|
Forum: ""Fette Kinder ärmer machen""
Bitte beachte die Netiquette! Doppeleinträge werden von der Redaktion gelöscht.
|
| @wabami | | von: dafyline
erstellt: 06.06.2010 22:43:38 geändert: 06.06.2010 22:57:04 |
Wieso unterstellst du den Schreibern einfach, nicht wirklich etwas gegen Fettleibigkeit unternehmen zu wollen?
Unterschwellig unterstellst du auch noch, die Schreiber wären wohl selber...
Oder hab ich das total falsch verstanden?
Wie sieht es umgekehrt mit Kindern und Jugendlichen aus, die untergewichtig sind? Bist du dann auch für eine Kürzung von Leistungen?
Es geht doch darum, dass man nicht einfach in das persönliche Leben eines Menschen eingreifen kann - das ist - meiner Meinung nach - in einer Demokratie doch nicht gut möglich.
Es wäre viel sinnvoller, statt dessen den Menschen Perspektiven und Arbeitsplätze zu geben, damit sie nicht so vom Staat abhängig sein müssen und sich dadurch auch nicht derartigen "Vorschlägen" aussetzen müssen.
Meine persönliche Meinung liegt wohl darin begründet, dass wohl jede und jeder (!) in irgendeiner Form mit dem Staat in Verbindung steht und abhängig ist (spätestens dann, wenn der Schulbesuch ansteht, ein Pass benötigt wird,...) und ich das Erfüllen von derartigen "Normen" bezüglich Körpergewicht als Eingreifen in mein persönliches Leben erachte.
|
| Für die Selbstgewissen mit den Patentrezepten | | von: bakunix
erstellt: 07.06.2010 15:09:27 geändert: 07.06.2010 15:15:20 |
Gunter Frank ist Arzt und berichtet aus seiner Sprechstunde:
"Im Rahmen einer Elternsprechstunde wurde Frau R. von der jungen (schlanken) Lehrerin ihrer Tochter angesprochen. Sie bekam den Rat, die Kalorienzufuhr zu Hause einzuschränken und dafür zu sorgen, dass die Tochter kleinere Portionen zu sich nimmt und mehr Obst isst. Außerdem wollte die Lehrerin wissen, ob Rs. öfter ein Fast-Food-Restaurant besuchen. Mit anderen Worten, sie unterstellte Frau R., ihre Kinder ungesund zu ernähren, und der Familie an sich, sie sei verfressen. Schließlich sei ja auch deutlich zu sehen, dass die Tochter übergewichtig sei, und das könne dann wohl nur daran liegen. …
Ich fragte Frau R., was es denn bei ihnen zu Hause zu essen gibt, und sie antwortet, ganz normales Frühstück, Brot, Honig, Nutella, Müsli, wobei sie auf fettreduzierte Milch und Margarine achtet. Nach der Schule schafft sie es trotz Halbtagsjob meistens, selbst zu kochen und der Familie Gerichte auf Kartoffel-, Reis- oder Pastabasis anzubieten. Abends wird fast immer gevespert mit Wurst oder Käse, manchmal kommt auch eine Pizza auf den Tisch. Ab und zu gibt es nach dem Mittagessen einen Schokoladenpudding, Schokolade oder Jogurt. Getrunken wird in der Regel Apfelschorle, ganz selten Limo. Ins Fast-Food-Restaurant geht die Familie selten, vielleicht einmal in zwei Monaten."
Frank stellt nun die Vermutung an, dass die schlanke Lehrerin wohl mehr Kalorien zu sich nehme als die Mitglieder dieser Familie. Er begründet dies so: "Wenn man die Energieaufnahme von Menschen, die sich im BMI unterscheiden, untersucht, zeigt sich häufig, dass schlanke Menschen mehr essen als mollige, egal ob sie älter oder jünger sind. Eine der größten Ernährungsstudien, die in Deutschland je durchgeführt wurden … konnten keinerlei Zusammenhang zwischen den aufgenommen Kalorien und dem beobachteten BMI finden."
Quelle der Studie: Heseker/Eberhardt et al.: Lebensmittel- und Nährstoffaufnahme Erwachsener in der Bundesrepublik, Wissenschaftlicher Fachverlag Dr. Fleck, Niederkleen 1994
Quelle des Textes: Gunter Frank: Lizenz zum Essen, Piper 2010
Übrigens: Mit Gunter Frank ist in der neuesten Ausgabe der Zeitschrift "Slowfood" ein Interview abgedruckt. Das schreibe ich deshalb, um der schnellen Meinung vorzubeugen, es handele sich hier um einen Esoteriker, der irgendwelche abstrusen Behauptungen in die Welt setzt. Die Bewegung "Slowfood" ist durchaus kritisch und argumentativ bemüht, sich mit dem Lebensmittelmarkt auseinanderzusetzen.
|
| Beratungsangebot ja, einmischen nein | | von: janne60
erstellt: 07.06.2010 16:30:17 |
ich denke, mit dem Angebot, im Unterricht über gesunde Ernährung (Frühstück, Pausenbrot etc) zu reden, hat die Schule ihre Pflicht erfüllt. In Einzelfällen kann man mal ein Elterngespräch führen, und dann muss es auch gut sein. Ich hatte bis vor kurzem ein stark übergewichtiges Mädchen in der Klasse und habe 3 Jahre lang immer wieder darauf hingewiesen, die Eltern möchten sich doch bitte mal ärztlich beraten lassen. Das Kind hatte extreme Atemprobleme, konnte sich im Sport und in den Pausen kaum bewegen.
Da das Kind ständig dem Arzt vorgestellt wurde (Schnupfen, Husten, tralala), war mir unerklärlich, dass da nicht auch mal bezüglich der Ernährung eindringlich gesprochen wurde. Nach 2 Jahren kam es dann zögerlich von seiten der Mutter, ja, sie wäre beim Arzt gewesen, und der hätte ja aber nur gesagt, das Kind müsse halt eben mal 20 kg abnehmen. Anschließend seufzte sie: "Aber was soll ich machen, sie geht nun mal ständig an den Kühlschrank"
Was soll man da machen? Ich find's für die Kinder furchtbar. Letzten Endes bleibt aber nur, es selbst bei den eigenen Kindern anders zu machen (bzw. so, wie man es für richtig hält; und das glauben ja die allermeisten Eltern von sich). Ein schwieriges Thema, aber ich finde nicht, dass wir uns hierzu soweit aus dem Fenster lehnen sollten. |
Beitrag (nur Mitglieder) |
|
|