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Forum: "Muss man im offenen Unterricht einen hohen Lärmpegel tolerieren?"
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| Norm Green | | von: clausine
erstellt: 28.12.2005 14:00:57 |
Mir fällt zum Thema Lärm noch etwas von Norm Green ein, der sich ja sehr viel mit dem Thema "Kooperatives Lernen" beschäftigt hat. Für dieses Lernen in Gruppen ist es notwendig, bestimmtes Sozialverhalten einzuüben, so auch das leise Arbeiten. Norm Green empfiehlt dazu, ein T-Diagramm mit den SchülerInnen zu erarbeiten, in dem festgehalten wird, woran man überhaupt leises Arbeiten erkennt! Eine Seite des Ts zeigt, was man SEHEN kann, wenn es leise ist (z,B, Kinder sitzen nah beieinander, Kinder ermahnen sich gegenseitig durch Handzeichen....), die andere Seite des Ts hält fest, was man HÖREN kann, wenn es leise ist (z. B. Kinder flüstern miteinander, man hört noch die Hintergrundmusik ......) Ich denke Kinder wissen heute nicht mehr, was LEISE überhaupt ist. Auf diese Weise kann man viele Verhaltensweisen einüben....
Liebe Grüße, Clausine |
| Ampelfarben | | von: ysnp
erstellt: 29.12.2005 22:03:30 geändert: 29.12.2005 22:04:59 |
Bei uns an der Schule verwenden Kolleginnen der ersten und zweiten Klassen die Ampelfarben: Grün: Die Lautstärke ist okay, gelb: Achtung, es wird lauter, rot: es ist zu laut (das hat manchmal Konsequenzen).
Meine Erfahrung in der Klassenstufe 3/4:
Die Lautstärke kommt auf die Zusammensetzung der Klasse an und hängt davon ab, was man gerade macht. Sind z.B. in einem Wochenplan Spiele eingebaut, wird es laut. Auch Gruppenarbeiten sind nicht gerade leise. Ich versuche meiner Klasse ab und zu zu erklären, dass Lärm Stress bedeutet und wenn alle reden, jeder entsprechend leiser sein sollte. Öfters gehe ich zu den einzelnen hin. Ich habe auch schon nach einem geeigneten akkustischen Signal gesucht, doch dann sind die Kinder erst einmal still und nach 1 Minute ist alles wieder beim alten. Notorische "Lautredner" und Kinder, die mehr Blödsinn machen als mitzuarbeiten nehme ich auch schon mal zeitweise aus ihrer Gruppe heraus.
Ich denke, wenn man immer dranbleibt, den Lärm etwas einzugrenzen, nimmt er auch nicht überhand und mit der Zeit klappt es auch so, dass alle inklusive Lehrer damit leben können. |
| Momentan | | von: brigitte62
erstellt: 30.12.2005 13:35:57 |
klappt es in meiner 1. Klasse sehr gut. Ich habe in den letzten Wochen sehr konsequentes Regeltraininggemacht. Mir war vom AOL-Verlag "Bei Stopp ist Schluss" in die Hände gefallen - ich kann es sehr empfehlen. Nach der Lektüre habe ich mir überlegt, was denn für meine Mitarbeit in der Klasse die unabdingbaren Regeln sind, deren konsequente Einhaltung ich von jedem erwarte. Dazu gehört für mich auch die Arbeitsruhe in den verschiedenen Unterrichtsphasen. Ich habe entsprechende Ruhezeichen (die ich vorher schon hatte), wer sich nicht daran hält bekommt eine Verwarnung und fliegt dann raus. Rausfliegen heißt z.B. im Morgenkreis bzw. während der Werkstattarbeit sich an seinen Platz setzen zu müssen, und nicht mehr mitmachen zu dürfen. Während der Werkstattarbeit bekommen die Kinder als Erinnerung (als 1. Verwarnung) eine Klammer angesteckt (das war ihr Vorschlag im gemeinsamen Gespräch). Das hat zusätzlich noch den Effekt, das es die Kinder durchaus stört "Das ist unbequem. Kann ich mir die nicht hinlegen?" und wenn meine Klammern aufgebraucht sind, breche ich die Werkstattarbeit ab, weil dann zu viele zu laut sind. So ähnlich hatte ich es früher auch schon versucht, aber nie die Ruhe erreicht wie jetzt. Ich führe es darauf zurück, dass ich konsequent jeden Verstoß gegen diese Regel verfolge. Also auch das liebe, brave Mädchen, bei dem ich mich freue, wenn sie endlich mal so aus sich herausgeht - sie bekommt ihre Verwarnung. Wichtig ist, zu beobachten, ob die Zahl der Regelverstöße abnimmt - und das tut sie, ich brauchte am Schluss meine Klammern nur noch wenig, und ob die Konsequenz die richtige für die Klasse ist. Von der Werkstattarbeit ausgeschlossen zu werden ist für meine Kids eine wirkliche Strafe. Jetzt ist es auch so, dass ich viel mehr von der Arbeit der Kinder mitbekomme und mich auch mal mit jemandem hinsetzen kann, was vorher nicht möglich war, weil ich nicht entspannt genug war. Sicherlich ist die Toleranzschwelle bei jedem unterschiedlich. Ich habe vorher auch gesehen, dass die meisten Kinder gearbeitet haben, trotz der Lautstärke, aber ich konnte nicht arbeiten. Einzelne Kinder können sich, so mein Eindruck, in dem "Lärm" auch "verstecken". Sie stellen sich nicht den Anforderungen, sie wagen es sich nicht sich auf die Arbeiten einzulassen. Wenn es ruhiger ist und alle arbeiten, fällt es ihnen schwerer, diese Flucht anzutreten. |
| Selbstversuch | | von: clausine
erstellt: 18.01.2006 19:55:27 |
Ich hatte heute in einer Pädagogischen Konferenz eine interessante Selbsterfahrung während einer Gruppenarbeit, eigentlich zwei verschiedene:
1. merkte ich selber nicht, dass ich mich während einer Diskussion innerhalb der Vierergruppe so ereiferte und laut sprach,
2. störte mich in einer Präsentationsphase, die auch in Gruppen ablief (Museumstour), der Lärm aus den anderen Gruppen im selben Raum überhaupt nicht bzw. ich habe ihn gar nicht wahrgenommen, weil ich so sehr auf die Ergebnisse, die vorgetragen wurden, konzentriert war...
Ich glaube, man muss am meisten daran arbeiten, den Kindern das Laut- / Leise-Sein bewusst zu machen, sie darauf aufmerksam machen, wann etwas stört, die äußeren Zeichen des Leise-Seins erkennbar machen (z.B. enges Zusammensitzen, flüstern...).... und sie auch mal bewusst laut sein lassen! |
Beitrag (nur Mitglieder) |
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