Momentan betreue ich an einer GS eine Lehramtsanwärterin. Da wir häufiger doppelt gesteckt sind, hat es nicht lange gedauert, da wurde ich als ständig gefragter Vertretungsblödian entdeckt , nachdem die Kollegen (besonders die eine) ja ihren Unterricht abgedeckt sahen.
Da ich das alles gerne mache
, habe ich kein Problem damit, häufig angefragt zu werden. Nur in der ersten Klasse nähme ich desöfteren gerne den Mortimer (wenn ich denn wüsste, was das ist, ob und wie mir das helfen könnte!) zur Hand, um Lücken zu schließen und diverse Aha-Erlebnisse zu rekapitulieren.
Was bei den Schülern gut ankommt, tja, das ist die Pause. Neulich war der Lehrer mal wieder krank und hatte nur mitgeteilt...äh, eben leider gar nichts, nicht mal "ein bißchen Vertiefung der schon behandelten Themen wie Thermodynamik, Mechanik der Flüssigkeiten und Gase".
Als ich zu der Klasse mit den 24 Leuten reinging, unterhielten sich zwei Jungen engagiert über den Streit in der letzten Pause und debattierten darüber, womit denn nun dieser Streit (direkt in die fieseler Fresse oder eher per Flugbombe/ Marschflugkörper) zu lösen wäre. Beide irrten sich allerdings - und so verbrachte ich die Doppelstunde damit, exzessiv über friedliche Streitschlichtung und das gewinnbringende Sich-entschuldigen zu sprechen.
War richtig toll, einen solchen Bogen spannen zu dürfen. Von den Kreisprozessen, den Hauptsätzen, über die NAVIER-STOKES-Gleichungen, weiter zur REYNOLDschen Transportgleichung usw. usf.. (gut, okay, davon haben sie halt nix verstanden, aber ich fand´s toll!)
Mathematisch wurde es nur ab und zu, und dann halt nur von wegen Ist-gleich (Haust du mir einen auf die Fresse, hau ich dir auch einen auf die Fresse, ist also alles gleich),auf Grundschulniveau, Höhere Mathematik hab ich mir verkniffen (ja, war gerade nicht so angebracht
) - das formulierte ich alles ausschließlich verbal und möglichst anschaulich, damit die Kinder entspannt dranbleiben konnten.
Lediglich beim CARNOT-Prozeß (nein, das Ganze gleich vor Gericht auszutragen hielt ich dann doch für überzogen) hielt ich die Kids zurück, als ich ein bi
ßsschen zum Umlaufintegral bohrte (ja, Einsicht tut manchmal auch weh! Zum Schlu
ßss waren wir dann beim Aufbau einer positiven Atmosphäre, sich im Entschuldigen-Winden, Wiedergutmachungsangeboten und so.
Das Klingeln ri
ßss mich plötzlich jäh aus dem Redeflu
ßss.
Jedenfalls hat den Kindern dieser unkonventionelle Ausflug total gefallen (mir auch - wann kann man sonst mal so schön zusammenhängend frei reden - und keiner hat de nMut, einen zu stören), sogar einige der Kinder haben zugehört.
Die Beteiligung während der zwei Unterrichtsstunden war wie immer, die Störenfriede wurden beachtet, die anderen nicht, irgendwie hatte jeder mal eine Frage, so da
ßss ich keine tote Univorlesung halten mu
ßsste.
Hoffentlich kommt bald die nächste Vertretungsstunde. Mal sehen, was man dann für unterrichtserweiternde Themen beleuchten kann.
Sorry, Ing08, aber es spornte mich gerade in meinem weintrunkenen Zustand an, hier einen Bericht aus meiner täglichen Wirklichkeit zu ergänzen, ggg
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Allgemein finde ich das Füllen von Vetretungsstunden mit fachfremden Unterricht nicht sonderlich gut. Die Stundentafel existiert nicht umsonst. Was nützen einem zig Mathestunden mehr, wenn Englisch dafür zu kurz kommt.
Bei uns damals in der Mittelstufe hatten die Lehrer immer Aufgaben in Reserve, die unter Aufsicht bearbeitet (und fast immer zur Zensierung abgegeben) werden mußssten.
In der Oberstufe wurde dann nur noch vertreten, wenn eine fachlich entsprechend gebildete Person greifbar war. Andernfalls Aufgaben zur eigenverantwortlichen Bearbeitung (auch zuhause) oder das Weiterführen unterrichtsbegleitender Projekte.
Blankes Spielen, Filme schauen oder sowas ist doch die pure Verschwendung. Bringt dem Schüler einfach nichts. Da ist ja selbst die vorgezogene Erledigung der täglichen Hausaufgaben sinnvoller.
Hier allerdings muss ich dir ohne Ironie (nur die kleine Verbesserung des "mussten" konnte ich mir nicht verkneifen) vollkommen zustimmen.
Ciao
Saminda