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Forum: "Schüler machen nie Hausaufgaben..."
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| Ich gestehe, ich bin ein Hausaufgaben-Hasser! | | von: clausine
erstellt: 09.12.2007 12:34:07 |
Als Schülerin, später als Mutter kenne ich die Dramen, die sich zu Hause bei Hausaufgaben abspielen. Ich habe einen Schüler in der Klasse, der von seiner Mutter mit ROT alle Fehler angestrichen bekommt, die er bei den HA macht, manchmal schreibt sie ihm noch eine Zensur darunter!!!!!
Als Lehrerin stehe ich Tag für Tag vor dem Problem, was ich eigentlich aufgeben soll, manchmal bin ich kreativ, dann ergibt sich auch etwas, manchmal "sauge ich mir etwas aus den Fingern".
Das Nachsehen nimmt unendlich Zeit in Anspruch, das Nachhalten von nicht-gemachten Hausaufgaben ebenso. Fast täglich telefoniere ich mit einer Mutter, weil ihr Sohn seine HA mal wieder nicht gemacht hat.....So viel kostbare Zeit....Ein Jahr lang habe ich es geschafft, keine Hausaufgaben aufzugeben, bis die Eltern meiner Schulleiterin die Bude eingelaufen sind. Die armen Kinder lernten nicht genug! Was hätten sie zu Hause alles lernen können, wenn die Eltern sie an ihrem Alltag hätten teilhaben lassen: Müll trennen, abwaschen , kochen, lesen, Kerzen anzünden, Knöpfe annähen, Gemüse putzen, einkaufen (inklusive Mathematik), und und und
Ich habe mich dem Druck gebeugt - und fühle mich auch so, zumindest was die Hausaufgaben anbelangt.
So, das musste mal raus!
Clausine |
| Also ich finde, | | von: julia17
erstellt: 09.12.2007 12:34:28 |
es gibt Hausaufgaben, die sollten zuhause gemacht werden.
Wenn meine Fünftklässler z.B. die elektrischen Geräte in ihrer Umgebung ansehen und die darauf angegebenen Daten zu Leistung und Spannung notieren sollen, dann möchte ich durchaus, dass sie eben in ihrem ZUHAUSE auf die Suche gehen.
Oder wenn Lebensdaten eines Wissenschaftlers im Lexikon nachgeschlagen werden sollen - gut, dafür ist auch eine Bibliothek geeignet. Aber mir geht es dabei ja weniger um die Daten (die kenne ich schon) als um das Üben des Sich-Information-beschaffen-Könnens. Darum wäre es nicht so nützlich, wenn ich als LoL (Lehrerin oder Lehrer) die Lexika & den Internetzugang bereitstellte!
Die ursprüngliche Frage war, wenn ich mich recht erinnere, in etwa:
Wie bekomme ich die SuS dazu, solche - von mir als Lehrperson als sinnvoll erachteten - Aufgaben durchzuführen?
Sicher hilfreich ist es, wenn die SuS sich für das Thema interessieren... und am besten nicht nur aus der "Motivation" des Notendrucks heraus.
Trotzdem steht die Macht der Gewohnheit dagegen! Selbst wenn man etwas findet, was (zumindest manche) SuS richtig spannend finden, muss dieses Interesse den Heimweg überleben und dort umgesetzt werden - und das ist in der eingangs beschriebenen Klasse bzw. Schule eben schon nicht mehr üblich.
Ich würde auf positive Verstärkung und Freiwilligkeit setzen.
Zum Beispiel... JedeR darf zu Beginn der Stunde sein Heft vorzeigen. Wer die HA (richtig oder falsch) bearbeitet hat, bekommt einen Klebepunkt dazugeklebt. Bei fünf (oder ...) Punkten gibt es eine kleine Belohnung - das kann ein HA-Gutschein sein oder ein besonders schöner Aufkleber oder irgendeine andere Kleinigkeit. Wichtig bei dem ganzen Verfahren ist das Gefühl, das man den jeweiligen SuS vermittelt: "Ich erkenne deine Bemühung an, ich freue mich darüber!"
Außerdem würde ich mich bemühen, keine Aufgaben aus der Kategorie der Beschäftigungstherapie zu stellen...
Ich gebe auch gerne HA explizit freiwillig auf, indem ich z.B. sage "Ihr müsst verstanden haben, wie man ..., und müsst das und das... auch in Worten erklären können. Das braucht ihr immer wieder. Wer sich dabei noch nicht sicher fühlt, kann Nr. XY bearbeiten; ich bringe die Lösungen dazu morgen mit."
Außerdem habe ich bei mir festgestellt, dass ich dazu neige, "unwillige" SuS zu unterfordern. Durch etwas anspruchsvollere Zusammenhänge konnte ich sie dann wieder zur Mitarbeit (auch in der Schule) gewinnen - dabei merkten sie auch, dass ich doch stellenweise mehr weiß als sie selbst.
Um nochmal auf die Neurophysiologie einzugehen:
Erfolgreich gelöste Aufgaben (der erste freie Schritt; das deutlich ausgesprochene "Mama", auf das hin Mama sich einem zuwendet; eine knifflige Knobelaufgabe; ...) sorgen für Glücksgefühle. (Das "Belohnungszentrum" im Hirn wird aktiv, und es werden Endorphine ausgeschüttet.)
Man kann also sagen, dass erfolgreiches Lernen an sich schon belohnend wirkt!
Das sollte man sich als LoL zu Nutze machen - die Schwierigkeit liegt, wie so oft, in der Umsetzung...
Wenn den SuS bewusst wird, dass sie nach Erledigung der Übungsaufgaben etwas können, was sie vorher nicht (so gut) konnten, ist auch schon etwas gewonnen. Vielleicht können Selbsttests (vorher/ nachher) dabei helfen...
So, nun habe ich erstmal genug philosophiert. Ich hoffe, es gibt noch weitere Beiträge zum Thema!
Schönen zweiten Advent weiterhin!
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