettruhe, bis zur Abschwellung des Fußes eine genauere Diagnose möglich war.
Hildegunde betrachtete diesen faszinierenden Mann und hatte ihren Groll gegen Marion fast vergessen.
Prof. Dr. Hegebrecht bot Hildegunde an, sie stationär aufzunehmen, nachdem er erfahren hatte, dass Hildegunde in Münster zu Besuch war.
Sie kämpfte mit sich. Die Aussicht, den Professor wiederzusehen, war äußerst reizvoll. Aber was war mit ihrer Reise? Sie erklärte ihm ihre missliche Lage.
"Es tut mir leid, Frau Schäfer, aber mit diesem Fuß dürfen sie nicht reisen. Der Fuß braucht Ruhe."
Hildegunde bat um ein paar Stunden Bedenkzeit, versprach dem Professor, sich noch heute telefonisch bei ihm zu melden, nachdem sie ein paar wichtige Dinge
erledigt hatte. Hildegunde hatte drei Möglichkeiten: sie verbringt die nächsten Tage im Krankenhaus, sie läßt sich von Jack in dessen Wohnung pflegen oder sie vergisst Prof. Dr. Hegebracht und tritt auf eigene Verantwortung die Reise an. Schließlich kann sie den Fuß auf dem Schiff schonen. Und da sie den Mittelmeerraum bereits gut kannte, wäre der Verzicht auf die Landausflüge kein Problem. |
| 10 - 2 | | von: oblong
erstellt: 13.05.2006 12:37:38 geändert: 13.05.2006 21:25:13 |
Eigentlich, so dachte Hildegunde, wäre damit alles klar. Seit wann lässt sie sich von einem Arzt vorschreiben, wie sie ihr Leben gestalten soll?
Wenn da nicht noch Hans-Rüdiger mit seinen Eheproblemen wäre! Aber was soll's! Auch dieser Jammerlappen, der immer mehr Ähnlichkeiten zu seinem unseligen Vater aufwies, so meinte sie, kann auch einmal in seinem Leben die Suppe selbst auslöffeln, die er sich eingebrockt hat! Natürlich gab es ihr schon einen gewaltigen Stich, die Sache laufen zu lassen, ohne dass sie ihre ordnende Hand segensreich walten lassen konnte; aber: Kreuzfahrt ist Kreuzfahrt, basta!
Sie griff also zum Telefon, ließ sich mit Professor Hegebrecht verbinden und teilte ihm knapp in kühlen Worten mit, dass sie ihm und seinen Mitarbeitern danke für die Hilfeleistung danke und sich zwecks Weiterbehandlung zu ihrem Hausarzt gehen würde, sobald sie zu Hause angekommen sei; der Besuch in Münster, der einen so unglücklichen Verlauf genommen habe, sei nunmehr als beendet zu betrachten.
Professor Hegebrecht roch den Braten auf drei Meilen und machte gute Miene zum eigenwiligen Spiel Hildegundes. Mit der üblichen Drohung "Für Ihr unverantwortliches Handeln lehne ich jede Verantwortung ab; schriftlich werden Sie mir bestätigen müssen, dass Sie gegen meinen ärztlichen Rat handeln!" schloss er nun seinerseits das Gespräch ab - oder wollte dies zumindest, denn Hildegunde hatte schon zuvor pikiert das Telefon abgestellt.
Sehnsüchtig dachte sie an die gute, alte Zeit zurück, als man noch den Telefonhörer auf die Gabel pfeffern konnte und seinen Gefühlen damit viel freieren Lauf lassen konnte als heute. |
Beitrag (nur Mitglieder) |
|
|