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Forum: "Mikrobiologie in der Schule"
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| Mikroben im Klärwerk und Rinderpansen | | von: michaelu
erstellt: 19.07.2005 14:56:08 geändert: 19.07.2005 14:57:33 |
hovi,
Du schriebst u.a.
"...Mikrobiologie in der Schule" fasziniert die S., immer wieder. Alleine die Arbeit mit dem Mikroskop motiviert. So finden die Winzlinge bei mir oft im Bereich von Wasseruntersuchungen Raum, z.B. bei der Besichtigung einer Kläranlage - die engagierten Techniker stellen immer einige Proben für die S. zum Anschauen bereit."
Klärwerk
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Ich nehme an, die Techniker haben Euch auch Proben aus den Faultürmen zur Verfügung gestellt? Und du hast den Schülen dann die verschiedenen aneroben Lebensweisen der Protozoen, Bakterien und Archaeen erklärt? Und dass z.B die Netzhautzellen unserer Augen, oder unsere reifen Roten Blutkörpchen (sie transportieren nur den Sauerstoff, nutzen ihn aber nicht), oder unsere Muskeln während eines 100-m-Laufs, ähnlich leben? (Natürlich weisst Du, dass da Milchsäure und nicht Methan das (vorläufige) Endprodukt ist.) Und dass manche Klärwerke einen Großteil des gesamten Energiebedarfs mit dem biogenen Methan aus den Faultürmen decken?
Rinderpansen
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Wenn Du von einem Schlachthof Panseninhalt von einem frisch geschlachteten Rind bekommen kannst (ich weiss nicht, ob Du VegetarierIN bist und das willst, kannst Du unter dem Mikroskop Deinen Schülern ein wahres Gewusel und Gewimmel von anaeroben Protozoen, Bakterien und Archaeen zeigen. Die Protozoen sind für die Grobzerkleinerung der Pflanzenteile zuständig, hauptsächlich Bakterien lössen die Zellulosefasern auf, weitere Bakterein vergären zu organischen Säuren, von denen die Kuh lebt, und hauptsächlich Essigsäure, Kohlendioxid und freier Wasserstoff wird von den methanogenen Archaeen zu Methan umgesetzt. Übrigens, die Methanogenen kann man unter dem Mikroskop bei langwelliger UV-Beleuchtung ("schwarzes Licht") an ihrer typischen UV-Beleuchtung erkennen. Und dann erinnert man sich, dass es auch methanogene Archaeen an kochenden Tiefseespalten gibt...
Gruß, michaelu
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| Bakterien und Geologie (2) | | von: michaelu
erstellt: 19.07.2005 15:31:51 |
Bakterien und Geologie (2)
Ein kleiner spezieller Nachtrag
Die Porenräume von Felsen sind ein beliebter Aufenthaltsort von Mikroorganismen auf unserer Erde. Deshalb sucht man auch anderswo im Sonnensystem nach solchen möglichen Habitaten. Zurück zu unserer Erde: Photosynthetische, endolithische Mikrobengemeinschaften bewohnen gewöhnlich die äußeren paar Millimeter aller Felsen auf der Erdoberfläche. Im extremsten Klima, z.B. heißen undn kalten Wüsten, sind endolithische mikroorganisemn oft die hauptsächlichen Lebensformen. Sie finden am/im Gestein Schutz vor intensiver Sonnenstrahlung und Austrocknung, und sie ffinden Mineralstoff, Gesteinsfeuchtigkeit und Wachstumsfläche.
An/in Felsen aus einem extrem saueren (pH 1) und heißen Habitat im Yellowstone National Park, USA, wurden u.a. als Hauptvertreter die Rotalge
Cyanidium spp. und Bakterienarten der Gattung Mycobacterium und Corynebacteriaceae gefunden.
Solche endolithischen Mikrobengemeinschaften können im Laufe der Zeit mineralisieren und so zu fossilen Biomarkern werden. Spuren dieser Lebensgemeinschaften könnten als Biomarker längst vergangenen Lebens dienen, Lebens, das mit geothermalen Habitaten auf der Erde oder sonstwo im Sonnensystem verbunden war.
So gelesen in
Walker, J. J., J. R. Spear, and N. R. Pace. 2005. Geobiology of a microbial endolithic community in the Yellowstone geothermal environment. Nature 434:1011-1014.
Tschüß,
michaelu |
| Bakterienriesen: mit bloßem Auge sichtbar | | von: michaelu
erstellt: 20.07.2005 08:53:07 geändert: 05.08.2005 15:53:54 |
· Epulopiscium fishelsonii, symbiontisch im Darm des braunen Doktorfisches (1)
80 µm x 0,6 mm, mit bloßem Auge sichtbar. Bringt intracellulär heranreifende, lebende Nachkommen zur Welt (1)
· Thiomargarita namibiensis. Die kettenbildenden, kugeligen Zellen können Durchmesser von 0,75 mm erreichen, ebenfalls mit bloßem Auge sichtbar. Die unbeweglichen Bakterien können bei Sauerstoffknappheit Sulfid mit in großen Vakuolen gespeichertem Nitrat oxidieren. So ein Nitratvorrat reicht 40 - 50 Tage (2).
· Die großen fadenbildenden Schwefelbakterien können Fäden bilden, die aus hunderten bis zu tausend scheibenförmigen Zellen bestehen (Vielzeller) und Längen von 7 cm erreichen. Na ja, zugegeben, Vielzellerei ist auch ein Weg, Größe zu zeigen.
Also ich finde Epulopiscium fishelsonii sehr faszinierend! Ein Bakterium, neben dem ein Pantoffeltierchen wie ein Zwerg wirkt, und das auch noch lebende Nachkommen zur Welt bringt... Leider überlebt der Mutterorganismus das nicht, aber was tut man nicht alles für die Nachkommen, wenn man ein Bakterium ist.
Hier gibt's Bilder davon
http://www.micro.cornell.edu/IMAGES/million_times_larger.jpg
Epilopsicium, E. coli und Paramecium
http://www.micro.cornell.edu/faculty/IMAGES/Epulopiscium.jpg
Mutterorganismus mit intracellulären Tochterzellen
http://www.micro.cornell.edu/faculty.EAngert.html
Esther R. Angert, die "Mutter" von Epulopiscium
Und das ist die zitierte Literatur
(1) Angert, E. R., and K. D. Clements. 2004. Initiation of intracellular offspring in Epulopiscium. Mol Microbiol 51:827-35
(2) Schulz, H. N., and B. B. Jorgensen. 2001. Big bacteria. Annu Rev Microbiol 55:105-37
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