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Forum: "Umgang mit Eltern: Kritik an deren Umgangston"
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| .. | | von: elke2
erstellt: 16.07.2009 14:17:45 |
Ich bin Kritik genenüber immer offen- aber worum es hier geht, ist der Umgangston! Wenn Eltern sofort anfangen, in einem eher frechen Ton den Lehrer zu kritiseren, ihn anzugreifen, ist es kaum noch möglich, auf einer sachlichen Ebene ein Problem zu diskutieren. Manchmal gelingt es, Eltern zu beschwichtigen und mit ihnen weiter sachlich zu reden ( auch wenn es sehr schwer ist, freche Äußerungen zu überhören und zu versuchen, sachlich zu bleiben!!) Dabei stellt sich nicht selten heraus, dass die vorgebrachte Kritik nicht gerechtfertigt bzw. nut teilweise richtig war. Aber nicht immer ist es möglich, mit aufgebrachten und dabeiunverschämt argumentierenden Eltern zu reden- habe das selbst schon erlebt. Kritik- sachlich vorgebracht- ist konstruktive Kritik! Andernfalls ist sie nur destruktiv! |
| Jaja der Ton... | | von: rfalio
erstellt: 16.07.2009 17:09:25 |
Ein grundlegendes Problem sehe ich darin, dass die Schule einerseits als "Dienstleistungsunternehmen" (sind ja unsere Steuergelder) betrachtet wird, andrerseits als Institution, auf die man unbequeme Erziehungsinhalte abschieben kann.
Daraus ergibt sich ein Anspruchsdenken:
"Ich will verstehen und zwar sofort"
"Wofür brauch ich das später?"
"Sie müssen dafür sorgen, dass mein Kind die Hausaufgaben macht"
"Mein Kind ist hochintelligent, nur bei ihrer Art des Unterrichts ist es unterfordert und schaltet ab"
usw.
Ich denke, jeder von uns kennt diese oder ähnliche Ausdrücke von Schülern und Eltern.
Schulpflicht wird immer mehr als Pflicht der Schule verstanden, den Schülern etwas beizubringen ( aber bitte ohne eigenen Einsatz von Kindern oder Eltern!).
Entsprechend verschiebt sich der Umgangston hin zum Fordern, zum Schuld zuschieben, zum Verdrängen eigenen Fehlverhaltens.
Umgekehrt erwächst in jedem von uns, der nach bestem Wissen und Gewissen unterrichtet, schon eine gewisse Abwehrhaltung gegenüber unsachlichen Angriffen.
Lösung sehe ich erst einmal keine (außer klarer Stellungnahme und eben eines Abbruch des Gespräches bei Unhöflichkeit).
Gesellschaftlich wünschenswert wäre natürlich eine allgemeine Höherschätzung der Bildung und der Bildungsvermittlung...
rfalio
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| , | | von: hmatata
erstellt: 17.07.2009 09:08:03 |
das manche die erziehung und das lernen gern auf andere abschieben kenne ich hinlänglich....geht etwas schief ist man dafür dann ja nicht verantwortlich.
wenn eltern mir gleich dumm kommen,gebe ich ihnen ein gespräch am nächsten tag,wenn sie "ausgedampft" haben.
ich sage auch klar,das erhitzte gemüter keine lösungen finden,95% haben damit kein problem.mein vorteil...ich bin freiberufler und wem das nicht passt darf gern woanders hingehen..basta.
nettes beispiel.
ein mutter kommt zu mir und haut mir vors latz:können sie mal zusehen das mein sohn im letzten diktat eine gute note schreibt er steht auf 4 in deutsch.
ich hab gedacht ich hör nicht richtig und habe ihr gesagt das er dann eben daheim auchnoch üben muss.wenn er über eine stunde hausi gemacht hat und dann diktat paukt 30 min. wird das nicht reichen.
naja...sie ist etwas sauer abgezogen.
nu hab ich die woche über auch mit ihm geübt..will ja das er auch wirklich gute noten schreibt und siehe da er kam dann gestern mit einer 2.
mama holt ihn ab,sohn erzählt stolz das er ne 2 hat und mama sagt:guck,gut das wir am morgen noch geübt haben,sonst hätte das NIE geklappt.
hmpf..geht etwas schief..liegts am betreuer..läuft etwas gut lag es an 30 min.üben am morgen.
dann wirft sie mir noch vor das ich mit dem "albanerkind" viel mehr mache. als ich ihr erklärte das die eltern kein deutsch können und das mädchen ja bei mir auch sprachförderung bekommt wäre das logisch,da sie mehr stunden hat.
antwort: ja und sowas schreibt dann eine 1.
boa,ich hätte der eine runterhauen können..naja....im nächsten schuljahr nehme ich den bub nichtmehr.jetzt isse sauer |
| Selbstkontrolle | | von: rhauda
erstellt: 17.07.2009 14:49:10 |
Ich selbst muss mich sehr oft wirklich kräftig zusammenreißen, um einige der Eltern nicht hochkant rauszuschmeißen und ihnen für ihr Kind eine andere Schule zu empfehlen.
Um Dampf rauszunehmen, habe ich mit "spiegeln" eine gute Erfahrung gemacht.
"Ich fasse mal zusammen. Habe ich das richtig verstanden? Sie sind der Meinung, dass die Lehrer an unserer Schule Psychopathen sind und allesamt unfähige Scheißer."
(original so gesagt worden von einer Mutter)
Wenn man den Eltern ihre Aussage noch einmal genau vor Augen führt, rudern sie meist zurück.
Eine weitere Methode ist das "Festnageln" bei Pauschalangriffen:
"Ich möchte Sie gerne verstehen. Sie sagen, die Lehrer haben keine Ahnung von ihrem Fach. Was genau können sie denn Ihrer Meinung nach nicht?"
"Sie meinen, dass die Lehrer Ihren Sohn benachteiligen, weil er Albaner/Türke/Libanese ist. Woran genau machen Sie das fest? Können Sie mir Beispiele nennen?"
Meist kommt da nur heiße Luft.
Oder eine einfache Frage (Bei uns gibt es keine Schuleinzugsbereiche mehr im Stadtgebiet):
"Was hat Sie denn damals bewogen, Ihr Kind bei uns anzumelden, wenn, wie Sie sagen, allgemein bekannt ist, dass wir nix taugen? Es stehen ja auch noch andere Schulen zur Verfügung und Schule ABC ist doch viel näher zu ihrem Wohnort."
"Sie haben doch damals unsere Schule gewählt und nicht die Schule A, B oder C. Das haben Sie sich doch sicher damals gut überlegt und auch unsere Schulordnung und unsere Homepage genau gelesen. Da steht genau das als unser Konzept drin, was Sie hier kritisieren."
Bei zu erwartenden richtig kritischen Gesprächen gibt es folgende Möglichkeit:
Man bittet eine andere Lehrkraft, sich abseits zu setzen und mitzuprotokollieren. Das kann man den Eltern auch so sagen, dass am Ende des Gespräches noch einmal wiederholt wird, auf was man sich geeinigt hat und dass beide Gesprächsteilnehmer das unterschreiben und das Protokoll in die Schülerakte geheftet wird.
Das diszipliniert ungemein - nicht nur die Eltern, sondern auch die Lehrkraft.
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| Übergriff? | | von: bger
erstellt: 24.08.2009 21:43:49 |
Ich koche vor Wut. Gerade hat mich eine Mutter am Telefon permanent angeschrien, mich nicht zu Wort kommen lassen usw. Ich habe aufgelegt, wieder dasselbe, bis ich ablehnte, weiter mit ihr zu reden. Ich setzte das Gespräch dann mit ihrem Mann fort, mit dem konnte ich dann vernünftig reden, auch wenn er mich stark kritisierte. Ich machte ihm klar, dass ich mit seiner Frau weder am Telefon noch in der Schule mehr reden werde, sondern nur noch mit ihm und außerdem eine Entschuldigung erwarte - es ist das zweite Mal innerhalb von wenigen Tagen, dass sie mich so angegangen hat, nur beim letzten Mal hat sie sich beruhigt. Ich bin bei diesen Gesprächen einigermaßen ruhig geblieben, habe aber energisch erklärt, dass ich mir diesen Ton verbitte.
Die Vorgeschichte: Vor den Ferien hatte die Mutter mir von einer psychischen Störung ihrer Tochter berichtet. Nach den Ferien rief sie mich an, nachdem ihre Tochter mir schon gesagt hatte, dass sie wegen der Erkrankung nicht mit auf Klassenfahrt könne. Die Mutter war furchtbar aufgebracht, weil ich ihrer Tochter Tipps gegeben hatte, ohne mich über die Erkrankung informiert zu haben (wobei ich den Namen der Krankheit erst da erfuhr!). Im Laufe des Gesprächs ließ sie ihren Frust über die Ärzte, die angeblich ihre Tochter nicht therapieren können, an mir aus.
Also setzte ich mich ins Internet und machte mich kundig. Ich wollte der Familie helfen, die bereits bei mehreren Therapeuten und in einer Jugendpsychiatrischen Ambulanz waren und mit ihrem Latein am Ende schienen. So fragte ich per E-Mail in einigen Fachkliniken an, ob sie dieses Krankheitsbild bei Jugendlichen behandeln, natürlich ohne Namen und Einzelheiten zu nennen. Ich bekam auch prompt Antwort und händigte der Schülerin die Ausdrucke aus. Schließlich wollte ich mir nicht mehr vorwerfen lassen, mich nicht zu informieren. Jetzt ist die Mutter aber auf 180, weil ich mich ohne Absprache in ihre Angelegenheiten eingemischt hätte. Ich täte ja gerade so, als ob sie sich um nichts kümmerten - was nicht der Fall ist und was ich nie behauptet habe.
Empfindet ihr das, was ich als Unterstützung gemeint habe, auch als unzulässigen Übergriff? |
| Die meisten Eltern wären dankbar für deine Mühen | | von: dielady
erstellt: 24.08.2009 21:58:26 |
Aus meiner Zeit als Krankenschwester in der Psychiatrie kann ich aber leider berichten, dass viele Probleme von Menschen aus ihrem familieren Hindergrund entstehen. Wenn deine Schülerin, ich weiss leider nicht woran sie leidet, aus solchem Millieu kommt, dann kann ich die Reaktion der Mutter zwar nicht gutheißen, jedoch nachvollziehen. Denn in diesem Fall ist den Angehörigen oft bewusst wo die Probleme liegen, sie möchten es aber nicht wahr haben und suchen sie deshalb an jeder ihnen möglichen Stelle. Das hat zur Folge, dass alle Ärzte und Therapeuten schlechte Arbeit leisten und in deinem Fall du anfangs keine Ahnung hast, und nach der Informationssuche ihr "Versagen" erkennen könntes und sie sich deshalb um so mehr Verteidigen muss.
Wenn deine Schülerin z. B. an Borderline leiden sollte, wäre dieses Verhalten der Mutter nur zu typisch.
Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Glück mit deiner Schülerin und lass dich nicht unter kriegen, schließlich geht es in erster Linie doch um unsere SuS. Manche Eltern hängen halt leider mit dran. |
Beitrag (nur Mitglieder) |
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