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Forum: "Alles wird individuell - sogar die Noten"
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| Kontrolle | | von: bakunix
erstellt: 04.04.2009 21:22:45 |
Ich denke, die Kontrolle durch die vorgesetzten Behörden war nach altem Muster nicht möglich. Alles dekretiert von oben nach unten: Der Lehrplan wird aufgestellt, die KollegInnen hatten ihn zu erfüllen. Die Umsetzung konnte nicht kontrolliert werden, da zu wenig Personal in der Administration vorhanden ist.
Jetzt nimmt man dazu eine externe Qualitätsmannschaft, die in jedem Bundesland anders heißt, und setzt vor allem auf die Kontrolle durch die Eltern, deren Mitsprache- und Mitwirkungsrechte ständig ausgedehnt worden sind.
In einem derartigen Umfeld, das immer die LehrerInnen zur Rechtfertigung auffordert, gedeiht die Kontrolle besser. In der Grundschule von RLP etwa sollen die KollegInnen den schuleigenen Lehrplan immer parat haben und auf Verlangen den Eltern vorlegen. Da braucht kein Schulrat mehr aus seinem Büro zu kommen, um nachzuprüfen, weil man sehr stark der Selbstdisziplin unterworfen wird.
Das Schlagwort "Mehr Selbstständigkeit für die Schulen" bedeutet erhöhte Kontrolle, mehr Papierkram, zunehmende Selbstüberprüfung (neudeutsch: Selbstevaluation). |
| Weiterer Paradigmenwechsel | | von: bakunix
erstellt: 05.04.2009 09:07:32 |
Einen weiteren aber wichtigen Mosaikstein in der neuen Art der Kontrolle ist die Verlagerung der Verantwortung für den Lernerfolg gänzlich hin zur Lehrkraft. Feststellungen eines Lehrers über Schüler, die nicht aufpassten oder die ständig ihr Zeug vergessen hätten oder die dauernd störten usw. darf es den neueren Ansätzen nach nicht mehr geben.
Jetzt muss der Lehrer in einen inneren Dialog mit sich treten und sich damit beschäftigen, dass er solche Schüler nicht genug motiviere aufzupassen, nicht ausreichend die Einstellung vermittelt, die Unterrichtsmaterialien mitzubringen, den Lehrstoff nicht unterhaltsam und spannend genug präsentiert, damit die wissbegierigen Schüler nicht von Unzulänglichkeiten des Lehrkörpers vom Einsaugen des auf das spätere Leben vorbereitenden Stoffes abgehalten werden. Ein Schüler, der repetieren muss, ist eine Last, die der Lehrer bzw. die Lehrerin zu tragen hat. Es ist ein Zeichen der Insuffizienz des Lehrkörpers, der es nicht geschafft hat, die dem Schüler innewohnenden Fähigkeiten zu aktivieren.
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| @ elke2 | | von: bakunix
erstellt: 05.04.2009 16:57:07 geändert: 06.04.2009 08:34:54 |
Deine Frage zu den Bildungsstandards:
Die Bildungsstandards wurden von der Kultusministerkonferenz beschlossen und gelten bundesweit. Sie wurden bspw. für die 4. und die 10. Klassenstufe formuliert.
Die Länder setzen diese landesspezifisch um. In RLP wurden dazu Rahmenpläne entwickelt. In anderen Bundesländern haben diese wieder andere Namen.
Diese Rahmenpläne sind die Vorlage für die schuleigenen Arbeitspläne, die in jedem Bundesland wieder anders bezeichnet werden.
Diese schuleigenen Arbeitspläne betonen, wie der Name schon suggeriert, die Individualität der Schule. Da nun diese vermeintliche Einmaligkeit schulspezifisch entwickelt worden ist, muss diese durch das soziale Umfeld, also die Eltern, und durch eine Qualitätskommission, die die Schulen aufsucht, kontrolliert werden. Und, das ist nicht zu vernachlässigen, die Schule muss selbst dokumentieren und damit evaluieren.
Nun könnte man die Evaluation ins Blickfeld nehmen. Denn nicht alles, was die Lebenswelt eines Menschen ausmacht, lässt sich evaluieren. Die zu evaluierenden Ziele müssen ja einem empirischen Prüfverfahren standhalten. Es ist sicher nicht schwer zu messen, wie viele Schüler innerhalb einer Klassenstufe weiter als drei Meter springen können. Es ist aber nicht einfach zu dokumentieren, ob sich die Kinder in ihrer Schule wohlfühlen bzw. sich relativ angstfrei bewegen.
Da steckt das Problem der ganzen Evaluiererei: Es werden nur Ziele in den Blick genommen, die relativ leicht überprüfbar sind. Bei dieser Sicht auf die Funktion der Schule haben die Einflüsse der Wirtschaftswelt eine nicht zu unterschätzende Rolle gespielt. Denn ihnen geht es um die Verwertbarkeit der Arbeitskraft nach der staatlich finanzierten Ausbildung. |
| Danke,bakunix! | | von: elke2
erstellt: 05.04.2009 18:03:50 |
Ich kenne diese Unterscheidungen, da wir ja ständig dabei sind, unserer Arbeitspläne mit Hilfe der Rahmenpläne zu schreiben/ zu vervollständigen! Mir geht es nur darum, den veralteten Begriff
"Lehrpläne" nicht mehr zu gebrauchen!
Und was die Evaluation betrifft: Wir hatten vor einigen Wochen diese Kontroll-Kommission zu Besuch. Dieser Tag war ein Schau-Tag! Ich glaube, so ähnlich wird es in den anderen Schulen auch sein! Alle Arbeitspläne lagen vor, alle Kollegen hatten sich für jede Stunde irgendetwas besonderes ausgedacht- ja keine Frontalstunde!!!Man wusste ja nicht, wann jemand in den Unterricht kam!
Werden unsere Schüler durch diese ständige Kontrolle, durch Qualitätsprogramm, durch Evaluation etc. besser?? Verbessert sich der Unterricht? Werden die Lehrer kompetenter? Wird der Lehrer, der immer Frontalunterricht gemacht hat, nun neue Methoden einsetzen???..... |
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