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Forum: "dreigliedriges Schulsystem schuld an Gewalt"
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| Mein Grundschullehrer | | von: silberfleck
erstellt: 23.06.2006 18:16:55 |
der vierten Klasse sagte uns zum Abschluss, wer es seiner Meinung nach in welcher Schule schaffen würde.
Für mich hielt er das Gymnasium nicht für geeignet. eine Schülerin machte extra einen Test, um zu wissen, ob sie das Gym packen würde. Sie bestand ihn, scheiterte am Gym aber nach zwei Jahren. Der einzige aus unserer Klasse, der angeblich geeignet war, hatte auch kein besseres Abi als ich.
Das dreigliedrige Schulsystem mag ein Faktor für manche Probleme sein, aber eben nur einer!
Wie hieß und heißt es doch: Eltern werden ist nicht schwer, Eltern sein dagegen sehr!
Je mehr ein Kind Familien es gibt, desto weniger Erfahrung bekommen Heranwachsene im Umgang mit anderen Heranwachsenden, Kindern und Jugendliche. Das erste Kind, dass sie mal auf den Arm halten ist ihr eigenes!
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| @ oblong | | von: keinelehrerin
erstellt: 23.06.2006 18:28:31 |
keine Klamottenkiste, mein Lieber, sondern Realität. Schön, wenn das an deiner Schule nicht so ist.
Unsere Tochter wurde wegen ihrer Ordnungsschwellenschwierigkeit an einer kath. Schule nicht genommen. Obwohl mein Mann und ich uns sehr für die Kirche engagieren und auch sonst in einigen Vereinen aktiv sind.
Auch die Waldorfschule sortiert schon bei der Einschulung sehr sauber aus. Dort hatten wir unseren Jüngsten angemeldet, nachher aber dann - wegen der großen Entfernung und seines Alters - davon Abstand genommen. Aber einen kleinen Einblick erhielten wir schon.
Zu der Diskussion, ob die Eltern in ihrer Arbeit unterstützt werden bzw. darauf vorbereitet werden und welchen Stellenwert Erziehung heute in der Gesellschaft hat:
Lasst mich von meinen eigenen Erfahrungen sprechen.
Die Werbung zeigt dir das Bild einer supergutgebauten, immer fröhlichen und den Haushalt mit Links (dank diverser elektrischer Haushaltshilfen) schaffenden Mutter. Seichte Soaps und deutsche Filme unterstützen diesen Eindruck. Du wirst als junge Frau schwanger und gehst aus dem Beruf. Klar, du hast gehört, dass Babys nachts schreien, dieses und jenes haben, geimpft werden müssen, sich nicht 100 %ig nach Entwicklungsplan ausrichten und noch viele Sachen mehr. Aber du glaubst es ganz einfach nicht!!! Und dann fällst du auf. Du bist einfach nicht ausreichend vorbereitet.
[Hier sehe ich auch meine Aufgabe als Spielkreis-Leiterin jungen Muttis zu erklären, dass es vollkommen normal ist, dass die Kleinen mit knapp 3 Monaten nicht mehr so trinken wollen, dass es kein Grund zur Besorgnis ist, wenn sie keine Karotten essen - entgegen jeder landläufigen Meinung, dass es legitim ist, seine dreistundenlang ununterbrochenen Säugling mal ins Bettchen zu legen, sich selbst auf die Couch nebenan und zu heulen. DAS ÍST ALLES NOCH NORMAL! Aber das sagt einem keiner, das siehst du nur in sogenannten "Dramen" oder "Problemfilmen", die damit ja schon implizieren, dass es nicht in Ordnung ist]
Mutti und ihr Stellenwert in der Gesellschaft:
Wir legen Sparkonten für unsere Kinder an. Die Angestellte auf der Bank kennt uns schon seit Jahren. Trägt bei meinem Mann seinen Beruf in die Sparte ein, und bei mir steht: H A U S F R A U!!! Nö, sag ich, dass wär nicht mein Beruf. Sie möge bitte M U T T E R hinschreiben. Denn das wär ich im Volltagsjob. Das ginge nun grad nicht, weil das wär kein Beruf. Wir einigen uns dann auf Verwaltungsfachangestellte (mein Ausbildungsberuf)
Nächstes Bsp:
Termin beim Neurologen wegen der Schreibschwäche unseres Sohnes. Frage: Arbeiten Sie? - Ja. 24 Stunden am Tag. Ich bin Mutter. - Nein, dass mein ich nicht. - Sie meinten, ob ich erwerbstätig bin. Nein, ich erziehe unsere Kinder.
Zwei Beispiele, die mir so passiert sind, und die für meinen Geschmack sehr sehr deutlich zeigen, welchen Stellenwert die erziehende Mutter sprich der erziehende Vater heute innehat.
Sicher sind das Negativbeispiele, es gibt auch wohltuend andere, aber leider nicht genug.
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| Klaro, keinelehrerin! | | von: oblong
erstellt: 23.06.2006 18:50:08 |
Danke, dass du so ausführlich deine Erfahrungen dargelegt hast.
Ich habe meine Kinder auch an einer kirchlichen Schule (nicht an meiner eigenen), und da sind die Erfahrungen, sagen wir mal: sehr gemischt.
Was du aus deiner mütterlichen Erfahrungswelt berichtest, kann kein Einzelfall sein, weil meine Frau Ähnliches erlebt hat und mir dann wutentbrannt mitgeteilt hat.
Ich glaube, dass solche Erfahrungen vielen Frauen nicht gerade Mut machen, mehr als ein Kind in die Welt zu setzen; ich ärgere mich nur, wenn solche Erfahrungen, wie du sie gemacht hast, von bequemen und faulen Menschen als Ausrede genommen werden, noch nicht einmal sich ans erste Kind "heranzuwagen" - sofern dies natürlich nicht eine verschämte Methode sein soll, um von ungewollter Kinderlosigkeit abzulenken. Leider gibt es dies immer häufiger in unserer Gesellschaft, ohne dass offen über mögliche Ursachen gesprochen wird.
Ich glaube, dass die Kinderarmut in unserem Land das Kind einerseits in den Medienrummel hineinreißt, andererseits es kaum noch Freiräume für Kinder gibt, die nicht von Eltern geregelt, vorgegeben oder gesteuert werden.
Als ich 10 Jahre alt war, konnte ich in den Sommerferien den ganzen Tag herumstrolchen (gemeinsames Essen gab es um 16.30 Uhr, wenn der Vater von der Arbeit kam); aufgeschlagene Knie bei mir wurden nur kurz begutachtet und gesäubert, keiner fragte mich: "Mit wem hast du gespielt? Was ist sein Vater von Beruf? Wann muss ich dich zum Tennis/zur Musikschule/zum Fechten fahren?"...
Ich denke, viele Kinder vertragen es auch nicht, permanent als Nabel der Welt betrachtet zu werden; dies meine ich nur allgemein, denn ich kenne deine Kinder ja nicht und weiß auch nicht, ob und welche Besonderheiten eine spezielle Fürsorge erfordern.
Bei meinen drei Kindern ist es jedenfalls sehr unterschiedlich, wie es ja bei Geschwistern sehr oft der Fall ist.
Liebe Grüße,
oblong |
| Anerkennung für geleistete Arbeit | | von: balou46
erstellt: 23.06.2006 19:01:32 |
ist doch das, was die meisten von uns erwarten, auch wenn wir als Lehrer wissen, dass wir diese selten bekommen. Das klingt doch auch aus den Klagen vonhesse und keinelehrerin. Eltern geht es also genau so, aber das ist auch nicht neu.
@hesse: ich habe keine Probleme damit, dass Eltern versuchen, das Beste für ihre Kinder herauszuholen. Das ist auch meine Einstellung. Ich habe aber sehr wohl Probleme damit, wenn es heißt: in ihrer Schule tut man nicht genug für mein Kind.
Unsere Kinder erwarten auch genau das, nämlich Anerkennung für geleistete Arbeit. Dann verstehen sie auch mal, wenn ich ihnen ehrlich sage, dass mal eine Leistung schlecht war. Aber ich darf sie nicht abqualifiziern, sondern muss auch dann bereit sein zur lobenden Anerkennung, wenn es verdient ist. Leider unterrichten manche Lehrer nach den schwäbischen Spruch "Nicht gebruddelt ist schon gelobt genug!" So fehlt vielen Kindern die richtige Orientation. |
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