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Forum: "Wolltet ihr schon immer Lehrer werden ?"
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| Ich hatte einen furchtbaren GS-Lehrer, | | von: clausine
erstellt: 01.12.2006 16:25:58 |
und trotzdem - oder vielleicht gerade deshalb- wollte ich schon sehr früh Lehrerin werden. Ich hatte das Glück, dass ich in meinem ersten Semester ein Praktikum machen musste, in dem ich nicht, wie es üblich war, von einem Prof aus einem meiner Fächer besucht wurde, sondern von einer Psychologie-Dozentin, die eingesprungen war. Sie sagte mir schon im Vorgespräch, dass sie mich beobachten wollte mit der Absicht festzustellen, ob ich für den Lehrerberuf geeignet wäre. Ich fand´s damals gruselig, bin aber im Nachhinein dankbar darfür, denn sie sagte . Habe seitdem viele "Arme Schweine" erlebt, denen das Gleiche hätte passieren müssen, aber mit umgekehrtem Daumen.
Auch ich habe, wie ishaa, einen Arbeitsplatz an der Uni abgelehnt (ich habe dort nach dem Studium gearbeitet, um die Zeit bis zum Ref zu überleben) um dann doch in die Schule zu gehen. Alle Welt hat mich für doof erklärt. Nach dem 2. Staatsexamen gab´s in NRW keine Stellen, da habe ich auch Deutsch für Spätaussiedler unterrichtet, mit Freude. Auch da hätte ich die Möglichkeit gehabt,eine Lehrstelle als Mathem.-techn. Assistenin anzunehmen,- abgelehnt. Ich bin froh, dass ich mich trotz aller Wirren, Hoffnungslosigkeit und Arbeitslosigkeit FÜR diesen Beruf entschieden habe und empfinde jeden Tag wieder neu als Herausforderung, der ich mich mutig stelle |
| Weil schon viele ... | | von: oblong
erstellt: 26.02.2007 22:31:40 |
... dir den Rat zu freiwilligen Praktika gegeben haben, brauche ich mich da nur freudig anzuschließen.
Wächst man ins Lehrerdasein hinein?
Das ist eine gute Frage, die ich nach 20 Jahren als Lehrer an einem Gymnasium nicht eindeutig beantworten kann.
Ich habe als Ausbilder und Begleiter von Praktikanten und Referendaren die ganze Bandbreite kennengelernt: Von der ungeeigneten Seiteneinsteigerin bis zum Naturtalent, vom verkopften Intellektuellen bis zum Sensibelchen.
Es gibt offensichtlich einige Fähigkeiten und Eigenschaften, die müssen schon vorhanden sein; dies scheinen mir Belastungsfähigkeit, Freude am Gespräch und am Umgang mit Kindern und Jugendlichen, Offenheit, Einfühlsamkeit, Flexibilität und einige andere zu sein, die jetzt bestimmt vergessen habe.
Manches kann und muss man erst noch lernen: Methodenvielfalt, Konsequenz, Selbstdisziplin, Frustrationstoleranz, Entspannung finden, ...
Die Grenzen sind oft fließend; so manches, von dem ich dachte: "Das packst du nie!" geht mir jetzt locker von der Hand; so manche falsche und hinderliche Sicht der Schüler musste ich ablegen (z.B. Kumpel der Schüler sein zu wollen).
Jetzt muss ich lernen, dass in manchen Bereichen die Kräfte nachlassen und dass ich das hinnehmen muss.
Du siehst: Lehrer sein ist ein ständiger Lernprozess. Es ist ein Irrtum, dass du zu einem bestimmten Zeitpunkt eine "richtige" Lehrerin bist.
Mein Entschluss, Lehrer zu werden, reifte erst so richtig während der Bundeswehrzeit; dann aber habe ich sehr konsequent studiert und Referendarzeit absolviert ohne große Zweifel. Doch dies ist, wie du siehst, nur ein Weg von vielen.
Überprüfe dein Herz während des Schulpraktikums und höre auf nette Kolleginnen und Kollegen, die es gut mit dir meinen und dir nichts aufdrängen wollen.
Du musst glücklich werden mit deinem Beruf - so einfach und so schwer ist das.
Liebe Grüße,
oblong |
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