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Forum: "Portfolios"
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| Pillenknick und Elternwille | | von: abcaf
erstellt: 16.09.2011 19:12:14 geändert: 16.09.2011 19:18:59 |
wurden hier noch gar nicht genannt. Ich habe schon zu Zeiten unterrichtet, als an einer dreizügigen Hauptschule 39 Schüler pro Klasse erst durch den 40sten zur Teilung führten - oder war es der 41ste gewesen, weiß ich gar nicht mehr. Damals haben wir davon geträumt, mal nur 25 Schüler in der Klasse zu haben.
Dann kam der Pillenknick, und die schwindende Schülerzahl wurde neu verteilt. Realschulen und Gymnasien konnten Lehrerstellen und Schulgrößen halten, indem sie "Spitzen abschöpften" mit allen Konsequenzen, die das hat.
Eltern wollten schon immer ihrem Kind eine möglichst angesehene Ausbildung ermöglichen. Aber jetzt kann man das als "Elternwille" durchsetzen. Ein Kind mit fehlenden Voraussetzungen an die "nächsthöhere" Schulform zu schicken, ist ja nicht mehr schwierig.
Und die Politik bevorzugt preiswerte Möglichkeiten, wie man die Situation an den Schulen verbessern könnte. Dazu gehören dann Beauftragte, Portfolios, zentrale Prüfungen und Evaluationen dazu. Nur das Naheliegendste ist angeblich unfinanzierbar - kleine Lerngruppen. (Hauptschul-)Klassen mit 22 Schülern sind heute schlechter zu unterrichten als 40ger von damals. Wenn man bedenkt, dass die Mehrzahl der Schüler im neuen Fünften eine Lesefähigkeit von Zweitklässlern hat ... |
| Das problem ist ein anderes | | von: rhauda
erstellt: 16.09.2011 19:12:22 geändert: 16.09.2011 19:13:36 |
Was ist es eigentlich, dass die Schüler dazu bringt, beim Wechsel von einer Schulform in die andere alles abzuhaken, was sie bisher gelernt haben.
Auf Portfolios zu ungunsten von Grundfertigkeiten zu setzen, wäre mir ja noch einsichtig, wenn die Schüler dann wenigstens die Portfolioarbeit beherrschen würden, wenn sie aus der Grundschule kommen. Tun sie aber meist nicht.
Ebenso wenig wie andere Dinge, die vorher noch perfekt beherrscht wurden.
Eine Grundschullehrerin, die mit einer großen Gruppe von Schülern an unsere Schule wechselte und die gleichen Hanseln wieder unterrichtete, war völlig entgeistert. Sie konnte nicht verstehen, dass so viel aus der Grundschule, das sie intensiv erarbeitet hatte, plötzlich wie weggeblasen schien. |
| differenzierter betrachten, bitte | | von: palim
erstellt: 17.09.2011 15:34:30 |
Die Kollegin aus der Grundschule war ICH
und ICH frage mich, warum generell immer gemeint wird, wir würden nur schwarz - weiß arbeiten.
Wir unterrichten nicht NUR Methoden,
aber die Methoden sind in den Curricula, die uns die Vorgaben geben, aufgeführt.
Also arbeiten wir nach den Vorgaben und erwarten, wie vermutlich Eltern und Ministerien auch, dass auch weiterführende Schulen nach den neuen Vorgaben arbeiten, die für diese Klassen ebenfalls auch andere Methoden vorsehen.
Vielleicht hilft da ein Blick in die Curricula des Faches - für die eigene Schule wie auch für die Grundschule.
Auf den Konferenzen, bei denen sich KollegInnen der GS und der aufnehmenden Gym treffen, stellen wir GS-KollegInnen z.B. auch JEDES Jahr fest, dass die KollegInnen der weiterführenden Schulen nach wie vor das verlangen, wovon sie seit Jahren ausgehen konnten. In den neuen Curricula sind aber einige Inhalte gestrichen und müssen in der GS gar nicht mehr aufgegriffen oder gedrillt werden.
Ebenso denke ich nicht, dass KollegInnen weiterführender Schulen, die auf der Höhe der Zeit sind, NUR Frontalunterricht geben.
Und wenn Gudjons, Meyer u.a. den Frontalunterricht wieder in den Focus nehmen, bedeutet dies auch nicht, dass sie alles bisher Gesagte über den Deister jagen.
Die Mischung macht´s - im Unterricht wie auch in der Betrachtungsweise!
Die Hinweise von rhauda fand ich übrigens sehr hilfreich: SuS vergessen über die Ferien sehr viel und mit neuer Schule, neuem Gebäude und neuen LehrerInnen offenbar noch mehr als sonst schon.
Ansonsten gebe ich noch den Tipp, in einer der benachbarten GS hospitieren zu gehen, dabei eine 4. Klasse auszuwählen, da diese Kinder ja vor dem Wechsel stehen ... und vielleicht auch mal eine 1. Klasse, damit sichtbar wird, was Kinder zu Beginn der Grundschule können ... und dass sie sich, Portfolio oder nicht, durchaus entwickeln.
Palim |
| Eine meiner lieben geschätzten Kolleginnen | | von: abcaf
erstellt: 17.09.2011 16:59:08 geändert: 17.09.2011 17:01:31 |
könnte ein Hörnchen kriegen, wenn sie sieht, wie einige Pädagogen immer noch so weiter unterrichten, als ob es u.a. die neue Medienentwicklung nicht gäbe. Sie kommt aus der Wirtschaft und betrachtet das Biotop Schule mit etwas anderen Augen. Und sie ist an unserer Schule m.E. eine der besten und methodisch vielfältigsten Lehrerinnen.
Es ist nicht in jedem Fall wichtig, die ganze Palette des Allgemeinwissen zu parat zu haben, obwohl man natürlich mit manchem Nichtwissen auch peinlich glänzen kann. Vielmehr sollte man lernen, wie man eine Aufgabe in Kooperation mit anderen Menschen angeht, sich das nötige Wissen verschafft, untereinander austauscht und gemeinsam eine Lösung erarbeitet. Das ist sicher ein ganz wesentlicher Lerninhalt der gesamten Schulzeit.
Andererseits gibt es auch Schüler in nicht zu geringer Zahl, die manche Methoden gar nicht verstehen oder nicht über die sozialen Kompetenzen verfügen, um in Gemeinschaft zu arbeiten. Wer nur unzureichend sprechen, lesen und schreiben kann und außerdem hibbelig und überheblich ist, hat da so seine Grenzen. Manchmal wünschte ich mir, es würden zu den ministeriellen Plänen auch gleich die passenden Schüler mitgeliefert. ... falls es jemand nicht gemerkt haben sollte ...
Aber da das nicht so ist, müssen wir mit der gegebenen Situation fertig werden. Und wir sollten uns untereinander nicht abwerten. Gerade hier ist doch ein Ort, wo sich die Vertreter der verschiedenen Schulformen anders als im wahren Leben virtuell treffen und austauschen können. Mich würde z.B. interessieren, wie ein Grundschul-Portfolio aussieht, was hineingehört, wie sich unterschiedliches Lernvermögen auf Entstehung und Endprodukt auswirkt. Nein, ich habe noch keins in Händen gehabt, unterrichte aber auch fast gar nicht in Regelklassen.
Und was das Vergessen angeht – nach den Ferien war da bei mir auch einiges restlos weg. Blöd wäre nur, wenn es dann nicht schnell wieder da ist.
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| Eigentlich | | von: rhauda
erstellt: 17.09.2011 22:02:10 |
... verlange ich gar nicht viel von denen, die aus der Grundschule zu uns kommen:
# Sie sollten eine Schriftbild haben, das irgendeine Ähnlichkeit mit irgendeinem Zeichensatz irgendeiner westeuropäischen Sprache zu tun hat.
# Sie sollten nicht ständig fragen, ob sie nun die Überschrift mit Rot oder mit Grün unterstreichen sollen und ob ein Mal oder zwei Mal. Und nicht fragen, wie die Überschrift heißt.
# Sie sollten in einer Geschwindigkeit schreiben können, die es ermöglicht, 4 Zeilen Tafelanschrieb innerhalb von 15 Minuten ins Heft zu bekommen.
# Sie sollten nicht wegen jedem Scheiß ans Lehrerzimmer kommen und die Kollegen nerven. Beispiel:
"Kann ich mal Frau Meyer sprechen? Das ist WICHTIG!"
"Frau Meyer, der Willy hat mir mein Heft weggenommen."
"Ja und dann?"
"Dann hat er es mir wieder gegeben, als ich rumgeschrieen hab."
"Und wo ist jetzt das Problem?"
"Ich wollte das nur mal sagen."
(KEIN JOKE!!!)
#Sie sollten wissen, dass man nicht einfach je nach Lust und Laune aufsteht und durch die Klasse läuft.
# Sie sollten wissen, dass man AUF dem Tiwsch arbeitet und nicht unter dem Tisch.
# Sie sollten das können, was die curricularen Vorgaben vorschreiben. Nicht weniger beim Durchschnitt, weniger bitte mit entsprechender Empfehlung und nicht dem letzten Hansel mit Null Plan auch noch eine Realschulempfehlung geben. Mehr gerne.
(5 zuliefernde Grundschule liefern Schüler mit Englischkenntnissen, die von 0-100 gehen. unabhängig von der Fähigkeit der Schüler)
Alles Andere kriegen wir schon irgendwie hin.
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