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Forum: "abschaffen!!!!?!!!!"
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| kooperation-integration-förderschule | | von: ikealiebhaberin
erstellt: 25.09.2004 12:23:55 |
Mich hat deine Aussage schon provoziert, weil es für mich bedeuten würde, dass ich als Förderschullehrerin meinen Platz an meiner Schule verliere, die übrigens wirklich viel bietet. Wir haben einen Lernhilfezweig, mehrere Sprachheilklassen und einen Zweig für die geistige Entwicklung und zusätzlich einen für die körperliche und motorische Entwicklung. Das ist schon viel lernen unter einem Dach, nur mit dem Unterschied, dass wir keine Integration mit Grundschülern betreiben. Wir haben jede Menge Tiere bei uns an der Schule, die mit unterrichten (Schafe, Pferde, Enten, Meerschweinchen, Hasen, Vögel, Fische), wir bieten Fahrrad-AGs und diverse nützliche Dinge an. Ich bin der Meinung, dass unsere Arbeit dort sinnvoll ist und den Kindern mehr bringt, als wenn wir (wie ich es in meinem Referendariat erlebt habe) mit sechs Schülern in den Nebenraum gehen und die Hausaufgaben nachholen und den Stoff vorarbeiten, damit die Rückstände nicht so auffallen.
Bei meinem Praktikum in der Integration belief sich die Zusammenarbeit darauf, dass Sport und Kunst zusammen unterrichtet wurden, der Rest war vom Klassenlehrer allein zu bewältigen.
Ich finde es wenig zufrieden stellend, als Förderschullehrerin in eine Grundschulklasse zu gehen und dann als "Heilerin" angesehen zu werden. Was sollen denn die zwei süßen kleinen Koopstunden bringen, wenn ich davon ausgehen kann, dass das Kind sich das von der einen auf die andere Woche nicht merkt? Ich habe das Problem zur Zeit so gelöst, dass ich ein Sozialtraining mit der ganzen Klasse mache, mir gefällt es, der Grundschulkollegin gefällt es, den Kindern macht es Spaß.
Gerade im Bereich Erziehungshilfe halte ich Integration für Unsinn. |
| @ikealiebhaberin | | von: dandan
erstellt: 25.09.2004 14:30:40 |
hallo,
ich bin im bereich erziehungshilfe und ich finde gerade da wäre mehr kooperation und integration mit den regelschulen unbedingt notwendig!
unsere kinder sind meist die, die niemand haben will, weil sie anstrengend und nervtötend sind, stören und aggressiv sind, aber in der e-schule haben sie ausser der lehrkraft keine positiven vorbilder, denen sie nacheifern können! eine rückführung in die regelschule ist fast unmöglich, weil die sich meist weigern es auch nur mit probeunterricht oder einer mehrmonatigen probezeit zu versuchen.
natürlich wäre es arbeitsintensiv und anstrengend zu versuchen kinder mit verhaltenstörungen zu integrieren und als lehrer muss man sich mit den eigenen methoden und seiner einstellung zu den schüler auseinadersetzen, aber ich bin der meinung, dass dies auf jeden fall verhindern würde, dass einige kinder gar keine chance mehr bekommen, um sich zu fangen.
gruß
dandan |
| @dandan | | von: ikealiebhaberin
erstellt: 25.09.2004 16:06:19 |
Ich habe zwei Jahre lang an einer Schule für Erziehungshilfe gearbeitet und kann dich nur bestätigen, wenn du schreibst, dass dort mehr Kooperation schön wäre. In der Hinsicht nämlich, dass mal Ausflüge zusammen gemacht werden, dass man sich gegenseitig etwas vorführt, dass man gemeinsam Veranstaltungen besucht. Ich habe all das gemacht mit der Hauptschule im Nachbarort. Zwei der Schüler, die ich dort hatte, habe ich an die Hauptschule zurück geschult (nicht an die gleiche wohlgemerkt), nachdem ich vorher in der entsprechenden Schule hospitiert habe, mich mit den Lehrkräften zusammen gesetzt habe und quasi den Weg bereitet habe, aufmerksam und positiv mit diesen Jungs umzugehen.
Ich finde es eine wahnsinnig verflixte Gradwanderung insbesondere im Bereich der Erziehungshilfe zu sagen "der ist richtig an einer E-Schule - der nicht!". Die Schüler dort habe ich aus unterschiedlichsten Gründen in der Klasse gehabt und auch mit unterschiedlich behandelbaren Auswirkungen. Zwei von ihnen waren Heimkinder, zwei kamen frisch aus der Psychiatrie - jeder hatte seinen "Ruf" weg, ganz klar.
Aber ehrlich, ich möchte einer Regelschullehrkraft nicht zumuten, mit einem psychisch gestörten Kind und weiteren 30 Schülern in der Klasse adäquaten Unterricht zu machen. Die zwei Förderstunden durch den Förderschullehrer sind doch wirklich für die Katz. |
| Träumen ist schön | | von: caldeirao
erstellt: 20.03.2005 21:21:19 |
Entweder habe ich die Ironie des 1. Beitrages nicht verstanden oder er ist total daneben.
Ich arbeite an einer Sonderschule und ich kann euch einen Garantieschein geben, dass wir uns noch nie Kinder einfach so aus Grund- oder Gesamtschule geholt haben. Sondern wir bekamen von Eltern, LuL und sogar von den Kindern selbst Hilfeschreie, Um "das in den Brunnen gefallene Kind zu retten". Es sind zum Teil Schulaussteiger, völlig verstörte und mit Minderwertigkeitskomplexen besetzte Kinder, sehr verhaltensgestörte Kinder usw. die bei uns wieder in den Lernprozess integriert werden konnten.
Ich arbeitete auch mit mehr als einem Drittel meiner Stunden in der Integration. Was ich dort erlebe, spottet jeder Beschreibung.
Nur ein Beispiel, wenn ich sonst anfange, würde es den Rahmen sprengen. Ein Junge 7. Klasse Fö-Schwerpunkt Lernen. Die Klasse ist gerade beim Lösen von Gleichungen alle LB Kinder müssen das Gleiche tun. Der Junge kommt natürlich überhaupt nicht zurecht. Ich frage ihn darauf hin, ob der Junge mir in einem vorgegeben Rechteck 1/3 kennzeichnen kann. Der Junge weiß überhaupt nicht, was ein Drittel ist. Daraufhin spreche ich mit dem Mathelehrer. Sein Kommentar ist, was soll er da machen er kann schließlich nicht 2 verschiedene Stunden vorbereiten. Das ist leider die Realität an vielen Schulen.
Ich habe als Sonderpädagoge auch keine Angst arbeitslos zu werden, weil ich die Sonderpädagogische Ausbildung zusätzlich im Fernstudium absolviert habe. Also wovor soll ich Angst haben, habe schließlich auch ein abgeschlossenes Diplomlehrerstudium.
Caldeirao |
| Schon mal in Finnland, Schweden etc gewesen | | von: magistra
erstellt: 30.10.2005 13:57:02 |
Wenn abschaffen, dann muss sich einiges ändern
1. Der Personenschlüssel für die Schüler
2. Das Selbstverständnis der Lehrer/Innen
3. Die Zeit, die wir in der Schule verbringen - das heißt nicht, jetzt noch mehr Zeit investieren, da mit Unterricht, FOrtbildungen, Konferenzen, Elterngesprächen, Extra-gesprächen mit Kids und VOr- und Nachbereitung viel Zeit drauf geht, sondern einfach diese Zeit in der Schule vorhanden sein, im Team arbeiten
4. Veränderung der Sicht der Umwelt bezüglich Lehrer ( es sagen zwar die allermeisten, dass sie niemals Lehrer werden würden, aber:.......)
5. andere Schwerpunkte setzen - insbesondere die Betreuung in den unteren Stufen verstärken - in den oberen Stufen auf mehr Eigeninitiative setzen
6. mehr Zeit und Raum dem Spaß am Lernen geben - unabhängig von irgendwelchen Lehrplänen usw. usw |
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