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Forum: "Anfängerunterricht"
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| Endungssprache | | von: magistrix
erstellt: 20.12.2006 17:55:56 |
Ganz gegen jede Sprachgewohnheit müssen die Schüler darauf trainiert werden, dass ohne die Endungen im Lateinischen nun mal nichts funktioniert. Während sie im modernen Fremdsprachenunterricht nur den Sinn entnehmen müssen, (was ihnen auch bei deutschen Texten nicht immer gelingt), müssen sie tatsächlich darauf trainiert werden, dass "nautarum" nun mal eben nicht einfach Seeleute heißt. Ich versuche immer - wahrscheinlich sehr unpädagogisch- Übungsphasen einzuschalten, in denen ich einzelne Wörter übersetzen lasse, also im Kasus bzw. in der entsprechenden Person und Zeit. Ich lasse es auch nie zu, dass, wenn jemand in einer Übersetzungsphase nach einer Vokabel fragt, in einer flektierten Form gefragt wird. Und wenn doch, lass ich keine Antwort im Nominativ oder Infinitiv gelten. Aber ihr habt schon recht, es ist sehr mühsam, die Schüler davon abzuhalten, besonders wenn sie fortgeschritten sind, Vokabelbedeutungen über ihre Texte zu schreiben und dann fröhlich draufloszuraten.
Gruß, magistrix |
| Gerade heute | | von: veneziaa
erstellt: 20.12.2006 18:08:00 |
habe ich eine Arbeit zum Ablativ korrigiert, wirklich eine relativ einfache Übung!
Ich handhabe es immer so, dass unbekannte Vokabeln (in der Grundform, du hast Recht!) unter die Arbeit geschrieben werden. Ich schreibe die Übersetzung dazu, werte sie jedoch als Vok.-Fehler. So können die Schüler aber wenigstens ihre Übersetzungen fertigstellen.
Kurz: Bringen es doch einige fertig, die Vokabeln, deren Bedeutung sie nicht kennen, in Lateinisch hinzuschreiben! Das erlebe ich zum ersten Mal - liegt sicherlich an dem Alter der Schüler.
Übrigens: Ich habe schon oft 9.-Klässler in Italienisch unterrichtet - mit sehr guten Erfolgen.
Nun habe ich Gleichaltrige in Latein, ich finde das Alter für Latein als dritte FS problematischer. Sie haben alle schon zwei gesprochene Fremdsprachen erlernt: Englisch und Französisch oder Spanisch.
Kann es sein, dass Latein als dritte (sogenannte) Fremdsprache nicht so geeignet ist? Wäre es für die Schüler als zweite FS einfacher, sich in (nicht-gesprochene) Strukturen einzufinden?
Ich überlege gerade mal laut - und vielleicht auch unpopulär...
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| Latein 1/2/3 | | von: magistrix
erstellt: 20.12.2006 18:15:21 |
Das glaue ich eigentlich nicht, da wir ja ähnliche Probleme bei unseren Kleinen feststellen, die in 5 mit Latein als erster Fremdsprache bzw. in 6 mit Latein als 2. Fremdsprache beginnen. Ich glaube, dass ein ähnliches Phänomen vorliegt, wenn ältere Schüler nicht mehr bereit oder in der Lage sind, sich mit komplexeren oder dichteren deutschen Texten auseinanderzusetzen. Häufig bemerke ich seit einigen Jahren auch in der Oberstufe, dass Texte, die sich dem Leser nicht auf Anhieb erschließen, schnell beiseite gelegt werden.
Bei uns beginnt Latein 3 übrigens erst in 11, ein gutes Alter, wie ich finde. Diejenigen, die eine echte Drittsprache lernen (nicht unbedingt die gescheiterten Franzosen) kommen recht schnell zu passablen Ergebnissen.
magistrix
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| @Endungssprache | | von: theia
erstellt: 22.12.2006 22:26:35 |
Ich hatte nach der letzen Arbeit das Gefühl, dass ich viel zu wenig Wert darauf gelegt habe, dass die Schüler die Endungen in alle Richtungen beherrschen. Andererseits bin ich froh, dass jetzt eine Arbeit mit relativ schlechten Ergebnissen dabei war. Je früher sie merken, dass sie für Latein arbeiten müssen, desto besser ist es.
Trotzdem frage ich mich natürlich, wie ich immer wieder darauf Wert legen kann, dass die Endungen beachtet werden. Die Anregung, konsequent auf der Übersetzung in der entsprechenden Form zu beharren, finde ich gut. - Und da ist es egal, ob sie vll. "unpädagogisch" ist.
Quasi von der anderen Seite könnte man natürlich über Satzanalysen an die Sache herangehen.
Im Grunde muss ja beides sein: die Worte losgelöst vom Kontext in der richtigen Form übersetzen zu können - und die Worte in einem Text in ihrer Form erkennen zu können. Und dann auch noch beides unter einen Hut zu bekommen. Na dann...
Gut, dass wir jetzt erstmal Ferien haben.
theia |
| Konjugiermaschine | | von: magistrix
erstellt: 11.01.2007 15:26:38 geändert: 11.01.2007 15:27:43 |
Salve, habe heute mit meiner 6 eine lebendige Konjugiermaschine erstellt, war etwas wuselig, aber durch die Rollenverteilung haben die Schüler - hoffe ich- genauer auf die unterschiedliche Bildungsweise der Formen in den einzelnen Konjugationen geachtet. Besonders die wichtige Bedeutung der i- und u-Lieferanten (als Sprechvokale), des a-Fresserchen in der a-Konjugation (1.Ps.Sg) und die Notwendigkeit einer zusätzlichen Sortierabteilung bei Verben auf ere hat jetzt hoffentlich der letzte kapiert. Probiert es mal aus, funktioniert aber nur in wirklich großen Klassen, ich hatte nur noch wenige Schüler übrig, die als Wörter durch die Konjugiermaschine gereicht werden konnten. Besonderen Spaß hat es ihnen übrigens gemacht, Wörter, die sich einschleichen wollten, ohne Verben zu sein, auf die Müllhalde zu transportieren oder unregelmäßige Verben (esse/posse...) der Spezialabteilung zu übergeben. Lustig war es auch, wenn die Wortstämme die Personalendungen einhaken mussten(manchmal unter Einbeziehung der Sprechvokale) um sich dann gemeinsam vorzustellen. (War nicht immer zu vermeiden, dass da brisante Kombinationen entstanden sind.
magistrix |
| Ich will auch Latein unterrichten! | | von: ishaa
erstellt: 12.01.2007 00:01:09 |
Lese dieses Forum regelmäßig als völliger Nicht-Fachmensch und an der HS auch bar jeder Möglichkeit, es jemals unterrichten zu können. Aber ihr macht einem wirklich richtig Lust drauf. Hört sich klasse an und so ganz anders als alles, was man uns in grauer Vorzeit angetan hat.
Habe in letzter Zeit versucht, dem Sohn von Bekannten in Latein weiter zu helfen, nach mehr als 30 lateinlosen Jahren. Habe zunächst nicht mal die erste Lektion im Lateinbuch verstanden und mich jetzt neu in die Sprache verguckt. Finde es ganz faszinierend, was da alles aus den Gehirnwindungen so wieder auftaucht. Ich dilettiere absolut. Aber da es nur darum geht, dass der Knabe sein drittes Jahr Latein mit etwas Besserem als einer Fünf abzuschließen, macht das nichts. Im Gegenteil: Ich entwickele im Moment so etwas wie einen "Überlebenskurs". Wie schaffe ich es, Latein zu übersetzen, ohne sämtliche Konjugationen und Deklinationen zu kennen. Das tut euch Lateinern jetzt bestimmt weh....
In NRW sind Lateinlehrer anscheinend knapp, wenn man am Gym ist, kann man eine berufsbegleitende Fortbildung machen, einzige Voraussetzung ist, dass man irgendein Latinum (großes und kleines gibt es ja wohl nicht mehr) hat. Wie gerne würde ich...
Neulich saß ich da und sagte zu dem Lateinschüler und dem gerade anwesenden eigenen Nachwuchs, dass das schon so was Ähnliches sei wie ein Computerspiel, hat man den Satz übersetzt, ist man einen Level weiter. (Ich war gerade mal wieder völlig begeistert...). Die beiden guckten sich nur an und meinten : Klar, absolut geil, total toll und mussten sich zusammennehmen , um nicht vor Lachen vom Stuhl zu fallen. (Nach dem Motto: Die hat se doch nicht mehr alle....).
Danke jedenfalls, wie ihr uns an euren Erfahrungen teilhaben lasst. Gefällt mir sehr gut.
ishaa
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