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Forum: "Mikrobiologie in der Schule"
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| Geologie (2): Cyanobakterien, Stromatoliten, Evolution | | von: michaelu
erstellt: 20.07.2005 10:23:37 geändert: 05.08.2005 15:54:39 |
Hallo hovi,
reicht Dir das erst mal als Antwort auf Deine Frage? Es geht im folgenden Link um Cyanobakterien, die vor ca. 3 Milliarden Jahren in Australien Stromatoliten gebildet haben, und die fossilen Spuren dieser Winzlinge. Auch an proterozoischen Öllagerstätten scheinen sie beteiligt gewesen zu sein. Na, und dass sie für den größten Umschwung in der Evolution des Lebens unserer Erde verantwortlich sind, kannst Du da auch nochmal sehen:
http://www.ucmp.berkeley.edu/bacteria/cyanofr.html
Wenn Deine Fragen immer noch beantwortet sind, melde Dich.
Gruß, michaelu
----------------- Du schriebst ----------------
Die "Liebe Geologie"
von: hovi erstellt: 19.07.2005 17:14:56
Letztlich sind dann die Bakterien als fossile Biomarker mit den Leitfossilien vergleichbar. Oder?
Wenn ich mich recht erinnere, werden z.B. Stromatolithe schon lange als Korrelationsfaktor frühpräkambrischer Schichten herangezogen.
Aber da bieten Bakterien - durch die starke Verbreitung in den unterschiedlichsten Lebensräumen und durch die hohe Anzahl der Individuen - ein viel breiteres Spektrum.
Allerdings bin ich mir bei der zeitlichen Einordnung nicht sicher , ob Bakterien tatsächlich den Status von Leitfossilien erreichen? Das heißt, waren sie kurzzeitig in bestimmter Regionen - heutigen Gesteinsschichten -vorherrschend und dann wieder verschwunden oder eher gleichbleibend stark vorkommend? |
| Architekten der Erdatmosphäre: Cyanobakterien... | | von: michaelu
erstellt: 20.07.2005 10:40:02 geändert: 05.08.2005 15:55:25 |
...direkt aus dem Museum für Paläontologie der Universität von Berkely, USA:
http://www.ucmp.berkeley.edu/bacteria/cyanointro.html
Hier gibt es eine gute Zusammenfassung, wie die Cyanobakterien Evolution und Umwelt auf der Erde geformt haben, und dass sie für den Ursprung der Pflanzen verantwortlich sind.
Und wer die viele Bakterierei nicht mehr ausstehen kann , der kann sich im Pälaontologiemuseum auch über Mammuts (eine tolle Abbildung eines vollständigen Skeletts, z.B.), Foraminiferen (wunderschöne Bilder), "Evolution verstehen", extra für Lehrer :
http://evolution.berkeley.edu/
und und und...
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| Re. Wüsste gerne mehr | | von: michaelu
erstellt: 20.07.2005 12:52:00 geändert: 20.07.2005 12:52:37 |
pari, Du fragst
"weil mich die Leuchtbakterien Noctiluca sehr interessieren, die Angaben aber irgendwie nicht so umfangreich waren, wüsste gerne mehr!!!"
Ich verstehe die Frage nicht. Noctiluca ist ein Dinoflagellat. Die Anreicherung mit dem Hering war für Leuchtbakterien (funktioniert; hab ich selbst mal gemacht). Welche Angaben fehlen denn? Was möchtest Du denn gerne mehr wissen?
Wenn Du Deine Frage genau formulierst, werde ich sie vielleicht beantworten (wenn ich kann) - ehe ich mich vorübergehend zur Ruhe setze.
Gruss, michaelu
------------- Du schriebst -----------------
Wüsste gerne mehr
von: pari erstellt: 20.07.2005 10:39:25
Hi, michaelu,
toll, dass du heute schon wieder so fit bist. Nachdem ich gestern Abend unsere ganze Korrespondenz noch mal gelesen habe - puh! - habe ich mir den "Mikrobiolog. Garten" näher angesehen, weil mich die Leuchtbakterien Noctiluca sehr interessieren, die Angaben aber irgendwie nicht so umfangreich waren, wüsste gerne mehr!!! Ich lese gerade über Stammzellen-Forschung und ein Fluoreszensgen, das aus Quallen isoliert wurde, in gesunde Versuchs-Schweinekörper eingeschleust wurde und deren Aktivität dann durch diese Luminiszens sozusagen bei der Arbeit verfolgt werden kann. Hat zwar nicht viel mit Mikrobiologie zu tun, ist aber trotzdem total spannend. LG pari |
| Flach und quadratisch wie eine Briefmarke: wie in Alicante in Spanien so auf dem Jupitermond Ganymed? | | von: michaelu
erstellt: 29.07.2005 18:09:57 geändert: 05.08.2005 15:56:26 |
Sie sind flach (weniger als 0,2 Mikrometer dick), quadratisch (2 bis 5 Mikrometer Kantenlänge), und fühlen sich am wohlsten in konzentrierter Salzlake (z.B. je 190 g/Liter NaCl und MgCl 2; das sind 3,3 M NaCl und mehr als 2 M MgCl 2). Sie regeln ihren Auftrieb mit Gasvesikeln (so eine Art Minischwimmblasen), und können Licht nutzen, um ohne Sauerstoff Energie zum Leben zu gewinnen. Dabei hilft ihnen ein Farbstoff, der im menschlichen Auge als Sehpurpur (Rhodopsin) eine entscheidende Rolle spielt (genauer: sie haben kein Bacteriochlorophyll, sie machen mit Licht und Rhodopsinhilfe nur ATP, kein NAD(P)H). Und da sie soviel MgCl 2 vertragen, sieht man in ihnen Modelle wie das extraterrestrische Leben auf den Jupitermonden Europa und Ganymed aussehen könnte; dort gibt's auch Salzlaken mit viel Magnesiumchlorid.
Von wem ist die Rede? Von Haloquadratum walsbyi. Das ist ein Archaeon (die Bezeichnung Archaebakterien für die Archaeen ist veraltet; Archaeen sind wie Bakterien Prokaryonten, haben also keinen von einer eigenen Membran umschlossenen Zellkern). Gefunden wurde H. walsbyi schon 1980, von A. E. Walsby, und zwar in Salzpfützen auf der Sinai Halbinsel. Dort hatten Beduinen in einer Salzmarsch flache Gruben gegraben, in denen Salz auskristallisierte. Man findet sie auch in anderen Salzlaken, z.B. in einer Saline in Brac del Port, Alicante, Spanien, oder in einem Kristallisiertümpel bei Geelong in Victoria, Australien.
Meist kommt H. walsbyi quadratisch vor, manchmal auch rechteckig, aber immer flach. Wie schaffen sie das? Denn meist haben die Zellen der gängigen Bakterien- und Archaeenarten einen sehr hohen Innendruck (Turgor), so etwa wie der gut aufgepumpte Reifen eines Rennrades. Deshalb sind sie auch nicht flach , und haben eine feste Zellwand, damit sie nicht platzen, denn das wässrige Medium, in dem sie schwimmen, hat einen viel niedrigeren osmotischen Druck als das Zellinnere. H. walsbyi jedoch braucht diesen Schutz nicht, denn Salzlaken haben in etwa denselben osmotischen Druck wie das Bakterieninnere.
Hier gibt's Bilder zu sehen:
http://uninews.unimelb.edu.au/articleid_1830.html
http://uninews.unimelb.edu.au/articleid_1855.html
http://test.microbiol.unimelb.edu.au/staff/mds//research/halo_diversity/SHOW_Kessel_L.gif
Wenn sie so an der Oberfläche so nebeneinander dicht gedrängt liegen, verleihen sie durch ihren Farbstoff Rhodopsin den Salzlaken eine rote Farbe.
Literatur
Bolhuis, H., E. M. Poele, and F. Rodriguez-Valera. 2004. Isolation and cultivation of Walsby's square archaeon. Environ Microbiol 6:1287-91.
Walsby, A. E. 2005. Archaea with square cells. Trends Microbiol 13:193-5. |
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