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Forum: "Neuer Lehrplan in Rheinland-Pfalz"
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| habe großes Bauchweh | | von: amann
erstellt: 21.09.2014 21:36:46 |
... bei der verbreiteten Methode "ich mache einfach so weiter wie bisher." nicht nur weil wir verpflichtet sind, uns an Lehrpläne zu halten, und darum gerüffelt werden können. Ich finde es unethisch und intellektuell unredlich, Pläne widerspruchslos stehen zu lassen, wenn ich sie schlecht und falsch finde. Natürlich muss ich das Beamtenrecht einhalten. Aber wir haben eine gute, offene Gesellschaft mit Wegen, über Sinn und Unsinn von Lehrplänen zu diskutieren. Diese Diskussion muss man auch führen, nicht einfach nur sich ducken und stillhalten.
Für die berufsorientierten Schulen sind meine Fragen:
- Wenn Formeln und Einheiten und Lerninhalte wie Magnetismus, Gase etc. völlig verschwinden, ist das eine gute Vorbereitung auf technische Berufe?
- Wie werden künftige Lehrbücher aussehen, die ja auf Basis von Lehrplänen zusammenkopiert werden?
- Sind im neuen Lehrplan die Themen drin, die eure Schüler brauchen und verstehen können? |
| ... | | von: depaelzerbu
erstellt: 26.09.2014 17:48:19 |
(Zur Info, das war eigentlich eine PN an Amann, weil ich das Thema nicht ins offtopic bringen wollte. Er meinte aber, der Beitrag passer gut hier rein, also da isser nun)
Ich habe bisher das Thema nur "nebenher" verfolgt, aber mal aus der Sichtweise von einem, der schon länger mit solchen LP umgehen muss:
Wir haben an der BS dieses Konzept mit den sehr schwammigen Lehrplänen, in denen wenige Inhalte stehen, schon länger, um genau zu sein, seit ich dabei bin. Bei uns ist's sogar noch etwas verschärft, weil die Fächer durch Lernfelder ersetzt wurden.
Inzwischen hat sich das als eher praktisch herausgestellt, und vielleicht kann ich damit ein bisschen helfen:
Du kannst die Inhalte zum großen Teil selbst auswählen. Sie müssen nur irgendwie zu den Kompetenzen passen, denn die stehen laut Ministerium und Lehrplankommission im Vordergrund.
Da man aber so ziemlich jeder Kompetenz ziemlich jeden Inhalt zuordnen kann, machen wir im Elektrohandwerksbereich inhaltlich das, was wir für die Schüler für wichtig halten. Wir orientieren uns dabei tatsächlich an den alten Stoffplänen (sprich "weiter wie bisher"), aber natürlich auch am Wissen der erfahreneren Kollegen und - was bei Euch wohl leider nicht geht - an den Abschlussprüfungen der Kammer, der technischen Entwicklung und dem Feedback der Betriebe.
Damit nun nicht wirklich jeder für sich macht, was ihm gerade einfällt, wird das innerhalb der E-Handwerkslehrer abgestimmt, den Lernfeldern zugeordnet und in Verteilungsplänen festgehalten. Jedes Jahr wird ein bisschen was angepasst, und man merkt immer mehr, dass so langsam aber sicher die Lernfelder ineinander übergreifen und alles wie "aus einem Guss" erscheint.
Was nun aber der wirklich große Vorteil der inhaltsarmen Lehrpläne ist: Es kann Dir niemand ans Bein pinkeln, wenn Du einen bestimmten Inhalt nicht behandelt hast, solange Du im Zweifelsfall nachweisen kannst, dass Du damit eine der Kompetenzen gefördert hast, denn die sind ja laut Ministerium, Lehrplankomissionen und all den anderen schlauen Leuten da oben das, worum es wirklich gehen sollte. Wie oben geschrieben (und letztens in einem Forenthema von mir mal demonstriert), kann man das praktischerweise bei so gut wie jedem Thema.
Diesen Vorteil hatten die Lehrplanmacher zwar sicher nicht im Kopf, er erleichtert aber das Lehrerdasein immens, indem er den Rechtfertigungsdruck von einem nimmt, und man wenn's mal zeitlich eng wird auch mal ein Thema weglassen kann, das früher vielleicht verpflichtend vorgeschrieben war.
Kurzversion: Mach inhaltlich das, was DU für richtig und wichtig hältst (bzw. die Fachkonferenz, der Fachbereich, oder wie immer Ihr auch organisiert seid). Ordne diese Inhalte den Kompetenzen zu, die damit gefördert werden. Und gut is
Hilft das ein wenig?
Gruß,
DpB |
| Lehrbuch von Cornelsen | | von: amann
erstellt: 13.12.2014 09:09:11 geändert: 13.12.2014 09:11:38 |
Der neue "Fokus Physik" von Cornelsen ist nun "passgenau" zum Lehrplan erschienen. im Anschreiben heißt es "... und beitet eine verlässliche Grundlage - unabhängig vom Gymnasialgang". Das ist bemerkenswert ehrlich und trifft den Kern der Sache genau: das Buch ist noch stärker als der bisherige Fokus sehr anschaulich - aber in seinen Inhalten und dem Anspruchsniveau aus meiner Sicht sehr reduziert. Liebe RS+- und IGS-Kollegen, mich würde interessieren, ob es für euren Unterricht gut geeignet ist. Für's Gymnasium scheint es mir nicht zu taugen.
Hier wurde genau das umgesetzt, was im Lehrplan steht, und die Befürchtung hat sich hier bewahrheitet, dass all die nur angedeuteten und "zusätzlich möglichen" Inhalte des Lehrplans in Schulbüchern nicht mehr vorkommen werden:
- Es gibt fast keine Formeln und Rechenaufgaben (das freut die Schüler, aber weder den Meister in der späteren Ausbildung noch den künftigen Lehrer in der Oberstufe),
- Linsen werden auf 3 Seiten oberflächlich behandelt
- Druck und Auftrieb gibt es nicht
- Magnetismus wird in der alleroberflächlichsten Weise angedeutet, ohne dass z.B. die Materie-Eigenschaften von Ferromagneten erarbeitet werden.
@Pälzerbu: hier siehst du, auf welche Schwierigkeiten es trifft, wenn Lehrplan und tatsächlicher Unterricht auseinander treiben: ich müsste im Grunde alte, vom Markt verschwundene Physikbücher anschaffen lassen, um vernünftiges Arbeitsmaterial zu haben.
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