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Forum: "Was ist bei Euch ein normaler Notendurchschnitt?"
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| . | | von: ing_08
erstellt: 11.03.2008 15:12:40 |
Diese Honorierung geht aber nur mich und den individuellen Schüler was an und nicht Mutter X von Schüler Y.
An dieser Stelle ist es mit der Transparenz von Noten recht schnell am Ende...
Wie empfindest Du es dann, wenn ich Dir erzähle, daß bei uns bis 1993 beim Elternabend öffentlich vor der versammelten Mannschaft über die Zensuren jedes einzelnen Schülers ausgiebig gesprochen wurde?
Damit hatte niemand ein Problem.
Egal, wen man hier fragt, die Leute sagen heute noch "So eine Geheimnistuerei ist affig hoch zehn." oder "Um gute Leistungen sollten alle wissen, damit Leistung auch entsprechend anerkannt und gewürdigt werden kann. Schlechte Leistungen sollten genauso besprochen werden, damit sich Anreize zur Verbesserung entwickeln können."
Deine Art der Leistungsbewertung scheint mir eine vorwiegend mathematisch aufgebaute und keine pädagogisch begründete zu sein.
Meine Leistungsbewertung ist beides.
Den mathematischen Zugang brauche ich, weil ich vorwiegend Mathe gebe und Fächer, die hohe mathematische Anteile besitzen .
Darüber hinaus folgt die Punktevergabe aber vor allem einer didaktischen Logik.
Ich überlege mir vorher (bzw. weiß vorher), welche Verhaltensweisen ich von den Schülern erwarte oder welche ich schnellstens abstellen möchte.
Der Gedanke, der hinter einem Rechenweg steht, wird dadurch aufgewertet. Geistige Leistungen, besonders gute Ideen, bepunkte ich stark. Das Handwerkszeug (Rechnen, Hinschreiben, Ansätze zum Ergebnis bringen) im Gegenzug etwas schwächer, allerdings immer noch so, daß handwerkliche Fehler streng genug bestraft werden.
Die Schüler sollen ja aus Fehlern lernen, und nicht wegen Kleinigkeiten in die Tiefen des Hades geschickt werden.
Solche Sprüche wie "Entweder es hält in der Realität, oder es bricht ab." sind daher mit mir unvereinbar.
An der Schule ist man, um zu lernen, um Fehler machen zu dürfen - natürlich nicht ungestraft.
An der Schule ist man aber nicht in der Praxis, wo es dann auf Anhieb möglichst immer und überall klappen soll.
Goethe wußte das schon lange vor mir: "Es irrt der Mensch, ...".
Und für dieses Irren muß ein gewisser Raum vorhanden sein. Punktabzug ja, doch eben in Maßen und nicht "alles oder nichts".
Man muß die Ideen, die hineingesteckten Gedanken bewerten. Gute Ideen müssen Punkte bringen, stimmt das Handwerkliche dann noch, gibt es eben die 1.
Warum nicht? Leistung muß sich lohnen, Leistung muß ausgiebig - auch im Beisein anderer - besprochen und gewürdigt werden.
Dumme Ideen oder gar dummdreiste Ideen dagegen müssen bestraft werden, damit sie rasch verschwinden.
Berühmtes Beispiel: Der Schüler rechnet eine Lösung aus und unterstreicht ohne einen Funken Überprüfungsbewußtsein einfach doppelt. Wer auf diese Weise sichtbar falsche Ergebnisse stehen läßt, bekommt natürlich von mir einen kräftigen Hieb mit dem Punktehammmer.
Für Ergebnisse sind Plausibilitätsbetrachtungen anzustellen - IMMER. Die Reflexion des eigenen Handelns gehört zu des Schülers Tagewerk.
Jemand, der die Probe versäumt, und dann sogar dreist sichtlich falsche Ergebnisse notiert, muß für diese Konzentration von Dummheit auch doppelt bestraft werden.
Im Gegenzug gibt es bei mir wohlwollend Punkte, wenn ein Schüler zum Schluß feststellt, er hat Fehler gemacht.
Und diese Anerkennung gibt es sogar, wenn dem Schüler die Möglichkeit fehlt, die Fehler in der Hotze des Gefechts zu finden und zu korrigen.
Da kann ein Großteil der Rechnung falsch sein, Folgepunkte für Folgefehler und die Belohnung guter Ideen sind mir heilig.
...schürt ein öffentlicher Notenspiegel völlig unnötig das Konkurrenzdenken unter den SchülerInnen.
Gesunde Konkurrenz belebt das Geschäft.
In der Unterstufe war es üblich, daß die Lehrerinnen durch direkten Vergleich von Schülern in Verbindung mit subtile Anstachelung den Feuereifer eines Schülers wecken wollten, sich das nächste Mal mehr anzustrengen.
Sowas fehlt an heutigen Schulen, da ein Leistungsklima eben auch durch den offenen Umgang mit Leistung entsteht.
Wir sind uns auch nicht an die Gurgel gegangen, wenn der andere mal besser war. Uns hat das den vom System beabsichtigten, idealistischen Antrieb gegeben, besser zu werden.
Die Stimmung in der Klasse hat dabei nicht gelitten - komplizierte Geschichte. Einheitsschule funktioniert nunmal auf sozialer Ebene anders.
Der Umgang unter uns Kinder war ein gänzlich anderer, besonders der zwischen den Guten und den Schwachen.
Die Note „mangelhaft“ soll erteilt werden, wenn die Leistung den Anforderungen nicht entspricht, jedoch erkennen lässt, dass die notwendigen Grundkenntnisse vorhanden sind und die Mängel in absehbarer Zeit behoben werden können.
6.Ungenügend (6)
Die Note „ungenügend“ soll erteilt werden, wenn die Leistung den Anforderungen nicht entspricht und selbst die Grundkenntnisse so lückenhaft sind, dass die Mängel in absehbarer Zeit nicht behoben werden können.
Ich kenne diese Texte. Die standen bei uns auch immer im Hausaufgabenheft.
Die Unterscheidung in 5 und 6 wird durch einen niedergeschriebenen Paragraphen aber nicht sinnvoller.
Man könnte den Haufen Scheiße, den eine 5 nunmal bedeutet, verbal auch so formulieren, daß die 5 (wie an der Uni) die Rolle der 6 mitspielt.
Ahoi |
| @ing_8 | | von: silberfleck
erstellt: 11.03.2008 18:38:00 geändert: 11.03.2008 18:47:12 |
Wie das Schulsystem in der ehemaligen DDR war, darüber kann ich aus persönlicher Erfahrung nichts sagen, dafür aber mehr über das Schulsystem im Westen.
Über Notendruck und Konkurrenzkampf, bin ich auf jeden Fall nie motiviert worden. Mich haben meine Eltern motiviert, die immer für mich da waren und mir, wenn es schlechte Noten gab Mut gemacht haben. Ebenso wurde ich motiviert von Lehrern, die engagiert und mit viel Liebe ihren Beruf ausgeübt haben.
Was ich an der Schule hasste, waren alle Lehrer, die Schüler öffentlich bloß stellten und Noten laut verkündeten und einem mit einem Notenspiegel auch noch den letzten Rest an Selbstachtung nehmen konnten.
Aber Schule hat nun mal auch Auslesefunktion und ich bin davon überzeugt, dass ein Großteil der Lehrer sich das Notengeben nicht leichtmachen, sondern sehr wohl überlegen, "was sie ihren Schülern damit antun".
Desweiteren finde ich die Noteneinteilung von 1-6 sehr wohl für sinnvoll- Denn die Note 6 erhält bei mir z. B. auch ein Schüler, der z. B. einfach die Arbeit verweigert.
Und nun zu deinen weiteren Äußerungen: Du masst dir hier an, alle Lehrer über einen Kamm zu scheren und nur deine persönliche Meinung zum Nonplusultra zu erklären.
Wenn du doch so leistungsstark bist und so toll, warum bist du dann weder ein gefragter Dipl-Ing noch ein supertoller Lehrer, sondern Student. Mit deinen Qualifikationen müsstest du doch mit Kußhand ein Ref bekommen und es doch ohne Probleme überstehen.
Oder höre ich da die Angst heraus, es nicht zu packen? Oder ist dein Problem eher, dass du dich als "Alpha-Tier" nicht unterordnen kannst? |
| . | | von: ing_08
erstellt: 11.03.2008 19:58:10 geändert: 11.03.2008 19:58:39 |
Ein solches Vorgehen kann ich nur mit dem Begriff "Tribunal" in Verbindung bringen
Bitte lass dich doch mal Folgendes fragen:
Wieso scheust du ein Referendariat?
Ich hatte ein gerüttet Maß an bürokratischen Grabenkämpfe die letzten vier Jahre: Prüfungsamt, BaföG-Amt, Professoren.
Was man von vielen Junglehrern über das Referendariat hört, führt mich zu der realistischen Einschätzung, daß dort die nächsten Zusammenstöße vorprogrammiert wären...
Du kommentierst und beurteilst doch jetzt schon gerne, wägst Systeme gegeneinander ab
Wer es eben kann...
erzählst mit deinen jungen Jahren (Jg. 83) von "früher" ...
Daß sich die bildungspolitische Gesamtsituation während meiner Kindheit und Jugenzeit so dramatisch ändert, ist doch nicht mein Problem.
Zustände, die 10 oder 20 Jahre alt sind, fallen nunmal unter die temporale Spezifikation "früher".
Wenn hier einige Leute sowenig IQ besitzen, und dafür die Schublade mit der Aufschrift "ewiggestrig" aufmachen, oder hohle Phrasen wie "Früher war alles besser." ins Feld führen, soll das nicht meine Sorge sein.
Andererseits habe ich den Eindruck, dass du schon sehr gerne Lehrer wärst und "dazugehören" würdest.
Den Eindruck kann man tatsächlich haben, nachdem ich schon mehrfach gesagt hatte, daß mir der Lehrerberuf *im Prinzip* gefällt.
In der Zwischenzeit mischst du hier den Laden mal ordentlich auf...
Falsch. Wer ordentlich liest, und sich nicht wie mancher hier bei jedweder Gelegenheit emotional ergeifert, wird feststellen, daß ich überschaubare, vergleichweise einfache Prinzipien vertrete, diese jedoch in aller Konsequenz (und sei es noch so hart) durchsetze.
Daraus bauschen hier manche Debatten auf - das paßt schon bald auf keine Kuhhaut.
Aus einer Trivialität wie bspw. das sofortige Schreiben mit Füller wird ein halber Staatsakt gemacht. Andere wollen ***mir*** erzählen, was gut für sozial benachteiligte Schüler ist, und kommen mit Meinungen, die jeglicher Beschreibung spotten...
Wenn hier jemand den Laden aufmischt, sind es die Leute, die jeglichen pragmatischen Sinn für Pädagogik verloren haben, sondern gerne das Rad neu erfinden, die einfachen Dingen des Alltags zu großen Affären stilisieren --
und sich natürlich dann über einen kantigen Amateur wie mich hermachen, der dieses dumme Gedalfer einfach nicht kritiklos hinnimmt.
Was hält dich ab davon, eine fundierte Referendariatsausbildung zu absolvieren ... die bei uns jetzt: LiV = "Lehrer im Vorbereitungsdienst" heißt und nur 2 Jahre dauert???
2 Jahre? Um Gottes Himmels Willen...
Über Notendruck und Konkurrenzkampf, bin ich auf jeden Fall nie motiviert worden.
Wir auch nicht.
Und zwar nicht im entferntesten mit Mitteln,
die für solche Formulierungen stehen.
Mich haben meine Eltern motiviert, die immer für mich da waren und mir, wenn es schlechte Noten gab Mut gemacht haben. Ebenso wurde ich motiviert von Lehrern, die engagiert und mit viel Liebe ihren Beruf ausgeübt haben.
Was genauso fragwürdig formuliert ist, da absichtlich der Eindruck entsteht, bei uns wäre Schule eine Art Massenabfertigung und die Lehrer kleine Diktatoren gewesen.
Es war die DDR - nicht Korea.
Darüber hinaus schrieb ich schon anderer Stelle zum Thema G8 - im westdeutschen Bildungssystem ist eben alles eine Nummer langsamer, gemächlicher.
Während andere ein ordentliches Abitur in normalen 12 Jahren schaffen, ohne psychisch gestörte, überforderte Menschen zu sein, braucht man hier eben gerne 13 Jahre.
Paßt ins Bild.
einem mit einem Notenspiegel auch noch den letzten Rest an Selbstachtung nehmen konnten.
Eine höchst absonderliches Verständnis von Selbstachtung, naja...
Aber Schule hat nun mal auch Auslesefunktion
Noch eine These, die seit nunmehr 40 Jahren als veraltet entlarvt ist. Eine allgemeinbildende Schule, welche die Breitenbildung zu tragen hat, hat mitnichten eine Auslesefunktion.
Immer wieder erstaunlich, wie tief der Aberglaube vom gegliederten Schulsystem in die Köpfe indoktriniert worden ist...
Und nun zu deinen weiteren Äußerungen: Du masst dir hier an, alle Lehrer über einen Kamm zu scheren
Wo denn? Wo habe ich von "allen" Lehrern geschrieben?
Wer lesen kann, ist klar im Vorteil.
Wenn du doch so leistungsstark bist und so toll, warum bist du dann weder ein gefragter Dipl-Ing noch ein supertoller Lehrer, sondern Student.
Wie gut, daß das Ironiegesicht dahinter gewesen ist, sonst würde ich diesen Stumpfsinn als persönliche Beleidigung auffassen.
Wie heißt es aber noch? "Wer die Dummen gegen sich hat, verdient Vertrauen."
Mit deinen Qualifikationen müsstest du doch mit Kußhand ein Ref bekommen und es doch ohne Probleme überstehen.
Leistungsmäßig wäre das Ref überhaupt kein Problem. Darum ging es auch nie.
Aber schön, daß wir drüber gesprochen haben...
Ahoi |
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