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Forum: "Die Pisa-Studie. Meinungen und Kritik."
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| Ich fürchte | | von: kfmaas
erstellt: 06.11.2005 00:09:05 |
Pisa fällt so schlecht für Deutschland aus, weil die Kinder nicht einmal 5 Minuten stillsitzen und sich konzentrieren können um eine Aufgabe, ein Problem überhaupt zu verstehen.
Wenn man davon ausgeht, dass die Schüler ihre Probleme selbst finden müssen, dann sind sie einfach lebensuntauglich, weil sie den Problemen, die an sie herangetragen werden, hilflos ausgeliefert sind.
Überprüfungen führen zur Chancenverteilung und wenn ich auf die Stoppschilder oder die Geschwindigkeitsbegrenzungen keinen Bock habe, dann bekomme ich keinen Führerschein zu meinem Wohle und zum Wohle aller. Und wenn den Schülern zu wenig Anreize, Anforderungen geboten werden, dann betrüge ich sie um ihre Chancen. Wenn ich z.B. lese, dass die Schüler in Bayern ein Jahr mehr Unterricht haben als die Schüler in Bremen, dann ist dies ein Vergehen an den Schülern.
Ich mache meinen Schülern manchmal eine simple Rechnung auf: Wenn sie statt vor und zu Beginn des Unterrichts 5 Minuten zu schwätzen, diese Zeit nutzen um sich auf den Unterricht vorzubereiten, dann haben sie im Fach Englisch fast ein 3/4 Jahr mehr Unterricht von der 5. bis zur 10. Klasse.
Wenn man weiß, dass gute Schüler ihre Hausaufgaben im Kopf präsent oder sich zu Beginn der Stunde kurz ins Gedächtnis zurückrufen, sofort reagieren können, wenn die Verbindung zum Stoff der letzten Stunde hergestellt wird, dann weiß man auch, warum diese Schüler immer besser werden.
Manchmal besteht der Unterschied zwischen einem guten und einem "schlechten" Schüler nur aus 5 Minuten Vorsprung.
Die 68er Generation hat die Zöpfe abgeschnitten, aber nichts an deren Stelle gesetzt.
"Können wir heute einmal wieder Ruhe üben" ist ein Wünsch, der immer häufiger von Schülern kommt, die erst in Klasse 5 zum ersten Mal gemeinsame Ruhe erleben.
Später nennt sich das dann Meditation und wird mühselig erlernt.
LG kfmaas |
| zurück zu PISA | | von: vonderseite
erstellt: 06.11.2005 01:54:59 |
Mich stört besonders, dass in öffentlichen Diskussion die
(teilweise seriöse) wissenschaftliche Arbeit politisch mit Füssen
getreten wird, weil sich jeder die sogenannten Ergebnisse so
zurechtbiegt, wie es ihm gefällt.
Schon bei den älteren Studien gab es immer wieder spätere
Berichte (z.B. Hunger, Uwe ; Thränhardt, Dietrich: Migration und
Bildungserfolg: Wo stehen wir? In: IMIS-Beiträge 23 (2004), S.
179197) darüber, dass die Interpretationen völlig unhaltbar
sind, weil sie wissenschaftlich unseriös und statistisch irrelevant
sind. Ähnliches liest man nun in er aktuellen GEW-Zeitschrift
"Erziehung und Wissenschaft" auch über die haarstreubende
Interpretationen der neuen Studie.
Da werden Äpfel mit Birnen, bzw. bayrische Gymnasien mit dem
finnischen Durchschnitt verglichen und PISA-Punkte unterhalb
der Fehlergrenzen als Unterschiede hingestellt.
Hinzu kommt noch, dass Deutschland sich seines
Bildungssystems so sehr schämt, dass wir uns an der geplanten
OECD-Studie zur Lehrerarbeit überhaupt nicht beteiligen.
Wer sein Bildungssystem verbessern möchte, der sollte seriös
mit den gewonnen Erkenntnissen umgehen und auch nicht zu
feige sein die Lehrerarbeit mit anzuschauen.
Anders kommen wir nämlich nicht zu sinnvollen
Verbesserungen...
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