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Forum: "Ausgepowert"
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| eure weihnachtstipps | | von: stella73
erstellt: 05.12.2004 12:41:37 |
sind total herzig und ich hab mir schon jede menge geschichten zusammen gesucht und gedichte zum thema gefunden.
es ist nur nicht ganz so einfach mit den großen. meine 7. klasse ist das, was ich gern die "streberklasse" nenne. da sie so "brav" und eifrig sind, werden sie von uns allen auch recht gefordert, denn es macht ihnen spaß zu lernen und uns macht es spaß, dass endlich mal wer unsere ausbildung würdigt..
dennoch möchte ich die wissensdurstigen von zeit zu zeit bremsen und dran erinnern, dass sie doch im grunde aufmüpfige teenager sein sollten, die am wochenende auf liebespfaden oder mit den freunden/freundinnen um die häuser ziehen. klappt schwer. sie sind dann recht verwirrt, völlig aus dem konzept und brauchen - ähnlich dem hund, der ballsüchtig ist - gleich wieder enen happen hoher literatur, um sich einzukriegen.
diese klasse ist für mich (eine 31jährige lehrerin, gefangen im körper des besagten aufmüpfigen teenagers) eine herausforderung in sachen weihnachtsstimmung. geschichten und gedichte ist nicht. weihnachtsmarkt ist bei uns leider nicht erlaubt, dufthäuschen und -kerzen leider auch nicht (brandschutzbestimmungen).
kritisch wie wir sind machen wir gerade das thema werbung (um so weihnachten eher von der konsumtechnischen seite her anzugehen..).
und nun habe ich für morgen für alle meine klassen schoko-nikolos gekauft (mmmh... ehrlich gesagt, schoko-krampusse, der nikolo war alle) und bin schon sehr gespannt, was die "streber" dazu sagen werden....
wünsch auch auf jeden fall einen wunderschönen nikolaus!!!!!! und ganz viele tolle sachen in euren stiefel!!
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| @stella | | von: feul
erstellt: 05.12.2004 12:52:20 |
ich bin nun 26 jahre im lehrberuf tätig (hab zwar ein paar jahre zwischendurch selbst für schülernachwuchs gesorgt, damit wir nicht arbeitslos werden) und kann deine einstellung sehr gut nachvollziehen. auch ich bin der meinung, dass wir niemals die psyche der kinder aus den augen verlieren sollten, und leider gibt es immer wieder kollegen, denen die vermittlung des lehrstoffes wichtiger ist.
und ich kann auch verstehen, dass du in solchen situationen über einen berufswechsel zumindest nachdenkst-- aber wenn uns im lehrberuf gerade diese leute abhanden kommen, die noch beides können, nämlich den lehrstoff zu vermitteln OHNE die psyche, das kind, aus den augen zu verlieren---- was wird dann?
ich wünsch dir, dass du beides auf die reihe kriegst, so auf die art: "die lyrik der psyche im barock" oder so, wenn du weißt, was ich meine.........
und glaub mir, auch die streber sind empfänglich für die adventliche stimmung, wenn es zugegebenermaßen auch schwieriger ist.............. |
| @feul | | von: stella73
erstellt: 05.12.2004 13:15:35 |
vor ein paar monaten ist es mir gelungen einen freund zu überreden, endlich mal zum zahnarzt zu gehen, zu meiner zahnärztin, um genauer zu sein. der kerl hatte seit jahren völlig kaputte zähne, ausgelöst durch einen motorradunfall als teenager und vermied es seit jahren zu lachen oder den mund allzu weit aufzumachen. ich kenn ihn noch nicht so lang und es ist mir auch ein rätsel, wieso familie, freunde und bekannte ihn nicht genötigt haben, zum arzt zu gehen; aber egal. um ihm zu helfen und die angst zu nehmen (war ihm ja auch peinlich), bin ich zu meiner ärztin und hab sie ein wenig auf den "fall" vorbereitet. ich habe ihr auch gesagt, dass er nicht das geld hat, sich die zähne auf super schön richten zu lassen, dass es aber mal ein anfang wäre, wenn er seine wurzelbehandlungen und füllungen, etc. kriegt. und dass ich leider auch nicht in der lage wäre, ihm das geld zu borgen.
so, der geht hin, ruft mich am nachmittag an, heult vor freude - die liebe frau doktor hat ihm einfach so vorne eine brücke gemacht. eine, die normalerweise ein vermögen kosten würde. einfach so.
warum ich das erzähle??? es war nicht ihr job, dies zu tun. nicht auf die art und weise. jeder andere zahnarzt hätte ohne geld keinen finger gerührt. ihm maximal eine ratenzahlung angeboten. der junge mann ist wie ausgewechselt, selbstbewusst und ich seh ihn immer wieder gern lachen. bei der frau doktor hab ich mich aufs herzlichste bedankt und sie meinte nur, es wäre selbstverständlich gewesen. sie hätte doch gesehen, wie unglücklich er war.
wenn wir alle so arbeiten würden, wie diese frau, dann würde es ein stückchen leichter gehen, dann müsste keine/keiner von uns die arbeit allein bewältigen und unsere schülerInnen wären vielleicht ein stückchen besser aufgehoben in der schule. solange es aber leute gibt, die nur das tun, wofür sie bezahlt werden (und sind wir ehrlich, in unsrem beruf wäre das nicht allzu viel), werden leute wie wir immer ausgepowert sein, denn wie sollen wir diese immense aufgabe allein bewältigen??
ich bin froh, dass ich auf diesen seiten hier immer wieder über menschen stolpere, die ähnlich denken wie ich. die schon länger in diesem beruf sind und sich dennoch optimismus und nächstenliebe bewahrt haben. und wenn sie dann noch dazu aus dem eigenen land sind (nicht, dass ich eine patriotin wäre), dann beruhigt das schon ungemein!!!! |
| Power | | von: kimcorinne
erstellt: 13.12.2004 23:42:31 |
Hallo,
ich möchte jetzt nicht damit beginnen, dass es mir auch so ergeht - auch wenn dem so ist - aber in diesen Phasen versuche ich mir viel Gutes zu tun: heißes Bad, zur Massage gehen, mich mit Freunde treffen, die nichts mit Schule am Hut haben usw. Ich glaube, das schlechte Gewissen in Bezug darauf, dass wir eben einmal nicht die perfekte Stunde zaubern können, gilt es zu verlernen. Es darf mal eine Nullachtfünfzig-Stunde sein...und das zu lernen ist schwer. Ich bin ein Perfektionist und hasse theoretische Langeweilerstunden - aber genauso hasse ich es, zu sehen, wie ich mich für Stunden teilweise abmühe und genauso wenig Aktion und Reaktion der Schüler bekomme - während man einmal für laue Stunden dann auch einmal genau das Gegenteil erfahren kann. Ich denke, das kennt jeder. Wichtig ist nur, das man sich auch Zeit für sich nimmt - sich eine Auszeit nimmt, obwohl noch keine Ferien sind. Manchmal spreche ich auch mit meinen Schülern darüber, dass es mir nicht so gut geht und sie mir verzeihen sollen, wenn ich nicht ganz so gut gelaunt daher komme oder die Stunde mal nicht ganz so aufregend verläuft. Und siehe da, die Schüler verstehen das, erzählen davon, dass es ihnen nicht anders ergeht und auf einmal läuft es wieder. Und vor allem, ich komme dann gerne wieder in die Klassen, weil man dann doch merkt, dass man sich nahe steht. Ich nehme mir auch immer fest vor, mit einem Lachen die Klasse zu betreten. Und wenn ich ziemlich ausgepowert bin, darf ein Schüler den Tag mit einem lustigen Erlebnis oder Witz beginnen.
Nimm dir Zeit für dich - hör nicht auf das, was die sagen, die nicht in dem Beruf arbeiten, denn sie kennen die Situation nicht. Es ist immer schwer die Situation eines anderen zu beurteilen. Und du hast das Recht auch einmal ausgepowert zu sein. Wichtig ist nur, dass du dir das eingestehst und nicht krampfhaft versuchst dagegen anzukämpfen in der Meinung, man dürfte das nicht sein oder es geht nur dir alleine so. Dem ist nicht so. Gönn dir Zeit, gönn dir was Gutes. Denn wenn es dir gut geht, dann wirkt sich das auf deinen Unterricht aus und dann darf es auch Zeiten geben, in denen der Unterricht eben nicht so aufregend ist.
Viele Grüße von KimCorinne,
die sich jetzt einen heißen Punsch gönnt |
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