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Forum: "Weiterentwicklung des gegliederten Schulsystems"
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 | ....auf dem Weg in die Fünfgliedrigkeit.... |  | von: edty

erstellt: 30.03.2009 15:29:51 geändert: 30.03.2009 15:31:51 |
....in BaWü zeichnet sich momentan ein Weg in die Fünfgliedrigkeit an: Neben den bestehenden System Gymnasium, Realschule, Sonderschulen (die werden ja gerne vergessen) plant man ja nun die bestehende Hauptschule in eine Werkrealschule "umzuzimmern".
Was bisher in der Öffentlichkeit nicht diskutiert wurde, ist die Tatsache, dass die bisherige Werkrealschule mit dem Bestehen der Abschlussprüfung in Klasse 10 einen mittleren Bildungsabschluss lieferte. Nun soll ab nächstes Jahr die "neue Werkrealschule" allen SuS ein Zugang zur 10. Klasse verschafft werden. Was wegfällt ist der notwendige Notenschnitt, es reicht das Versetzungszeugnis der Klasse 9. Was aber damit erkauft wird, ist die Tasache, dass man nach der 10. Klasse eben keine Mittlere Reife mehr hat, dazu muss ein 11. Jahr in der Berufsschule (entsprechend der 2 jähr. BFS besucht) werden.
Die HS-Abschlussprüfung kann aber auch weiterhin im Kl. 9 gemacht werden, ein Übertritt in eine 2 jähr. BFS ist somit auch weiterhin möglich.
Die "neue Werkrealschule" soll auch einen eigenständigen Bildungsplan bekommen...und der soll Ende 2009 fertig sein... Ob das den beteiligten Schularten HS / BS bzw. deren LuL gefällt, wird nicht hinterfragt, es handelt sich m. E. um puren Aktionismus. Ich habe am Wochenende mit einer Kollegin aus einer Berufsschule über das Thema gesprochen...auch deren Begeisterung für eine neuerliche Änderung hielt sich sehr in Grenzen...
cu edty |
 | @ unag |  | von: bakunix

erstellt: 30.03.2009 18:22:08 |
Vorbemerkung: Ich antworte auf einen Blog-Beitrag, der um einiges weiter oben steht. Dieses Beispiel zeigt, dass es für alle Teilnehmer/innen eines Threads hilfreich wäre, wenn die Administration sich mal durchringen könnte, die Blog-Beiträge zu mummerieren.
unag schreibt: "Bakunix meint, das Abitur ist bester Schulabschluss? Ich habe andere Erfahrungen gemacht und zwar mit der 30 Jahre bewährten Gemeinschaftsschule, die eine andere Qualität als die westdeutschen Gesamtschulen hatte."
Ich will Dir das nicht bestreiten. Bei meiner Darstellung hatte ich wohl zu systemkonform westlich gedacht. Ich meinte aber, wenn nur die Möglichkeit besteht, zwischen Gy, RS oder HS und evt. noch Gesa zu wählen, ziehen die Eltern das Gy. vor. |
 | @lupenrein |  | von: bakunix

erstellt: 30.03.2009 18:40:09 |
Vorbemerkung: Ich antworte auf einen Blog-Beitrag, der um einiges weiter oben steht. Dieses Beispiel zeigt, dass es für alle Teilnehmer/innen eines Threads hilfreich wäre, wenn die Administration sich mal durchringen könnte, die Blog-Beiträge zu mummerieren.
lupenrein wollte weiter oben mal ganz fies sein. Ich fand das nicht fies sondern aus der Realität berichtet.
Ich gestatte mir ebenso wie Du, Erlebtes darzustellen: Ich hatte neulich die Gelegenheit an einer Lehrprobe einer Lehramtsanwärterin an einer GS teilnehmen zu können. Oberstes pädagogisches Ziel, so kam das in der Nachbesprechung rüber, ist das Fördern der Selbstbewusstheit der Schülerinnen und Schüler. Und wie wird das erreicht? Durch Lob, durch Lob, durch Lob...
Auch wenn ein Schüler den größten Mist baut, ist das Mittel, ein Lob zu vergeben, wohl die pädagogische Lösung schlechthin. Wenn jemand derart mit Lob zugeschüttet wird, könnte diesem Individuum doch evt. die Anstrengungsbereitschaft und eine realistische Selbsteinschätzung abhanden kommen, wenn es sie denn jemals gehabt haben sollte. Und da ist es doch nicht unwahrscheinlich, dass der eigene Mindestanspruch sich am Bestehen des Abiturs orientiert.
In dieser Logik handeln die Landesregierungen: Wenigstens jeder Zweite soll das Abi in der Tasche haben. Auch wenn dessen Wert ständig sinkt, weil das Niveau sich in einer Steilfahrt nach unten befindet.
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 | @missparple93: Aber selbstverständlich! |  | von: lupenrein

erstellt: 30.03.2009 20:37:17 geändert: 30.03.2009 20:53:09 |
Und dann bitteschön, wo möglich, die Klassenstärke radikal reduzieren oder zwei Lehrer / und für jeden möglichst bis zur Klasse 10 die Möglichkeit, einen höheren Abschluss zu erlangen, statt des menschenunwürdigen und in meinen Augen verfassungswidrigen Aussortierens nach Klasse 4!
Sitzenbleiben ist häufig kontraproduktiv, wie ich es feststellen konnte:
Ob jemand in seiner Klasse verbleibt und nichts zuwege bringt oder ob er sitzenbleibt und nichts zuwege bringt - der Unterschied besteht meist in der schieren körperlichen Überlegenheit solcher Leute, die dann die "aufnehmende" Klasse erst mal so richtig aufmischen - na bravo! -
Wem ist damit eigentlich in Wirklichkeit geholfen? Etwa dem "abgebenden" Lehrer, der diesen "Kelch" an sich vorüberziehen lassen kann? - zu Lasten der anderen Klasse, ihres sozialen Zusammenhalts und ihres Klassenlehrers natürlich
Das ist qualitativ dasselbe,
- was das Gymnasium macht: Schüler, die ihnen nicht passen, zur Realschule zu schicken,
- was die Realschule macht: Schüler, die ihnen nicht passen, zur Hauptschule zu schicken.
Was erlauben wir uns da eigentlich, nur um "Ruhe im Karton zu haben" - mit dem Mäntelchen der "richtigen" Zuweisung" Schicksal zu spielen?
Ich habe so viele "Spätzünder" in meinem Leben erlebt, dass ich mir nicht anmaße, auf diese Weise in das Schicksal junger Menschen vor dem Ende ihrer Pubertät einzugreifen.
Es gibt auch Ausnahmen. Da sollte es möglich sein, Kinder zu ihrem eigenen Schutz eine Klasse tiefer ihr Glück nochmal versuchen zu lassen. Das sollte dann aber die Ausnahme sein, nicht die Regel.
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 | @poni |  | von: elceng_th6

erstellt: 31.03.2009 01:48:46 geändert: 31.03.2009 01:49:57 |
Grüß Dich. Schön, daß es Dich noch gibt.
Zum Bildungssystem:
http://www.youtube.com/watch?v=jxNDxA5CkH4&feature=related
http://www.youtube.com/watch?v=RkNddCXSLvM&feature=channel_page
Die Fakten liegen so:
- 1992: das Max-Planck-Institut publiziert 2 Jahre zu spät Leistungsvergleiche des ostdeutschen Einheitsschulsystems mit dem gegliederten Schulsystem
- 1993-95: TIMSS vergleicht Siebt- und Neuntklässler des ehemaligen Einheitsschulsystems mit Schülern des gegliederten Schulsystems
- 2000: Finnland gibt unverhohlen massive Inspiration für deren Schulreform aus dem ostdeutschen Schulsystem der 60er Jahre zu
- 2001: erste statistische Intelligenzquotientenauswertungen zeigen, daß die Kinder im zweiten Deutschland zwischen 7 und 10 Punkte intelligenter gewesen sind als vergleichbare Kinder jenseits der Mauer und das in den neuen Ländern in den Schülergenerationen nach 1992 der Intelligenzquotient auf Westniveau abgefallen ist
- Statistiken zeigen: in den unteren Klassen der Ostschule blieben auf Grund der hohen Anforderungen ab Klasse 1 im Mittel 20-25% aller Kinder einmal sitzen, trotz frühkindlischer Förderung seit der Kinderkrippe; zum Nachteil gereichte das keinem, denn viele Kinder konnten das sitzengebliebene Jahr ummünzen in solide Lernergebnisse; damit verbunden zeigte sich, daß der allergrößte Teil derjenigen Kinder, die in dieser Unterstufenzeit sitzenblieben, die Sonderschulclientel bildeten und über die zehnklassige allgemeinbildende polytechnische Sonderschule Abschlüsse erreichten
- die Statistiken zeigen des weiteren: Einheitsschule optimal gemacht zieht die schlechten Schüler nach oben und läßt die guten Schüler nicht stagnieren; im zweiten Deutschland gelang dies speziell durch den Einsatz eines zweiten Lehrers für die Kinder (in Form fachschulstudierter Erzieherinnen im Hort, die Unterstufenlehrerinnen waren, und die die planmäßige Förderung schlechter Kinder unter der Koordination der Klassenleiterin durchführten)
- baut sich auf dem Massenbildungssystem ein geschicktes System der Begabtenförderung auf (Spezialklassen, Spezialschulen) kann ohne nennenswerte Hürden großflächige Förderung von talentierten Kindern erfolgen
- vom Blickwinkel der Systemtheorie ist die Einheitsschule mit großem Abstand das kybernetisch beste Schulkonzept zur Erfüllung von systemischen Randbedingungen (A-Z: von allseitiger Allgemeinbildung bis wohnortnahes Schulnetz)
- Einheitsschule ist die einfachste strukturelle Methode, weitschweifend die Tagesschulen aufzubauen
Insofar, you're right.
Es steht überhaupt nicht zur Debatte, daß ein Schulsystem, das die Ständegesellschaft des 19. Jahrhunderts abbildet, Jahrhunderte ausschließlich die sozialelitäre Oberschicht nach unten abschottete und lange vor der industriellen Revolution entstand, auch nur entfernt konkurrenzfähig sein kann gegen ein Schulsystem, das 1920 erfunden und 1946 in einem im Nachhinein als strukturell erfolgreich einzuschätzenden gewaltigen Feldversuch nach allen Regeln der Kunst ausprobiert worden war.
Grüße
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 | uups, Leute1 |  | von: lupenrein

erstellt: 31.03.2009 13:47:03 geändert: 31.03.2009 13:52:27 |
"- 2001: erste statistische Intelligenzquotientenauswertungen zeigen, daß die Kinder im zweiten Deutschland zwischen 7 und 10 Punkte intelligenter gewesen sind als vergleichbare Kinder jenseits der Mauer und das in den neuen Ländern in den Schülergenerationen nach 1992 der Intelligenzquotient auf Westniveau abgefallen ist "
Als die "Kinder im zweiten Deutschland"
(- ich glaube, der Schreiber meint die "keep closed, dope your sportsmen und kill-your-own-people-GDR", "aus dem damals zweiten und heute mit dem ersten Deutschland wieder vereinigten Teil Deutschlands" für die wir "Rest-Deutschen" als "Kaufpreis einschließlich Folgekosten mittlerweile viel mehr als ein Billiönchen hingeblättert haben)
dann merkten, was ihre Väter ain halbes Jahrhundert lang aus dem zweiten Teil Deutschlands und den darin lebenden Menschen gemacht hatten, beschlossen sie, endlich dem ersten Teil(der Bundesrepublik, der mit dem Grundgesetz, das den Beitritt ermöglichte) Deutschland beizutreten, denn aus eigener Kraft hätten sie den von ihren Vorvätern finanziell, moralisch und psychisch an den Abgrund gefahrenen Teil Deutschlands nie wieder flott bekommen.
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