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Forum: "Kopfnotenunsinn"
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| da hast du Recht! | | von: joqui
erstellt: 29.12.2007 21:37:15 |
Und das Problem ist: Will ich eben nicht beliebig sein, muss ich die einzelnen Bereiche mit ihren Unterfaktoren beobachten. Wie mach ich das? Tipp von Fortbildungen hier in BY bei der Einführung der Kopfnoten: Liste machen und sich pro Tag fünf Schüler nehmen bei denen man einen bestimmten Bereich beobachtet. Aber was, wenn Schüler x da gerade nen schlechten Tag hat? Klar, kann er bei ner Probe/Schulaufgabe auch haben, aber wenn ich das Sozial- und Arbeitsverhalten beobachte, dann wird es sehr schnell sehr persönlich.
Ich hab das ausprobiert - ich hab glaub ich Schülerbeobachtungsmäßig alles ausprobiert, was es so gibt... Problem: morgends Pult leer - Zettel hingelegt - Unterrichtsvorbereitung nacheinander ausgepackt und Schwupp - Zettel ganz unten. Ganz abgesehen davon, dass ich es im Unterricht defenitiv nicht schaffe, dezidierte Schülerbeobachtungen vorzunehmen!
Bei der Einschulung sind wir zu zweit für 8 Schüler zuständig, einer unterrichtet, der andere Protokolliert nur (!) Und das für 60 Minuten. Hier soll ich einen ganzen Vormittag 28 Schüler genau beobachten und unterrichten - geht nicht!
Jetzt habe ich ein Programm (Datenbank), da schreibe ich Sachen rein, die mir auffallen. Ich hab meinen Laptop dabei und in Freistunden schreibe ich dann auffällige Dinge auf. Es ist dann eben so, dass bei "unauffälligen" Schülern nichts oder kaum etwas in den Beobachtungen steht. Aber ich verwende meine Unterrichtszeit zum unterrichten, differenzieren (ich hab 1 Förderschulkind in der Klasse und 3 Aufprobevorrücker).
Wie eingangs schon gesagt: Aus selbigen Gründen fände ich eine kurze Verbalbeschreibung des Arbeits- und Sozialverhaltens viel angemessener - ohne die leidige Kategorisierung.
joqui |
| Vor Jahren | | von: veneziaa
erstellt: 30.12.2007 08:53:19 geändert: 30.12.2007 08:57:38 |
als bei uns die "Kopfnoten"(vormals Betragen, Fleiß, Aufmerksamkeit, Ordnung) in Arbeits- und Sozialverhalten eingeteilt wurden, haben wir uns erlaubt, einen sehr differenzierten Beurteilungsbogen für jedes Kind anzufertigen:
Es gab ein DIN A 4-Blatt für jeden einzelnen Schüler, auf dem alle Fächer vermerkt waren und sehr differenzierte Punkte, die jeder Lehrer für sein Fach ankreuzte. So wurde z.B. die Mitarbeit im Unterricht unterschieden nach "bringt eigene Ideen ein, arbeitet regelmäßig mit, arbeitet meist mit, arbeitet eher selten mit..." (oder so ähnlich, leider erinnere ich mich nicht mehr so genau) oder bezüglich der Hausaufgaben "werden regelmäßig angefertigt, werden sehr gewissenhaft erledigt, nicht immer vorhanden..." (oder ähnlich). Jedenfalls konnte jeder Lehrer für SEIN Fach eine sehr differenzierte Aussage tätigen, was für die Kinder und auch die Eltern aufschlussreich war.
Dann wurde uns diese Art der Beurteilung untersagt (wie so einiges Andere). Wir mussten ab sofort wieder in Ziffern beurteilen - und zwar nur unterteilt in Arbeits- und Sozialverhalten.
Seitdem liegen zu jedem Halbjahr in jeder Zeugnisliste zwei Beiblätter, die der Klassenlehrer vorbereitet. Dieser macht einen Vorschlag, abweichende Noten werden von den Fachlehrern eingetragen. Im Zweifelsfalle entscheidet der Klassenlehrer.
Toll!!
Diese Art der Beurteilung ist NICHT aussagekräftig! Es ist bedrückend, dass wir Kinder so beurteilen (müssen)! |
| Sozialverhalten | | von: ysnp
erstellt: 30.12.2007 11:29:30 geändert: 30.12.2007 11:34:01 |
Ich sehe die Thematik so wie veneziaa und doris1.
@joqui: Du schilderst, wie von uns die Beabachtung offiziell verlangt wird. Das ist in meinen Augen wieder dem typischen Beamtendenken entstanden, dass alles genau dokumentiert werden muss, damit es hieb- und stichfest und nicht angreifbar ist.
Die Praxis, und so sagen das viele, sieht aber anders aus: Fast jeder hat von uns diese ständige Dokumentation aufgegeben, da sie den Unterrichtsverlauf stört und dies nicht praktikabel ist. Wir sind nicht dazu da, ständig das Verhalten aufzunotieren; ich empfinde diese Art ähnlich wie cyrano.
Ich schreibe ja schon lange solche Zeugnisse mit Verbalurteilen und in Klasse 1/2 hat es früher genügt, sich ab und zu Notizen zu machen. Diese Art und Weise fand ich genauso treffend.
Ein Lehrer, der pädagogisch ausgebildet ist und ein bisschen Erfahrung hat, oft in seiner Klasse ist, weiß mit der Zeit seine Schüler einzuschätzen. Manchmal gewinne ich den Eindruck, dass uns unser Arbeitgeber misstraut.
Leider ist es so, dass bei Schulbesuchen diese Notizen verlangt werden.
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Zusammenfassend: Grundsätzlich bin ich für eine "ganzheitliche" Erfassung in einem Zeugnis, aber dieser Exzess der Schülerbeobachtung wie in Bayerns Grundschulen sollte so nicht stattfinden.
Und der Aspekt, den doris angesprochen hat, halte ich dabei für sehr wichtig: Die Wertschätzung des Sozialverhaltens ist in unserer Gesellschaft wichtiger denn je. Meine Hoffnung ist, dass wir hier etwas dazu tun, um wieder andere Schwerpunkte zu setzen, wo nicht nur hauptsächlich Leistung den Menschen "definiert".
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