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Forum: "Einen Austausch für die Lerngruppe 1/2"
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| Schon ein halbes Jahr arbeiten | | von: igellady
erstellt: 08.04.2006 07:15:22 geändert: 08.04.2006 09:33:04 |
wir jetzt in Mathematik in der Mischung. Die Bandbreite, die dabei entstanden ist, finde ich enorm.
Ich habe Erstklässler, die noch um Menge und Zahl ringen,
welche, die im Zahlenraum bis 20 recht sicher alles kurz und klein rechnen,
welche, die locker alle Additionen und Subtraktionen bis 100 machen,
welche, die das kleine Einmaleins beherrschen und auch schon in den Tausenderraum geschnuppert haben.
Es ist schon erstaunlich, was passiert, wenn man die Kinder weitgehend selbstständig arbeiten lässt und sie nur weiterführt.
In der Lerngruppe der Kinder aus Klasse 2 sieht das ähnlich aus. Die Differenzierung reicht auch hier von Umgang im 10er- bzw. 20er-Raum, dem Arbeiten im 100er-Raum, dem Einmaleins, aber auch schon der Erarbeitung des 1000er-Raumes. Hier sind schon Kinder dabei, die schriftlichen Rechenverfahren umzusetzen. Ich bin fasziniert!
Die Organisation war anstrengend, zuerst haben wir doch ziemlich geschwommen. Inzwischen sagen die Kinder schon den Kollegen, wo es langgeht, wenn einer von uns mal krank ist.
Die Reaktionen der Elternschaft ist auch bislang noch durchweg positiv, weil sie sehen, wie zufrieden ihre Kinder sind. Auch die langsamer Lernenden kommen zu ihrem Recht, weil sie die für sie nötige Zeit bekommen.
Nun bin ich ganz gespannt, wie sich das Arbeiten im nächsten Schuljahr anfühlt, wenn die Mischung durch alle Fächer geht.
Das war eine kleine Zusammenfassung zu unserer Form der Jahrgangsmischung.
Allen ein schönes Osterfest und denen, die Ferien haben erholsame Ferien wünscht die
Igellady |
| @rolf | | von: igellady
erstellt: 08.04.2006 09:53:19 |
das habe ich mich schon nach einiger Zeit getraut, die Kinder auch in den anderen Bereichen wie Lesen und Schreiben lernen selbstständig arbeiten zu lassen.
Auch hier funktioniert das wunderbar. Die Schnelllernenden haben sich inzwischen bei mir den Beginn des Schreibschriftlehrganges abgeholt und strahlten um die Wette, die langsamer Lernenden sind noch mit der Druckschrift und dem vertiefenden Lesen beschäftigt.
Lesen konnten die ersten Kinder schon kurz nach den Herbstferien, weil sie unendlich wissbegierig waren und noch sind.
Inzwischen kennen alle Kinder die Laute zu den einzelnen Buchstaben sicher.
In meiner Lerngruppe sind ca. 7 Kinder, die entwicklungsverzögert sind und somit sehr langsam lernen. Auch sie wollen lernen und nehmen freiwillig zusätzliche Fördermöglichkeiten an. Das kommt oft so herüber, dass die anderen Kinder auch mal zu Frau Sowieso (das ist unsere sozialpädagogische Kraft) wollen. Dem kommen wir auch ab und zu nach und ziehen sie aus dem Gruppenverband heraus, wenn wir diagnostische Aufgaben von ihnen bearbeitet haben möchten. Auch sie kommen freudestrahlend zurück.
Eigentlich warte ich innerlich immer auf den Hammer, der sagt: So geht das aber nicht!
In diesem Durchgang habe ich wohl viele Kinder erwischt, die einfach alles lernen wollen, was nur eben möglich ist. Viele davon beschweren sich schon, wenn ich nicht genügend weiterführendes Material zur Verfügung habe.
Allerdings gibt es auch die, die immer wieder sanft angeschubst werden müssen, um auf dem Weg zu bleiben. Wie meine Kollegin und ich meinen, sind diese Kinder aber nicht zu Außenseitern geworden, sondern fühlen sich zumeist auch in ihrem Lerntempo wohl und kommen zu ansprechenden Lernerfolgen.
Das für mich nach dem der Organisation größte Problem ist es: Welches Material ist jetzt für dieses Kind richtig?
Die Arbeit auf diese Weise macht mir, den Kindern und den Eltern viel Freude.
Grüße von der
Igellady
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| in diesem durchgang? | | von: rolf_robischon
erstellt: 08.04.2006 11:21:05 geändert: 08.04.2006 11:47:12 |
In diesem Durchgang habe ich wohl viele Kinder erwischt, die einfach alles lernen wollen, was nur eben möglich ist.
so sind ALLE kinder, wenn sie keine schlechten erfahrungen gemacht haben.
und diese haben jetzt glücklicherweise dich erwischt.
weiteres material?
jede menge sachbücher, experimentierkoffer, baumaterial, lernprogramme für den pc, auch gewöhnliche schulbücher (nur nicht im klassensatz), eine wiese, wald, ein bach... einfach alles was es gibt. die kinder können dir sicher vorschläge machen.
ich freu mich sehr über deinen bericht. |
| @murmel | | von: igellady
erstellt: 08.04.2006 22:50:54 |
Kannst Du Dir vorstellen, welche Ängste ich hatte? Keiner konnte mir sagen, was mir bevorsteht. Das war vielleicht auch gut so.
Mir hat das die Möglichkeit gegeben, zu lesen, zu sortieren, zu schauen, was für mich machbar war.
Heute denke ich: Was habe ich in den Jahren vorher Kinder ausgebremst, in gutem Glauben, konform mit den Richtlinien und Lehrplänen.
Inzwischen sehe ich das anders. Die Ziele, sprich Lernstandards für Klasse 2 möchte ich auch erreichen können mit meinen Kindern. Das wird auch möglich sein. Einige werden sehr viel weiter sein, als vorgesehen. Vielleicht kann der ein oder andere Schüler auch springen. Schauen wir einmal.
Mein Vorteil ist eine kleine Schule. Manchmal ist das auch ein Nachteil. Aber hier unterhalten wir uns intensiv mit den Kollegen (ist mein Mann, der die kommende 3 übernimmt), wie unsere Arbeit aus 1/2 weitergeführt werden kann. Und die lernschnellen Kinder werden ihre Möglichkeiten bekommen, anders als bisher. Nicht in die Breite, das demotiviert sie, sondern nach vorn. Macht doch nix, wenn die schon den Stoff aus 5 können, wenn wir ihnen zeigen können, wie sie selbstständig auch noch weiter kommen.
Weißt Du, bei aller Angst, die aus dem 2. wären nur die Zulieferer und Helfer der 1. Klasse, hab ich gelernt: Wenn ich Kinder sanft leite (Rolf nennt das dann Lernbegleiter), bringen die mehr, als ich mir vorstellen konnte.
Wenn Du mich fragst, kann ich Dir nur sagen: Mach weiter auf Deinem Weg. Du bist so viel jünger als ich, Du müsstest noch wesentlich mehr Kraft investieren können, der Kinder wegen. Vielleicht findest Du an Deiner Schule auch Kollegen, die mitmachen wollen.
Schöne Ostertage wünscht Dir
die Igellady |
| Habe auch eine jahrgangsgemischte Klasse | | von: cilia
erstellt: 09.04.2006 13:43:00 |
und kann genau das bestätigen, was du geschrieben hast, igellady.
Von meinen 14 Erstklässlern sind 5 (fast 6) mit dem kompletten Buchstabenlehrgang durch, weil ich die Kinder recht früh selbständig habe daran arbeiten lassen.
Dagegen sind 3 Kinder gerade mal mit dem ersten Drittel durch, weil diese Kinder einfach mehr Zeit brauchen.
Deinen Gedanken: "Was habe ich früher die Kinder doch gebremst" habe ich auch gehabt.
Es ist einfach unglaublich, was manche Kinder leisten (können). Es ist aber ebenso unglaublich für mich, dass auch die sogenannten schwachen Kinder mit viel Freude und Fleiß ihre Aufgaben bearbeiten - nur eben ein wenig langsamer.
Probleme habe ich aber auch mit der Jahrgangsmischung.
Bei meinen 9 Zweitklässlern (grundsätzlich in allen 4 Eingangsklassen eine schwächere Gruppe) läuft das alles nicht so glatt.
Ich setze die Kinder nicht gezielt als Helfer ein. Das kommt natürlich vor bei Gruppenarbeiten oder wenn die Kleinen sich von selbst an die Großen wenden.
Mir ist auch klar, dass es auch daran liegt, dass wir das falsche Arbeitsbuch für die Schüler haben (Tobi - Sprach- und Arbeitsheft). Ich halte dieses Buch für sehr gut aufbereitet, aber die Kinder können daran nicht so selbständig arbeiten, weil sie immer wieder Erklärungen von mir brauchen.
Dagegen arbeiten die Kinder selbständig an einem Heft, das ich für sie zusammengestellt habe.
Aber trotzdem bin ich nicht zufrieden damit.
Mir fehlen auch vor allem in Deutsch gemeinsame Phasen. Jetzt, wo die Kleinen lesen und schreiben können, ist dies möglich in manchen Bereichen, am Schuljahresanfang aber nicht.
Mein Fazit:
Für die Kinder der 1. Klasse ist dieses Jahr super gelaufen und ich werde dies mit den neuen Erstklässlern ebenso weiter machen.
Für die Kinder der 2. Klasse muss ich noch weiter suchen, was ich wie machen und umsetzen kann.
Liebe Grüße,
cilia
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