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Forum: "Gibt es ADS auch bei Erwachsenen?"
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| @ Poni | | von: schnake58
erstellt: 11.05.2004 16:45:45 |
Schau mal unter
http://www.uni-duesseldorf.de/WWW/AWMF/ll/psypn14.htm
Da findest du die aktuellen Leitlinien zur Diagnostik Erwachsener.
Das aktuellste und wissenschaftlich fundierteste Buch ist von Johanna und Klaus-Henning Krause: ADHS im Erwachsenenalter. Vom Schattauer Verlag.
Gut verständlich, übersichtlich, kein Blabla.
K.-H. Krause arbeitet in München an der Uniklinik, leitet dort die Ambulanz des LMU München. Da kann man einen Termin machen.
Frau Krause hat eine eigene Praxis in Ottobrunn.
In Hannover sitzt Dr.Wolff, auch sehr erfahren im Bereich Erwachsene und ADHS. In Hessen gibt es zwei sehr gute Kinderärzte, die auch Erwachsene diagnostizieren und behandeln, allerdings dann nicht auf Kassenleistung.
Dr. med. Ingo Spitczok von Brisinski
Chefarzt der Abt. 1, Kliniken für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters, Rheinische Kliniken Viersen
Horionstr. 14, D-41749 Viersen
Tel. 02162/965005 oder 965406
E-Mail: Ingo.SpitczokvonBrisinski@lvr.de
Internet: www.rk-viersen.lvr.de
ist auch ein Spezialist, in der Klinik nehmen sie auch Erwachsene zur Diagnose.
Nachstehend noch zwei Texte, die ich im Internet auf die Schnelle gefunden habe.
Gruß Schnake58
22.11.2003 - (idw) Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN)
ADHS führt zu schlechterem Berufsabschluss und höherem Unfallrisiko
Konzentrationsstörungen, innere Unruhe, Verhaltensauffälligkeiten - solche Anzeichen der ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) werden in der Regel mit Kindern in Verbindung gebracht. Doch bei vielen Betroffenen bildet sich die Störung nicht zurück, sondern dauert auch im Erwachsenenalter fort. Symptome wie Unaufmerksamkeit, Überaktivität und Impulsivitat führen dann oft zu schlechteren Schul- und Berufsabschlüssen, häufigeren Kündigungen und Jobwechseln sowie einem höheren Unfallrisiko, insbesondere für Verkehrsunfälle mit schweren Verletzungen, wie Experten auf dem Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) in Berlin betonten.
Von der so genannten Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) sind nicht nur Kinder betroffen. "Entgegen früherer Erwartungen bildet sich die Störung bei einem beachtlichen Teil der Betroffenen nicht zurück, sondern setzt sich im Erwachsenenalter fort", betonte Prof. Dr. Michael Rösler, vom Neurozentrum der Universität des Saarlandes. "Etwa zwei bis vier Prozent der Erwachsenen sind davon betroffen." Die ADHS ist in allen sozialen Schichten und auf allen Begabungsniveaus anzutreffen. Sie ist stark genetisch bedingt, wobei Männer bis zu zwei Mal häufiger betroffen sind als Frauen. Daneben tragen Umweltfaktoren in der Kindheit, insbesondere ein unflexibles, vorwiegend auf Bestrafungen basierendes Erziehungsverhalten der Eltern, zum Erscheinungsbild der Erkrankung bei.
Betroffene unaufmerksam, überaktiv und impulsiv
Störungen der Aufmerksamkeit, motorische Überaktivität und Impulsivität sind die drei Hauptsymptome der ADHS. Hinzu kommen bei Erwachsenen noch Desorganisation, emotionale Überreaktion und Störungen der Affektkontrolle. Doch die Diagnose ADHS lässt sich bei Erwachsenen nicht so leicht stellen wie bei Kindern. Zum einen müssen sich die Grundsymptome bereits bis zum siebten Lebensjahr manifestiert haben. Da sich die Patienten meist nur schlecht an ihre Kindheit erinnern können, sind Fremdbeurteilungen durch Eltern und Lehrer bzw. Zeugnisse für die Diagnosestellung unerlässlich. Zum anderen meiden die Betroffenen Situationen, in denen die Symptome häufig hervorgerufen werden, etwa lange Theaterbesuche, Lesen oder Schlangestehen. Außerdem tritt die ADHS nur in Ausnahmefällen allein auf. In der Regel wird sie von einer oder mehreren komorbiden Erkrankungen begleitet. So leiden zum Beispiel rund 20 Prozent der betroffenen Erwachsenen an antisozialen Persönlichkeitsstörungen, bis zu 25 % entwickeln Angststörungen, 35 Prozent an affektiven Störungen und 60 Prozent an Drogen- oder Alkoholmissbrauch.
Soziale Anpassung stark beeinträchtigt
Verlaufsuntersuchungen von Kindern mit ADHS bis ins Jugendlichen- und Erwachsenenalter hinein zeigen, dass mit der Störung eine Reihe von Einschränkungen einhergehen können, die den Prozess der sozialen Anpassung negativ beeinflussen. So konnte die Milwaukee Young Adult Outcome Study nachweisen, dass Menschen mit ADHS qualitativ niedrigere Schul- und Berufsabschlüsse erreichen als gesunde Kontrollpersonen. Sie werden häufiger vom Unterricht suspendiert bzw. ganz vom Schulbesuch ausgeschlossen und sind öfter von Kündigungen und Arbeitsplatzwechseln betroffen. Auch auf ihr Sexualverhalten wirkt sich die Störung aus: Sie laufen eher Gefahr, sich sexuell übertragbare Krankheiten zuzuziehen; bei weiblichen Jugendlichen treten oftmals Schwangerschaften auf. Darüber hinaus bieten Personen mit ADHS ein höheres Risiko für Arbeits- und Freizeitunfälle. "Auf Grund ihrer generellen Neigung, gegen Regeln im Straßenverkehr zu verstoßen, verursachen sie insbesondere Verkehrsunfälle mit erheblichen Verletzungen", so Prof. Rösler auf dem Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) in Berlin. "Zudem hat sich in der Cambridge-Studie zur Delinquenzentwicklung ebenso wie in der Kurpfalzstudie (Prof. Schmidt/ Mannheim) herausgestellt, dass Impulsivität, Überaktivität und Konzentrationsstörungen im Kindesalter ein Anzeichen für spätere Aggressivität und Delinquenz im Erwachsenenalter sind. Entsprechend konnte bei bis zu 72 Prozent der Insassen von untersuchten Gefängnissen eine ADHS festgestellt werden."
Medikamentöse und verhaltenstherapeutische Gruppentherapie erfolgreich
Erwachsene mit ADHS können heute effizient behandelt werden. Obwohl die Datenlage für Kinder und Jugendliche besser als für Erwachsene ist, wird zunehmend klar, dass es hinsichtlich der Wirksamkeit von Behandlungen mit Medikamenten, die den Dopamin- oder Noradrenalin-Transporter hemmen, keine grundlegenden Unterschiede zwischen den Altersgruppen gibt. Das psychotherapeutische Angebot umfasst neben der sozialpsychiatrischen Begleitung der Patienten immer mehr spezifische Verfahren, die direkt auf die Symptomatik der ADHS zielen. Prof. Rösler: "Verhaltenstherapeutische Gruppentherapien erweisen sich dabei zunehmend als effektiv und ökonomisch. Außerdem sollten betroffene Kinder frühzeitig behandelt und gefördert werden, um den drohenden Komplikationen im Erwachsenenalter vorzubeugen."
Quelle: http://www.uni-protokolle.de/nachrichten/id/26062/ am 11.05.2004
Dlubis-Mertens, Karin
ADHS bei Erwachsenen: Riskantes Leben
PP 3, Ausgabe Februar 2004, Seite 76
WISSENSCHAFT
Die Gefahr des Alkohol- und Drogenmissbrauchs sowie weiterer psychischer Störungen ist bei ADHS-Patienten relativ hoch.
Erwachsene mit einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) sind aufgrund ihrer Impulsivität und mangelnden Aufmerksamkeit deutlich häufiger in schwere Unfälle verwickelt als andere Verkehrsteilnehmer, hieß es während des Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) im November in Berlin. Desorganisation, emotionale Überreaktion und Störungen der Affektkontrolle führten zudem oft zu schlechten Schul- und Berufsabschlüssen und vermehrten Kündigungen und Jobwechseln, betonte Prof. Dr. med. Michael Rösler, Direktor des Instituts für Gerichtliche Psychologie und Psychiatrie an der Universität des Saarlandes, Homburg/Saar. Außerdem sei das Risiko relativ hoch, zusätzlich weitere psychische Erkrankungen zu entwickeln. Kinder mit einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung sollten nach Einschätzung von Rösler frühzeitig behandelt werden, um drohenden Komplikationen im Erwachsenenalter vorzubeugen.
Diagnose bei Erwachenen häufig übersehen
Etwa zwei bis vier Prozent der Erwachsenen leiden unter einer ADHS, wobei Männer bis zu zweimal häufiger betroffen sind als Frauen. Die ADHS gilt als genetische Störung, die bei allen sozialen Schichten und in allen Begabungsniveaus auftritt. Umweltfaktoren, wie beispielsweise ein vorwiegend auf Bestrafung basierendes Erziehungsverhalten der Eltern, tragen zum Erscheinungsbild der Erkrankung bei. Entgegen früherer Annahmen bildet sich die Störung nach der Erstmanifestation im Kindesalter nicht in der Pubertät zurück, sondern besteht bei zwei Dritteln der Patienten zumindest in Teilen im Erwachsenenalter fort. Die Diagnose bei Erwachsenen wird jedoch häufig übersehen, weil sich die motorische Hyperaktivität im Laufe der Adoleszenz bessert und stattdessen andere psychische Störungen auftreten: So leiden rund 20 Prozent der betroffenen Erwachsenen unter antisozialen Persönlichkeitsstörungen, bis zu 25 Prozent entwickeln Angststörungen, 35 Prozent affektive Störungen, und bei 60 Prozent kommt es zu Drogen- oder Alkoholmissbrauch.
Verlaufsuntersuchungen bis ins Jugendlichen- und Erwachsenenalter wie die Milwaukee Young Adult Outcome Study deuten auf ein riskantes Sexualverhalten der Betroffenen hin: Schwangerschaften im Jugendalter und sexuell übertragbare Krankheiten treten bei ADHS-Patienten häufiger auf als in gesunden Vergleichsgruppen. In der Cambridge-Studie zur Delinquenzentwicklung habe sich ebenso wie in der Kurpfalzstudie aus Mannheim herausgestellt, dass Impulsivität, Überaktivität und Konzentrationsstörungen im Kindesalter ein Anzeichen für spätere Aggressivität und Delinquenz im Erwachsenenalter sein können. Bei bis zu 72 Prozent der Insassen von Gefängnissen in asiatischen, westeuropäischen und nordamerikanischen Staaten wurde eine ADHS festgestellt, sagte Rösler.
Demgegenüber steht, dass mit einer gezielten Therapie in bis zu 70 Prozent der Fälle die Symptome nachhaltig verringert werden können. Bewährt hat sich in der Klinik die Kombination von Pharmako- und Psychotherapie. Das psychotherapeutische Angebot umfasst neben der sozialpsychiatrischen Begleitung der Patienten immer mehr spezifische Verfahren. Rösler hob hervor: Verhaltenstherapeutische Gruppenangebote erweisen sich dabei zunehmend als effektiv und ökonomisch. Karin Dlubis-Mertens
Quelle: http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=40480 am 11.05.2004
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| Gleich schwierig | | von: rooster
erstellt: 11.05.2004 16:56:08 |
scvheint eine sichere Diagnose bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen zu sein. In Einzelfällen hab ich schon gedacht, ob es wirklich ADS- ADSH ist, wenn mal wieder Reatlin verordnet wurde - als Pädagoge suche ich imemr die Verursacher woanders und finde häufig auch Ansatzpunkte. Aber ich gestehe, dass ich es auch schon als sehr entspannend empfunden habe, wenn Kinder in zugespitzten Situationen Retalin bekamen und Lernen überhaupt wieder möglich wurde.
Sehr nachdenklich macht mich der Gedanke, dass viele Erwachsene herumlaufen, die zu einer Zeit Kinder waren, als es den Begriff *ADS* in Pädagogenkreisen noch nicht gab ...
Gibt es inzwischen Erfahrungen damit, wie es Jugendlichen geht, die lange Ritalin genommen haben?
Fragen über Fragen hat rooster |
| erstmal danke | | von: poni
erstellt: 17.05.2004 19:18:54 |
vor allem an silversurfer und schnake, für Tipps und Material usw. Bin übrigens nicht scharf auf das Rit., hab andere Methoden, wieder runterzukommen, wenn ich am Rad drehe.
Je mehr ich von wirklich heftig Betroffenen mitkriege, umso weniger kann ich das Rit. verteufeln, wie es z.T. geschieht, allerdings halte ich es auch für das letzte Mittel, vorher wäre eine Umgebung sinnvoll, die den Kindern und auch den Erwachsenen halt die Symptomatik nicht so unangenehm machen würde. Lang stillsitzen und nicht reden dürfen ist eine Tortur, nicht nur für ADHS-Kandidaten.
In der Ausgabe März von Gehirn und Geist steht ein guter Artikel über die Generation ADHS. Gibts leider nicht umsonst im Netz. |
| nachtag für rooster | | von: poni
erstellt: 17.05.2004 19:29:22 |
Hab gelesen, dass die Anfälligkeit für Drogen bei den Ritalin-benutzern eher kleiner wird, weil die Kinder und Jugendlichen die Normalität genießen können und deshalb weniger extra Kicks benötigen. Kann ich nachvollziehen, z.B. fahre ich automatisch schnell, wenn ich aufgeregt oder ärgerlich bin, aber dabei sehr konzentriert witzigerweise. Was ich aber eigentlich erledigen wollte und wo ich hin wollte, vergess ich dagegen dann eher.
Vor kurzem hat sich ein ehemaliger Schüler totgefahren, angetrunken am Steuer. Das war ein ausgesprochener ADHS-Typ. Ich glaube aber nicht, dass man bei ihm sowas diagnostiziert hat, weil er nicht schlecht in der Schule war, super Theater gespielt hat und immer seine Meinung gesagt hat. Ich fürchte, AD-H-S ist viel weiter verbreitet, da Veranlagung, unsere hektische überreizte Umwelt verstärkt die Symptome. Mit AD-H-S kann man gut umgehen, wenn ds Umfeld mitspielt und die Symptome nicht noch durch unangemessene Reaktionen für die Betroffenen als Stigma hinstellt.
Diesen Fehler habe ich aber selber auch oft den entsprechenden Kindern gegenüber gemacht, weil ichs nicht besser wußte. |
| nicht wirklich gelesen... | | von: stella73
erstellt: 19.05.2004 00:48:10 geändert: 26.06.2004 15:42:01 |
ob der späten stunde habe ich die vielen postings jetzt nicht gelesen, beziehe mich also nur auf die erste fragestellung: ich selbst leide (?) seit der kindheit an ADS, hatte grobe probleme in der schule, galt als aggressiv, launisch und nicht zu bändigen, kann aber heute ganz gut damit leben. auf eine medikation habe ich verzichtet, halte ich nur bei wirklich schweren fällen für sinnvoll, habe mir aber eine reihe tipps und tricks beigebracht (braves mädi...), um den alltag zu bewältigen. obs mit der schule weiter so gut klappt, kann ich nicht absehen, ich bin erst seit dezember im einsatz. mit fünf klasse gehe ich schon extrem an meine grenzen, dass ich hausübungen nicht wieder finde oder vergesse, passiert, bis dato aber noch alle wieder aufgetaucht und die kiddies haben maximal registriert, dass ich "ein bisserl" chaotisch bin. aber ich musste schon sehr hart an mir und meinem lebensstil arbeiten.
der vorteil ist, dass ich realtiv gut mit schülerInnen mit ähnlichen problemen umgehen kann, situationen auch eher schnell durchschaue und mich nicht von äußerlichkeiten ablenken lasse. dies allerdings mit vorbehalt, wie gesagt, seit dezember unterrichtenderweise tätig, kann also noch furchtbar schief gehen.
wünsch euch eine gute nacht - |
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