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Forum: "Empfindlich"
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| Es gibt ... | | von: sth
erstellt: 27.08.2005 19:52:15 geändert: 27.08.2005 19:53:54 |
... ja bekanntlich immer zwei Seiten.
Einerseits sind das ja wirklich übelste Geschichten, die hier zu lesen sind. Andererseits frage ich mich wirklich, ob einzelne Personen dies alles selbst erlebt haben, und nichts auf Erzählungen anderer beruht.
Einerseits lebt die Schule vom Einsatz der Lehrer. Andererseits haben auch diese Lehrer Grenzen (zum Beispiel ihre eigene Gesundheit). Und - lebt nicht die Gesellschaft auch von und mit "Normalos"??
Einerseits ist es unerwünscht, dass Lehrer über zusätzliche Belastungen klagen. Andererseits wird immer mehr an uns abgegeben. Dürfen Schulleiter im Gegensatz dazu schon um Entlastung bitten?
Einerseits wäre es schon wünschenswert, Sanktionen gegen schwarze Schafe verhängt zu sehen. Andererseits macht es mir Angst, wenn ich befürchten muss,der Willkür meiner Vorgesetzten zum Opfer zu fallen. Wer entscheidet denn, wen es wann und warum trifft?
Ich habe es schon erlebt, dass Kollegen die weniger als die oben auffgeführten Horrorszenarien zu verantworten hatten, aus dem Schuldienst entfernt wurden.
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| @mardy | | von: edlerverein
erstellt: 27.08.2005 20:49:26 geändert: 27.08.2005 21:47:38 |
lieber mardy,
ich glaube, wir reden hier aneinander vorbei. Die kritischen stimmen hier haben nicht von den schwachen kollegen geredet, die nicht anders können, die krank oder behindert sind oder familiär geschlagen oder so. Ich jedenfalls habe von den faulen, bequemen, gleichgültigen, sich wenig verantwortlich fühlenden und un-solidarischen kollegen gesprochen, die nicht aufgrund eines schicksals, sondern aufgrund von egoismus, bequemlichkeit, anderen privaten prioritäten eine so laue nummer wie möglich schieben in der schule und sich um die konsequenzen nicht scheren.
Es hat keiner sie denunziert, schon gar nicht nach gutsherrenart. denunzieren bedeutet: mit dem finger auf sie zeigen und namen nennen. Das tut hier selbstverständlich niemand, und schon gar nicht nach Gutsherrenart. Du musst doch eigentlich heraushören, dass diejenigen, die hier mal klage führen, geschlagen sind hiermit, weil sie unter den folgen zu leiden haben und ihnen immer mehr aufgebürdet wird. das hat mit gutsherrendasein nichts zu tun.
Hier leeren sich kollegen mal den kropf, die seit jahren oder jahrzehnten neben solchen leuten her unterrichten, ihren job ordentlich und gewissenhaft zu machen versuchen und vielleicht dafür noch bestraft werden in den oben aufgeführten formen.Oder schüler, die im grunde was lernen wollen und lehrer vor sich haben, die wahrlich keine hilfe dabei sind und schon gar kein vorbild.
Das ist ein aspekt unseres berufslebens und eine funktion dieser seite, 4teachers. wenn ich hier über lehrpläne, politik, mangelnde disziplin, gängelung der lehrer, nicht vorhandene finanzielle etats reden (und sogar ab und zu klagen! psychohygiene!) darf, dann darf ich das auch mal über die belastung, die von kollegen ausgeht, die ihren job einfach nicht annähernd so erledigen, wie man es von ihnen erwartet.
Im großen und ganzen sind lehrer enorm engagiert, selbstlos, offen, flexibel, bleiben mit ihren schülern jung und erfüllen ihre wichtige funktion in ihrer gesellschaft. Ich selber liebe meinen beruf nach über 20 jahren wie am ersten tag und kenne viele, denen es ähnlich geht. Aber ein stetig größer werdender teil von kollegen klinkt sich wissentlich aus und verhält sich wie oben von vielen kollegen und schülern beschrieben.
Es wäre blauäugig, dies aus blinder solidarität zu übersehen oder unter den teppich zu kehren. selbst wenn ich davon ausgehen würde (was ich nicht tue!) dass das system die lehrer so krank und schwach macht, wie du das deutest, müsste ich den finger in die wunde legen und beobachten und redlich diagnostizieren, bevor ich irgend etwas zum positiven ändern kann! Ich finde es einfach nur redlich, die existenz der schwarzen schafe oder wie immer man sie nennen mag nicht einfach zu leugnen.
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| die Beispiele... | | von: rhauda
erstellt: 27.08.2005 23:28:11 |
... die ich aufgezählt habe, habe ich alle genau so erlebt in den Kollegien, in denen ich war.
Genau wie edlerverein bin ich der Meinung, dass Hilfe statt Holzhammer angesagt ist, wenn Hilfe auch etwas zur Verbesserung einer Situation beiträgt oder wenn menschliche Krisen zu bewältigen sind. Ich jedoch auch ihrer Meinung, wenn sie sagt, dass viele Problemfälle einfach entstehen aus der Weigerung, die Arbeit ernst zu nehmen und aus dem Willen, sich ein möglichst lockeres Leben zu machen.
Ich für meinen Teil weigere mich, Solidarität und Mitmenschlichkeit zu zeigen, wenn ich am Tage der Riesenentlassfeier meiner eigenen Klasse morgens noch mit erhöhter Temperatur 2 von 6 Stunden eine Kollegin vertreten muss ( wegen "irgendwie fühlte ich mich nicht"), die dann sich dann abends frisch wie eine Frühlingsbrise gesund und gestylt ganz bräsig am Büffet vollfrißt und dann bis zum Ende spätnachts durchfeiert. Auch die anderen Kollegen, die ihre restlichen 4 Stunden vertreten mussten, waren angefressen.
Welche Konsequenzen sind denn für diese Frau zu erwarten? Auf ein paar ernste Worte des Schulleiters pellt die sich doch ein Ei.
Solche Leute verdienen keine kollegiale Solidarität, die verdienen einen Tritt in den Hintern und eine Gehaltskürzung für diese Stunden. Wo bitte war die kollegiale Solidarität dieser Kollegin an dem Tage, wo doch alle so unter Druck standen?
Überhaupt finde ich, dass die angemahnte Solidarität an die falsche Adresse gerichtet ist:
Solidarisch sollte man sich mit den Schülerinnen und Schüler erklären, die weinend vor einem stehen, wenn einer dieser Psychofälle sie mal wieder vor der ganzen Klasse niedergemacht hat ("Fette Sau" ist ein nettes Beispiel)
Solidarität haben Jahr für Jahr die Schüler dieses Mathelehrers verdient, die bei den Einstellungstests für Lehrstellen jedesmal beim Mathematikteil versagen und die Stelle nicht bekommen, nur weil sie 3 Jahre lang nichts gelernt haben.
Mitleid und Solidarität haben die Schüler verdient, deren Biologielehrerin aus Prinzip keine Zweien verteilt und nur ganz selten mal eine Drei.
Wir sind nicht in diesem Job, damit wir uns ständig gegenseitig bauchpinseln. Wir sind in dem Job, damit wir Kinder fit fürs Leben machen.
Ich erwarte keine Superpädagogen ohne Fehl und Tadel. Es würde mir schon reichen, wenn ALLE Kolleginnen und Kollegen einfach nur ihre Dienstpflichten wahrnähmen und ab und zu einmal an ihre Verantwortung für die kleinen und großen Menschen in ihrem Arbeitsbereich dächten. |
| wir empfinden verschieden........ | | von: feul
erstellt: 28.08.2005 17:54:40 |
Immer wieder zeigen die foren hier, wie unterschiedlich die meinungen sein können, obwohl wir doch (fast) alle dem gleichen berufsstand angehören.
und doch: unsere meinungen sind nicht aus der luft gegriffen und auch nicht von irgendwem gedankenlos übernommen, sondern sie sind aus unserer ureigensten erfahrungswelt.
eine seite hat es so erlebt, die andere seite unterschiedlich.
meinungen werden eben vorwiegend durch gefühle und nicht durch unseren intellekt gebildet (der ordnet sie dann nur irgendwie ein).
eine diskussion ist ein meinungs- und gedankenaustausch, je mehr menschen, desto unterschiedlicher die ergebnisse (wie sagte schon sir francis bacon: nur weil es verschiedene meinungen gibt, gibt es pferderennen).
aber: unsere ansichten können uns sowohl trennen als auch verbinden. ich freue mich immer auf die unterschiedlichsten diskussionsbeiträge, sie erweitern meine erfahrungswelt, bringen mich zum nachdenken und ich lerne manche menschen (und deren gefühle) besser kennen und auch wenn wir unterschiedlicher meinung sind, lerne ich, sie besser zu verstehen.
insofern wünsche ich mir weiterhin viele verschiedene beiträge in den verschiedenen foren (nicht nur hier), aber ohne den anspruch beider seiten, die anderen überzeugen zu müssen, sie seien im unrecht.
wir müssen die meinungen der anderen nicht übernehmen, aber wir sollten sie zumindest respektieren, aus rücksicht voreinender.
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| Die rosarote Brille bringt uns auch nicht weiter | | von: caldeirao
erstellt: 28.08.2005 22:38:25 |
Das Forum ist ja total spannend. Ich schließe mich hier der Meinung der Kritiker an und glaube, dass man nur durch Bohren in der Wunde etwas verändern kann. Natürlich kann ich auch mal eine Meinungsverschiedenheit beim Bier besprechen, aber dann muss der andere bereit sein ein Bier zu trinken. Und ich möchte hier noch mal darauf hinweisen, was uns die Schülerin dieses Forums mit auf dem Weg gegeben hat. Es geht um die Zukunft der Kinder! Und da haben wir eine verdammt große Verantwortung.
Ich bin der Meinung, dass man dieses System nur verändern kann, wenn Leistung belohnt wird. Gleichmacherei hemmt jede Entwicklung. Ich bin in einem Land groß geworden, in dem Leistung nicht gefragt war, eigene Idee und Meinungen unterdrückt wurden, Kritik unerwünscht und zum Teil bestraft würde usw. Dieses System hat nach fast 40 Jahren ihren Geist aufgegeben. Gott sei Dank.
Ich will auch nicht jeden Fehler mit Entlassung bestrafen. Darum geht es nicht. Aber es kann doch nicht sein, dass es noch LuL gibt, die nicht mal wissen, wie man einen Computer anschaltet, die jahrelang auf keiner Weiterbildung waren usw. Es lohnt sich nicht hier Einzelheiten aufzuzählen, weil genug genannt wurde. Aber in dem Augenblick, wo wir diese Stundengeber nicht zur Verantwortung ziehen und sie das gleiche Geld wie die, die sich den A... aufreißen, so lange werden wir ein desolates Bildungssystem haben.
Wenn man hier in den Foren z.T. die Probleme der ReferendarInnen liest, die eine super Einstellung zu Kindern haben, aber total verbohrte MentorInnen, die ihre Arbeit total niedermachen, diese ReferendarInnen dann aufgeben wollen, dann ist das doch total traurig.
Ich halte es auch für sehr schwierig, sachliche Kritik anzuprangern und auf das Solidaritätsgefühl hinzuweisen. Die Kritikpunkte sind alle mit Fakten belegt, insofern ist für mich die Kritik sachlich. Keiner ist ausfällig geworden.
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