ich kann dich nur zu gut verstehen. Zu der Trauer und den Vorwürfen, die man sich unweigerlich selber macht, kommt eine unheimliche Wut. Diese Wut sollte man irgendwie in solche Wege leiten, dass man etwas gegen die veränderbaren Umstände unternimmt, und zwar nicht mit noch mehr Gewalt, sondern mit positiven Ansätzen und Ideen, den Kindern vertrauen, einfach da sein, wenn sie einen brauchen. Dazu ist allerdings oft auch noch das Misstrauen der Kinder gegenüber ihren Lehrern zu überwinden.
Als mein Sohn seine Abiturfeier hatte, fuhr eine Mitschülerin, die das Abi nicht geschafft hatte, vor einen Baum. Die "Kinder" haben sich untereinander mehr geholfen, als wir Erwachsenen es wohl jemals geschafft hätten. Nun, sie waren ja im Grunde selber schon erwachsen und oft viel weiter als ihre eigenen Lehrer und Eltern. Es hat mich sehr beeindruckt, wie ehrlich und direkt sie mit dem Selbstmord und ihren Gefühlen umgingen. Das kenne ich von vielen Erwachsenen nicht.
Aber dieser Selbstmord und erst recht der von Erfurt haben mich darin bestärkt, die Umstände nicht mehr einfach so hinzunehmen, sondern mich für Veränderungen einzusetzen, wo immer das möglich ist. Das schafft mir natürlich auch Probleme, weil fast niemand umzudenken bereit ist, dabei haben viele Eltern und Schüler es längst kapiert, dass es so nicht weitergeht.
Es wäre nicht verkehrt, wenn sich viele neue regionale Gruppen in der Aktion humane Schule zusammenfinden würden. Ich muss zugeben, in der Richtung habe ich für meine Region auch noch nichts unternommen, hoffentlich bald.