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Forum: "Hausaufgaben=Religiöse Diskriminierung?"

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@tanteerna: Sag bloßneuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: janne60 Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 20.09.2014 13:45:10

das mit der "verlässlichen Grundschule" ist auch so ne Ländergeschichte?
Also bei uns ist seit einigen Jahren Schluss mit unterschiedlichen Schulschlusszeiten. Jedes Kind hat jeden Tag mindestens 5 Std. Unterricht, vom 1. Tag an und in jeder noch so verzwickten Vertretungssituation. Kein Kind darf vor dieser Zeit heimgeschickt werden.
Habt ihr mehr als 25 Stunden in Kl.stufe 2, dass ihr ein Entlastungsmodell eingeführt habt?


@amanneuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: caldeirao Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 20.09.2014 15:08:21 geändert: 20.09.2014 16:42:38

ich widerspreche Dir ja sehr ungern, weil ich i.A. Deine Beiträge sehr schätze, aber hier werden aus meiner Sicht wirklich Äpfel mit Birnen verglichen.

Wie kann man denn Humanismus => Atheismus (soweit kann ich ja noch mitgehen) mit Sozialismus in Verbindung bringen und damit auch begründen, dass das nicht so toll sein kann. Der Sozialismus war und ist ja nun wirklich weit entfernt von humanistischen Werten (ich kenne auch heute kein sozialistisches Land- auch z.B. China, Venezuela oder Kuba sind ja Katastrophen, was die Demokratie betrifft und damit eben auch humanistische Werte). Auch die Kirche hat ja in seiner 2000 Jahre alten Geschichte bis in die heutige Zeit genug Dreck am Stecken. Daraus jetzt Schlussfolgerungen bzgl. des kommenden Lebens zu ziehen, halte ich gefährlich.

Ich persönlich bin froh, in einem Land zu leben, in dem ich mir aussuchen darf, welche Religion bzw. Weltanschauung ich bevorzuge und dass mir daraus keine Nachteile entstehen. Und ich bin auch froh, dass ich nicht auf den religiösen Nachsatz bei meiner Verbeamtung schwören musste. Bei uns gab es beide Möglichkeiten.

Welche Gesetze einer humanistischen Gesellschaft sind es denn, die Dich abstoßen? Aber fange bitte nicht mit dem Sozialismus an, der mit humanistischen Werten genauso viel zu tun wie die Inquisition mit christlichen Werten zu tun hatte. Beide haben sie benutzt, aber nicht gelebt.


Glaubensfrageneuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: missmarpel93 Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 20.09.2014 16:39:07

Ist das Erledigen von Hausaufgaben eine Glaubensfrage?

Können Schüler, deren Eltern aus der Kirche ausgetreten sind, behaupten, dass sie nicht an den Sinn von Hausaufgaben glaubten?

Ist es ein Hausaufgabenbeweis, wenn Schüler behaupten, ich glaube ich habe das gemacht - aber zuhause liegen lassen.

Ist das Abschreibenlassen von Hausaufgaben tätige Nächstenliebe?

Helfen einem bei der Frage nach dem Sinn des lebens die Hausaufgaben weiter? Die Antwort ist eh 42 - oder wenn man es in die Primzahlen zerlegt: 2*3*7. Das kann man aber auch ohne Hausaufgaben herausfinden, dazu muss man nur ganz gechillt auf dem Sofa den heimischen Telealtar betrachten - und vorher die richtige DVD reinschmeißen bzw. das richtige Paket downstreamen. Ab, zurück in die Zukunft - aber ohne Hausaufgaben


Verlässliche Grundschule neuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: tanteerna Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 20.09.2014 17:32:35

@ Janne

Verlässliche GS bedeutet bei uns 2.-5. Stunde.

@ missmarpel
Stundentafel:
1. Klasse 22 Std (incl. Reli) + 1 Std. FRESCH (ist uns wichtig und steht in unserem Schulprofil), Erstklässler haben noch keinen Nachmittagsunterricht
2. Klasse 24 Std + 1 Std. FRESCH
3. und 4. Klasse 26 Std.

Die Entlastung ist natürlich für die Schüler gedacht.

Wie gesagt, wir müssen nur 4 Stunden "verlässlich" sein.

tanteerna


Übrigensneuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: tanteerna Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 20.09.2014 17:37:30

Heute war Einschulung. Da schlich wieder der Vater um mich herum. Ich sagte ihm, ich hätte nur noch mit Termin Zeit für ihn.

Er hat sich dann für seine gestrigen Ausfälle entschuldigt.
(O-Ton gestern unter anderem: "Dann melde ich meine Tochter zum Religionsunterricht an und weise sie an, zwei Stunden zu stören.")



tanteerna


@ tanteernaneuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: bakunix Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 21.09.2014 08:54:14

Du schreibst: "Religionsunterricht ist ordentliches Unterrichtsfach. Koranschule nicht und Musikschule auch nicht. Da sehe ich schon einen Unterschied."

Dass Religionsunterricht ein "ordentliches" Lehrfach ist, haben sich die Kirchen in die Konkordate, die sie mit den Bundesländern geschlossen haben, hineinschreiben lassen. Damit haben sie erreicht, dass der Religionsunterricht sie nichts kostet. Einmal deshalb, weil das Land die beamteten und angestellten Reli-Lehrer bezahlt, und zum anderen, weil die Stunden, die kirchliche Vertreter halten (Pfarrer, Religionspädagogen), dem Land in Rechnung gestellt werden. Darüber hinaus können die kirchlichen Mitarbeiter bis zu vier Wochen fehlen, ohne dass die Kirche einen Ersatz schicken muss. So lange müssen staatliche Lehrer einspringen, wenn die Kinder irgendwie beschäftigt werden müssen.

Der Status des "ordentlichen" Lehrfachs hat zur Folge, dass Religion auch Versetzungsfach ist. Da man in diesem Bereich für den Glauben, zumindest in der Grundschule, meistens eine Eins oder eine Zwei kriegt, kann es sich lohnen, dabei zu sein.


@tanteernaneuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: bakunix Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 21.09.2014 08:59:22

Du schreibst, FRESCH sei euch wichtig. Ja, was um Gottes Willen ist FRESCH? Als Lehrer in RLP kann ich das nicht wissen.


Ich kann den Vater...neuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: rojiblanco Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 21.09.2014 09:08:29 geändert: 21.09.2014 09:09:38

... so gut verstehen.

Das er sein Problem argumentativ nicht gut rüber bringt
oder er in der Artikulation sich Sympathien verspielt ist
natürlich nicht in Ordnung und schade, jedoch hat er im
Kern Recht.

Die (Gegen-)Argumente die ich akzeptiere komme ja im
Prinzip mit dem Hinweis der Stundenanzahlen ... sprich
eine Schulstrukturelle-Argumentation.

Dagegen kann er sich nicht wehren, und Unterstützung
bekommt er ja offensichtlich nicht.


Ich persönlich finde es ein Unding, dass man sich aus dem
Religions-Unterricht (zu Recht) abmelden kann ohne eine
adäquate Ersatzleistung zu bekommen.

Damit meine ich nicht dumme und als Strafe zu empfindende
Mehrarbeit (HA oder Förder) sondern ein thematisches
Pendant zum Fach Religion.

Ob das Werte und Normen heißt, Ethik oder Philosophie ist
dabei egal.


So oder so ist eine Sonderbehandlung immer mit dem
Geschmack der Besser- bzw. Schlechterbehandlung
verknüpft.

Aber so lange es kein Willen innerhalb der Schule bzw.
des Landes gibt, bleibt diese Diskriminierung bestehen.

Zu lasten derjenigen, die sich nicht dem Mehrheitsglauben
unterwerfen wollen.

Ja, das empfinde auch ich als unfassbar problematisch!



PS: Vielen dank caldeirao für Dein Bemühen Deine
(richtige) Ansicht deutlich zu machen. Sehr gut,
respektvoll und fundiert.


Ich bin froh,neuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: rfalio Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 21.09.2014 10:10:23 geändert: 21.09.2014 17:25:30

in einem Land zu leben, wo Werte, Grundsätze, Regeln menschlichen Miteinanders einen Platz an der Schule haben.
Ich glaube, viele meiner Vorschreiber haben von modernem Religionsunterricht gleich welcher Konfession und seinen Inhalten wenig Ahnung.
Er ist z.B. auf keinen Fall vergleichbar mit einer Koranschule (die ist eher so etwas wie die außerschulische Firmvorbereitung oder der Konfirmantenunterricht), sondern er ist ein weitgespanntes, fächerübergreifendes Fach, in dem wesentliche Aspekte des Menschseins aufgegriffen werden.
Und so ein Fach brauchen die Schüler!
Natürlich kann das auch ein Fach Ethik oder wie immer genannt leisten, aber es sollte halt so ein Fach für alle Schüler geben. Wenn das durch Verordnungen, organisatorische Gründe, zu geringe Schülerzahlen o.ä. nicht angeboten wird, ist es schade für die Schüler, denn ihnen wird etwas genommen!
Und nun zur Kernfrage:
Wenn am Nachmittag ein Termin für einen Teil der Schüler einer Klasse eingerichtet ist, kann ich diesen Teil von den Hausaufgaben freistellen. Der Vater kapiert anscheinend nicht, dass nicht sein Kind mehr aufbekommt, sondern eben andere wegen einer zusätzlichen Belastung weniger.
Ob das nun Religionsunterricht, Schulspiel oder etwas anderes ist, spielt doch keine Rolle.
Und wenn sein Kind wegen einer AG "holzhacken" weniger Hausaufgaben bekäme, würde er sich doch auch nicht über die "Benachteiligung" beschweren.

Ach übrigens:
Meines Wissens ist das Fach Religion in der Grundschule kein Vorrückungsfach (in Bayern sicher nicht)!
rfalio


kirchenrechtliche Regelungenneuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: missmarpel93 Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 21.09.2014 10:23:34 geändert: 21.09.2014 10:24:16

Trotzdem bin ich für die Aufkündigung des Konkordates und Abschaffung der kirchlichen Privilegien.

Letztere gehen ja sogar auf den Reichsdeputatshauptschluss zurück und haben nur Fortbestand, da die Bundesrepublik deutschland als Rechtsnachfolger des "heiligen römischen reiches deutscher Nation bildet".

Als Folge der Enteignung kirchlichen und klösterlichen Besitzes zu Zeiten Napoleons zahlen die Länder heute noch Steuergelder als "Entschädigung" und übernehmen die Gehälter der Bischöfe.

Die Berufung auf die mit den Nationalsozialisten abgeschlossenen Konkordatsverträge ist aus meiner Sicht noch unsäglicher.

Schmeißt die Kirchen (rk und ev) aus den schulen und hört auf deren Finanzierung per Zwangsabgabe durch den Staat betreiben zu lassen. Es spricht nichts gegen Mitglieder einer Religionsgmeinschaft, dass sie an diese ein Kirchgeld zahlen und diese Ausgaben steuerrechtlich geltend machen.
Ferner können ethische und moralische Grundsätze im Unterricht wie LER oder PP behandelt werden, ohne dass die unterrichtenden Lehrkräfte über "vocatio" oder "missio" verfügen müssten.

Es kann nicht sein, dass bischöfliche Generalvikariate die Lehrberechtigungen vor allem katholischer Lehrkräfte entziehen können, nur weil diese geschieden ist. Willkommen im 21. Jahrhundert.


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