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Forum: "Wie in Deutschland Schulen gelingen"
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| Schön wär's, | | von: ishaa
erstellt: 18.05.2005 21:55:04 |
rhauda, wenn das möglich wäre, Probleme auf der sachlichen Ebene anzusprechen. Ich stelle fest, dass gerade die betroffenen Kollegen (bei uns sind's nur Männer...)überhaupt kein Interesse haben, überhaupt über Unterricht zu reden. Der Garten, die Urlaubsreise, Geschichten von früher, Witze, alles. Gespräche über Unterricht beschränken sich mehr oder weniger darauf, dass man selber gut und die Schüler blöd sind.
Und ehrlich gesagt, wenn jemand lauthals verkündet, neue Rechtschreibung, da würde er sich gar nicht drum kümmern, kriegte er ja schließlich nicht bezahlt, das zu lernen; oder wenn SchülerInnen sich eine Fertigpizza kaufen dürfen, weil sie das im HW-Unterricht gekochte "nicht mögen", dann kann ich auch nicht mehr sachlich bleiben, und, ich gesteh's, sag oft nichts.
Hab jetzt erst nachgedacht, wann mir eigentlich mal jemand was sagt und festgestellt: Ab und zu sagt mal jemand, dass er/oder eher sie etwas gut findet. Aber nur eine Kollegin sagt es mir hin und wieder auf eine unheimlich tolle Art , wenn sie das Gefühl hat, ich lauf' in die falsche Richtung. Das ist soooo wertvoll!
Das Forum "Unterrichtsbesuche", das wir hier mal hatten, zeigte, wie heikel für viele diese Thematik ist. Ich wünschte mir wirklich, es würde öfter mal jemand gucken, überall. (Auch in die Ecken ). |
| Mit Tränen in den Augen | | von: keinelehrerin
erstellt: 19.05.2005 21:25:15 |
hab ich den Film gesehen.
Unsere Tochter hat Probleme in Deutsch (LRS), ihre Lehrerin sieht das anders.
Unser Sohn, der auch in die GS geht, hat einen noch nicht gelöschten Moro-Reflex.
Und wenn du dann siehst, was in anderen Systemen möglich ist, wie anderswo den Kindern geholfen wird, wie auf sie eingegangen werden kann weil die Lehrkräfte dahingehend geschult sind, ein anderes Verständnis vom Lernen haben, sich als "Gastgeber" verstehen, tuts weh.
Unsere Lehrer tun das, was sie können; die Vorgaben unseres Kumis sind nur noch kopfschüttelnd zu lesen, verstehen kann sie ein normal denkender Mensch nicht mehr. Geld fehlt an vielen Kanten und Ecken, nicht zuletzt auch in der Ausbildung. Die Lehrer wissen es vielfach nicht besser. Und das tut mir als Mutter so weh, die Kinder so sich amstrampeln zu sehen, und zu glauben, wie es einfacher geht, aber nicht die Möglichkeit zu haben, es zu ändern.
War wohl etwas wirr.
Verzeiht mir, dieses Thema greift mich emotional doch sehr an. |
| Es werden | | von: poni
erstellt: 19.05.2005 21:46:10 |
immer mehr, die den Film sehen, die was ändern wollen, die Widerstand leisten. Gebt die Hoffnung nicht auf.
Au man, wie pathetisch, aber ich glaub einfach dran. Es muss sich was tun, d.h. wir müssen was tun, von oben kommt nix, höchstens in winzigsten Schritten.
Im Moment mal wieder ziemlich kämpferisch bin. Es macht einfach Spaß, mit Kindern und Kollegen menschlich umzugehen, sie alle ernst zu nehmen und für sie da zu sein und die da oben ... naja. Ich hab gut reden, jaja. |
| Darf ich dir ein Taschentuch reichen? | | von: caldeirao
erstellt: 19.05.2005 22:30:06 |
Ja es ist wirklich traurig. Auch mir stehen manchmal die Tränen in den Augen. Aber es liegt nicht nur am Geld. Wenn man teilweise sieht, wie mit Ressourcen umgegangen wird, ist es einfach traurig. Wenn hier geschrieben wird, man muss die KollegInnen nur ansprechen, dann weiß ich nicht wie? Wenn sie nicht wollen, dann wollen sie nicht. Als in Brandenburg die Verbeamtungswelle einsetzte, konnte man einige (und es waren nicht wenige) nicht verbeamten, weil sie nach 8 Jahren Schuldienst im geeinten Deutschland keine 50 Weiterbildungsstunden nachweisen konnten. In unserem Kollegium gibt es KollegInnen, die können den Computer nicht mal einschalten. Das ist in meinen Augen ein Entlassungsgrund. Das könnte sich niemand in der freien Wirtschaft leisten.
Der Lehrerberuf ist sicher, kaum einer wird entlassen, festes Gehalt und bei der Situation auf dem Arbeitsmarkt auch kein schlechtes usw. Es wird nicht nach Leistung bezahlt, sondern nach der Eingruppierung. Beamte bekommen für die gleiche Leistung mehr Geld. Solange das so ist, wird sich nichts ändern. Einige Idioten strampeln sich ab und werden von den anderen ausgelacht. Wenn man da was sagt, bekommt man als Antwort "Du schon wieder..."
Keinelehrerin, wenn du glaubst, dass deine Tochter eine LRS hat, wende dich an eine sonderpädagogische Beratungsstelle (oder wie das bei euch auch immer heißt). Die werden das testen und wenn deine Tochter eine diagnostizierte LRS hat, ist die Schule verpflichtet zu handeln. Das ist von Bundesland zu Bundesland verschieden. Deshalb kann ich dir da nicht genau Auskunft geben. Bei deinem Sohn mit dem M...-Reflex, das kenne ich leider nicht. Aber lass dich beraten und dann fordere im nettewn Ton in der Schule. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich Eltern mit Kindern die irgendwelche Schwächen haben, sich nicht trauen, was zu sagen oder sich beschweren. Und was dann mit den Kindern passiert... ich kann ein Lied davon singen. Es ist mehr als traurig.
Also viel Glück keinelehrerin und lass dich nicht unterkriegen. |
| Mutlos | | von: ishaa
erstellt: 19.05.2005 23:12:36 |
könnte ich manchmal werden. Kam heute im Lehrerzimmer dazu, als sich zwei "gestandene Kollegen" über neue Unterrichtsformen ereiferten. Unser Schulleiter bildet sich derzeit diesbezüglich fort und hat es auch schon gewagt, mal eine Konferenz ganz anders zu gestalten und uns damit zu verblüffen. Im Folgenden Auszüge aus dem Gespräch:
"Die Kinder wollen doch, dass man ihnen was erklärt. Die sind doch völlig überfordert, wenn sie da so alleine 'rumwursteln sollen."
"Wir haben doch auch so gelernt , und wir haben wenigstens noch was gelernt. Da kann das doch nicht verkehrt sein."
" Ist doch alles purer Aktionismus (das Wort wurde gesucht und souffliert), auf einmal ist das modern und dann sollen das plötzlich alle machen."
"Also, wenn ich zu 'nem Vortrag oder zu 'ner Fortbildung gehe, dann will ich was lernen, dann erwarte ich, dass mir da einer was erklärt. Und wenn ich da so in Grüppchen irgendwas machen soll, da hab' ich doch nichts von, da kann ich auch zu Hause bleiben."
Und das alles in einem schenkelklopfenden "Wir sind die einzigen, die hier noch vernünftig sind"-Ton. Und ich, ja, ich geb's schon wieder zu, ich hab' das "Probiert doch einfach EINMAL mal was anderes aus" runtergeschluckt. Ich habe lediglich eingewandt, dass sich beim Frontalunterricht die Mehrzahl der SchülerInnen einfach ausklinkt und dass ich merke, dass bei anderen Arbeitsformen (fast) alle die ganze Zeit arbeiten. Reaktion: Ja, das wäre ja ein ganz anderes Problem, dass die SchülerInnen heute von zu Hause aus alle schon so viele Probleme hätten, dass sie in der Schule gar nicht mehr aufpassen könnten. Das hätte es ja früher nicht gegeben.
Man könnte zum Taschentuch greifen. Mein Bedürfnis ist allerdings eher vor Wut in den nächsten Tisch zu beißen, was wahrscheinlich eine Übersprungshandlung ist, denn Hauen ist ja nun auch irgendwie nicht drin. |
| Hab' noch was vergessen | | von: ishaa
erstellt: 19.05.2005 23:33:38 |
Irgendwo war da noch mehr Frust heute morgen. Jetzt ist's mir wieder eingefallen. Wir kriegen keinen Termin mehr für einen Kollegiumsausflug hin. (Geht bei uns nur, wenn nächster Tag frei, weil die meisten ganz viel trinken müssen...) In der irrigen Annahme, es ginge darum, etwas gemeinsam zu machen ( ich bin manchmal ein bisschen naiv ) und nicht nur um einen unterrichtsfreien Tag, warf ich in die Runde, dass ich es schön fände, wenn wir besagten Film erwerben und vielleicht an einem Abend gemeinsam anschauen könnten. Natürlich musste ich erst mal erklären, was das für ein Film ist und dann waren die KollegInnen völlig entgeistert. Das fehlte ihnen gerade noch, sich an einem Abend in die Schule zu setzen und sich mit Schule zu beschäftigen. Ich weiß, dass zwei oder drei KollegINNEN sich bestimmt mit mir den Film anschaffen und wir uns den dann bei einem privaten Treffen ansehen. Hinterher geht's uns dann bestimmt wie palim, Frust vorprogrammiert.
Muss wohl auch mal Schulen gucken gehen. Höre oft, woanders ist's auch nicht anders. (Hab' auch schon eine schlimmere Schule erlebt...)
Heute recht mutlos: ishaa |
| Da kann ich rolf nur Recht geben | | von: kfmaas
erstellt: 20.05.2005 13:35:42 |
Nicht aufgeben!!
Stell dir hier dein eigenes Kollegium zusammen , bespreche mit ihm, was du machen willst und dann mache es zusammen mit der Kollegin an der Schule. Die Hauptsache ist, dass du die moralische Unterstützung hast und evtl. Argument, damit du spitzen Bemerkungen begegnen kannst. Wenn du mental die Sicherheit hast, kann dich keiner bremsen. Und wenigsrtens auf einigen Gebieten bist du ja autonom, oder?
Fange also an, frage, wie es andere gemacht haben und gehe zuerst in kleinen, langsamen Schritten. Die Schüler müssen ja auch mitkommen - deshalb sei auch geduldig. Du schaust ja auch nicht täglich, ob die Radieschen schon dick und rot sind - du läßt sie erst mal wachsen, nachdem du sie gesät hast.
LG kfmaas
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