|
Forum: "Wörter, die keiner (mehr´)kennt"
Bitte beachte die Netiquette! Doppeleinträge werden von der Redaktion gelöscht.
|
| Das Thema beschäftigt mich weiter | | von: heidehansi
erstellt: 20.11.2005 11:07:03 |
und ich frage mich, ob das früher so viel besser war?
Wir Lehrer gehen da von uns aus.
Wobei ich dann unterstelle, dass viele von uns schon immer gern gelesen haben oder zumindest viel lesen mussten. Und deshalb ist vor allem unser passiver Wortschatz sehr groß, war es vielleicht sogar schon damals, als wir Schüler waren.
Denn ich glaube, worin sich ein gebildeter Mensch von einem weniggebildetem unterscheidet ist vielleicht nicht so sehr der aktive Wortschatz sondern vor allem der passive. Und der wird mit jedem Artikel, den ich lese, gefestigt oder sogar erweitert.
Deshalb denke ich, die beste Förderung ist die, die Kinder baldmöglichst, also mindestens schon in der zweiten Klasse, über die wichtige Hürde zu bringen: Dass das Lesen nicht mehr mühsam ist, sondern flüssig. Und wenns Lesen obendrein noch Spaß macht - umso besser! |
| Sprache wird gesprochen | | von: keinelehrerin
erstellt: 20.11.2005 20:22:07 |
Deutsch ist eine lebendige Sprache. Sie verändert sich durch Sprechen, und die Schulbücher sollen und müssen da mitgehen.
Ganz schlimm finde ich es, wenn in den Schulbüchern alte Begriffe stehen, solche die früher (ich rede von ca. 20 Jahren) in Märchen vorkamen.
Tragisch wird es, wenn Gedichte besprochen werden; die Sprache ist mehr als verstaubt.
Aber auch in "normalen" Geschichten, die Neu-Zeit besprechen, ist oftmals noch eine Sprache verwandt, die einfach nicht mehr zeitgemäß ist.
In der Geschichte vom Rattenfänger von Hameln ist von seinem "Rock" die Rede.
Unser Sohn war fest der Meinung, der gute Herr wäre in Damenkleidung gegangen. Da konnte ich mich erinnern, dass der selben Täuschung unsere Tochter zwei Jahre vorher aufgesessen war. Und darum auch eine dicken Fehler angestrichen bekam (anscheinend wurde das nicht erklärt)
Wie gesagt, selbe Geschichte - selbes Problem.
Da könnte doch eine Nachbesserung vorgenommen werden.
In der Rittergeschichte, 3. Klasse, steht: ... lehnte sich über die Brüstung.
Unverständniss bei unserem Sohn: Wieso Brust? Der klettert doch?
Kurze Erklärung: Ein gemauertes Geländer.
Ach so.
Warum muss schon in Kinderbüchern so eine alte Sprache verwendet werden?
Meiner Meinung nach, sollte die Sprache sich doch am Sprechen orientieren und nicht die altverstaubten Buchstaben am Leben erhalten.
Die Deutschlehrer teilen meine Meinung vielleicht nicht.
Die Kinder sollten über einen Wortschatz verfügen, der aktuell ist, den aber sicher beherrschen.
Altertümliches gehört in Sütterlin-Bücher.
Wenn man Spaß daran hat, kann man es ja immer noch lesen. Die, die gerne lesen, nehmen sich irgendwann diese Bücher. Spätestens, wenn sie Fantasy lesen, dass in der Zeit spielt. Dann sind sie aber auch alt genug zum Nachschlagen (oder Nachfragen).
In diesem Sinne
keinelehrerin |
| Nein, | | von: brigitte62
erstellt: 20.11.2005 23:47:01 |
ich Deutschlehrerin teile deine Meinung ganz und gar nicht.
Sprache lebt und zwar in der Vergangenheit und in der Zukunft. Wer entscheidet denn, welche Wörter in den Schulbüchern noch vorkommen - weil modern genug und welche raus fliegen - weil altertümlich?
Sprache fordert heraus - man kann ja Wörter erfragen, nachschauen, das können auch Grundschüler - natürlich nicht auf sich alleine gestellt. Ich finde es spannend, manchen Wörtern auf den Grund zu gehen, zu sehen, wie sie sich verändert haben. Sprache wird im Alltag gesprochen, mit ihr wird gespielt, sie wird benutzt - so kann man Kinder auch neugierig auf diese Herausforderung machen.
Es kommt auf die richtige Mischung an finde ich: Wenn zu viel unverständliches darin ist, schreckt so ein Text eher ab. Dass Wörter wenig oder gar nicht mehr benutzt werden entwickelt sich im Alltagsgebrau und das ist auch ok. Ich finde es auch ok, für bestimmte Zwecke Sprache zu vereinfachen, aber nicht generell in Schule und Schulbüchern.
Ich spreche mit meinen Erstklässern z.B. immer wieder das wunderschöne Gedicht "Der Herr der schickt den Jockel aus". Sie lieben es alle und machen begeistert mit. Was aber ist "ausschicken", was ein "Prügel" oder sprachlich "Da geht der Herr nun selbst hinaus ..."
Das ist wie Musik, die würde ich auch nicht verändern.
Wahrscheinlich schreibe ich hier gar nicht so sehr als Deutschlehrerin sondern einfach als Sprachliebhaberin. |
Beitrag (nur Mitglieder) |
|
|