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Forum: "Sehr interessanter Artikel aus "Christ + Bildung""
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| Realien | | von: rfalio
erstellt: 07.08.2014 21:02:24 |
Das Wort hat mehrere Bedeutungen, laut wiki aber alle veraltet.
Leiten wir einfach von lat.: res = Sache her bzw. von Realität.
Damit ist die Realschule sicher kein überflüssiger Schulzweig, sondern sogar ein notwendiger. Ein Zwischenglied zwischen "nackter" (Ja, daher kommt das Wort) gymnasial-akademischer Bildung und Grundbildung mit ausgesprochen "händischer" Begabung, sprich die Schule für Techniker, Verwaltungsangestellte, höhere kaufmännische Berufe etc.
Jede Zusammenlegung bewirkt eine Nivellierung (meist nach unten), denn das ist einfacher als fordern = fördern.
Um gleich mal Vergleiche mit Finnland, der ehemaligen DDR und anderen ein bisschen einzubremsen: Bitte vergleicht nicht nur Systeme, sondern auch Bedingungen.
Und daran krankt die ganze Diskussion. Statt Geld in die Hand zu nehmen und die Bedingungen zu ändern, werden immer neue Konzepte und Schulsysteme erdacht.
Wenn ich mit 12 problemlosen Schülern in der 10. Klasse Realschule Mathe mache, kann ich ganz tolle Projekte z. B. über den goldenen Schnitt und seine Rückführung auf eine quadratische Gleichung machen und erreiche trotz dieses Zeitaufwandes dann eine Abschlussprüfung mit echt verdientem 2,0 Klassenschnitt.
Habe ich 24 Schüler mit 2 "Bremsern", kann ich ohne Hilfe (Trainingsraum, sozialpädagogische Betreuung, Erziehungsberatung...) kaum ein gutes Ergebnis erreichen.
Ich durfte letztes Schuljahr auf Grund meiner Berufseingliederungsmaßnahme eine Situation genießen, die in unseren Schulsystemen selten ist: Ich war bei einem Kollegen Tandemlehrer, d.h. ich saß hinten in der Klasse, konnte die Schüler beobachten, ging immer wieder in die Klasse und beobachtete die Hefteinträge, habe schnell Einzelfragen geklärt, die sonst den roten Faden des Unterrichts gestört hätten, habe Schüler zu Einzelgesprächen aus der Klasse geholt, habe auch mal schnell eine Stunde übernommen, wenn der Fachlehrer etwas klären musste oder selbst beobachten wollte.
Grandios!
Oder:
Als Praktikumslehrer für Studenten saß ich auch öfters hinten drinnen, habe den anderen Studenten Beobachtungsaufträge gegeben, wir haben die dann gemeinsam ausgewertet.
Unheimlich, was an Interaktionen abläuft, was der Lehrer vorne nicht mitbekommt (und da nehme ich mich nicht aus). Das sind Bedingungen, unabhängig vom System.
Allerdings: Je homogener die Klientel, desto leichter ist eben hier eine Durchführbarkeit.
Und dann muss natürlich eine große Durchlässigkeit gegeben sein. Es geht nicht an, dass wie in Bayern die Mittelschulen in der 5. Klasse Mathe mit Brüchen anfangen, die Gymnasien mit negativen Zahlen und die Realschulen mit großen Zahlen bzw. Potenzen.
Angleichung der Lehrpläne, auch bundesländerübergreifend, nahtloser Übergang zwischen den Schularten, da happerts.
Können wir uns nicht leisten! Kostet zu viel!
Diese jungen Leute sind doch unsere Zukunft! Da müssen wir investieren!
Wieder viel zu viel geschrieben, aber es war mir ein Bedürfnis!
rfalio
Und wer darüber diskuttieren will, schickt mir bitte eine PN, auf dass wir oder |
| Aber | | von: rfalio
erstellt: 10.08.2014 19:45:09 |
meine guten Möbel werden auch nicht von einem "Elektronikteileaustauschgehilfen" gemacht oder von einem Holztechniker mit FH-Abschluss, sondern von einem Schreiner.
Ich kann natürlich auch bei dem schwedischen Möbelhaus computergefräste Teile beziehen und die selber zusammenbauen.
Aber im Ernst:
In jedem Wirtschaftsteil schreit die Industrie nach Facharbeitern, und die wollen Leute, die arbeiten können und nicht welche, die nach 3 Jahren zum Studium verschwinden und dann eine Arbeitsplatzgarantie wollen.
Prinzipiell wird ein Verschwinden der Realschule entweder die dann entstehende Schulart zur "Restschule" mit entsprechend geringen Anforderungen degradieren oder es wird dann innerhalb der Schule differenziert (das Gleiche wie vorher, nur anders benannt). Auch die Übertrittszahlen an die Gymnasien werden steigen, mit entsprechenden Auswirkungen an die Qualität.
Interessanter Artikel dazu:
https://www.kommunalnet.at/news/artikel/article/finnland-hohe-jugendarbeitslosigkeit-trotz-pisa-sieg.html?cHash=4dcbdb6007869ce407859cc867e681fd
rfalio
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