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Forum: "Fördert Offener Unterricht alle Kinder?"
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| So, | | von: klexel
erstellt: 17.09.2013 22:10:23 geändert: 17.09.2013 22:15:19 |
ich hab mich durch die Englischseite der Grundschule Harmonie gekämpft.
Ja wirklich, gekämpft, denn der Text ist dermaßen verschwurbelt und voller Fehler, dass man solche Texte wirklich niemandem zumuten sollte. Diese Seite(n) bedürfen dringend gründlicher Überarbeitung, ebenso wie das gesamte Layout, das sehr augenunfreundlich weil unstrukturiert ist.
Hier geht es mal wieder um das Entdecken neuer Wörter etc. im Anfangsunterricht von Grundschülern. Wie originell.
Klar ist es leichter, im jeweiligen Land eine Sprache 'aufzusaugen'. Diese Möglichkeit haben die meisten Schüler aber nicht, also müssen wir damit leben, dass SuS sich eine Fremdsprache selber beibringen?? Oder man sie ihnen eben beibringt.
Ich spreche aber von z.B. Französischunterricht in Klasse 6 oder Spanischunterricht in Klasse 7. Französische Wörter kann man nicht von alleine entdecken, weil die Aussprache zu schwierig ist. Und eine Klassenstärke von 28 ist auch nur in Maßen dazu geeignet, die Sprache per 'Sprechen' zu lernen.
Und wie offener Unterricht in höheren Klassen funktionieren soll, hat mir leider auch noch immer niemand erklären können. |
| Naaajaaa | | von: palim
erstellt: 17.09.2013 22:20:18 |
Ich kann mir Offenen Unterricht auch in Sek I und II vorstellen.
Aber:
Vor meinem Ref. konnte mich mir auch vieles nicht erklären.
Alle Welt studierte Montessori und sprang auf den Zug auf. Das war mir suspekt.
Dann landete ich in einer Schule mit Montessorizweig und konnte mich mit eigenen Augen überzeugen.
Allerdings war ich in anderen Klassen.
Dort gab es eine gute Mischung.
Mir geht es wie caldeirao: ich bevorzuge die Mischung und denke, dass es verschiedene Lerntypen gibt, die verschiedenes benötigen.
Auch ist es m.M.n. eher so, dass man bestimmte Inhalte eher über den offenen Unterricht (verschiedenster Möglichkeiten) erlernt, anderes aber eben doch durch stärker angeleitete Unterrichtssequenzen.
Manches, weil die Themen so sind,
manches, weil die Bedingungen so sind.
Für einen sehr offenen Unterricht bräuchte man m.E. eine noch weitaus besser ausgestattete Schule, als ich sie mir für anderes schön träume ... und nicht bekomme.
Der Gedanke mit dem Fremdsprachenunterricht ist auch schon in der Grundschule mit Englisch schwierig. Die Kinder lesen und sprechen es Deutsch aus... oder plattdeutsch (und ich kann mich noch an einen Mitschüler MEINER Schulzeit erinnern, bei dem jedes Englisch platt klang!)
Wenn man die Sprache an sich erst mal verstanden hat, kann ich mir durchaus vorstellen, dass man sich einiges selbst erschließen kann.
Palim |
| gut strkturierten Offener Unterricht gibt es nicht - ein Widerspruch in sich! | | von: juegoe
erstellt: 18.09.2013 08:01:18 |
an alle vor meiner Antwort:
Der Unterschied ist der, dass im Offenen Unterricht kein Unterricht im
traditionellen Sinn erteilt wird. Es gibt kein Lernen von 11:25 - 12: 10 oder
12:55. Es wird den Schülern nix beigebracht. Die SchülerInnen lernen, was sie
interessiert. Also z.B. französisch unter anderem per Skype.
Ich streite ja gar nicht ab, dass auch 'gut strukturierter' Unterricht fördern
kann, vor allem dann, wenn die Schüler ihn haben wollen, aber nicht dann,
wenn er auf einem Plan steht und keiner Lust darauf hat.
Ein gutes Beispiel ist Methodos - eine SchülerInneninitiative in Freiburg, die
sich abseits von Schule auf ihr Abitur vorbereiteten und am Abi als Externe
teilnahmen. Sie haben Lehrer engagiert und die haben ihnen nicht wie in der
Schule den Stoff Häppchen für Häppchen verplättet, sondern die Fragen der
SchülerInnen beantwortet.
So ein Konzept gab es schon einmal in der Reformpädagogik.
Es ist ja auch gar nicht das Konzept des Offenen Unterrichts, dass Schüler
'ohne' Lehrer lernen, sondern nur dass der Lehrer nicht alle Schüler ohne
Rücksicht auf ihre Interessen belehrt. Vielleicht auch noch im Gleichschritt mit
Texten, die den Schülern am A... vorbeigehen.
In der Aktiven Schule Petershausen z.B. wird in der ersten Klasse Spanisch
unterrichtet. Da haben die Schüler die Freiheit an dem was da gemacht wird
teilzunehmen oder eben was anderes zu machen. Das stellt natürlich einige
andere Anforderungen an die Lehrerin (in diesem Fall ist es eine Lehrerin). Es
werden Worte gesammelt, auch wenn das hier abfällig als wenig originell
bezeichnet wird, es werden Filme auf spanisch geguckt und es wird spanisch
geredet und gesungen. Wie beim richtigen Sprechen lernen geht es erst
einmal darum, den Klang der Sprache kennen zu lernen. Es gibt eine oder
mehrere (?) sehr aktive Schulpartnerschaften mit gegenseitigen Besuchen und
vielen Kontakten per Internet und Skype zwischen den SchülerInnen ohne die
ordnende Hand der Lehrer. Natürlich helfen die Lehrer, aber es gibt keine
vorbereitende Hilfe. Sie beantworten die Fragen der Schüler - vielleicht auch
ein kleines bisschen darüber hinaus - wenn Interesse besteht.
Natürlich gibt es Schüler, die schneller und besser klar kommen und auch
welche die es nicht interessiert - aber das ist ja an der Regelschule ganz
anders.
Weil die Schüler lernen wollen, funktioniert das ganz anders, wie im
normalen Unterricht, in dem man viel Zeit darauf verwendet, die Schüler bei
der Stange zu halten und darüber, ob sie das wirklich auch interessiert und ob
sie das wirklich lernen wollen gar keine Gedanken verliert. Sie müssen ja.
Lehren gibt ja nur die Gewissheit, das habe ich den Kindern erklärt. Es gibt
aber keine Gewissheit darüber, ob und wie Kinder das aufgenommen haben
und ob sie was damit anfangen.
Es gibt keinen gut strukturierten und gut vorbereiteten Offenen Unterricht.
Typisch ist die Aussage einer Schülerin, die etwa folgendes sagte: Man kann
sich dafür entscheiden Mathe zu machen und dann aber mittendrin die Arbeit
wechseln, ohne jemand etwas zu sagen. Wenn Schüler so arbeiten ist ein gut
strukturierter und gut vorbereiteter Unterricht sinnlos.
Auf der unstrukturierten Seite der Grundschule Harmonie - die Struktur ist
eben die Struktur der Grundschule Harmonie, weil es kein objektives Maß für
Struktur gibt - gibt es auch einen Beitrag, woher die Kinder ihre Ideen haben
für das, was sie lernen wollen. Die weitaus meisten Ideen dafür haben sie
selbst!! Ganz wenige Ideen haben sie von ihren Eltern oder Lehrern.
Die Grundschule Harmonie unterrichtet sein Anfang der 90er Jahre auf diese
Weise. Sie setzt voll auf das lernen-wollen der Schüler und vermeidet es die
Schüler doch mehr oder weniger sanft zu überreden, dies oder jenes zu
lernen.
Und die Schul-Erfolge geben der Schule recht. War schon in der Endrunde der
besten Schule Deutschlands. Und die Grundschule Harmonie ist eine
Regelschule!
Es ist die Einstellung der Lehrer, dass es auch jetzt, hier und heute anders
geht. Und Peschel hat seinen ersten Durchgang an einer stinknormalen
Grundschule durchgezogen - den über den er dann seine Dissertation
geschrieben hat. Besonders der Band 2: 'Offener Unterricht in der Evalutation'
beschreibt das Lernen der einzelnen Kinder. Besonderer Schwerpunkt sind die
lernschwachen oder als unbeschulbar geltenden Kinder in seiner Klasse. Kein
pädagogen-geschwurbel, sondern minutiöse Beschreibung. Kann man ja auch
in der Bibliothek leiten, denn das Buch ist nicht besonders billig.
juegoe |
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