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Forum: "FAZ: "G8 ist ein Skandal!""
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erstellt: 18.05.2008 12:28:30 geändert: 18.05.2008 12:29:30 |
Ich habe in den letzten jahren auch so meine erfahrungen mit
den unterschieden zwischen ost und west bezüglich des
schulsystems gemacht und bin zu folgendem schluss
gekommen:
die verkürzung der gymnasialzeit um ein jahr in der unter-
und mittelstufe ist die eigentliche katastrophe, nicht die
verkürzung an sich!!!
es ist doch wirklich so, dass den kids zu einer zeit ein mehr an
arbeit aufgebürdet wird, in der sie an sich schon höher belastet
sind: konfiunterricht über zwei jahre. warum dann auch noch
diese belastung?!
sinnvoller ist doch die verkürzung in der oberstufe: ein großteil
des stoffes der 11. klasse (hier in hessen) ist wiederholung -
mindestens 1/2 jahr. wozu? habe selbst im moment eine 11 und
die arbeitsmoral aufgrund dieser tatsache und weil die 11 ja
irgendwie nichts zählt - nur die zulassung ist wichtig, egal ob
mit durchgängig 13 oder 5 punkten.
es ist doch nur konsequent, die oberstufenschüler, die wirklich
einen guten abschluss erlangen wollen, auch schon in der 11 zu
fordern und nicht vorher maßlos zu überfordern!!! also, warum
nicht eine zweijährige oberstufe?
aber aus irgendeinem mir unerklärlichen grund ist eine solche
lösung nicht einmal gedacht bzw. bedacht worden! ideologie
vielleicht? oder, das war schon immer so?
Cooolcat, die nach 12 Jahren Abitur in Thüringen gemacht
hat und auch im Westen nicht dümmer dasteht!
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erstellt: 18.05.2008 13:00:50 |
Das alles hätte ja niemals zu diesem Eklat geführt,
wenn man die Kürzung in der Oberstufe vorgenommen
hätte statt in der Mittelstufe...
Tja, immer wenn Du denkst, blöder gehts nicht mehr...
Alleine wieviel minderbemittelte Idiotie nötig ist,
um in den Klassen 5 bis 10 zu kürzen!
Es ist allgemein bekannt, daß in der langsamen dreijährigen Abiturstufe im Westen zu keiner Zeit mehr gelernt wurden, als in der straffen zweijährigen Abiturstufe, die die DDR (als SBZ) schon 1946 einführt hatte. Eher das Gegenteil war der Fall, besonders in Mathematik, Naturwissenschaften, Polytechnik, deutsche Sprache.
Keiner, der die überfällige Verkürzung des Bummelabiturs in 13 Jahren forderte, sprach entfernt davor, daß in der Mittelstufe gekürzt werden sollte. Auch die Menschen in den Neuen Bundesländern hatten (als Zuhörer) in der Debatte eigentlich immer nur an eine Reduzierung der Abiturstufe gedacht, so wie es im Osten eben seit Jahrzehnten gewesen ist.
Also, die umnachteten Verwantwortlichen bei nächster Gelegenheit abwählen.
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 | Untergang der POS |  | von: missmarpel93
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erstellt: 18.05.2008 17:37:07 |
hat schon stattgefunden.
Das Problem ist, dass zu viele Politiker und vor allem Eltern nur den Weg über das allgemein-bildende Gymnasium zum Abitur kennen.
Wenn man denn schon allgemeine Hochschulzugangsberechtigung haben will, dann muss auch ausreichend Zeit zum Erlernen der lateinischen Sprache sein, die für manche erst in 11 einsetzt. Das gesamte System ist auf die Angleichung von SuS ausgerichtet, die ihren FOR-Q an verschiedenen Bildungseinrichtungen erworben haben, deshalb die vielen Wiederholungen.
Die Oberstufe selbst ist eine Einheit von zwei Jahren, die nach Ansicht der Entscheider nicht verkürzt werden durfte. Blödsinnig ist, dass man daraufhin die 10 aus der SekI herausgebrochen hat, um sie der Oberstufe zu zuordnen.
Es wäre wesentlich einfacher gegangen, wenn man zu Beginn der 10 Profilklassen gebildet hätte und diesen den Sprung von der 10.1 in die 11.2 zugestanden hätte, ws im Zuge der individuellen Schulzeitverkürzung immer noch geht, zumindest in NRW in den nächsten zwei Jahren. |
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erstellt: 18.05.2008 23:44:15 |
[...]nur den Weg über das allgemeinbildende
Gymnasium zum Abitur kennen.
Das beruht auf Denkschemata, die das gegliederte
Schulsystem mitsichbringt.
Und andererseits existiert in Deutschland keine "Berufsausbildung mit Abitur", so daß auch keine Alternative vorhanden ist.
Wenn man denn schon allgemeine Hochschulzugangsberechtigung haben will, dann muss auch ausreichend Zeit zum Erlernen der lateinischen Sprache sein
Wozu?
Latein ist für KEINEN Studiengang mehr Zulassungsvoraussetzung.
Amüsant ist zudem: Gerade im Zuge der Kürzung durch G8 jammern die Kinder in einer Tour, belegen dann aber ausgerechnet Latein.
Alte Sprachen sind in einem modernen Bildungssystem eher überflüssig und sollten lediglich eine Randposition einnehmen,
beispielsweise auf eher rar gesäten humanistisch ausgerichteten Einheitsschulen, denen in der gymnasialen Oberstufe ein altsprachlicher Zweig folgen sollte.
Allerdings ist das Festhalten an alten Sprachen eine Tradition des deutschen Bildungsbürgertums;
lange kultiviert im gegliederten Schulsystem und stets ein starker innerschulischer Mechanismus zur sozialen Abschottung nach unten.
Denn: Alte Sprachen waren in der Erziehung nur der Oberschicht zugänglich.
Die DDR eliminierte deswegen den altsprachlichen Zweig (Latein, Altgriechisch) der EOS irgendwann - trotz starker Nachfrage besonders aus der Intelligenz.
Anekdote: Obwohl die polytechnische Oberschule, - und auch die erweiterte Oberschule - grundsätzlich einen deutlichen Schwerpunkt auf Mathematik, Naturwissenschaften und Polytechnik legte, gab es tatsächlich Schulversuche, klassisches Latein und Altgriechisch pflichtmäßig für alle Kinder in der Stundentafel der POS zu etablieren.
Das ambitionierte Vorhaben scheiterte schlußendlich an realpolitischen Einschränkungen im DDR-Bildungssystem, und zwar:
- wegen des empfindlichen Lehrermangels für alte Sprachen
- wegen der logischen Analyse, daß in kurzer Zeit kein Diplomlehrerstudiengang für alte Sprachen auf dem gewünschten (hochgestochenen) Niveau hätte aufgebaut werden können
- wegen der außerordentlichen Ausrichtung der Einheitsschule auf Mathematik, Naturwissenschaften und Polytechnik als eine der Leitideen des Systems
- wegen der Einschätzung, die Oberschule nach ersten Erfolgen in punkto Gleichheitsprinzip erneut für die Arbeiterklasse zu schließen, und somit wieder in intolerable Zustände des gegliederten Schulsystems zurückzufallen
Des weiteren hatte es in den Versuchsschulen praktisch unlösbare Schieflagen in der Balance der Stundentafel gegeben.
Es wäre wesentlich einfacher gegangen, ...
wenn man einfach die Oberstufe auf zwei Jahre reduziert hätte.
Niemandem in Bayern oder BaWü wäre ein Zacken aus der Krone gebrochen, wenn man eine kleine eMail nach Sachsen oder Thüringen gesendet hätte, um sich freundlich zu erkundigen, wie die ostdeutschen Mitbürger das mit dem (im Rahmen der begrenzten Leistungsfähigkeit des gegliederten Schulsystems möglichen) hohen Niveau in nur zwölf Schuljahren hinbekommen.
Wer aber das Rad partout neu erfinden möchte, muß eben auch dafür büßen, wenn er sich dann doch zu dumm dazu anstellt.
Gute Nacht |
 Beitrag (nur Mitglieder) |
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