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Forum: "Übergang Grundschule - Gymnasium (Realschule) : ein Problemfeld"
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 | Forderungen an Gy-Lehrer!!! |  | von: bakunix
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erstellt: 03.05.2008 09:26:37 geändert: 03.05.2008 09:28:15 |
Die Gymnasiallehrer/innen sollten sich einfach mal mit den Lehrplänen der GS vertraut machen. Sie sollten sich vergegenwärtigen, dass in einer GS-Klasse ein völlig anderes Leistungsspektrum als in einer Gymnasialklasse vorhanden ist. Sie sollten sich klar machen, dass die GS eine eigenständige Schulform ist und sollten die Kinder dort abholen, wo sie stehen.
Sie sollten sich darüber bewusst sein, dass der GS-Unterricht für eine Klasse meist nur in zwei Händen liegt, dass dort der Fachunterricht nicht im 45-Minuten-Takt läuft. Sie sollten sich damit beschäftigen, dass der GS-Unterricht viele Sozialformen aufweist und sich nicht im Frontalunterricht erschöpft. Sie sollten wissen, dass es für ein 10-jähriges Kind eine enorme Umstellung bedeutet, in der 5. Klasse von bis neun verschiedenen Lehrern unterrichtet zu werden und manchmal täglich bis zu sechs unterschiedliche Fächer über sich ergehen lassen zu müssen. Sie sollten mal darüber nachdenken, was es heißt, wenn jede einzelne Lehrerpersönlichkeit ihren eigenen Stil einbringt und es mehr als langweilig sein kann, wenn der Englisch-Lehrer heute zum dritten Mal seine Stunde durchzieht, weil er drei Parallelklassen zu betreuen hat.
An dieser Stelle unterbreche ich meine Forderungen. |
 | @knuschele |  | von: bakunix

erstellt: 03.05.2008 15:17:24 |
knuschele schreibt: "Provokativ könnte man alle Forderungen "umdrehen"."
Das glaube ich nicht. Wenn Du's real versuchen würdest, kämst Du in Schwitzen.
Ich will Dich Dich damit nicht provozieren. Ich selbst habe einen Kollegen, der meint, ihm stehe zu, nur Klasse 3 oder 4 zu unterrichten und sich gleichzeitig über die Kolleginnen beschwert, die den Erst- und Zweitklässlern nichts beibringen könnten.
Die Kritik läuft immer in Richtung der Lehrer/innen, die jüngere Schüler/innen unterrichten. Denn diese geben "ein Produkt" ab, an dem der darauffolgende Kollege weiterarbeitet. Und "dieses Produkt" hat immer irgendwelche Mängel, die zu beseitigen dem nachfolgenden Lehrer ob der Unfähigkeit der Vorgänger oktroyiert wird.
Diese Haltung treffe ich immer wieder. Das fängt doch schon bei den Grundschulempfehlungen an, die meist nicht adäquat ausgestellt worden seien, etwa weil die Kolleginnen vor den Eltern gekuscht hätten oder ähnliches.
Natürlich liegt einiges im System begründet. Da ist schon mal die unterschiedliche Ausbildung, die ein völlig disparates Selbstverständnis entstehen lässt. Klar muss sein: Die GS ist eine eigenständige Schulart und kein Zuarbeitbetrieb für drei Schularten, die in vielen Bundesländern mit der Klasse 5 beginnen. Deshalb müssen sich die Lehrer der weiterführenden Schulen kümmern. |
 | Was bei solchen Diskussionen |  | von: ysnp
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erstellt: 03.05.2008 16:32:28 geändert: 03.05.2008 16:36:14 |
gerne übersehen wird, ist der entwicklungspsychologische Aspekt.
In der Grundschule haben wir es mit Kindern zu tun, die auf einer anderen "Entwicklungsstufe" stehen als in der Sekundarstufe.
Die pädagogischen Ansätze müssen diesem gerecht werden.
Deswegen kann man von dem, was man von Schülern erwartet, nicht von älteren Schülern ausgehen.
Sie müssen in vielen Dingen auf den Weg gebracht werden.
Diese Dynamik sieht man, wenn man in der Grundschule Einblick in die verschiedenen Klassenstufen hat.
Ein Erstklässler z.B. braucht ständig die individuelle Bestätigung und Rückmeldung durch die/den Lehrer/in. Dies ist bei einem Viertklässler schon bedeutend weniger ausgeprägt.
Pädagogik/Unterrichtsplanung usw. geht immer von den individuellen Voraussetzungen der Schüler aus. Schon von daher gibt es kein "Zuarbeiten" für irgendwelche andere Schulen, egal in welcher Richtung. Den Unterrichtsstoff setzen der Lehrplan bzw. die Bildungsstandards fest und wie wir sie pädagogisch, didaktisch und methodisch vermitteln, dafür sind wir schulartenrelevant aus- und weitergebildet.
Ich glaube, es geht wirklich nur darum, den Abgebenden (die Schulart oder die Stufe) zu verstehen. Seitdem ich in allen Klassen der Grundschule unterrichtet habe, ist mir klar, warum ich bei den Kindern bestimmte Dinge im 3. Schuljahr nicht voraussetzen kann und es ist dann meine Sache, daran zu arbeiten. |
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erstellt: 03.05.2008 18:47:19 geändert: 03.05.2008 18:53:02 |
Ein bißchen habe ich das Gefühl, Du drückst Dich. Ich versuch mal, einen Schritt auf Dich zuzugehen.
Ich weiß nicht, in welchem Bundesland Du unterrichtest. Ich arbeite in RLP, und es war für mich ein kulturelles Urerlebnis, als ich von BaWü kommend in dieses Schulsystem eingestiegen bin. In BaWü gibt das Land Notengrenzen vor, die über die Art der weiterführenden Schule entscheiden, die das Kind besuchen soll. In RLP legen dies die Eltern fest. Da tummeln sich auf der HS so gut wie keine Schüler mehr, in der RS sind diejenigen, die eigentlich auf die HS gehen sollten, und aufs Gy gehen die Schüler, die dafür geeignet sind, aber immer mehr, die in BaWü die RS besuchen würden. (Nebenbei: Das ist mit ein Grund, weshalb in Bayern und BaWü die Pisa-Ergebnisse besser waren.)
Die RLP-Staatsekretärin hat das Ziel ausgegeben, dass 50% eines Jahrgangs das Abitur machen sollen. Also wird sich, wenn nicht schon geschehen, im Gy ein Nachhilfesystem entwickeln, damit bloß alle mitkommen. Das Niveau sinkt, so höre ich von Studienräten, aber die Schüler müssten gehätschelt werden, weil deren Zahl aufgrund demographischer Entwicklungen sinken würde. Und dieses Phänomen kann man wohl mit Schülern, denen man vor wenigen Jahren das Abi gar nicht zugetraut hätte, kompensieren.
Deshalb werdet Ihr von der RS oder auch vom Gy zunehmend in die Art von Unterricht einsteigen müssen, die an der GS vorherrscht. Der Übergang von der GS zu den weiterführenden Schulen wird sich entdramtisieren, weil das Gy die eigentliche Gesamtschule werden wird. |
 Beitrag (nur Mitglieder) |
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