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Forum: "Buchstabeneinführung F"
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| Auch ich... | | von: dorfkind78
erstellt: 05.02.2006 10:32:05 |
...stelle mich voll hinter allem, was brigitte und ninniach sagen!
Natürlich ist es am sinnvollsten, wenn nur die KInder kneten, die das auch brauchen!
Da ich aber der Studentin bei ihrer ersten Stundenplanung helfen wollte und nicht einer fertig ausgebildeten Lehrerin, die ein erstes Schuljahr übernimmt, habe ich einfach mal flugs ein Brainstorming gemacht.
Zudem Wabami: ich finde es zum wiederholten Male NICHT schlimm, wenn Kinder auch schon in der ersten Stunde auf Papier schreiben!!!! Ich habe es zu Beginn vielleicht zu drastisch ausgeschlossen. Es ist eine Übung und sicherlich die Übung, auf die durch die anderen Übungen vorbereitet wird.
'Achja - danke für deine E'rklärung! Ich glaube, auch hier ist wieder der differenzierte Blick auf die Kinder nötig...
Auch in deinem Matheunterricht sitzen bestimmt Schüler, die "kneten müssen" und andere, die direkt abstrakt rechnen können, oder?!
Die Frage finde ich sehr interessant. Was machst du denn mit Kindern, die dir auf abstrakter Ebene nicht folgen können? (ich stimme dir zu, dass die Kinder schnellstmöglich vom Anschauungsmaterial "weg"kommen sollten, aber die praktische Umsetzung ist meines Wissens nach oft schwierig, oder?).
Liebe Grüße,
Dorfkind78 |
| Aber wie kann es sein, | | von: kunoschlonz
erstellt: 05.02.2006 12:42:22 |
dass so viele Schüler , auch in höheren Klassen, icht einen Satz richtig schreiben können, wenn sie so gut ausgebildet werden? Wenn die Schüler alles so schreiben dürfen, wie sie wollen? Kann es dann nicht sein, dass sie diese Fehler, die sie beim Experimentieren machen, verinnerlichen?
Ich mache mal einen Vergleich:
Einem Kind sagt man, dass es nicht auf die heiße Herdplatte fassen soll. Wenn es diesen Fehler gemacht hat und es ihn auch spürt, dann macht es diesen Fehler nicht nochmal.
Natürlich spüren die Kinder die Fehler bei der Rechtschreibung nicht, aber wenn man sie rot markiert, dann merken sie wenigstens, dass sie etwas falsch gemacht haben.
Wenn man alles durchgehen lässt, dann merken sie sich was falsches und dann schreiben sie Vogel mit F, also Fogel, weil sie das so immer geschrieben haben? |
| Theorie | | von: dorfkind78
erstellt: 05.02.2006 14:45:41 |
Hallo Kuno!!
Also, jetzt sind wir mittendrin in einer Diskussion, die ohne Theoriewissen zum (Recht-)Schreibenlernen einfach nicht mehr auskommt.
Die Wortbild-Theorie (wir "merken" uns Wörter, wie sie geschrieben werden) ist falsch. Jedes Wort wird beim Schreiben durch Rückgriff auf bestimmte Rechtschreibstrategien immer wieder neu konstruiert. Ich kann jetzt nur leider nicht so sehr in die Tiefe gehen... (dann hätte ich auch nicht mehrere Semester lang über den Schriftspracherwerb studieren müssen).
Wenn es dich wirklich interessiert, wie (Recht-)Schreiben gelernt wird, dann kann ich dir Bücher und Aufsätze von Peter May, Hans Brügelmann und Horst Bartnitzky empfehlen. Ich glaube erst auf dieser Grundlage, kann man ernsthaft darüber diskutieren, wie sinnvoll z.B. freies Schreiben ist...
Ich möchte dich nicht vergrätzen, aber das Thema umfasst jetzt die gesamte (Recht)schreib-Didaktik! Ich wünsche mir vor allem, dass jedem klar sein müsste, dass die Grundschulpädagogik und ihre Methoden insgesamt nicht durch einige Sätze erklärt werden können und sich jeder "mal eben" eine Meinung dazu bilden kann.
Ich möchte einfach nur um Verständnis bitten, dass ich jetzt keine umfassende Antwort auf deine Frage geben kann.
Herzliche Grüße,
Dorfkind78 |
| @kunoschlonz | | von: brigitte62
erstellt: 05.02.2006 17:39:10 |
... und irgendwann schreiben sie fohgl und ich bin stolz, weil sie etwas gelernt haben.
Das nächste mal schreiben sie vielleicht Vogl und Foogel ....
Ich sage immer: Wenn das mit dem Einprägen von Wörtern und dem Sich-merken von Fehlern so gut ginge, dann hätte ich überhaupt keine Probleme. Denn dann würde es ja alles ganz schnell funktionieren. Ich schreibe richtig und die Kinder prägen sich das Wortbild ein. Ich streiche den Fehler an und die Kinder merken ihn sich und machen ihn einfach nicht mehr.
Problem bei Schreibanfängern ist: Ich denke das markieren von Fehlern kann dann Sinn machen, wenn kaum Fehler da sind. Aber deren Texte strotzen nur so von Fehlern. Du müsstest jedes Wort rot anstreichen und dann hätten sie ganz schnell keinen Spaß am Schreiben, weil sie ja doch alles verkehrt machen.
Wir wissen aber in der Grundschuldidaktik inzwischen: Vielschreiber und Vielleser werden gute Rechtschreiber.
Auch ist erwiesen, dass Korrekturen dann hilfreich sind, wenn sie zeitnah erfolgen - d. h. am sinnvollsten bei einem Schreibanfänger sofort.
Bei meinen Erstklässern korrigiere ich im Moment vorrangig "Fehler" wie: Du hast keine Lücken zwischen den Wörtern gelassen. Du hast mitten im Wort große Buchstaben geschrieben.
Viele sind auch schon so weit, dass ich ihnen sagen kann, dass bei "Tinte" ein i und nicht ein e kommt. Genauso beliebt sind die Verwechslung von o - u, ch - sch, ae statt ei, ao statt au usw.
Du siehst also ich habe eine Menge zu tun, bevor ich dazu komme F - V zu thematisieren. Ich glaube, wer nie ein erstes Schuljahr (nicht nur das eigene Kind) erlebt hat, denkt gar nicht daran, wo viele Kinder im Schreiblernprozess eigentlich stehen.
Um so toller, wenn plötzlich die Erkenntnis kommt: Wieso kommt bei Januar ein r, das hört man doch gar nicht? Antwort: Stimmt, es gibt noch mehr Wörter, mit so einem fast stummen r. Und plötzlich ist ein Großteil er Klasse im Fieber und sucht solche Wörter. Hier denke ich findet nachhaltiges Rechtschreiblernen statt. Für einen Teil meiner Schüler ist das aber in dem Moment noch zu hoch, sie werden es sich auch nicht merken. Hoffentlich kommt so eine Sternstunde wieder, wenn sie so weit sind. |
| - | | von: ninniach
erstellt: 05.02.2006 18:32:36 |
@brigitte: Ich bin froh zu hören, dass das mit dem Lesen durch Schreiben tatsächlich so gut funktioniert und dass es dann genügt, die intensivere Arbeit wirklich nur mit denen durchzuführen, die es tatsächlich brauchen. Ich war nur erstmal vorsichtig, weil ich das noch nicht ausprobieren durfte und ich immer noch irgendwie Angst habe, dass es eben nicht nur für manche zu schwer ist, sondern für viele.
@kunoschlonz: Für dich scheint die Ursache der schlechten Rechtschreibung deiner Schüler offener Schreibunterricht zu sein. Aber bist du dir sicher, dass diese Schüler mit diesen Methoden schreiben gelernt haben? Und selbst wenn sie das so gelernt haben, dass muss das noch lange nicht die Ursache für die schlechte Rechtschreibung sein.
Du hast selbst weiter oben das Stichwort Reizüberflutung gebracht und ich habe weiter oben schon meine Beobachtung festgehalten, nämlich dass Erstklässler heute oft mit weniger Vorkenntnissen und Fähigkeiten in die Schule kommen als zum Beispiel zu meiner Zeit. Kann es nicht vielleicht sein, dass die veränderten Bedingungen das Problem sind. Ich weiß ja nicht, wie die Rechtschreibung deiner Schüler aussehen würde, wenn sie "wie vor zwanzig Jahren" schreiben gelernt hätten. Vielleicht wäre sie ja noch schlimmer?
Es gibt übrigens noch einen weiteren möglichen Grund für das, was du bei deinen Schülern feststellst. Wie verbindlich ist eine Norm für Schüler, die heute lernen, dass man etwas so schreibt, morgen schreibt man es wieder anders, in dem einen Land so, in dem anderen so, die eine Zeitung setzt sich über die neue Norm weg und bleibt bei der alten, die andere hat sich für die neue entschieden.
Mich wundert nicht, wenn es da Schüler gibt, die den Eindruck gewinnen, es sei egal, wie man etwas schreibt, hauptsache, es kann noch irgendwie gelesen werden. Jedenfalls merke ich an mir, dass meine Motivation mich mit der Rechtschreibung auseinanderzusetzen mit jeder neuen Änderung, die daran vorgenommen wird sinkt und mich persönlich ärgert es dann schon sehr, dass einige Medien so sehr auf der alten Rechtschreibung beharren (aber das nur am Rand).
Man kann noch einen Schritt weitergehen und sich fragen, wo heute von den Kindern noch normgerechtes Schreiben erwartet wird - außerhalb von der Schule. Als ich noch jung war, waren da noch Poesiealben oder Briefe, die alle richtig geschrieben werden mussten. Das gerät heute leider mehr und mehr in Vergessenheit.
Und damit wir uns nicht falsch verstehen: Solange Kinder noch das Schreiben als Prinzip kennenlernen, finde ich es okay, wenn sie lautgetreu schreiben. Aber damit endet der Unterricht ja nicht, sondern es wird ein Wortschatz erarbeitet oder Rechtschreibphänomene werden durchgenommen. Es sollte sich von selbst verstehen, dass dann auch die Umsetzung des Gelernten erfolgt.
Das ist wie mit dem selbst Essen: Erstmal ist man froh, wenn das Kind den Löffel irgendwie in dem Mund bekommt, ganz egal wie es sich dabei verschmiert. Dann lernt es, den Löffel so zu benutzen, dass es sich nicht ganz verschmiert und später kommt dann weiteres Besteck dazu, die Tischmanieren und alles, was man sonst noch so braucht. |
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