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Forum: "Pausenlos durch den Tag?"
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| Fluch und Segen zugleich! | | von: leva
erstellt: 10.10.2011 10:56:37 geändert: 10.10.2011 11:00:41 |
Du hast recht. Das ist absolut deine Sache, wie du dir die Zeit einteilst. Noch jedenfalls. Es wird ja durchaus immer mal wieder über vorgeschriebene Präsenzzeiten in der Schule nachgedacht. Die freie Zeiteinteilung ist aber Fluch und Segen zugleich. So schön es ist, sich die Zeit frei einteilen zu können, so schwierig ist es oft. Wer kennt ihn nicht, den inneren Schweinehund, der uns dazu bringt, Arbeiten aufzuschieben und uns vor dem Anfangen zu drücken. Richtig genießen kann man die freie Zeit nicht, weil ja im Hintergrund der Schreibtisch lauert und man weiß, die Arbeit muss erledigt werden. Oft genug geht man dann erst spät an die Arbeit und muss dann entsprechend lange am Schreibtisch sitzen. Das Abschalten fällt schwer, man kommt am Abend nicht zur Ruhe, geht spät ins Bett und damit ist der nächste Tag auch schon beeinträchtigt...
Ich finde den Gedanken an feste Präsenzzeiten in der Schule übrigens nicht so abschreckend. Dann müsste sich endlich mal etwas an der Ausstattung der Schulen ändern. Es müssten Lehrer-Arbeitsplätze eingerichtet werden. Wenn wir immer auf den Arbeitsplatz zu Hause ausweichen, uns selbst Laminiergeräte, Kopiergeräte und alles, was man sonst noch so braucht, anschaffen, verändert sich ja nie etwas.
Bei uns an der Schule ändert sich gerade ganz allmählich etwas. Immer mehr Kolleginnen legen mittags eine kurze Pause ein und arbeiten dann dort weiter. Telefonate werden in der Schule erledigt, Hefte korrigiert, Vorbereitungen getroffen, Kopien erledigt. Am späten Nachmittag geht man dann nach Hause und hat wirklich Feierabend. Die Schultasche bleibt meistens gleich in der Schule stehen. So verzichtet man zwar auf die flexible Zeiteinteilung, gewinnt dafür aber das Feierabendgefühl und erleichtert dadurch das Abschalten von der Arbeit. |
| Ein Busfahrer berichtet | | von: bakunix
erstellt: 17.02.2012 17:05:26 geändert: 17.02.2012 17:05:49 |
Damit sich das Jammern etwas relativieren möge, hier ein Zitat eines Busfahrers:
"Als ich vor paar Jahren angefangen habe, gab es praktisch keine unbezahlten Pausen. Und dann fing das an, dass du von 22 Arbeitstagen vielleicht drei– oder fünfmal unbezahlte Pausen hattest, und das wird immer weiter ausgedehnt, heute können das schon 16 Tage sein. Dadurch werden deine Arbeitstage länger. Du kriegst acht Stunden bezahlt, bist aber acht dreiviertel da, plus die Wege. Da bist du dann locker zehn Stunden oder elf unterwegs. In den unbezahlten Pausen hängst du an irgendeiner Endhaltestelle, wo du gar nicht wegkommst. Du kannst nicht das machen, was du willst. Und heute bist du da alleine. Vor fünf oder zehn Jahren hast du da mit zwei, drei Bussen gestanden. Wenn der dritte kam, hattest du vielleicht noch fünf bis zehn Minuten Zeit, bis der erste los musste, aber zwei konnten sich immer ne ganze Zeit lang unterhalten.
Früher hast du einen Bus im Betriebshof genommen und bist den ganzen Tag eine Linie gefahren. Abends bist du mit dem Bus zurückgekommen, der nächste hat da gewartet und ist damit wieder rausgefahren. Jetzt ist das so, dass die Busse fast nur unterwegs sind und du irgendwo hin musst. Die Zeit, die du dafür unterwegs bist, wird nicht mehr bezahlt. Dafür hast du drei Urlaubstage gekriegt, was aber ein Witz ist, wenn du denkst, wieviel du da unterwegs bist. Früher bist du zum Betriebshof gekommen, da fing deine Arbeitszeit an, und wenn du dann irgendwo hin musstest, dann war das Pech für die KVB. Heute fängst du im Betriebshof an, dann gibst du den Bus woanders ab, und dann musst du erst noch dein Auto holen.
Seit Dezember musst du oft ohne Pause viereinhalb Stunden nur hin– und herfahren, kannst nicht mal auf Toilette gehen oder eine rauchen! Du hast überhaupt keine Pausen mehr, das ist unmöglich. Schon in den paar Jahren, die ich das mache, ist das eine rapide Verschärfung. Und wenn dann die anderen erzählen, wie das früher war...! Das wird der Gewerkschaft angelastet, weil die den ganzen Arbeitsplänen zustimmen müssen. Die sagen immer: um den Arbeitsplatz zu erhalten, müssen wir in jeden Apfel beißen. Und da sind fast alle der Meinung: das ist abartig."
http://www.wildcat-www.de/wildcat/69/w69buskoeln.htm |
| Mit dem Busfahrer | | von: bger
erstellt: 17.02.2012 20:07:33 |
möchte keiner von uns tauschen! Aber dass sich die
Arbeitsbedingungen verschärft haben, ist auch bei uns so -
wie fast überall sonst! Mitte der Neunzigerjahre sagte uns
unser Dezernent, als wir über irgendwelche
Verschlechterungen (weiß nicht mehr, was) klagten: "Genießen
Sie den Status Quo!" Wie Recht er hatte!
Ich bin zwar gegen feste Präsenzzeiten, gehöre aber nicht zu
denen, von denen man nach Schulschluss nur noch eine
Staubwolke sieht. Aber dem Satz: "Keine
Klassenleitung traut sich eine Klassenkonferenz
einzuberufen, weil sie in die Nichtpräsenzzeit der Kollegen
eingriffe" kann ich nur beipflichten - deswegen hat
es bei uns schon lautstarke Auseinandersetzungen gegeben und
einmal haben zwei Kollegen sogar wegen einer ungünstig
liegenden Klassenkonferenz über Wochen nicht mehr
miteinander geredet! Manche Leute... |
| Wenigstens | | von: klexel
erstellt: 17.02.2012 20:49:34 geändert: 17.02.2012 20:50:14 |
das Klassenkonferenzproblem gibt es bei uns nicht.
Da müssen Eltern anwesend sein, deswegen muss die Konferenz am späteren Nachmittag liegen. Sie wird vom Schulleiter angesetzt, der hat dann den schwarzen Peter und meckern kann jeder, so lange er will.
Und wenn er Pech hat, beginnt die Konferenz 1 Stunde, nachdem er nen langen Nachmittag Unterricht hatte. Is eben so.
Aber trotzdem finde ich es müßig, hier über diese Probleme zu diskutieren, weil es im Vergleich zur restlichen Bevölkerung keine sind. Das Beispiel mit dem Busfahrer finde ich sehr eindrucksvoll, und da wird es in vielen Berufsgruppen noch viel ärgere Beispiele geben. Die Arbeitsbedingngen werden überall immer schlechter und stressiger, aber keiner kann sich wehren, weil er sonst evtl. seinen Arbeitsplatz verliert. Und wir????? Was gehts uns gut!!
Deswegen fand ich dieses Forum schon von Beginn an ziemlich überflüssig.
Wie ich schon ganz zu Beginn schrieb: Wir jammern hier auf total hohem Niveau und machen uns lächerlich vor mitlesenden Eltern, die beruflich nichts mit Schule zu tun haben. |
| Jammern auf hohem Niveau | | von: bger
erstellt: 17.02.2012 23:09:22 |
Im Grunde genommen gebe ich dir ja Recht, klexel, uns geht
es vergleichsweise gut. Ich hatte das Forum damals in einer Situation initiiert, in der ich ziemlich angesäuert und
gestresst war. Some days are like that...
Übrigens hat sich etwas getan. Zwar gehen Implementationen
(um eine solche ging es damals) nach wie vor von 14 bis 17
Uhr, unsere Bezirksregierung bevorzugt offenbar diese
Zeiten. Aber mittlerweile werden die Schulleitungen per
Dienstmail angewiesen, dafür zu sorgen, dass wir eine
angemessene Mittagspause plus Fahrzeit bekommen. Seitdem hat
sich das Problem erledigt.
Und nebenbei: An den Klassenkonferenzen (bzw.
Teilkonferenzen), von denen die Rede war, ging es um
Ordnungsmaßnahmen. Daran nehmen auch in NRW Eltern teil.
Trotzdem dürfen wir mittags beginnen, nach der letzten
Unterrichtsstunde der teilnehmenden Kollegen. Das kann dann
13:30 sein, aber auch 15 Uhr, je nachdem. |
Beitrag (nur Mitglieder) |
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