... jetzt nicht den gesamten Thread gelesen, habe aber eine zeitgemäße (also nicht sprachwissenschaftlich griffige) Erklärung für das Phänomen gefunden:
Da wir in einem Wandel der Beziehungen unter- und miteinander sind, werden die eigentlich sprachlich richtigen Imperative als zu autoritär angesehen. Gerade bei Arbeitsaufträgen geht man deshalb ja auch weg von der Befehlsform hin zu den Operatoren ("Zeichne", "Vergleiche", Definiere"...). Das sind zwar teilweise die richtigen Imperative, teils aber auch "entschärfte" Formen.
Andernorts gibt es keine Lehrerinnen und Lehrer mehr, sondern nur noch Lehrende...
Teilweise sind das ja auch die Formen, die (teilweise überspitzt) als Höflichkeitsimperative verkauft werden:"Lese er mir vor!" Er sollte es besser tun... Zuwiderhandlung wäre Arbeitsverweigerung!
Es ist wie mit Ich-Botschaften und Feedback-Kultur... Die einen werden es so machen, wie man es auf Fortbildungen heutzutage neu lernt, die anderen machen es nicht. Und so kann es durchaus auch sein, dass sich an Seminaren diese Form durchsetzt und Referendare aller Schulformen das so machen.