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Forum: "Unterrichtsbesuche"
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| ja und??? | | von: rhauda
erstellt: 01.04.2005 20:06:17 |
#1 Hat irgendjemand mal daran gedacht, dass Unterrichtsbesuche auch dazu dienen, die SuS und die verschiedenen Klassen kennenzulernen, sowie deren Probleme und Lernniveau? Immer nur von sich selbst als L auszugehen, finde ich ziemlich arrogant.
#2 Eigentlich hat die Schulleitung sogar das Recht, ohne vorherige Ankündigung Stunden zu besuchen (fändich allerdings auch nicht gut).
#3 Wenn Schulleitung den Kopf für das hinhält, was im Unterricht an einer Schule läuft, dann finde ich es nur normal, dass dieselbe Schulleitung zumindest weiss, für WAS sie den Kopf hinhält.
#4 Solche Stunden geben immer Gesprächsanlässe. Für Schulleitung ist es auch wichtig zu wissen, wo Arbeitsfelder sind. Himmelherrgottnochmal, die Leute sind eigentlich auch da, um Schulentwicklung zu betreiben. Ihre Kompetenz erstreckt sich auch darauf, gesamtschulisch zu denken. Das können sie nur, wenn sie von jedem Kollegiumsmitglied auch mal etwas zu sehen bekommen und nicht auf "Hörensagen" agewiesen sind.
M.
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| re:frenzy | | von: rhauda
erstellt: 01.04.2005 21:46:25 geändert: 01.04.2005 21:58:58 |
Ich bin seit 16 Jahren Lehrerin und habe auch Schulleitungserfahrung.
Aus diesem Grunde glaube ich auch, die Sache von beiden Seiten betrachten zu können. Ich kann nicht nur von der Seite des Kollegiums argumentieren, sondern auch als jemand, der
1. auf der "anderen Seite steht" (...wobei "andere Seite" eigentlich nur von einigen Kollegen/Kolleginnen so gesehen wird)
und die 2. jede Menge hochkalibrirger Fortbildungen zu dem Thema gemacht hat (nicht nur auf Schule bezogen, sondern auch mit Fachleuten von Außen).
Um dir zu erklären, warum ich so sauer auf diese Diskussionen reagiere, muss ich glaube ich, etwas ausholen.
Seit etwa 7 Jahren gibt es bei uns in Niedersachen den Willen der Landesregierung (egal, welcher Couleur), Organisationsentwicklung zu betreiben. Leider läuft das nur in einigen wenigen Schulen. Der Grund:
Für jede/n, der/die mit der Materie befasst ist, gehört eine Ausgangsevaluation als Grundlage dazu.
Ausgangsevaluation beinhaltet Peer-Review ebenso wie Hospitation von Schulleitern/Schulleiterinnen. Komischerweise gehört das in allen möglichen Ländern zum Schulalltag. Vor allem in den Ländern, die wir so gerne als unsere Vorbilder betrachten in punkto Schulorganisation und Schulerfolg (i.e. Finnland) ist das ein selbstverständlicher Teil von Schulentwicklung. Es ist schon erstaunlich, wir wir Lehrer/innen uns als Vorbild nur das herauspicken, was uns genehm ist, während wir andere Dinge geflissentlich ignorieren.
Meine Erfahrung ist:
# alle schreien nach Verbesserungen
# wenn es an die Arbeit geht, sind nur noch 30% dabei
# wenn man seine eigene Arbeit auf den Prüfstand stellen soll, sind es nur noch einige wenige Kollegen/Kolleginnen
# je weiter es in der Schule geht, desto weniger sind die Kollegen/Kolleginnen bereit, sich und ihren Unterricht zur Disposition zu stellen (Gs und HS sind noch eher bereit als RS und Gym)
Ich bin davon überzeugt, dass sich hier in Deutschland etwas eingeschlichen hat, dass in anderen- mehr erfolgreichen Ländern- seinesgleichen sucht:
Die sogenannte "pädagogische Freiheit", (die ja in Wirklichkeit keine ist, sondern eine pädagogische VERANTWORTUNG) ist teilweise zu einem Wildwuchs mutiert, die Kolleginnen/Kollegen alles erlaubt, was nicht verboten ist, die sich gegen das stellt, was allgemeiner Fachkonsens ist, die sich gegen alles stellt, was die Gesamtkonferenz als wünschenswert erachtet, solange sie nicht GENAU gegen einen Beschluss verstösst.
Seien wir doch mal ehrlich: JEDER KOLLEGE und JEDE KOLLEGIN kennt doch die "Pflegefälle" im Kollegium, und in den seltensten Fällen werden die Probleme ehrlich auf den Tisch gebracht.
Wir Lehrer haben uns angewöhnt, Kritik an unserer Professionalität als Kritik an unserer Person zu betrachten. Vor lauter Unsicherheit lehnen wir lieber die Hospitation ab, als sie als Hilfe zu betrachten.Das ist in höchstem Maße unprofessionell.
Die Tatsache, dass viele Schulleitungen nur wenig in der Lage sind, hilfreich zu sein, ist bedauerlich. Allerdings sind wir doch alle erwachsene Leute, die nicht zu befürchten haben (WIR verlieren nicht unseren Job, wenn wir nicht den Erwartungen der Leitung entsprechen).
Es ist auch an den Kollegen und Kolleginnen, die entsprechende Rückmeldung zu geben, mit der Schulleitung ins Gespräch zu kommen, eine hilfreiche Atmoshäre zu schaffen und sich die Schulleitung zu erziehen, falls sie nicht den Erwartungen entspricht.
Hier geht nur ein MITEINANDER. Hospitationen der Schulleitung nur als Bedrohung zu sehen, hilft nicht
M.
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