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Forum: "Immer mehr Kinder können nicht leserlich schreiben"
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| Was passiert in den | | von: hugo11
erstellt: 28.10.2009 09:38:31 |
Krippen und Kindergärten? Die Kinder kommen immer früher in Betreuungseinrichtungen. Man sollte meinen, dass gerade dort die motorischen Fähigkeiten trainiert werden und eigentlich die Kinder besser vorbereitet in die Schule kommen. Aber genau das Gegenteil scheint der Fall zu sein. Wird in den Krippen und Kindergärten Wert auf die falschen Dinge gelegt? Es gibt in den Kindergärten Englischkurse, Yoga, Musikunterricht, Sportunterricht, autogenes Training, etc. Hat man dort überhaupt noch Zeit eine Schere und einen Kleber in die Hand zu nehmen?
Früher haben wir auch in der Schule in den Fächern "Handarbeiten" und "Werken" andere Dinge bearbeitet. Heute wird dort nur ein Bruchteil dessen gemacht, was wir früher machen mussten. Welches Kind kann heute stricken oder häkeln?
Das Unterrichtsfach "Handarbeiten und Werken" gibt es am Gymnasium in Bayern nicht mehr . Stattdessen gibt es eine Stunde "Informatik" in der 6. Klasse. Ansonsten muss man mit 2 Stunden "Kunst" auskommen. Es gibt Förderstunden in den Fremdsprachen, in Deutsch und in Mathe. Der Lehrplan bietet den Fächern, die die Feinmotorik fördern würden, keinen Raum mehr.
Für mich ist es nicht verwunderlich, dass die Handschriften der Schüler immer schlechter werden. Die Schüler haben keine Zeit mehr, um sich mit Dingen zu beschäfigen, die Zeit, Ruhe und Ausdauer benötigen. Es bleibt neben den anderen Anforderungen einfach keine Zeit, obwohl sie länger außer Haus sind.
Wahrscheinlich muss man die Frage stellen, ob das überhaupt notwendig ist. Wann und wo wird eigentlich noch mit der Hand geschrieben? Nur in den Schulen wird viel mit der Hand geschrieben. Selbst die Studenten sitzen mit dem Laptop in den Vorlesungen.
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| . | | von: janne60
erstellt: 28.10.2009 14:51:47 |
Man kann doch aber deshalb nicht das Thema leserliche Handschrift einstampfen, weil heute weniger handgeschrieben wird als früher. Das Wenige, das manche schreiben, darf doch ruhig genauso lesbar sein.
War es früher nicht sogar eher so, dass die lesbarsten Schriften Leute hatten, die eben NICHT viel mit Schreiben zu tun hatten? Die hatten dann als Erwachsene so ne richtige "Erstklässlerhandschrift". Weiterhin ist es auch kein Gerücht, dass Vielschreiber oftmals eine "Sauklaue" haben. Wir Lehrer müssen eben mit gutem Beispiel vorangehen, in der GS sowieso. Wenn ich noch an manche meiner Gym-Lehrer denke (oder an Tafelanschriebe, die ich auf Elternabenden meiner Kinder begutachten konnte), da ist oft auch nicht gerade Lesbarkeit das Hauptthema.
Zurück zur Schülerschrift: Beim Erlernen der Schreibschrift muss man sich wirklich Zeit nehmen und üben, üben, üben. Und dann eben konsequentes Ablehnen unsauber angefertigter Hefteinträge. Ich hatte früher einen Chemielehrer, der von Zeit zu Zeit die Hefte einsammelte. Meins strich er 2 Mal komplett durch mit der Bemerkung: Schlampig! Nochmal!
Danach hatte ich das bestgeführte Heft meiner gesamten Schullaufbahn |
| Kindergärten: | | von: clausine
erstellt: 28.10.2009 17:27:43 geändert: 28.10.2009 17:29:07 |
Ich komme durch die Sprachstandserhebungen für Vierjährige
jedes Jahr in sämtliche Kindertageseinrichtungen in der
Umgebung unserer Schule. Die Haltung zu den
Elementarfähigkeiten ist sehr unterschiedlich, sie korrespondiert
auch mit der Ausbildung der Erzieherinnen. Viele sind der
Meinung, dass die Kinder "sich das holen, was sie brauchen".
Kinder, die "keine Lust" (m.E. oft gleichbedeutend mit "ich kann
es nicht und traue mich deshalb nicht") haben zum Basteln,
Malen usw. oder die spüren, dass ihre künstlerisch
vorgebildeten Eltern erwarten, dass sie auch talentiert
seien,"müssen nicht" malen oder basteln und werden niemals
dazu aufgefordert bzw herangeführt. Es herrscht auch oft grobe
Unkenntnis darüber, wie ein Stift gehalten werden muss oder
aber generell darüber, was die Schule an Voraussetzungen
erwartet, obwohl regelmäßige Versammlungen stattfinden,
Vorträge gemeinsam vorbereitet werden usw. Meiner Meinung
nach muss zuallererst die Ausbildung der ErzieherInnen massiv
verbessert werden, Hospitationen im ersten Schuljahr sollten
verpflichtend sein, noch besser wären natürlich gegenseitige
Hospitationen. |
| . | | von: palim
erstellt: 28.10.2009 18:20:07 |
Ich kann die Beobachtungen von clausine für einige Erzieherinnen bestätigen ... und sehe auch zur Zeit wieder 5jährige im Sprachunterricht im Kindergarten ... in dem auch gelegentlich gemalt wird. Fürs Schneiden, Kleben und Basteln nehme ich mir da auch keine Zeit.
Dass die Kinder länger in den Kindergarten sehen, kann ich hier (auf dem Land) nicht feststellen, Krippen gibt es nicht - bisher.
Aber eben (zu) viele Eltern, die nicht hinhören, hinsehen, mitmachen, anregen,
sondern die Kinder stillstellen oder alles, was IHR Kind fabriziert, als wundervoll und herrlich betiteln (lauter kleine Hochbegabte ... die schicke ich dann in 5 Jahren alle zum Gym )
Zur Zeit im Unterricht fällt mir noch anderes ein:
Schon vor der Schule erheben wir, wie gut Kinder manches können.
Wir füllen Bögen aus und diagnostizieren wie wild ... ohne auch nur EINE Stunde für die Förderung zur Verfügung gestellt zu bekommen (für die Diagnose natürlich auch nicht).
Unsere Erst-Klasse-Lehrerinnen haben das Gefühl, in den ersten Wochen vor lauter Testen nicht zum Unterricht zu kommen.
Das führen der Bögen bindet ein Erhebliches an Kraft und Zeit und nahezu alle meiner KollegInnen sagen: gewusst und gesehen habe ich es sonst auch ... aber nun muss ich alles aufschreiben, evaluieren etc.
Davon ist noch keinem Kind GEHOLFEN, denn eine Förderung muss binnendifferenziert untergebracht werden ... und dafür bräuchte man eigentlich: Personal, Räume, Zeit, Kraft!
Wenn in der GS nach festgestellten Defiziten dann gezielt an der Motorik gearbeitet würde, Brillen angepasst, Sprache verbessert etc. würde ... gäbe es später weniger Probleme.
Palim |
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