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Forum: "Geschichte zum Weiterschreiben (bitte höchstens 10 Sätze)"

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11.10neuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: janneke Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 15.05.2006 22:49:14 geändert: 15.05.2006 22:55:22

Nur mit Mühe schaffte Jack den Blick in den Spiegel. Noch mehr Mühe war jedoch nötig, um ihn nicht gleich wieder abzuwenden: dunkle Ringe unter den Augen, Stoppeln, die sich auch mit viel gutem Willen nicht mehr als Drei-Tage-Bart bezeichnen ließen und diese leichte Gräue, die etliche aneinandergereihte durchzechte Nächte beurkundete. Er musste eine Entscheidung treffen - zurück ins Bett oder doch unter die Dusche? Ins Bett - das hieße, scih Franks guter Laune gepaart mit einem mütterlich besorgten Gesichtsausdruck aussetzen. Also erstmal Zeit gewinnen und duschen. Unter dem prasselnden Wasserstrahl kamen wieder erste klare Gedanken an die Oberfläche und etwas in Jack begann Bilanz zu ziehen. Jobstatus: negativ. Ehefrauenstatus: relativ negativ, dafür schwanger. Persektive: Chancenlosigkeit gegen Unendlich strebend. Jack ließ sich auf den Boden der Duschwanne sinken und erste harte Schluchzer rangen sich durch seine Kehle.


11 -11.neuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: aloevera Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 15.05.2006 23:13:36 geändert: 16.05.2006 06:03:25

Jacks durchzechte Nächte begannen an dem Abend, an dem Jack mit Frank in dessen Wohnung aufeinandertraf. Ohne Umschweife fragte Jack nach dem Begleiter auf dem Foto. Frank räusperte sich verlegen und sagte mit leiser Stimme "Das war Jürgen. Er starb im vergangenen Jahr an Aids. Jürgen war der Grund für meine Scheidung. Bereits zu Studienzeiten habe ich mich zu Männern hingezogen gefühlt, aber ich konnte mich nicht outen. Erst im Laufe meiner Ehe mit Silke geriet ich immer mehr unter Druck. Als ich dieses Lügengerüst nicht mehr ertragen konnte, erzählte ich Silke alles. Für sie brach eine Welt zusammen. Eine Zeit lang arrangierten wir uns, aber sie konnte den Gedanken nicht ertragen, mich mit einem Mann zu teilen. So ließen wir uns scheiden. Während meiner Ehe hatte ich mal hier, mal da eine Affaire, aber dann lernte ich Jürgen kennen und lieben. Er war HIV positiv. Als die Krankheit dann ausbrach, habe ich ihn bis zum Schluss gepflegt."

Jack hatte bei Frank erst einmal eine Bleibe gefunden. Wie lange würde das aber gutgehen? Als er wie ein Häufchen Elend unter der Dusche hockte und Bilanz zog, kam er sich so klein und mies vor wie noch nie in seinem Leben.
Es wurde Zeit, erwachsen zu werden, das Leben wieder neu anzupacken und nach neuen Wegen zu suchen, wollte er nicht vollends in der Gosse landen.


11 -12.neuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: aloevera Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 16.05.2006 06:14:26 geändert: 16.05.2006 18:24:45

Die überraschende Entlassung aus dem Krankenhaus brachte Marion in eine panikartige Stimmung.
Sie hatte Max angerufen und ihn gebeten, sie nach Hause zu bringen. Nun musste sie handeln.
Hildegunde war abgereist, das wußte sie. In welchem Zustand würde sie Jack vorfinden? Davor graulte es ihr am meisten. Sie wollte ein paar Sachen zusammenpacken, zu ihrem Hausarzt wegen der weiteren Krankschreibung und danach erwartete Sylvia sie.
Max hätte es gern gesehen, wenn Marion mit zu ihm gekommen wäre. Er hätte sie gehegt und gepflegt, bis sie soweit war, um wieder arbeiten zu können. Er akzeptierte aber ihre Pläne und ihren Wunsch, erst einmal das Chaos in ihrem Leben zu beseitigen. Und dazu gehörte in erster Line eine letzte und endgültige Aussprache mit Jack.


11.13neuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: keinelehrerin Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 16.05.2006 07:50:00 geändert: 16.05.2006 08:13:14

Marion kam mit einem Gefühl in ihre Wohnung, als hätte sie einen Ziegel verschluckt. Verdammt, sie war 3 x 7 alt, hatte ihren Beruf, war gut, .... und hatte im Moment richtiggehend Angst dem Mann, mit dem sie seit drei Jahren verheiratet war, seit fünf Jahren zusammen war, zu sagen, dass er sich vom Acker machen solle. Dass sie nicht mehr bereit war ihn durchzuschleppen. Dass sie nicht mehr bereit war, ihre Bedürfnisse hinter seine - sprich hinter Fußball, Bier und Pringels - zu stellen.
Dass sie nicht mehr bereit war neben einem emotionalen Invaliden her zu vegetieren.

Ja, genauso wollte sie es ihm sagen.
Mit mehr Zuversicht schloss sie die Tür auf und stellte verwundert fest, wie aufgeräumt und propper die Zimmer waren. Lediglich der Kühlschrank schaute jämmerlich aus. Im Bad waren ihre Nagellackfläschen zu den Lippenstiften passend nach dem Alphabet hingestellt und die Kajalstifte nach der Größe aufgereiht.
Die Shampooflaschen standen wie Soldaten in Reih und die Wattebäuschchen hatte jemand nach Farben in Tupperbehälter getrennt.
Zu Recht vermutete Marion die ordnende - oder schon neurotisch penible? - Hand ihrer Schwiegermutter.
Überall herrschte fast keimfreie Atmosphäre, es gab keinerlei Unordnung, nicht mal die vorwitzige Graslilie am Fenster wagte ihre Blätter über die Fensterbank hinaus in den Raum zu strecken.
"Jack. Jack, bist du da?" Keine Antwort. Marion wusste nicht ob sie erleichert oder ärgerlich sein sollte, dass ihr die Konfrontation zwar nicht erspart aber doch aufgeschoben war. Und in einem solchen Zwiespalt der Gefühle nimmt eine Schwangere gerne Zuflucht in die vertrackte Welt der vorgeburtlichen Stimmungsschwankungen. Sie beginnt zu heulen!
Driiiinnggg! Driiiinng! 'Doch noch Jack?!', innerlich wappnete sich Marion auf die bevorstehende Aussprache, schniefte noch mal hoch und öffnete mit einem tiefen Seufzer die Tür. "Hey. Schau mal! Ist das nicht niiieedlich?" In einem unnatürlich hohen Sopran sprechend hielt ihr Sylvia einen mintgrünen Strampler mit passendem Jäckchen, Mützchen und Schühchen vor die verdutzte Nase. "Das war so süüüüüß. Da musste ich es einfach mitnehmen!"
Marion musste lächeln, das war Sylvia in Live und in Farbe. "Komm rein," lud sie müde die Freundin ein. Durch den nicht gerade enthusiastischen Empfang doch aufmerksam betrachtete Sylvia Marion. Mütterlich legte sie ihr den Arm um die Schulter und sagte: "Gegen Depressionen hilft nur Shoppen. Bei Schwangerschafts-Depressionen sollens dann Babyklamotten sein."
Geschickt bugsierte sie Marion zum Auto und sprach währenddessen wie ein Wasserfall. Erzählte von der Schule, von ihrer Vertretung. "Mit der Neuen, Frau Metzinger, hat der Poltz einen richtig guten Fang gemacht. Wollt der mich doch zitieren, tzt tzt. Lernt der das denn nie? Ja, also die Metzinger. Die ist wirklich geschickt. Mit deiner 8b macht sie ....." Und so plapperte Sylvia los und es gelang ihr Marion wieder zum lächeln zu bringen.



12 -1.neuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: aloevera Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 16.05.2006 18:59:50 geändert: 16.05.2006 19:04:53

Seit ihrem Treffen im Cafe vor etlichen Tagen hatten Simone und Jack nichts mehr voneinander gehört. Nachdem Simone erfahren hatte, dass es zwischen Marion und Jack Probleme gab, zog sie sich bewusst zurück. Sie mochte Jack sehr, aber sie war kein Typ, der sich zwischen zwei Stühle setzte und hatte die Geduld abzuwarten, bis Jack sich bei ihr melden würde.

Jack hingegen hatte auf der Suche nach einer vorübergehenden Bleibe kurz an Simone gedacht, den Gedanken aber sofort wieder verworfen, nachdem er gemerkt hatte, dass er Simone nicht gleichgültig war und sie ihm ja auch nicht.
Somit bestand auf beiden Seiten Funkstille. Niemand wollte dem anderen zu nahe treten.
Frank hatte zur Zeit keinen festen Lebenspartner . Jürgens Tod steckte ihm noch zu sehr in den Knochen. Jeden Tag ging er zum Friedhof und brachte frische Blumen zu Jürgens Grab.

Für Jack war Franks unerwartete Neigung ein Schock. Aber da er von Franks Seite nichts befürchten musste, gewöhnte er sich an den Gedanken und war froh, dass er erst mal eine Bleibe hatte. Er wusste jedoch, dass er nun etwas unternehmen musste. Marions Bitte, ihn nicht im Krankenhaus zu besuchen, hatte er akzeptiert . Letztendlich war er sogar ganz froh, denn der Besuch seiner Mutter hatte sein Nervenkostüm mächtig angegriffen.
Nun rechnete er täglich damit, dass Marion entlassen und ihn telefonisch suchen würde. Innerlich feixte er sich eines bei dem Gedanken, dass Marion nun die Brille aufhatte und sich mit seiner Mutter amüsieren konnte.
Er hatte nicht die leiseste Ahnung davon, dass seine Mutter gerade an der Straße von Gibraltar entlang schipperte…
Als er in Gedanken versunken an die Szenen dachte, die sich gerade in seiner Wohnung abspielen könnten, klingelte sein Handy.


12.2neuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: janneke Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 16.05.2006 20:16:39 geändert: 16.05.2006 20:27:05

Marions Nummer auf dem Display zu erkennen, versetzte ihm doch einen leichten Schlag. Unsicherheit überkam ihn. Wollte er überhaupt mit ihr reden? Doch dann dachte er zurück an das Gesicht im Spiegel, das ihn am Morgen angesehen hatte und beschloss, das Unausweichliche mit möglichst viel Würde hinter sich zu bringen.
"Wir müssen reden!", sagte Marion statt einer Begrüßung. "Danke, ja es geht mir gut, freut mich auch, von dir zu hören", konterte Jack leicht angenervt. Das konnte ja heiter werden. "Jack, ich rufe nicht an, weil ich so gern Smalltalk mit dir halten möchte. Ich habe dir schon vor diesem ganzen Chaos klar gemacht, dass ich keine weitere Chance für unsere Ehe sehe und ich will einige Dinge mit dir regeln. Können wir also......." "Und was ist mit dem Baby?", fiel Jack ihr ins Wort. "Dem Baby geht es gut, es hat die Operation gut überstanden. Hör zu, ich bin dir wirklich dankbar, dass du mir geholfen hast, aber......." "Was heißt hier dankbar, ich bin der Vater dieses Kindes, glaubst du, ich lass mir jetzt von dir diktieren, wie das alles weitergeht, zahle fröhlich bis ans Ende aller Zeiten für dich und das Kind und bin zu Weihnachten und zum Geburtstag für zwei Stunden geduldet? Nein, meine Liebe, da hast du dich gewaltig geschnitten, wir beide werden Eltern, da lass ich mich von dir nicht so einfach ausbooten!" Woher kamen nur all diese Worte, dachte sich Jack. Vorher war ihm noch nie aktiv in den Sinn gekommen, wie er sich wohl als Vater fühlen und verhalten würde, aber nun sprudelte all das aus ihm heraus. Er sah nun auch klar, was ihn in den letzten Tagen so runtergezogen und dem Suff immer näher gebracht hatte. Endlich konnte er Worte dafür finden: Er wollte sich seinem Kind gegenüber nicht so verhalten, wie es sein Vater getan hatte.


12.3neuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: keinelehrerin Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 16.05.2006 21:17:12 geändert: 16.05.2006 21:45:38

Verena betrat das Klassenzimmer und das Getuschel und Geflüstere machte sie gleich misstrauisch. Ein gewisser Lärmpegel war in pubertierenden Klassen normal, aber dieses Gekichere und Gegackere und das Gekrinse war doch etwas abnormal. Sie sagte sich, dass sie es ignorieren solle. Die Kids wollten sie wohl testen. Sie straffte die Schulern: "Hallo. Guten Morgen. Wir beginnen heute mit einem neuen Thema. Habt ihr alte Zeitschriften gefunden? Mit Werbung drin?"
Das Gekichere wurde noch heftiger, vorne die vier Mädels krümmten sich auf den Bänken. "Bitte, meine Damen. Dann zeigt mir mal, was ihr gefunden habt." Sie kam zu der Bank hin und eines der Mädchen reichte ihr ein aufgeschlagenes Heft. "Meinten sie sowas wie das hier?" Sie grinste nun ungeniert und konnte kaum noch an sich halten. Ihre Freundin war schon rot im Gesicht. "Pst, Ann-Sophie. Ich kann schon nicht mehr," prustete sie los.
Verena bat nochmals, etwas lauter, um Ruhe. Dann nahm sie das Heft entgegen und schaute auf das Blatt. Es war eine einseitige Werbung für eine Badewäsche-Firma. Es wurde beworben, dass diese Badeartikel die Sonne durchließen und so eine nahtlose Bräune garantierten. Eine junge langhaarige, sonnengebräunte Frau und ein hübschersonnengebräunter Mann spazierten Hand in Hand an einem Strand entlang. Allerdings war dieses Paar nackt! Na, ja, dachte Verena, sie sind mitten in einem schwierigen Alter. Nun lachte Ann-Sophie laut los. "Ist das nicht ein hübsches Paar? Und der Mann, kommt der ihnen nicht bekannt vor? Sie der nicht aus wie Herr Wegener, nur 20 Jahre jünger." Nun war es mit der Disziplin in der Klasse vorbei, die Schüler kringelten sich und hielten sich die Bäuche. Verena starrte auf das Bild, ja, das könnte der nette Kollege aus dem Mathebereich sein. Aber nackt? - Nein, nicht vorstellbar! Sie musste ihn gleich darauf ansprechen. Aber erst mal Ruhe in diese Bande hinein bringen. "Okay, wir haben nun alle herzlich gelacht. Jetzt reichts! Ich will euch was beibringen. Packt dieses Heft weg. Kevin, was hast du gefunden? Halts mal hoch." Noch ein letzter strafender Blick zu Ann-Sophie und Verena wandte sich demonstrativ dem anderen Schüler zu. Innerlich angespannt konnte sie es kaum erwarten, bis es zur Pause klingelte.
"Ann-Sophie, wart bitte einen Moment", wandte sie sich an das Mädchen. "Gib mir bitte mal das Heft, ich werde das klären. Da muss eine Verwechselung vorliegen. Und selbst wenn es Herr Wegener sein sollte - was ich allerdings nicht glaube - wird es eine plausible Erklärung geben. Und bis dahin bitte ich dich, kein großes Gespräch zu machen. Ja?" "Tja, Frau Metzinger", druckste die Schülerin rum, "wissen sie. Wir haben ja nicht nur ein Heft gekauft, sondern ein paar." Die Freundin neben ihr nickte: "Die Bilder waren so klasse. Die haben wir schon vorm Unterricht rund gezeigt. War wohl nicht so gut - hä?" "Nein! Das war´s nicht! Geht jetzt!" Verena schwante nun nichts gutes mehr und sie steuerte dem Lehrerzimmer zu. Den Kollegen Wegener wollte sie möglichst als erste erwischen.


12 - 4.neuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: aloevera Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 16.05.2006 21:48:09 geändert: 16.05.2006 21:51:22

Marion glaubte ihren Ohren nicht zu trauen. Was war denn in ihn gefahren? Seit wann hatte Jack Vatergefühle? Erst dieses ewige Hick – Hack um ein Kind und nun spielte er sich als verantwortungsvoller werdender Vater auf?
Sie schlug vor, sich mit ihm um 19.00 Uhr in der gemeinsamen Wohnung zu treffen und Jack willigte ein.
Um wieder einen klaren Kopf zu bekommen, machte sie einen kleinen Spaziergang. Sie fühlte sich noch recht schwach auf den Beinen und setzte sich im Park, der unweit von Sylvias Wohnung lag, auf eine Bank. Ihr Herz schlug schnell, ihr Puls hämmerte. Sie würde sich nicht von ihren Trennungsabsichten abbringen lassen. Sie hatte diese ewigen Streitereien mit Jack so satt. Alle Versöhnungsversuche hielten mal gerade bis zum nächsten Streit. Und im Laufe der Zeit waren Gefühle wie Liebe und Vertrauen auf der Strecke geblieben. Sie hatten sich auseinander gelebt. Jack hatte - obwohl er es nie zugeben würde – immer unter seiner beruflichen Niederlage gelitten und hatte Marion immer beneidet, mit welcher Freude und mit welchem Elan sie ihren Beruf ausübte. Er kam sich dagegen so klein und unbedeutend vor, was sicherlich seine zahlreichen Fluchtversuche in den Alkohol erklärten.


12.5neuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: janneke Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 16.05.2006 22:08:55 geändert: 16.05.2006 22:24:20

Was Marion also dringend bis 19 Uhr brauchte, waren ein klarer Kopf und eine Gesprächsstrategie. Jacks Sätze wollten ihr nicht aus dem Kopf gehen. Sie beschloss, den Heimweg noch ein wenig zu verlängern und noch eine Runde um den Teich zu gehen.
Ob es nun die Bewegung oder die klare Luft war - ihr kam eine Idee. Mit einem Lächeln machte sich Marion auf den Heimweg, um in der Wohnung auf Jack zu warten.

Seine Schlüssel klirrten mit - der üblichen - zwanzigminütigen Verspätung an der Wohnungstür. "Hallo, Schatz! Hallo, Mutter!", rief er in den Flur hinein und warf seine Jacke zielsicher neben die Garderobe. "Deine Mutter ist doch längst auf Reisen", meinte Marion erstaunt und winkte Jack an den Küchentisch. Nur sehr zögerlich kam die Erinnerung an das Wort "Kreuzfahrt" in Jacks Hirn zurück. Richtig, sie wollte ja wieder auf Seniorenvermittlungreise gehen! Umso besser, da störte ihn wenigstens niemand bei seinem Gespräch mit Marion.
"Süße, hör zu, es tut mir leid, dass ich vorhin so heftig zu dir war, das wollte ich nicht", fing Jack an. Marion winkte lächelnd ab:"Ist doch nicht schlimm, ich sollte mich entchuldigen, wie konnte ich nur glauben, dass dir das Kind egal ist?" Wie beiläufig legte sie ihre Hand auf seine und strahlte ihn an. "Du hast mir eigentlich einen großen Gefallen getan, mir den Kopf so zurechtzurücken. Du hast mich aus dem eingleisigen Denken herausgeholt und mir völlig neue Möglichkeiten eröffnet!" Geht doch, dachte Jack innerlich triumphierend. Er lächelte Marion wissend und verzeihend an, doch sie sprach schon weiter:" Weißt du, ich hab mir überlegt, dass es ja auch ziemlich schwierig wäre, ein Kind allein aufzuziehen. Es sollte ja auch zwei Elternteile haben auf die es sich voll und ganz verlassen kann. Und da ist mir klar geworden, dass es ja einen Vater hat, der so vollkommen für es da sein kann wie kaum ein anderer. Jack, ich habe beschlossen, dass ich nach der Mutterschutzfrist sofort wieder arbeiten gehe und dass du die Erziehungszeit voll übernimmst." Lächelnd lehnte sie sich zurück und strich wie unabsichtlich über ihren noch flachen Bauch.


12 -6.neuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: aloevera Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 16.05.2006 23:01:30

Jack war kurz davor die Fassung zu verlieren. Bilder durchzuckten ihn: ein ewig schreiendes, kleines Bündel, das sicher bei den spannendsten Fußballspielen frische Windeln brauchte. Windeln wechseln – der Gedanke verursachte sofort einen Brechreiz. Er – mit Kinderwagen unterwegs, bepackt mit Pampers, Aletegläschen, Stoffteddy und Babyöl…
Hatte er sich so seine Zukunft vorgestellt? Marion lächelte ihn an. „Das wäre doch die perfekte Lösung. Ich verdiene das Geld, du hast den ganzen Tag Zeit und Ruhe für Haushalt, Babyversorgung, Einkaufen, Kochen und was noch so alles anfällt, wenn man Vater und Hausmann ist. Unser Kind kann sich prächtig entwickeln und wenn es dann zwei oder drei Jahre alt ist, könnte es in den Kindergarten gehen. Dann würde es auch Zeit für ein Brüderchen oder Schwesterchen, das dann wieder unsere ganze Aufmerksamkeit braucht..
Was hälst du davon?“
„Großartig,“ war das einzige Wort, das Jack hervorbrachte.


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