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Forum: "inklusion"
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| @sonpaed | | von: klexel
erstellt: 02.10.2012 22:40:03 geändert: 03.10.2012 20:23:30 |
Zum besseren Verständnis:
http://www.tresselt.de/inklusion.htm
Besonders eindrucksvoll: Der Brief einer Kollegin und die Reaktionen. |
| kein Holzweg | | von: missmarpel93
erstellt: 03.10.2012 07:25:54 geändert: 03.10.2012 07:53:58 |
Wenn mir die bedingungen nicht passen, kündige ich eben bzw. lasse mich rausschmeißen. Letzteres ist besser, es gibt keine 6-Wochensperre bei der Bundesagentur.
sonpaed, ich bin schon ganz richtig im Koppe. Wenn mein AG meinen Aufgabenbereich verändert, dann hat das Auswirkungen. Ich werde eben nicht als E11er die Arbeit miterledigen, für die andere A13 bekommen. Und da greift dann auch die ADO nicht. Dies wird auf der Grundlage des Arbeitsrechtes geklärt, denn Arbeitsverträge von Angestellten sind individuell auszuhandeln. Es gilt nämlich die vertragsfreiheit. Und die wird durch das Vorgehen des AG eingeschränkt.
Angestellte stehen auch in keinem besonderen Treueverhältnis zu ihrem Brötchengeber, die "normale" Loyalität zum AG reicht schon aus. Und es gibt einen gewaltigen Unterschied zwischen "Loyalität" und "besonderem Treueverhältnis".
Ansonsten muss ich über deinen Beitrag lauthals lachen. Die größte Ressource liegt also in der Lehrerpersönlichkeit - der Person des Lehrers? Ja und warum bemüht sich der AG nicht die Gesundheit und das Wohlbefinden dieser Personengruppe zu fördern, um eine höhere Arbeitsqualität zu sichern? Du kommst mir hier vor wie jemand, der die Inspektionsintervalle für LKws verlängern will, die Beladungsgewichte erhöhen will und zusätzlich noch die lenkzeiten ausdehnen möchte, um das Maßnahmenpaket als beitrag zur Verkehrssicherheit zu verkaufen.
Die höchste Verantwortung die Lehrer haben ist die Eigenverantwortung, wenn man deinem post folgt. Das höchste Gut ist die Lehrerpersönlichkeit, die Verantwortung für die SuS übernimmt und sich um den Bildungs- und Erziehungsauftrag verantwortungsvoll kümmert. Die Ressource Lehrerpersönlichkeit kann der lehrer aber nur erhalten, wenn er eigenverantwortlich diese Ressource schützt. Dies kollidiert mit den Zielen des geänderten Bildungs- und Erziehungsauftrages.
Logische Konsequenz wird doch absehbar sein, dass einige den erweiterten Arbeitsauftrag annehmen werden, was zur Beeinträchtigung der wichtigsten Ressource führen wird. Technisch gesehen führt das aber zu Signa-Bruch (Spannungsphysik), was dann eben nicht eine Beeinträchtigung der lehrerpersönlichkeit sondern zu einem Totalausfall der Person führt.
Eine ausgezeichnete lehrerpersönlichkeit mag zwar eine Grundvoraussetzung für guten Unterricht sein, aber die persönlichkeit ist an die person gebunden. Und wenn diese Person krankheitsbedingt wegen zu hoher Arbeitsbelastung ausfällt, dann nützt die persönlichkeit als Ressource eben nichts mehr. Dies ist auch keine Korrelation, hier handelt es sich um Kausalität. |
| Verantwortung wessen? | | von: palim
erstellt: 03.10.2012 12:10:10 |
Tolles LKW-Beispiel, missmarpel.
Und um mal die Szenarien in die Schule zurückzuholen und für sopaed verständlich für SIE zu schreiben:
Beispielanfang:)
Die Klassenfrequenz bleibt bei 33.
Die Bedingungen verändern sich:
Es gibt nicht genügend Lehrkräfte an der Schule und im Land, aber du arbeitest ja schon länger an der Schule und deshalb übernimmst DU die Betreuung einer dieser Klassen. Schließlich haben die Lehrkräfte seit etlichen Jahren am Nachmittag viele Unterrichtseinheiten so vorbereitet, dass auch Laien oder pädagogisch Geschulte diese Aufgabe übernehmen können.
Deine Klasse besteht aus 75% Kindern mit (noch nicht auf dem Papier) festgesstellen Förderbedarf unterschiedlichster Art. Das wird in allen Gremien und Institutionen um dich herum als KEIN Förderbedarf gewertet und einige lehnen auch das Testen und Feststellen per se ab. Schließlich haben wir ja Inklusion und DU bist dafür zuständig und verantwortlich, die Kinder zu begleiten.
Deine Aufgabe ist es nicht nur, die Kinder bestmöglichst zu fördern und herauszufordern, sondern auch den Schulabschluss (oder in der GS den Übergang in eine weiterführende Schule) zu ermöglichen. Schließlich haben die dir anvertrauten Kinder keinen Förderbedarf, du darfst diesen auch nicht feststellen und somit gelten für alle Kinder die curricularen Vorgaben (wie auch immer sie in anderen Bundesländern heiten) und Bildungsstandards.
Wenn deine Kinder also die üblichen Klassenarbeiten nicht schaffen, stehst DU bei der Schulleitung und bittest darum, dass die Arbeit anerkannt wird, legst dar, wie es dazu kommen konnte und bekommst die Genehmigung oder schreibst die Arbeit eben noch einmal.
Die Elternschaft möchte, dass DU mit dieser normalen Klasse auf Klassenfahrt fährst und der Schulträger gibt dir vor, in eines seiner Häuser auf dem Gipfel des Schwarzwaldes zu wohnen. Auch das ermöglichst du allen Kindern - einschließlich der Betreuung der Eltern beim Stellen von Anträgen, übersetzen des Schriftverkehrs in etwa duzend verschiedene Sprachen.
Wieder zurück finden die Kinder nur schwer in den Schulalltag. Die schlechten Noten, die sie ständig von dir bekommen (müssen), kratzen an ihrem Selbstbewusstsein und es ist eine Frage der Zeit, dass sie a) aus der Schule abhauen, b) gar nicht erst erscheinen oder c) in der Schule aufeinander losgehen.
Dann bekommst allerdings DU als verantwortliche Lehrperson einen Prozess und darfst dich für all das verantworten.
DU wolltest doch die Verantwortung! (Beispiel-Ende)
Und wenn du nun denkst, das ist nicht annährend realistisch, dann öffne ich dir gerne unsere Klassentüren... und ich bin mir sicher, das z.B. ishaa dies auch tun würde, auch wenn die Gefahr besteht, dass bei dem Besuch einer fremden Person 1-3 ihrer SchülerInnen ausrasten, einen Heulkrampf bekommen oder sonstiges passiert.
Und komm nicht mit Paragraphen. Die lassen sich ändern wie Arbeitsbeschreibungen etc. Das hat missmarpel ja schon erklärt. Und sei dir sicher: Weder du noch deine Gewerkschaft wird in diesen Prozess mit einbezogen.
Du erwartest, dass Lehrkräfte Verantwortung übernehmen und die Kinder annehmen, wie sie sind?
Nichts anderes tun die meisten hier.
Sie arbeiten Tag und Nacht unter schwierigsten Bedingungen und müssen sich von Leuten wie dir Schelte anhören, sie wüssten nicht, was ihr Arbeitsauftrag sei.
Und du?
Du distanzierst dich von Menschen wie missmarpel, weil sie deine Überzeugung nicht teilen?
Ist es nicht deine Verantwortung, alle in Schule zu beraten und mit ins Boot zu holen, damit Inklusion gelingen kann?
Hoffentlich haben die Lehrkräfte und SchülerInnen, die dich als Bezugsperson haben, das Glück, dass sie dir wichtig genug sind und du dich so vehement und engagiert kümmerst, wie du es hier in Bezug auf die Durchsetzung der Inklusion tust.
Palim |
| antwort | | von: sonpaed
erstellt: 03.10.2012 16:25:11 geändert: 03.10.2012 16:26:32 |
1. habe ich ein glück, dass bei uns nicht 3/4 der kinder förderbedarf haben.
dies liegt vielleicht daran, dass bei uns dieser förderbedarf nicht auf eine
subjektive gefühlslage, sondern nach (mehr oder weniger) standardisierten
verfahren festgelegt werden. oder aber wir schauen einfach auch anders auf
die kinder, mit einem "nichtnormblick"?
2. mit paragraphen komme ich äußerst selten um die ecke. war hier bei 4t
bislang, glaube ich, noch nie der fall. aber hier musste ich dies mal bewusst
so einsetzen, um dem halb garen geschreibsel einer lernvollzugs-angestellten
was handfestes entgegen zu halten.
3. ich distanziere mich an keiner stelle von einem menschen, sondern von
einer foristin in ihrer rolle als lehrerin. ich bin mir sicher, dass miss den
falschen job hat!
4. ich behaupte im gegensatz zu dir nicht die arbeitsweise der foristen zu
kennen. ich sehe hier nur ihre beiträge und ziehe daraus rückschlüsse.
5. es wird doch auch gerade in diesem forum deutlich, dass beim
inklusionsprozess nicht alle lehrerinnen ins boot geholt werden können bzw.
wollen. hier wird doch offen zum "ignorieren" von anweisungen, zum
"unterlaufen" etc. gesprochen. leider ist es noch schwierig, als schulleitung
solche kolleginnen los zu werden.
6. wie mich lehrerinnen, eltern und kinder erleben, das wird mir immer
dankenswerter weise rückgemeldet. zu meinem großen glück war es in den
letzten jahren immer so, dass ich mein verhalten nicht grundsätzlich
überdenken musste. was lernvollzugsbeamte nur selten von sich behaupten
können.
7. ich betreibe keine generelle lehrerschelte. ich nehme mir aber das recht
heraus darauf hinzuweisen, dass es einen großen anteil von völlig
deplazierten erwachsenen in lehrerkollegien gibt, welche die eigentlichen
probleme in schulen produzieren.
und abschließend noch einmal:
ihr vergeudet eure energie auf die abwehr von etwas, das auf jeden fall
kommen wird: die veränderung eurer bisherigen arbeitsweisen.
mfg
sopaed |
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