Islamkundeunterricht
- will nicht Tradition aus den Familien weitergeben, sondern sachlich über den Islam als Religion wie auch seine Grundlagen informieren, z.B.: Inhalte des Korans, die Säulen des Glaubens, das Leben des Propheten, der Hintergrund religiöser Feste (Bildung)
- die Worte des Propheten sollen historisch-analytisch behandelt werden, ebenso im Vergleich zum ev. und kath. RU ... z.B. in Abgrenzung zu Kreationisten. Dabei steht das Wort der Heiligen Schrift (Bibel oder Koran) nicht 1:1 als solches, sondern wird im historischen Kontext gesehen und interpretiert.
- bringt SuS dahin, Äußerungen über den Islam einschätzen und dazu Stellung nehmen zu können (Meinungsbildung)
- der Unterricht darf – wie das beim kath. und ev. RU ebenso ist – auch zum Glauben hin erziehen (Glauben)
- bietet aber auch Demokratieerziehung und Terrorismusprävention und die Begegnung mit anderen Religionen.
- kann auf aktuelle Themen eingehen, diese in den Mittelpunkt stellen und diskutieren lassen.
Schwierigkeiten gab es bisher damit, dass man einen Ansprechpartner brauchte, mit dem die Inhalte abgesprochen werden konnten.
Das ist ebenfalls ähnlich zu den evangelischen Kirchen: auch hier gibt es diverse Gemeinden und Ausrichtungen, letztlich werden die Inhalte aber mit der Evangelischen Kirche Deutschlands abgesprochen und die Lehrkräfte zum einen staatlich und zum anderen auch kirchlich unterrichtet, müssen sie doch inzwischen eine Vocatio vorweisen – bei den Katholiken muss die Missio vorliegen ... auch bei islamischen ReligionslehrerInnen wird eine Mitgliedschaft in der muslimischen Gemeinde vorausgesetzt.
Es gab bisher keinen islamischen Zusammenschluss von Gemeinden, in Niedersachsen wurden die Inhalte der Pläne an einem "Runden Tisch Islamischer Religionsunterricht" mit Vertretern unterschiedlicher islamischer Verbände und Vereine abgesprochen. Der Plan für die Grundschule ist einsehbar unter
http://db2.nibis.de/1db/cuvo/datei/kc-iru-2010.pdf Diese Kurricula sind genauso aufgebaut, wie die Kurricula der anderen Fächer in Nds., meint: Allgemeine Informationen wie auch Angaben zur Leitstungsüberprüfung sind in allen Fächern nahezu identisch.
Auch Inhalte entsprechen dem des ev. RU – Nach dem Menschen fragen - Ich bin ich, Ich und andere Leben und Tod, Nach Glauben und Handeln fragen – Beten, Nach Religionen fragen – Woran glauben Muslime, Christen, Juden, Nach der Verantwortung des Menschen in der Welt fragen – Verantwortung für Schöpfung, Frieden, Gerechtigkeit, Gesellschaft.
Nebenbei ist es wohl so, dass sich das Verständnis, das der Religion entgegengebracht wird, auch auf andere Lebensbereiche ausweitet. Muslime sehen sich in der Schule eher als Partner auf Augenhöhe und über den Islamkundeunterricht gibt es positive Berührungspunkte, die auch die Diskussion in anderen Bereichen (z.B. Klassenfahrten) erleichtern.
Interessant finde ich ein Buch von Irka-Christin Mohr / Michael Kiefer (Hg.): Islamunterricht - Islamischer Religionsunterricht – Islamkunde: viele Titel – ein Fach?, in dem die Curricula der Modellversuche aus mehreren Ländern unter die Lupe genommen wurden.
http://lernen-aus-der-geschichte.de/Lernen-und-Lehren/content/8047
Die Kritik „Er bemängelt, dass in den entsprechenden Ausbildungsgängen für islamische Religionspädagogik der Universitäten Osnabrück und Erlangen gerade auf die Bereiche Fachdidaktik und Religionspädagogik kaum Wert gelegt werde, während der theologische Schwerpunkt der Ausbildung dominant sei.“ kann man nahezu uneingeschränkt auch auf ev. und kath. Religion an Universitäten wie auch für viele andere Fächer weitergeben, in vielen Fächern wird auf Pädagogik und Didaktik an der Uni recht wenig Wert gelegt.
Das ist doch wirklich deutlich vielfältiger als der Koranunterricht in der Moschee, soweit ich mir darüber ein Urteil erlauben darf.