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Forum: "Schüler machen was sie wollen"
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 | Unterricht |  | von: rolf_robischon

erstellt: 22.11.2012 22:08:58 |
"Ja aber" hab ich schon lange abgeschafft.
Weil Lehrerinnen und Lehrer eben nur Unterricht können, glauben sie nicht dass Kinder und Jugendliche in Wirklichkeit selber lernen, wenn man sie lässt.
ICH musste lernen, dass es so ist. Nicht die Kinder. Die können das.
Und sie können sich darauf einstellen, dass in anderen Schulstunden Unterricht ist und es Maßnahmen gibt, Drohungen, Appelle, Versprechungen usw...
Auch an der Schule für die ich zuständig war, gab es ein breiteres Sortiment an Unterrichtsformen. Eine strenge Lehrerin, eine stets fortgebildete mit den neuesten Unterrichtsformen, eine die so unterrichtet hat wie Kinder Schule spielen, ein abwechselnd strenger und freundlicher Lehrer...
Die Kinder kamen ohne weiteres damit zurecht. Und die Lehrerin die Schule spielte, schickte ausrastende Kinder einfach zu mir.
Diese Foren haben so viele Threads um Unterrichtsstörungen und Disziplinprobleme und schwierige Schüler.
Wahrscheinlich wird das so bleiben wegen dem "aber". |
 | Konkreter Fall |  | von: rolf_robischon

erstellt: 23.11.2012 16:11:36 geändert: 23.11.2012 16:25:03 |
9.Klässler sind wohl ca. 15 Jahre alt.
Natürlich wollen sie lernen, nur nicht unterrichtet werden.
Sie haben die Möglichkeit Englisch zu lernen, weil heutzutage Englischkenntnisse fast unentbehrlich sind.
Wenn es Dänisch wäre, wärs evtl. nicht einfach zu begründen, außer man lebt in Flensburg oder Umgebung.
Zum Lernen lassen brauch man jede Menge Lernmaterial und Lerngelegenheiten, keine "Aufgaben" und schon gar nicht Ermahnungen oder Appelle zum Maulhalten. Solche 15jährigen müssen reden, sonst platzen sie. Und nach dem Stimmwechsel wollen sie ihre Stimme hören und hören lassen.
Englisch könnten sie lernen von CDs oder DVDs mit englischen Texten, aus Zeitschriften oder Comic-Heften, oder z.B. einem englischen Krimi. Landkarten und Stadtpläne aus englischsprachigen Ländern sollten auch da sein. Und dazu als Arbeit für den Lernbegleiter, die Lernbegleiterin Texte an den Wandtafeln: Informationen, Witze, Wörterlisten, Redensarten, Redewendungen, Ortsnamen, Straßennamen usw...
Dass keine Noten gegeben werden müssen, ist toll. Dafür können einzelne Jugendliche ja nach Einzelgesprächen gesagt bekommen, dass sie schon ganz gut englisch können, dass ihr Englisch klingt wie aus Kanada oder Südafrika oder Indien und man kann ihnen z.B. vormachen wie sich der Unterschied zwischen Cockney und Posh English anhört. Mit Redensarten dazu.
Ergebnis eines Schuljahres kann sein, dass sich die Jugendlichen mit Engländern unterhalten können und evtl. auf Englisch interviewt werden können.
Das würde ich vorher immer wieder mal an die tafel schreiben, rechts oben immer an die gleiche Stelle.
Statt Einzelaufgaben aufzubrummen würde ich Einzelgespräche führen, so laut, dass andere das mithören, auf Deutsch und Englisch, evtl. mal eine andere Sprache einstreuen, die sich deutlich unterscheidet.
Doch, so müsste es gehen. |
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
erstellt: 23.11.2012 16:44:43 geändert: 23.11.2012 16:52:19 |
beccikm braucht keine Zensuren zu geben - da hat sie Glück.
Aber was passiert mit den anderen Klassen, die ein Lehrbuch haben, die sich an die Kerncurricula halten müssen, die Klassenarbeiten schreiben müssen, die gerne zielgerichtet bei der Nachhilfe üben wollen vor einer Arbeit?? Wie kommen wir an schriftliche und mündliche Noten, die auch sattelfest und überprüfbar sind? Was ist mit den FK-Beschlüssen, die doch ach so wichtig waren bei der Schulinspektion??
Wo soll man all diese Materialien an die Wände pinnen, wenn man nur Fachlehrer ist und die Wände schon besetzt sind?
Wo lagert man die Materialien, wenn die Klassen noch nicht einmal einen heilen Klassenschrank und nur schmale Fensterbänke haben und wir kein Lehrerraumprinzip haben???
Ich weiß manchmal noch nicht einmal, wo ich den CD-Spieler hinstellen soll. Extratische dafür haben leider auch keinen Platz.
Ich weiß, das sind viele ABERS, doch ich wüsste wirklich nicht, wie das bei uns in unseren lernunwilligen 9. und 10. Klassen stattfinden sollte, zumal gerade in den 10. Klassen auch noch der Druck des Trainings für die Abschlussarbeiten gegeben ist.
Ich kenne deine HP und deine früheren Foren, aber auf diese und ähnliche Fragen habe ich schon früher von dir nie eine konkrete Antwort bekommen. |
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erstellt: 23.11.2012 16:48:15 |
dangofi, hier hatte sich noch ein 2. Problem eingeschlichen und da ist zu unterscheiden, worauf sich die einzelnen Beiträge beziehen.
In einer Schule, wo es nach Wochen die Schulstrafe gibt, für die Fehlzeiten des Ausschlusses eine 6 gibt usw. kann ich nur schwer die pädagogische Arbeit sehen.
Bevor die erste Schulstrafe kommt, sollten aus meiner Sicht erst mal eine Palette von Erziehungsmaßnahmen erfolglos geblieben sein.
Ich sehe die pädagogische Arbeit als eine sehr wichtige Arbeit an, meist sollte sie während der Unterrichtszeit stattfinden. Wenn wir es schaffen, dass die Kinder lernen WOLLEN, werden die Ergebnisse der SuS besser sein, es wird zu weniger Auseinandersetzungen zwischen LuS kommen und alle sind zufriedener. Dazu ist aber pädagogische Arbeit notwendig. Weniger tragen da Erziehungs- und Ordnungsmaßnahmen bei, weil sie Widerstand und Konflikte produzieren. Dass man manchmal auch Grenzen setzen will und muss, ist eine andere Seite und ich möchte das auch nicht prinzipiell verurteilen. |
 | @klexel |  | von: rolf_robischon

erstellt: 23.11.2012 17:06:53 |
Die Jugendlichen sind nicht lernunwillig. Sie wollen nur nicht belehrt, unterrichtet, kontrolliert, bewertet und abgewertet werden und bestraft werden.
Wenn ich Hinweise gebe wie Lernen auch bei Jugendlichen denen Schule sowas von zum Hals raus hängt stattfinden könnte,höre ich immer und immer wieder: das dürfen wir nicht, das können wir nicht, dafür haben wir keinen Platz.
Wenn Jugendliche selbstständig und miteinander Englisch lernen dürfen und schon allerhand können, sind sie gerne dazu bereit, das auch zu beweisen. Z.B. in Kontrollarbeiten.
Wenn angeblich der Platz nicht reicht, würde ich einfach die Tische und Stühle anders anordnen. Die Jugendlichen können sowas bestimmt. Ohne übliche Sitzordnung ist tatsächlich mehr Platz. Bei mir lagen oft Landkarten ausgebreitet auf dem Boden. Tische kann man ja zur Seite räumen.
Wenn Jugendliche selbstständig lernen dürfen, fühlen sie sich ernst genommen und lernen was ihnen erreichbar ist.
Kannst Du Poster auf dem Flur aushängen? |
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
erstellt: 23.11.2012 17:23:05 geändert: 23.11.2012 17:29:29 |
Ich vermute, du hast eine kleine Weile nicht mehr in die Schulklassen geschaut.
Was viele von uns jetzt leider zunehmend erleben, sind die Ergebnisse zu frühen und zu umfangreichen Medienkonsums, die Prof. Spitzer trefflich mit dem Titel seines Buches "digitale Demenz" umschreibt.
Gerade komme ich von "Startklar" - einer gemeinsamen Initiative der Schulen und der beruflichen Bildungseinrichtungen. Dort sind unsere Achtklässler jeweils für 2 Wochen.
Was mir heute zwei der dortigen Ausbilder über Pünktlichkeit, Einsatzwillen - Fleiß also - Durchhaltevermögen und Verlässlichkeit erzählten, bestätigt exakt das, was ich persönlich tagtäglich erlebe und was Herr Prof. Spitzer mit vielen fundierten Belegen beschreibt.
Das, lieber Rolf, macht den Unterricht - egal wie durchgeführt - bzw. das Lernen scheinbar zu einem immer schwierigeren Unterfangen.
Und das kann nur wesentlich durch die Eltern beeinflusst werden, weil "die Saat" schon im frühen Kleinkindalter gelegt wird.
Oft tun die Eltern es leider nicht - und wir haben zusätzliche Probleme, überhaupt zur Konzentration der Schüler zu komman, weil die Zahl der "Hardcore-Störer", die als "Lernzeitdiebe" locker den anderen Schülern 1.200h in der SEK I stehlen und so den durchschnittlichen Lernerfolg drastisch mindern, in jeder Klasse sehr stark zunimmt.
Das wird von Jahr zu Jahr schlimmer, je jünger die Kinder sind - so meine Beobachtung -
Ich fürchte, diese Generation wird wegen des zunehmenden unkritischen Medienkonsums wohl leider dümmer werden als die ihrer Eltern - und das ist fatal für die Entwicklung unserer Gesellschaft -
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 Beitrag (nur Mitglieder) |
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