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Forum: "Geschichte zum Weiterschreiben. Teil 2"
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| 20. 8 | | von: keinelehrerin
erstellt: 11.06.2006 13:19:59 geändert: 11.06.2006 13:27:35 |
"Marion,"begann Max, als sie auf der Couch kuschelten, "du weist, dass meine Eltern gestorben sind." Marion nickte. "Wenn ich Probleme zu besprechen habe, über die man vielleicht mit seinen Eltern reden würde, habe ich einen ganz tollen Patenonkel. Ich hätte gern, dass du ihn auch kennenlernst. Er ist mir ein sehr wichtiger Mensch im Leben." "Aber natürlich. Warum soll ich deinen Onkel nicht kennenlernen wollen? Wo wohnt er denn?" Max erzählte Marion nun von seinem Paten, dem Kloster, der fantastischen Umgebung. Er erzählte auch, wann ihm sein Onkel eine Stütze gewesen war, wann er ihn um Rat gefragt hatte. Und auch, dass Onkel Gregor ihm geraten hatte um Marion zu kämpfen. "Ja dann will ich ihn noch viel eher kennenlernen, um mich bei ihm zu bedanken," schloss Marion. Max rief Onkel Gregor gleich an. Der war hocherfreut, dass ihn die beiden besuchen kommen wollten und so verabredeten sie gleich den nächsten Mittwoch. Donnerstag war Feiertag, Freitag Schulfrei, sodass sie ein extrag langes Wochenende hatten, um sich kennenzulernen.
Der Mittwoch hielt was die Wetterprognosen versprachen. Wolkenloser Himmel, knapp 28°, ab und zu ein kühlendes Lüftchen. Marion und Max genossen die Fahrt, alberten herum wie Kinder und erfreuten sich einfach an der Gegenwart des Anderen. Als sie sich dem Kloster näherten, war die Sonne schon am untergehen, die Temperaturen etwas gesunken und die malerischen Berghänge in sanftes Frühabendlicht getaucht. "Oh wie herrlich hier," entfuhr es Marion. "Das ist ja geradezu der perfekte Platz für ein Kloster. so
zwischen Himmel und Erde, in dieser paradiesichen Umgebung." Max grinste still in sich hinein. Genauso hatte er auch vor gar nicht allzulanger Zeit empfunden. Wie schön, dass Marion das mit ihm teilte. Ach ja, sie passten schon gut zueinander. Langsam lenkte er den Wagen auf den Hof und sie stiegen aus. Eine Tür wurde geöffnet und mit ausgebreiteten Armen kam Pater Gregor heraus: "Mein Junge, wie freu ich mich dich zu sehen." Herzlich umarmte er Max. "Onkel Gregor, dass ist Marion. Meine Marion." Lächelnd kam Marion mit ausgestreckter Hand auf den Priester zu. Dieser riss erschrocken die Augen auf, fasste sich an das Holzkreuz auf seiner Brust und verlor sämtliche Farbe aus seinem wettergegerbten Gesicht. "Renate," röchelte er, bevor er in die Knie sank und in zeitlupentempo vornüber kippte.
Von dem anschließenden Treiben bekam er nichts mehr mit. Er wurde wieder wach, als er auf der Krankenstation lag, umgeben von piepsenden Geräten. Pater Ambrosius, der Klosterarzt, täschelte ihm die Hand. "Mein lieber Gregor, da haben sie uns aber einen schönen Schrecken eingejagt. So einfach auf dem Hof zusammenzuklappen, ausgerechnet wenn sie Besuch bekommen. Die Kinder sind furchtbar erschrocken. Was ist denn nur geschehen?" Ja, fragte sich Gregor, was ist denn nur geschehen. Er hatte sich gefreut, Max wiederzusehen, aber doch nicht sosehr! Und da war noch seine Freundin, die er mitgebracht hatte. Wie hieß sie nochmal? ..... Und da war es wieder, dieses Bild! Das Piepsen der Apparate wurde hektischer. Pater Ambrosius wandte sich den Maschinen zu und kontrollierte den Herzschlag des Patienten. Renate... das konnte nicht sein.... Nein.... das durfte auch nicht sein! Nicht jetzt .... aber wenn doch? .... Wenn diese Marion nun..... unmöglich....
Pater Ambroisus verabreichte ein stabilisierendes Mittel, worauf sich auch gleich das Herz von Pater Gregor beruhigte. Nicht aber dessen Gedanken. "Bruder Ambrosius, ich brauche ihren Rat," wandte er sich an seinen Arzt. "Ich kann ihnen die Ursache nicht nennen. Außer dem üblichen Arztgespräch über gesündere Lebensführung und mehr Schlaf, wüsste ich nicht, was ich iraten könnte." "Nein, keinen medizinischen Rat, sondern einen priesterlichen", sagte Gregor. Der Mitbruder nickte und setzte sich ans Bett, er wartete bis Pater Gregor von selbst zu sprechen anfing. Und Pater Gregor erzählte, von der Frau die er kennen- und liebengelernt hatte, als er als Pfarrer bei Nürnberg tätig war. Von seinen verzweifelten Bemühungen nicht mehr als christliche Zuneigung zu empfinden; von seiner Freude, wenn sie zusammen waren; von seiner Zerrissenheit als sie ihm ihre Liebe gestand; von seiner Schwäche, als sie eine Beziehung begannen; von seiner Wut, als treue Schäfchen beim Bischof petzten; von seiner Vorladung; von seiner Versetzung; von seiner Feigheit, Renate zu erzählen, dass er gehen müsse; und schließlich von Renates Brief, in dem sie ihm mitteilte, dass sie sein Kind erwartete. Und in dem sie ihm klarmachte, dass dies eine reine Information gewesen sei, sie keinerlei Unterhaltsansprüche an ihn oder die Kirche richten werde, sondern mit ihrem Kind nach Hause zu ihren Eltern ins Rheinische ziehen werde.
Pater Ambrosius hörte schweigend zu. Menschliche Abgründe waren ihm nicht fremd, doch was ihm sein Mitbruder unter Tränen beichtete, ließ ihn doch an dem zweifeln, was von Rom diktiert wurde. Aber eine Instiution zu reformieren, die so streng geregelt war, wäre ihm nicht vergönnt, und so musste er sich wieder auf das vorliegende Problem konzentrieren und seinem Mitbruder versuchen zu helfen.
"Und diese Frau, die mit meinem Patensohn gekommen ist, sieht aus wie meine Renate damals. Was soll ich tun? Schweigen? Oder es den beiden sagen? Wo ist sie aufgewachsen? Wie war sie als Kind? Mag sie Schokoladenpudding?" Nun vollkommen überrumpelt von den alten Erinnerungen begann Pater Gregor haltlos zu weinen. Der Arzt in Pater Ambrosius gewann die Überhand und er spritzte dem Patienten ein Schlafmittel. "Das müssen wir nicht in den nächsten 10 Minuten entscheiden. Schlaf, Gregor, schlaf." Und leise verlies er das Krankenzimmer.
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| 20 - 9. | | von: aloevera
erstellt: 11.06.2006 22:55:19 geändert: 12.06.2006 06:01:14 |
Abt Gregor hatte infolge des Schlafmittels eine ruhige Nacht und fühlte sich am nächsten Morgen viel besser. Die Blutdruckwerte waren noch leicht erhöht, so dass Pater Ambrosius ihm zwar den Besuch der Laudes und der Heiligen Messe erlaubte, ihm nach dem Frühstück aber bis zum Mittagessen weiterhin Bettruhe verordnete. Nachmittags dürfte er sich mit seinem Besuch ein schattiges Plätzchen im Klostergarten suchen. Gregor hatte sich innerlich ein wenig beruhigt. Vielleicht irrte er sich und Marion hatte mit Renate gar nichts zu tun. Den Vormittag über hatte er genug Zeit nachzudenken. Jahrzehntelang hatte er sein Geheimnis bewahrt und mit der Schuld gelebt, eine schwangere Frau, die er liebte, alleine zu lassen. Aber er war aus Berufung Ordensbruder und Priester und blieb seinen Gelübden und dem Zölibat treu. Die Entscheidung war ihm damals sehr schwer gefallen und er hatte bittere Kämpfe mit Gott und sich geführt, aber im Laufe der Jahre hatte er gemerkt, dass seine damalige Entscheidung richtig gewesen war.
Marion und Max waren sehr erleichtert, dass es Abt Gregor wieder besser ging und nutzten den Vormittag, die Umgebung der Abtei zu erkunden. Max kannte sich ja sehr gut aus und führet Marion an die schönsten Stellen, die er kannte.
Gregor fühlte sich zunehmend besser und wollte Marion erst einmal ein wenig ausfragen. War sie in einer intakten Familie aufgewachsen, würde er sein Geheimnis weiterhin für sich behalten. Was würde es ihr nutzen, wenn sie nun erführe, wer womöglich ihr richtiger Vater war? Falls sie nie einen Vater gehabt hatte, wäre es vielleicht auch besser, ihr nichts zu sagen. Mit Recht könnte sie ihm vorwerfen, er hätte sich nie um sie gekümmert, noch nicht einmal versucht, mit ihr Kontakt aufzunehmen. Er schickte ein Bittgebet an die Gottesmutter und bat um ihren Beistand für das Zusammentreffen am Nachmittag.
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| 20.10 | | von: ricca
erstellt: 12.06.2006 12:15:47 geändert: 14.06.2006 11:49:22 |
Während sich Gregor innerlich wappnete in einem klärenden Gespräch Marion gegenüber zu treten, hängte sich Delia mal wieder an ihr Telefon. Die Urlaubstage, die sie mit der Hilfe von Nadine bekommen hatte, taten ihr gut. Aber warum erreichte sie diese nicht? Nach dem zwanzigsten erfolglosen Tuten legte sie auf.
Ihre ständig angespannten Nerven beruhigten sich wieder etwas und sie konnte wieder klarer denken. Allerdings war das ständige Rumhängen in der Wohnung auf die Dauer ziemlich langweilig.
Und so rang sie sich zu einem kurzen Krankenbesuch bei ihrem Vater auf der Intensivstation durch. Als sie in das kleine Kabuff schlüpfte, schlief er gerade. Delia war nervös wie ein kleines Mädchen, das Papi gestehen musste, dass es die kostbare Vase zerbrochen hatte. Mit klopfendem Herzen nahm sie auf dem fahrbaren Untersuchungsstuhl Platz, der neben dem Bett stand. Sie registrierte, dass er zwar noch an den Geräten hing, die jegliche Körperfunktionen - EKG, Blutdruck, Puls, Körpertemperatur, Sauerstoffzufuhr etc. - registrierten. Er erhielt auch noch Infusionen. Ihr Blick schweifte über die Gestalt des Vaters, der ihr plötzlich so klein und zusammengesunken erschien. Sie konnte nicht glauben, dass dies der gleiche Mann war, der ihr früher so imposant und fast Furcht einflößend vorgekommen war. Die pergamentartige Haut spannte sich über den bläulich schimmernden, deutlich aus dem Handrücken hervortretenden Venen, in denen die Kanülen steckten, die ihm das Überleben sicherten. Sein grau-braun meliertes Haar kräuselte sich wie zerzupfte Watte rund um seinen lichter werdenden Hinterkopf und zeigte am Nackenansatz Feuchtigkeitsspuren. Ein Blick auf die Anzeige der Körpertemperatur verriet Delia, dass er nicht etwa Fieber hatte, sondern dass die warmen Junitemperaturen der Grund für sein Schwitzen waren. Die Brust bewegte sich gleichmäßig, er atmete ruhig, aber etwas flach. Plötzlich registrierte Delia, wie die Augenlider ihres Vaters anfingen zu flattern. Sein Atem wurde unregelmäßiger. Träumte er? Wachte er auf? Hatte er am Ende gerade einen weiteren Anfall? An den Linien des EKG erkannte sie, dass soweit alles in Ordnung war. Mit einer Mischung aus Sorge, Freude und aufsteigender Panik wurde ihr klar, dass ihr Vater gerade dabei war aufzuwachen. |
| 20 - 11 | | von: binimaja
erstellt: 12.06.2006 12:31:27 |
"Hallo, Onkel Gregor. Du hast uns ja einen schönen Schrecken eingejagt. Geht es dir wieder besser?" Mit diesen Worten begann Max das nachmittägliche Treffen mit seinem Patenonkel. Gregor suchte nach Worten: "Ja, ich ... es war wohl der Kreislauf, in meinem Alter ..." Während Max nun von den verwirrenden Umstanden seines Zusammenfindens mit Marion berichtete, hatte Gregor Zeit, die junge Frau genauer zu betrachten. Sein erster kurzer Eindruck bestätigte sich nicht ganz - sie sah Renate ähnlich - und auch wieder nicht. Hatte sich vielleicht auch sein Bild von Renate mit den Jahren verändert? Er wartete auf einen Moment in Max' Erzählung, wo er einhaken und nachfragen konnte. "... und da Nadine so kurzfristig abgereist ist, bist du hier meine einzige 'Familie' und Marion gehört nun auch dazu." schloss Max mit einem zärtlichen Blick auf die Frau an seiner Seite. "Ich hoffe, dass sich diese Fotogeschichte schnell in deinem Interesse klärt", setzte Gregor das Gespräch fort und richtete seine Frage fast gegen seinen Willen doch sehr direkt an Marion: "Wie sieht es denn mit ihrer Familie aus?" Marion, etwas verwirrt über diese plötzliche Wendung, zögerte ein wenig mit ihrer Antwort: "Oh, meine Eltern wohnen ziemlich weit entfernt von Münster, wir haben leider nur wenig Kontakt. Meine Mutter konnte nie verstehen, weshalb ich Jack geheiratet habe, auch mein Vater kam nicht gut mit ihm aus. So haben wir Besuche sehr eingeschränkt." Während Marion weiter über ihre Eltern sprach, kehrte die Ruhe zu Abt Gregor zurück: Vater, Mutter, weit weg von Münster - er hatte sich wohl doch getäuscht. "Da fällt mir ein, dass meine Eltern ja noch gar nichts von den vielen Veränderungen wissen", erschrak Marion ein wenig vor ihrer Gedankenlosigkeit und beschloss, die nächste Gelegenheit für ein ausführliches Gespräch mit ihren Eltern zu nutzen. |
| 20.12 | | von: ricca
erstellt: 12.06.2006 13:10:18 geändert: 12.06.2006 13:21:30 |
Ein kleines bisschen Unruhe und Besorgnis blieb jedoch in Gregors Unterbewusstsein haften, wie ein kleiner Tausendfüßler, der ständig Kreise in seinem Magen lief und vor sich hinsummte "und wenn doch?". Gregor war aufgewühlt, wenn er es sich auch eigentlich nicht eingestehen wollte. Da er sich müde fühlte, entschuldigte er sich bei Marion und Max und zog sich zu einem - wie er hoffte - erfrischenden Nickerchen in seine Zelle zurück.
Die Luft in seinem einfach eingerichteten Raum war trotz der Wärme des Juninachmittags kühl; normalerweise empfand er sie als beruhigend und belebend zugleich. Heute aber hatte er das Gefühl, die Kühle des Raumes greife wie eine unsichtbare Hand nach ihm um ihn zu erdrücken. Seufzend streckte Gregor sich auf dem schmalen Bett mit dem hellen Bettzeug aus. Er betrachtete bewusst den Raum: er wirkte hell und freundlich. Ein unbeteiligter Zuschauer hätte nicht geglaubt in einer Klosterzelle zu sein. Diese stellte man sich gemeinhin anders vor. Der Fußboden war mit hellem Kiefernholzparkett ausgelegt, seiner eigenen Arbeit. Auch die Möbel - Sekretär, Bett, Schrank - waren aus hellem naturbelassenem Kiefernholz gefertigt. Das Sträußchen aus Mohnblumen, das ihm eine Besucherin der Exerzitien letzte Woche mitgebracht hatte, stand auf dem Sekretär und wirkte schon etwas schlaff.
Kaum hatte er sich bequem hingelegt, verfiel er in einen unruhigen Schlaf. |
| 20 - 14. | | von: aloevera
erstellt: 12.06.2006 18:45:15 geändert: 12.06.2006 18:47:24 |
Auf eine ihr unerklärliche Art und Weise fühlte sich Marion zu Abt Gregor hingezogen. Sie hatte das Gefühl, ihn schon lange zu kennen, obwohl sie sicher war, ihn vorher nie gesehen zu haben. Eine merkwürdige Unruhe beschlich sie bei dem Gedanken, er könne ernsthaft krank sein. Als sie sich abends wieder trafen, atmete sie erleichtert auf, als sie sah, dass es ihm offenbar ganz gut ging.
Gregor dagegen wirkte nur äußerlich ruhig. Er fand keine Ruhe und keinen Frieden, so lange er nicht sicher wusste, ob Marion seine Tochter war. Unverfänglich brachte er das Gespräch an irgendeinem Punkt wieder auf ihre Familie. Als Marion erzählte, dass ihr Vater nicht ihr richtiger Vater sei, sondern sie als Baby adoptiert hatte, wuchs in ihm die Gewissheit, dass Marion seine Tochter ist. Marion fuhr freimütig fort, dass ihre Mutter einst einen Mann geliebt hatte, mit dem eine Heirat unmöglich war. Mit 18 hatte Marion das erfahren und da sie eine glückliche Kindheit hatte, war das kein großes Problem für sie. Ihr Vater war für sie halt ihr Papa, ob biologisch oder nicht, war ihr nicht wichtig gewesen. Das Verhältnis zu ihren Eltern blieb gut, auch als sie schon in Münster studierte. Aber als sie Jack gegen den Willen ihrer Eltern heiratete, wurde der Kontakt etwas lockerer.
„Haben Sie nie versucht, Ihren richtigen Vater zu finden und Kontakt aufzunehmen? „ fragte Abt Gregor vorsichtig. „Ich habe ein paar Mal daran gedacht, doch als ich meiner Mutter gegenüber dieses Thema anschnitt, blockte sie immer gleich ab. Es hat bei ihr immer alte Wunden aufgerissen. Deshalb habe ich nichts weiter unternommen.“ „Und wenn sie Ihren richtigen Vater doch noch kennen lernen würden? Manchmal geschehen die merkwürdigsten Dinge…“ Marion schaute Gregor verwundert an. Warum stellte er ihr plötzlich solche Fragen? „Ich weiß es nicht. Darüber habe ich mir lange Zeit keine Gedanken mehr gemacht." Sie musste an Jack denken, der sehr darunter gelitten hatte, ohne Vater aufgewachsen zu sein. Sie jedoch hatte immer einen liebevollen Vater gehabt… Gregor merkte, wie unbehaglich ihm innerlich zumute wurde, denn er hatte nur zwei Möglichkeiten. Er konnte Marion seine Vermutung mitteilen oder er behielt sein Geheimnis für sich, ohne je absolute Sicherheit zu haben. Er wusste aber auch, dass er auf Dauer mit dieser Ungewissheit nicht leben konnte.
An diesem Abend saß Gregor noch lange in der Kapelle und betete um Erleuchtung, was er tun sollte.
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| 20 - 16. | | von: aloevera
erstellt: 12.06.2006 21:41:36 geändert: 12.06.2006 22:05:24 |
suchte das Gästezimmer, in dem Max wohnte. Unter der Tür sah er einen schmalen Lichtstreifen, Max schlief noch nicht. Leise klopfte er an die Tür und wartete Max´ Antwort ab. „Onkel Gregor, ist was passiert?“ Max blickte seinen blassen Onkel verwundert an, der leise die Tür hinter sich schloss. Auch ihm waren im Verlauf des Tages die wechselnden Emotionen seines Onkels aufgefallen. Er kannte Abt Gregor nur als stets freundlichen und ausgeglichenen Menschen „Ich muss dringend mit dir reden und brauche deinen Rat.“
Gregor setzte sich an den kleinen Tisch und sagte leise „Max, ich bin Marions Vater, ich bin ganz sicher.“ „Du…bist, du bist was??“ fragte Max, sichtlich erschrocken und über alle Maßen verwundert. „Das kann ich nicht glauben.“ Gregor fing an zu reden und erzählte Max von Renate, ihrer gemeinsamen und doch unerfüllbaren Liebe, seinen Zweifeln und Kämpfen und seiner Versetzung. Als er seinen Bericht leise beendet hatte, schwiegen beide lange. Nur das stetige Ticken des Weckers auf dem Nachttisch durchbrach die Stille. „Was soll ich tun? Hat Marion nicht ein Recht auf die Wahrheit, wer ihr Vater wirklich ist? Soll ich ihr nach alldem, nach der Trennung von ihrem Mann, in ihrer Schwangerschaft noch ein neues Chaos zumuten? Wie wird sie darauf reagieren? Wird sie mich verachten?“ „Ich weiß es nicht“ antwortete Max unsicher. „Marion hat ein Bild ihrer Eltern in ihrer Brieftasche. Dieses Bild könnte dir endgültige Gewissheit bringen. Aber – unabhängig von Marion – welche Konsequenzen würde eine mögliche Vaterschaft für dich als Priester und in deiner Stellung als Abt haben? Hast du darüber schon nachgedacht?“ Gregor sah Max lange an und schüttelte kaum merklich den Kopf.
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