Auf Ihre Kosten geistreich sein zu wollen, war das letzte, was beabsichtigt war.
Der Punkt, den ich meinte, ist dieser: wir alle sind von Schules wegen so an diese verdammte Beurteilung gewöhnt ("Ich steh 2+"), daß wir diese Prozesse nicht mehr hinterfragen können, weder Lehrer noch Schüler. Zur Debatte steht die fortgesetzte Indoktrination hin zur Leistung, geistige Implantate, Introjekte, die so mächtig sind, daß sie nicht mehr zu hinterfragen sind. Schon deswegen, weil sie so früh einsetzen und so lange andauern. In Gang gesetzt ab Kindergarten ("Das hast Du aber schön gemacht!"), weiter in der Schule, fraglos übernommen und gefördert vom Elternhaus, sind diese Beurteilungen DER Faktor, der unseren Selbstwert als Person bestimmt. Nur die Stärksten oder Verzweifeltsten scheren aus (... und erleiden gesellschaftlich meist Schiffbruch).
Permanente Beurteilungen von Schülern, bei denen der beurteilende Lehrer meist kein Korrektiv von außen zu fürchten hat, dienen dem Prozeß der Entmündigung. Die Erfahrung, die der Schüler macht, ist die des hilflosen Ausgeliefertseins. "Sich-nach-der-Decke-strecken" heißt in dem Zusammenhang: Zähne zusammen, Arsch hoch und tun, was der Lehrer sagt. Egal, ob die Inhalte stimmen oder nicht.
Wir fördern den perfekten Untertan mit der Beurteilungspolitik, die hier zur Debatte steht. Denn sie bedeutet Wehrlosigkeit angesichts des totalitären Machtanspruches der Schule. Der hehre Anspruch der AschO, "Waffengleichheit" müsse hergestellt werden zwischen Schüler und Lehrer, wird nirgendwo erfüllt. Böse ist, daß Beurteilung der Leistung implizite vom Betroffenenen wahrgenommen wird als Beurteilung der Person ("Wie bist Du denn auf der Schule?"). Darum geht's hier. Und der erbärmliche Dialog über Punktevergabe, der in diesem Forum zu lesen ist, hilft, diesen Status Quo zu illustrieren, für jeden, der bereit ist, die Schrift an der Wand zu lesen.
jp