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Forum: "Die Pisa-Studie. Meinungen und Kritik."
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| ach rolf | | von: kfmaas
erstellt: 06.11.2005 09:28:05 geändert: 06.11.2005 09:30:04 |
zum letzten:
Probleme selbst finden ?
nein, lösungen oder wege selber und miteinander finden und gehen
Wieso sollen sie Losungen finden, wenn sie keine Probleme haben?
Wenn der Lernbegleiter keine Probleme mehr anbietet, wo suchen die in der Schule aufbewahrten Kinder dann nach den notwendigen Lösungen?
Definitiv kommt das Problem vor der Lösung (außer in der Wirtschaft, wo Bedürfnisse erst geschaffen werden um sie gewinnbringend zu befriedigen)
Und welche Kinder sind so genial und kreativ, dass sie die Probleme von mehreren tausend Jahren Zivilisation finden können? Das Wasser kommt schließlich aus dem Hahn und der Strom aus der Steckdose
Zum Lernen gehören Lernbedingungen:
- erstens Ruhe und Konzentration
- zweitens Übung und Wiederholung, damit das Lernen auch biologisch hängen bleibt.
Was nützt es mir, wenn ich einmal ein Problem gelöst, diese Lösung dann wieder vergessen habe? Gerade die Nachhaltigkeit fehlt!!
Schließlich kommt es,wie es laut sopaed kommt, aber meiner Meinung nach nicht kommen muss:
1/3 sind sowieso drop-outs und die anderen wurden von den Eltern oder den Nachhilfelehrern beschult, teilweise länger als in der Schule selbst, auf jeden Fall mit Stillsitzen und äußerster Konzentration, rumlaufen und schwätzen können sie ja dann am nächsten Tag wieder in der Schule Daher auch die Unterschiede nach Vorbildung und Einkommen der Eltern.
LG kfmaas
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| @kfmaas | | von: rhauda
erstellt: 06.11.2005 10:34:53 geändert: 06.11.2005 10:39:07 |
Ich stimme dir zu. Es sind doch nicht die guten Schüler/innen, die die Probleme haben mit der Konzentration.
Es geht mir aber auch um mehr. Es gibt gewisse mittleuropäische Umgangsformen und zwischenmenschliche Grundregeln. Dazu gehört auch, dass ich nicht zu jeder Zeit lautstark Bedürfnisbefriedigung auf Kosten anderer betreibe.
Es gehört dazu, dass ich Verantwortung nicht nur für mein eigenes Lernen, sondern auch für das Lernen der Gruppe übernehme.
Der Knackpunkt ist die Bewusstmachung dieser Verhaltensweisen und der Konsequenzen daraus für die Einzelnen und für die Gruppe.
Ein Beispiel:
Zur Zeit habe ich mal wieder einen "Blauhelmeinsatz" in einer 9. Klasse Realschule. Die Klasse ist von ihrem Verhalten und von ihrer Einstellung zum Lernen her in allen Fächern völlig verwahrlost.
Etwa ein Drittel dier Schüler/innen ist sehr daran interesiert, etwas zu lernen, der Rest sabotiert das aber ständig. Wenn man bedenkt, dass das nächste Zeugnis schon ein Bewerbungszeugnis ist, sind die Konsequenzen für die Zukunft der Kinder dramatisch.
Ich bin dazu übergegangen, sehr viel in Gruppenarbeit erarbeiten zu lassen und die Gruppen auf mehrere Räume zu verteilen. Dabei stelle ich die Gruppen so zusammen, dass Lernwillige zusammenarbeiten und die größten Störer und die Unwilligen zusammen sind.
Man könnte sagen, dass ich sie so richtig auflaufen lasse. Natürlich waren die Gruppenergebnisse der Unwilligen gleich Null.
Em Ende jeder Gruppenarbeitsphase ist Präsentation der geleisteten Arbeit Pflicht, ebenso wie ein Bericht über die Arbeitsweise der Gruppe. Hat die Gruppe das erreicht, was sie wollte, das erreicht, was gefordert war? Wenn nein, warum war das so? Was kann man beim nächsten Mal besser machen?
Jetzt nach einigen Wochen sind die Unwilligen so genervt von ihrer eigenen Untätigkeit, von dem Mangel an Ergebnissen, dass sie langsam beginnen zu arbeiten. Kleine Fortschritte, aber immerhin.
Meine Frage ist nun: warum muss ich solche Aktionen in Klasse 9 starten? Warum fehlt so vielen unsere Schüler das, was man in Englisch "pride in your own work" nennt? Warum schaffen wir es nicht, viel früher dieses Verantwortungsbewusstsein für das eigene Lernen und das Lernen der anderen in den Schülern zu wecken?
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| nochmal, lieber kfmaas | | von: rolf_robischon
erstellt: 06.11.2005 11:59:10 |
lernen ist nicht, probleme zu finden.
die sind da, überall, ringsumher.
lernbegleiter können durchaus darauf hinweisen.
lernen ist, für den umgang mit problemen lösungen, wege, umwege, auswege, abkürzungen zu finden.
nicht, sich vom lehrer den vom lehrer gewünschten weg zeigen zu lassen zum nachmachen.
lernbedingungen stell ich mir etwas anders vor: platz, partner, informationen, arbeitsmaterial..
stillsitzen und zuhören sind doch nur "unterrichtsbedingungen". |
| @rhauda | | von: poni
erstellt: 06.11.2005 12:01:29 geändert: 06.11.2005 12:03:14 |
hättest du Kinder aus Rolfs Klasse übernehmen können, wäre das gar kein Problem.
Ich hab mal in einer 7. Klasse, immerhin Gymnasium(!) damit angefangen und es dauerte zwei Jahre, bis sie wirklich eigenverantwortlich gearbeitet haben, fast alle!! Am Ende haben sie sogar ihre Prüfungen selber gemacht, ich war nur noch Zuhörer und Zensurenbestätiger, nachdem sie auf der Klassenhomepage alle Referate und Arbeiten reingestellt hatten, die ich dann noch mal Korrektur lesen DURFTE(!!), damit sich nicht eventuell doch noch Fehler eingeschlichen hatten.
Auf diese Truppe war ich sehr stolz und es gab keinerlei Beschwerden von der Elternschaft, weil denen es nämlich auch klar war, dass Lernen so besser und nachhaltiger funktioniert.
Aber in unserem normalen Schulsystem ist das sehr schwer durchzusetzen und durchzuhalten und das ärgert mich an der Pisa-Erkenntnis-Gewinnung:
Es hat niemand da oben verstanden, das eben die Systeme mit gemeinsamem Lernen und mehr Eigenverantwortlichkeit lernfreundlicher und nachhaltiger sind, die rigorosen Pauksysteme bringen natürlich auch gute Ergebnisse, aber zu welchem Preis? |
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