Auf das Geständnis "Ich bin Lehrerin" gibt es genau zwei Reaktionen:
1. Fauler Sack!
2. Bist du wahnsinnig? Das würde ich mir nie
antun!
Die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte. Jeder Lehrer hat es zweifellos in der Hand, sich ein bequemes angenehmes arbeitsarmes Leben zu machen. Wenn er denn will und wenig Ansprüche an sich selbst hat.
Ich für meinen Teil arbeite jede Woche 50-60 Stunden, habe schon mehr als einmal in der Schule übernachtet, weil sich nach einer Sitzung die Heimfahrt einfach nicht mehr gelohnt hätte (ab 23.00 Uhr ist bei 1,5Std Fahrtweg eine Heimfahrt Quatsch).
Die Hälfte der Ferien verbringe ich immer mindestend mit Arbeit (teilw zu Hause, teilw. in der Schule).
Ich bin an jedem Schultag um 6.45Uhr in der Schule. Nicht weil ich so strebsam bin, sondern, weil ich morgens bevor die Kollegen kommen hier meine Ruhe habe und einfach mehr schaffe als nach dem Unterricht. Das ist der Vorteil der freien Zeiteinteilung. Mein Wecker klingelt nicht morgens um 4.00Uhr weil ich Masochistin bin, sondern weil ich mich habe aus Arbeitsökonomischen Erwägungen heraus dafür entschieden habe.
Und dies alles ist kein Gejammer.
Ich liebe meine Arbeit und möchte nichts in der Welt lieber machen. Wenn ich morgens meinen Wecker fertig beschipft habe, freue ich mich auf den Tag, auf fröhliche Kinder, kleine, mittlere und größere Katastrophen, auf die Möglichkeiten Schule zu gestalten.
Ich finde, dass wir den tollsten Beruf der Welt haben!
Es ist doch so: Jeder ist Experte für Schule, weil jeder irgendwann einmal eine besucht hat... Und diese Leute wollen mir dann erzählen, wie "richtiges" Arbeiten geht? Das sind doch die selben Leute, die mir vorwerfen, dass ich endlich mal mehr abschalten muss und dass ich endlich aufhören soll, die Probleme der Kinder mit nach Hause zu nehmen.
Von Leuten, denen noch nie kleine Menschen ans Herz gewachsen sind, bei denen man sicher sein kann, dass es ihnen zu Hause nicht gut geht, weil ihre kleinsten Bedürfnisse nicht befriedigt werden, weil sie mit 8 Jahren die erwachsenste Person im Haushalt sind, weil Gewalt einfach Normalität ist, von solchen Leuten muss ich mir einfach keine Tipps geben lassen,wie ich meine Arbeit zu machen habe.
Ich liebe meine Arbeit, weil sie mir die Möglichkeit gibt kleinste Veränderungen zu bewirken, weil ich täglich auf spannende junge Menschen treffe und weil ich mich noch nicht einen einzigen Tag gelangweilt habe.
Also JA, Lehrer haben's gut ... aber möglicherweise anders als der Kritiker denkt!