Was ist daran schwer zu verstehen, dass Aussagen der "Obrigkeit", so falsch man sie auch halten mag, stillschweigend hingenommen werden? Das geht nicht nur zu Hause oder in der Schule so, das ist doch auch in der Arbeitswelt weit verbreitet und nun wirklich kein Einzelfall.
In Kliniken sterben Patienten, weil sich keiner traut, dem Chefarzt zu sagen, dass er Murks baut. Das ist sogar meine eigene Erfahrung - in der Klinik, an der ich promoviert habe, haben die Oberärzte damals lieber klammheimlich hinter dem Rücken des Chefs seine Verschreibungen korrigiert, als es ihm offen zu sagen, was sie von seinen Therapien halten.
In Berlin steht seit Jahren ein riesiger Flughafen leer und verschlingt eine Milliarde nach der anderen, weil sich keiner mehr traut, Fehler ehrlich zu benennen. Wer es doch tut, wird von Herrn Mehdorn gefeuert.
In vielen Firmen sitzen Führungskräfte am Hebel, die ähnlich kritikunfähig sind und daher jeden Hinweis auf einen Fehler mit einer Brutalität beantworten, die die heilige Inquisition harmlos aussehen lässt.
Ja, wir als Pädagogen und Eltern sollten das eigentlich anders machen, und unseren Kindern beibringen, dass Kritik sachlich äußern und einzustecken zu können eine Kunst ist, die es wert ist, gelernt zu werden. Doch auch in unseren Reihen gibt es welche, die das selber nicht können und ihren Schülern oder Kindern dann eben genau das Gegenteil vermitteln: Ich Chef, du nix, also halt die Klappe, denn ich hab immer Recht.