deiner Meinung nach denn lernen, um in einer immer komplexeren, Technik-beherschten Gesellschaft ein vernünftiges Maß am Weltwissen zu erlangen, das ihnen eine gleichberechtigte Teilhabe an ebendieser ermöglicht?
Es kann doch nun wirklich kein Argument sein: "Je komplexer die Welt wird, um so dümmer dürfen die Menschen sein, die in ihr leben!"
missmarpel93 hat ein Beispiel gebracht, das mir einleuchtet:
"Die Herstellung analoger Karten ist schweineteuer und lohnt sich immer weniger. Die SuS sollen beizeiten lernen sich mit digitalen Geländemodellen zu befassen bzw. die Nutzung von Geoinformationssystemen zu trainieren. Es rechnet schließlich auch keiner mehr mit dem Abakus, Tabellen oder dem Rechenschieber."
Das ist nur eins von vielen. Wir haben den Rechenschieber und die Sin-cos-tan-Tabellen hinter uns gelassen. Interpolieren scheint nicht mehr nötig seit wir den Calculator oder den Computer nutzen. Die Papierkarten sind ein Auslaufmodell. Wenn ich im richtigen Leben eine Entfernung zwischen zwei Orten wissen will, guck ich in den Computer und lass' von diesem - viel genauer - mir anzeigen, wie weit der Weg ist. Die Luftlinie, die der Maßstab der Karte zulässt, ist ziemlich ungenau. Wir haben den point of no return erreicht.
Es geht um Maßstabsberechnungen. Das Thema Maßstäbe ist bei mir in besten Händen, zum einen habe ich es studiert und zum anderen darf ich deshalb Geographie, technik und Mathematik unterrichten.
Für Geographie ist Maßstabsarbeit nebensächlich geworden. In technik ist die Beachtung des Maßstabes wesentlich, da Arbeitsanweisungen in aller erster Linie graphisch übermittelt werden.
Maßstabsberechnungen fallen also in Mathe an und zwar im Zusammenhang mit proportionaler Zuordnung. Da sind die SekI-SuS aber schon in Klasse 7. Arbeiten mit Karten oder technischen Zeichnungen müssen sie aber schon ab Jhg. 5 können. Folglich muss der "Quatsch" in der GS im Sachunterricht angelegt werden. Die SuS müssen aber nur wissen, was eine "Verkleinerung" (Modellauto) oder eine "Vergrößerung" ist. Und das kann man ihnen mit einem Kopierer vormachen und gut ist's.
BTW ich muss noch das Rätsel auflösen, warum Architektenzeichnungen in der regel im Maßstab 1 : 100 an die bauausführenden Firmen weitergereicht werden.
Die Bauhandwerker können Maße aus der zeichnung mit ihrem Gliedermessstab (Zollstock) in cm abgreifen. Der in Zentimetern gemessene Wert, entpricht in der Wirklichkeit dann dem gleichen Zahlenwert in Metern.
Oder ist hier einer der meinung vergangene Schülergenerationen hätten das Thema Maßstabsberechnung besser auf die Reihe bekommen als die heutige?
Folglich muss der "Quatsch" in der GS im Sachunterricht angelegt werden. Stimmt, bei uns ist es inzwischen in Klasse 2 angekommen, früher war es in Klasse 3 oder 4, was die Kinder vom Kopf her auch eher schaffen konnten.
Dennoch bin ich der Meinung, dass es für das Grundsätzliche gut ist, wenn Kinder lernen, sich auf einer Karte zu orienterien und Größen in etwas abschätzen lernen.
Sonst glauben sie, von Hamburg bis München ist es nicht so weit, da ja nur ein halber kleiner Finger dazwischen passt, und machen sich zu Fuß auf den Weg.
zeichnen, so dass die Größenverhältnisse korrekt widergegeben sind.
Oder: Nimm eine Kamera und fotografiere dasselbe Fahrrad mal von unten, von den Seiten, aus unterschiedlichen Winkeln, entfernungen und lass sie eine Erklärung dafür finden, dass die Leetze (im Münsterland für Fahrrad) immer andere Proportionen hat.
Bei so einer Diskussion denke ich auch immer daran, wie man etwas
begreiflich macht.
Letztes Jahr habe ich in Klasse 11 diskutiert, wie man mit Seismographen
ein Epizentrum findet. Und warum man dazu drei Standorte braucht.
Wir haben dann in der Auswertung Kreise auf Landkarten gemalt. Gut dass
ich nicht auch noch den Maßstab erklären müsste (zumindest den meisten
nicht)
In Wirtschaft müssen z.b. geldeinheiten in Diagramme umgerechnet
werden, wie geht das ohne Maßstab.
In der Zeitung müssen Diagramme interpretiert werden, wie geht das ohne
Maßstab.
Der Maßstab mag in Erdkunde überholt sein, was ich bezweifle, aber er
wird in vielen alltäglichen Bereichen gebraucht. wir merken es nur oft nicht,
weil wir die Nutzung automatisiert haben.
So sehe ich das auch. In VERA 8 soll wohl eine Aufgabe gewesen sein, dass ein Mensch vor einem Haussteht und die SuS sollten die ungefähre Höhe des Hauses angeben.